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Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter


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plötzlichen Herztod.

      • Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, zeigen häufig einen ungesunden Lebensstil (unausgewogene Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel), der das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht.

      • Selbstmorde und Unfälle kommen häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung.

      67,3 % der Todesfälle bei Menschen mit psychischer Erkrankung lassen sich auf natürliche Ursachen zurückführen, 17,5 % auf unnatürliche Ursachen wie beispielsweise Selbstmord, 15,2 % der Todesfälle sind auf andere Ursachen zurückzuführen oder bleiben ungeklärt. Die Mortalität von psychisch kranken Menschen ist höher als in der Gesamtbevölkerung. Das Sterberisiko ist bei Patienten mit einer Schizophrenie am höchsten (Walker et al. 2015).

      Schizophrenie hat im Vergleich zu anderen Erkrankungen eine niedrige Prävalenz, trotzdem wird sie in The Global Burden of Disease der WHO (2004) bei den ersten 20 führenden Erkrankungen, die zu schweren Beeinträchtigungen führen, genannt. In einer Gewichtung des jeweiligen Schweregrads von Erkrankungen wurden jene Krankheiten, die keinen Verlust an Gesundheit bewirken, mit 0 gewichtet. Schwere Erkrankungen, wie metastasierende Karzinome, erhielten eine Gewichtung von 0,48, Schizophrenie von 0,76. Die Erkrankungen mit den höchsten angenommenen Beeinträchtigungen wurden der Gruppe VII zugeordnet, die Gewichtung lag bei 0,70 bis 1,00. Zu dieser Gruppe gehören akute Psychosen, schwere Depressionen, schwere Migräne, Tetraplegie und Krebserkrankungen im Finalstadium.

      Barak et al. (2007) stellen fest, dass Selbstmordversuche häufiger bei Patienten mit einer Schizophrenie als in der Gesamtbevölkerung auftreten. Sie gehen davon aus, dass 20 % bis 50 % der Patienten im Laufe ihres Lebens versuchen, sich das Leben zu nehmen. Selbstmordversuche sind 5 bis 10 Mal häufiger als vollendete Suizide. Suizidversuche sind ein gewichtiger Prädiktor für den vollendeten Suizid, sie stehen in einem Verhältnis von 200:1 für junge Erwachsene und von 4:1 bei 65-Jährigen und Älteren.

      Vier Variablen treten in dieser durch Suizidversuche gefährdeten Personengruppe signifikant häufiger auf als in der Kontrollgruppe: Es handelt sich um jüngere und weibliche Patienten, die eine höhere Prävalenz körperlicher Erkrankungen und ebenso einen höheren Alkohol- bzw. Drogenkonsum zeigen. Folgende Erkrankungen führen u. a. zu einer erhöhten Komorbidität: Herz-Kreislauferkrankungen (32 %), Diabetes mellitus (25 %).

      Die höchste Suizidrate findet sich bei jüngeren Patienten mit Schizophrenie in den ersten Jahren nach ärztlichem Kontakt und Diagnosestellung. Das Risiko des vollendeten Suizids wird von Laursen et al. (2014) über alle Altersgruppen bei Frauen mit 4,91 %, bei Männern mit 6,55 % angegeben.

      Risikofaktoren für Selbstmord sind an erster Stelle eine schlechte Compliance bezüglich der medikamentösen Behandlung der Schizophrenie, Drogenmissbrauch und eine die Psychose begleitende depressive Symptomatik. Hinzu kommen folgende Merkmale: Jüngere Altersgruppe, männliches Geschlecht, unverheiratet, allein lebend, arbeitslos, früher Beginn der Erkrankung, hohe Intelligenz, gute Ausbildung, hohe persönliche Erwartungen, von denen der Betroffenen weiß, dass sie nicht erfüllt werden können, bewusste Wahrnehmung der eigenen Symptomatik wie beispielsweise Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Anhedonie, Probleme im Sozialverhalten, emotionale Verflachung (Siris 2001). Protektive Faktoren können die klinischen und die biosozialen Risiken mildern, dazu gehören eine gute Compliance und regelmäßige Überwachung einer adäquaten Therapie, Leben in der Familie und gute Einbindung in ein soziales Netzwerk, Sicherheit, gute Möglichkeiten der freien Entfaltung.

      Risikofaktoren für das Entstehen einer schizophrenen Erkrankung und ihre Symptomatik verändern sich jenseits des 40. Lebensjahres. Die beiden wichtigsten Risikofaktoren in den jüngeren Altersgruppen, die familiäre Disposition sowie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, die die Ursache einer Entwicklungsstörung des Gehirns bilden können, spielen in den höheren Altersgruppen eine untergeordnete Rolle, dafür sind folgende Faktoren in den höheren Altersgruppen von zentraler Bedeutung für einen späten Ausbruch der Erkrankung: Schwerhörigkeit und Sehschwäche, kognitive Beeinträchtigung, Einsamkeit, soziale Isolierung und das weibliche Geschlecht (Häfner 2005, S. 327 f.). Auch die Symptomatik verändert sich mit zunehmendem Alter der Patienten. Das Risiko für das Auftreten eines paranoiden oder eines systematischen Wahns nimmt zu; Denk- oder Ichstörungen als Zeichen einer mentalen Desorganisation treten hingegen bei Erkrankung im hohen Alter nur sehr selten auf.

      Im Verlauf zeigt sich, dass sich positive sowie negative Symptome über die Zeit nur wenig verändern, mit Ausnahme der affektiven Verflachung, der Verlangsamung und einer Neigung zur Selbstvernachlässigung. Ob die deutliche Zunahme dieser negativen Symptome auf die Entwicklung der Erkrankung zurückzuführen ist oder ob sich die Symptomatik sekundär im Rahmen einer ungünstigen Umweltsituation mit wenigen Anregungen bis hin zur sozialen und kognitiven Deprivation ausbildet, ist nicht geklärt (Häfner 2005, S. 153).

      Nach Aussagen der Mitarbeiter entspricht der Verlauf der Alternsprozesse bei chronisch psychisch kranken Menschen jenem in der Gesamtbevölkerung. Eine große interindividuelle Variabilität zeigt sich jedoch in den Reaktionen auf den wahrgenommenen Alternsprozess. Die Schädigung des Gehirns und deren Folgen bleiben bei geistig behinderten Menschen im Lebenslauf weitgehend unverändert. Die Einschränkungen bleiben daher weitgehend konstant und sind eher kalkulierbar und schränken die Entwicklung vorhandener unversehrter Bereiche nicht ein; ihre Integration in den Lebenslauf findet sich daher häufiger. Die Integration einer Erkrankung mit wechselnden psychischen und körperlichen Symptomen, einem nicht kalkulierbaren Auf und Ab der Befindlichkeit und dem häufig nicht vorhersehbaren Verlauf der Erkrankung ist für chronisch psychisch kranke Menschen sehr schwierig. Kommen zusätzliche Belastungen hinzu, ist es noch schwieriger für den Patienten, das ohnehin labile Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.

      Oft hatten ältere psychisch kranke Patienten einen eher unauffälligen Lebensabschnitt hinter sich, ehe die Erkrankung zum Ausbruch kam. Sie waren verheiratet, hatten Kinder, standen in der Ausbildung oder im Berufsleben. Durch das Fortschreiten der Erkrankung wurde es immer schwieriger, die täglichen Anforderungen zu überschauen, zu verstehen und zu erfüllen. Eine Integration in die Gesellschaft durch Befolgen der üblichen Rituale, durch Übernehmen gemeinsamer Anschauungen, durch Respektieren und Anerkennen der gerade herrschenden Konventionen, ein Unterscheiden des Wesentlichen vom Unwesentlichen waren häufig nicht mehr möglich, weil die Patienten zeitweise in ihrer eigenen Welt gefangen waren, wo andere Rituale, Anschauungen, Gesetze und Konventionen galten und andere Merkmale Bedeutung hatten.

      Die für Gesunde geltende Realität wird vom Patienten mit fremden Augen gesehen, die Auseinandersetzung erfolgt über die Grenze einer anderen Wirklichkeit hinweg, mit Gesetzmäßigkeiten, die meist nicht kommunizierbar sind. Patienten können in ihre Realität flüchten, wenn die äußere Welt zu belastend, zu unverständlich, zu schwer zu ertragen ist, oder sie suchen Hilfe in der äußeren Realität, wenn die innere Wirklichkeit sie zu sehr ängstigt und bedrängt. Beispielsweise bat ein chronisch psychisch kranker Patient in einer Einrichtung der Altenhilfe jeweils darum, in eine psychiatrische Klinik stationär eingeliefert zu werden, wenn die vielen Stimmen, die er hörte, immer lauter wurden und ihn so sehr bedrängten, dass es für ihn unerträglich wurde. In der Klinik konnte durch eine Anpassung der Medikation dieser Zustand meist gemildert werden.

      Die Einrichtungen, in denen ältere psychisch kranke Patienten leben, sind für sie im Gegensatz zu älteren Menschen mit einer geistigen Behinderung nicht Heimat oder ein Zuhause. Psychisch kranke Menschen sind in die Einrichtung eingezogen, weil sie selbst oder die Angehörigen sich nicht mehr zurechtfinden konnten, sie haben ihre Aufgaben und Rollen verloren, haben eine Odyssee durch psychiatrische Fachkliniken hinter sich. Das Haus ist Endstation, eine weitere Veränderung ist nicht vorgesehen, vielleicht auch nicht vorstellbar, und daraus ergibt sich eine gewisse Perspektivlosigkeit, ein Interessenverlust an allem, was neu ist, ein sich Zurückziehen aus Gruppenaktivitäten, ein sozialer Rückzug. Möglicherweise ist dieses Verhalten nicht nur durch den Alternsprozess bedingt, sondern wird durch die Vorstellung verstärkt, »aus der eigenen Vergangenheit entwurzelt zu sein.«

      Der Verlauf der Grunderkrankung ist nach