Hall George

Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch


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mehrstimmige Choralvertonungen im homophonen Satz mit der Melodie in der Oberstimme, in der Orgelmusik choralgebundene Werke wie die Choralvariation oder das Choralvorspiel. Wichtiger Vertreter dieses Genres war Dieterich Buxtehude, der ab 1668 an St. Marien in Lübeck tätig war und weithin für sein virtuoses Spiel auf der Orgel bekannt war. Johann Sebastian Bach nahm als Zwanzigjähriger einen Fußmarsch von knapp 400 Kilometern auf sich, um sein Vorbild in Lübeck zu hören und von ihm zu lernen.

       Hoch- und Spätbarock

      Ab etwa 1700 spricht man von »Hochbarock«. Was als kleine Begleitgruppe für die Opernsänger angefangen hatte, wandelte sich zu einem Orchester mit Streichern, Holz- und Blechbläsern. Gespielt wurde eine neue Form der Musik, das »Concerto grosso«, das Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi populär machten. Das Continuo, welches noch immer als harmonisches Rückgrat des Orchesters fungierte, etablierte sich zudem als unabhängiges Kammerensemble und spielte sogenannte Triosonaten. Elemente der Oper flossen in neue Gattungen wie Kantate und Oratorium.

      Der Spätbarock wurde von drei 1685 in Deutschland geborenen Komponisten beherrscht. Der erste, Georg Philipp Telemann, steht oft im Schatten seiner Zeitgenossen, war jedoch bei Weitem der produktivste von allen. Der zweite war Georg Friedrich Händel, ein Populist, der sich in England mit seinen Opern, Oratorien und Orchesterwerken einen Namen machte. Der dritte, der oft als der größte der drei angesehen wird, war Johann Sebastian Bach. Sowohl an Höfen als auch für die Kirche tätig, repräsentiert Bachs weltliche und sakrale Musik den Höhepunkt der Barockzeit – perfekt in der Handhabung barocker Kompositionstechnik und zugleich zukunftsweisend. image

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      EINE DER GROSSARTIGSTEN UND KOSTSPIELIGSTEN ZERSTREUUNGEN

      EURIDICE (1600), JACOPO PERI

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Frühe Oper

      FRÜHER

      Um 700 v. Chr. Musik wird in antike griechische Dramen eingebettet. Orpheus gilt als mythologischer »Vater der Musik«.

      1598 Die erste Oper, La Dafne, von J. Peri und Jacopo Corsi zu einem Libretto von Ottavio Rinuccini, wird am Palazzo Corsini in Florenz aufgeführt.

      SPÄTER

      1607 Monteverdis erste Oper, L’Orfeo, wird in Mantua aufgeführt.

      1637 Das erste öffentliche Opernhaus, das Teatro San Cassiano in Venedig, eröffnet mit Francesco Manellis L’Andromeda (heute verloren).

      1640 Monteverdi komponiert Il ritorno d’Ulisse in patria, seine erste Oper für ein öffentliches Theater in Venedig.

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      Orpheus’ und Eurydikes Aufstieg aus der Unterwelt in Edward Poynters Gemälde von 1862. Die griechische Sage war als Thema für Opern besonders geeignet, da Orpheus Musiker war.

      Alle Voraussetzungen für die Geburt der Oper waren um 1590 in Florenz gegeben. Man gab dort für wichtige Feiern, wie Hochzeiten und Taufen, groß angelegte Theateraufführungen mit musikalischen Zwischenspielen, sogenannten Intermedien, in Auftrag. Diese zwischen den Akten aufgeführten Stücke in Form von Liedern (oder »Arien«), Tänzen und Chören wurden wiederum von gesprochenen Dialogen unterbrochen. Es war jedoch die Einführung des Rezitativs (recitar cantando), des Sprechgesangs, der die Oper zusammen mit der Arie ausmachte.

      Intellektuelle Kreise in Florenz, allen voran die Florentiner Camerata, deren Mitglieder sich im Haus des Mäzens, Dramatikers und Komponisten Giovanni de’ Bardi trafen, diskutierten in ihren humanistischen Debatten das griechische Drama und kamen zu dem Schluss, dass es durchgehend gesungen worden war. Peri schrieb La Dafne (1598) zusammen mit dem Komponisten Jacopo Corsi und dem Dichter Ottavio Rinuccini als Versuch, diese Praxis wiederzubeleben.

       Elemente der Oper

      Während von La Dafne nur noch Fragmente existieren, ist Peris zweites Werk Euridice vollständig überliefert. Das Libretto erzählt die griechische Sage von Orpheus, der in die Unterwelt hinabsteigt, um seine Frau Eurydike zurückzuholen, die an einem Schlangenbiss gestorben war. Euridice folgt der Intermedio-Konvention von Liedern, die sich mit Chor- und Instrumentalpassagen abwechseln, die jedoch durch das Rezitativ, dem neuen Sprechgesang, verbunden sind. Im Vorwort zu seinem Werk beschreibt Peri seine Intention, »Sprache mit Gesang zu imitieren«, was zum Fundament des neuen Genres wird. Er nennt auch einige der Instrumente, die für die Uraufführung genutzt wurden, wie Cembalo, Chitarrone (Basslaute), Violine, Lyra und Laute. Die Aufführung beinhaltete Abschnitte, die von Peris Rivalen am Hof, Giulio Caccini, komponiert wurden. Caccini schrieb sogar seine eigene musikalische Fassung des Librettos und ließ sie noch vor der von Peri drucken. Die Veröffentlichung dieser Fassungen sicherte das Überleben der Oper.

      »Ein exotischer und irrationaler Zeitvertreib, der immer bekämpft wurde und immer überdauert hat.«

       Definition der Oper aus Dr. Johnson’s Dictionary (1755)

      »Seine mit größter Kunstfertigkeit komponierten Lieder … bewegten jedes steinerne Herz und rührten es zu Tränen.«

       Severo Bonini

       In Peris Fußstapfen

      Die neue Gattung, realisiert in Euridice, wurde in Florenz und andernorts nachgeahmt. Claudio Monteverdi, Komponist am Hof des Herzogs von Mantua, schuf 1607 L’Orfeo, das als erstes Meisterwerk der Oper gilt. Er schrieb später drei weitere Werke für die venezianischen Opernhäuser, die den neuen Stil repräsentieren: Il ritorno d’Ulisse in patria, L’incoronazione di Poppea und eines, das verloren ging. Bald schufen Monteverdis Anhänger, wie Francesco Cavalli und Antonio Cesti, in Italien und im Ausland Opern mit Rezitativ und Arien als strukturellen Grundbausteinen. image

       Jacopo Peri

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      Jacopo Peri wurde 1561 in eine florentiner Adelsfamilie geboren. Als Jugendlicher spielte er Orgel und sang in verschiedenen Kirchen und Klöstern der Stadt, bevor er eine lebenslange Verbindung mit dem Medici-Hof einging, wo er als Sänger, Musiker und Komponist tätig war. 1598 schrieb er La Dafne und zwei Jahre später Euridice für die Hochzeitsfeier von Maria de’ Medici und Heinrich IV. von Frankreich. Peri komponierte auch für den musikalisch sehr bedeutenden Hof von Mantua.

      Peri arbeitete oft mit anderen Komponisten zusammen, wie den Brüdern Giovanni Battista da Gagliano and Marco da Gagliano. Obwohl nur wenige dieser Werke als Beweis für Peris Talent überlebt haben, bereiteten sie doch den Weg, dem spätere Opernkomponisten folgten. Peri starb 1633 in Florenz. Sein Grabstein in der florentinischen Kirche Santa Maria Novella bezeichnet ihn als Erfinder der Oper.

       Weitere Hauptwerke

      1598 La Dafne

      1609 Le varie musiche