John Martin Littlejohn

Osteopathische Diagnostik und Therapie


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von hoher Temperatur.

      2. Das nächste Symptom sind intensive Kopfschmerzen, darauf folgen

      a. ernste Schmerzen im gesamten Muskelsystem, dann im Rücken;

      b. artikuläre Schmerzen, die vom Kopf kommen, wobei der Kopf ihr Zentrum ist.32

      3. Temperatur. Am ersten Tag steigt sie im Allgemeinen auf 40 Grad Celsius, am zweiten Tag auf 41 Grad Celsius. In diesem Stadium ist der Puls aufgrund der Spannung der Blutgefäße schnell und hart. Am dritten Tag beginnt der Ausschlag, initial an der Stirn. Am vierten Tag wechselt die Ausschlagfarbe von Rot zu Weiß und die Temperatur sinkt. Nach dem Erscheinen des Ausschlags bleibt die Temperatur für gewöhnlich niedrig. Steigt sie erneut, ist mit einem tödlichen Ausgang der Erkrankung zu rechnen.

      Das eitrige Fieber tritt nach acht oder 10 Tagen auf. An diesem Zeitpunkt ist die Körperoberfläche äußerst trocken und der Patient verspürt starken Durst. Es gibt verschiedene Pockentypen:

      1. Der erste Typus sind die einfachen Pocken. Hier ist der Ausschlag nicht besonders stark und die Pusteln sind alle voneinander getrennt.

      2. Der zweite, als konfluente Pocken bezeichnete Typus unterscheidet sich von der milden Form durch heftigere Symptome und eine markante Erschöpfung des Patienten. Der Ausschlag erscheint hier schon zu Beginn der Erkrankung und die Pusteln vereinen sich zu großen Flecken, die die Gesichtszüge stark entstellen. Beiden Pockentypen, den einfachen und den konfluenten, gemeinsam ist jedoch das Auftreten einer choleraartigen Diarrhö sowie eines durch die Toxin-Absorption verursachten Deliriums.

      3. Der dritte Typus sind die hämorrhagischen Pocken, bei denen es zu einer dysenterischen Diarrhö kommt. Diese schwerste Form von Pocken zeichnet sich durch die Unregelmäßigkeit der Symptome aus. Krämpfe oder ein Koma führen hier zum Tod, noch bevor der charakteristische Ausschlag sich zeigen kann. Bei diesen Fällen wird die Körperoberfläche. hämorrhagisch. Es gibt zwei Unterarten des hämorrhagischen Typs:

      a. die Variola haemorrhagica oder pustulosa – und

      b. die Schwarzen Pocken.

      Variolaartige bzw. modifizierte Pocken lautet die Bezeichnung für jene Erkrankung, die bei Menschen auftritt, denen das Gift geimpft wurde, oder als Folge einer direkten bzw. absichtlichen Vakzination mit dem Virus aus einem von Pocken befallenen Patienten. Bei dieser Erkrankungsform bilden sich nur wenige, weit verstreute Vesikel. Das Fieber ist leicht, Kälteschauer und Schmerz sind nicht so stark. Viele Patienten reagieren erstaunt, wenn man ihnen mitteilt, sie hätten Pocken; doch obgleich der betroffene Patient nur wenig leidet, muss man bedenken, dass dieser Typus für andere genauso gefährlich ist wie der virulenteste Fall von Pocken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die vielfältige Pockenverbreitung in den Großstädten in hohem Maße durch solche Fälle von variolaartigen Pocken erfolgt, weil viele Individuen trotz einer Erkrankung weiter ihrem gewöhnlichen Beruf nachgehen.

      Behandlung

      1. Isolation des Patienten. Es wäre gut, den Patienten in einem Zimmer unterzubringen, in dem es keine Stoffe, Teppiche, Vorhänge usf. gibt.

      2. Desinfektion aller Gefäße, die im Patientenzimmer benutzt werden. (Eine Karbollösung im Verhältnis 1:80 ergibt ein brauchbares Desinfektionsmittel. Kampfer ist ebenfalls ein gutes Desinfektionsmittel bei kontagiösen Erkrankungen.)

      3. Bei der osteopathischen Behandlung von Pocken lindert man zuerst den Rückenschmerz mittels einer durchgehenden Entspannung der Musculi spinosi. Artikulieren Sie vom lumbalen Bereich zum Kopf. Schmerz in den unteren Extremitäten behandeln Sie durch Rotationen.

      4. Gegen die Kopfschmerzen gehen Sie mit einer regelmäßigen Behandlung am Subokziput vor und wenden dabei gleichmäßigen Druck zwischen dem frontalen und okzipitalen Bereich an.33

      5. Behandeln Sie die Fiebertemperatur durch ein kaltes Tauchbad (Wasser 21 Grad Celsius) oder ein kaltes Schwammbad. Verwenden Sie stets saures Wasser oder Karbolsäure, um Krustenbildung und Jucken vorzubeugen, dazu als Salbe karbonisierte Vaseline (pro Unze Vaseline 0,6–0,12 Gramm). Geben Sie dem Patienten ein leicht saures Getränk, weil sich bei dieser Erkrankung das Blut in einem alkalischen Zustand befindet.

      6. Dysenterie und Diarrhö werden durch eine starke Hemmung im Bereich des Sakrum verursacht, die von einer starken Hemmung im subokzipitalen Bereich begleitet wird. Sie schneidet die Dilatorische Funktion ab und bewirkt Konstriktion.

      7. Vernachlässigen Sie die Augen, den Rachen und den Mund nicht, denn diese Organe leiden unter der Alkalität des Blutes, das sie ernährt. Wenden Sie eine vasomotorische Behandlung am vegetativen Ganglion cervicale superius an und stimulieren sie zusätzlich im Bereich Th2–Th3. Regen Sie außerdem die saure Funktion des Solarplexus an, indem Sie seinen anterioren Aspekt stimulieren. Der posteriore Teil des Solarplexus stellt die alkalische Seite dar.

      8. Behandeln Sie die Diarrhö wie beim Typhusfieber, doch stoppen Sie die Diarrhöe nicht ganz, sonst kann dies den Patienten töten.

      9. Achten Sie während der Rekonvaleszenzphase darauf, dass der Patient eine konstitutionelle vasomotorische Behandlung erhält und verordnen Sie ein tägliches saures Bad, dazu saures Wasser als Getränk. Anstelle von Säure kann Weinessig verwendet werden, sofern er gut erhalten und rein ist.

      10. Die Läsionen der Pocken lassen sich für gewöhnlich feststellen im

      a. oberen zervikalen Bereich und,

      b. Auf Höhe Th2–Th4.

      c. Dazu treten Läsionen im lumbalen Bereich und am Sakrum auf.

      Gegen die Kopfschmerzen sollte die gewöhnliche osteopathische Behandlung verabreicht werden, kombiniert mit kalten Tüchern bzw. Eispackungen oder Eisbeuteln für den Kopf, um das Fieber zu senken und das Blut aus dem Kopf zu ziehen.

      Fieber:

      1. Anfangsstadium drei oder vier Tage.

      2. Inkubationszeit 14–16 Tage.

      Diät ähnlich wie bei Typhusfieber und Typhus mit dem Ziel, die vitale Energie aufrechtzuerhalten. Verordnen Sie hauptsächlich kohlehydratreiche Nahrung.

      Eiweißhaltige Substanzen sind gut bei fiebrigen Zuständen. Konstitutionelle Behandlung für: Zirkulation, Atmung, Ernährung.

      Hierbei handelt es sich um eine bisweilen als infektiös bezeichnete konstitutionelle Erkrankung, die den gesamten Organismus durch das Blut befällt und begleitet wird von

      1. leichtem Fieber und

      2. einer milden Form von Bläschenausschlag.

      Sie tritt manchmal epidemisch, manchmal sporadisch auf und ist gekennzeichnet durch hohe Infektiosität. Man findet sie vor allem bei Kindern im Alter zwischen zwei und neun Jahren. Dagegen bekommen Erwachsene diese Erkrankung nur selten, wobei sie nicht mit Pocken verwechselt werden darf. Die Inkubationszeit beträgt bei Windpocken 10–12 Tage. In manchen Fällen ist das erste Symptom Ausschlag, in anderen leichtes Fieber, körperliche Unruhe und Schwäche. In einigen Fällen beginnen Windpocken auch mit einem Kälteschauer, gefolgt von Fieber und Erbrechen, die wiederum begleitet werden von starken Schmerzen in der Rückenmuskulatur und in den unteren Extremitäten. Allgemeine Körperschwäche ist ein weiteres Symptom. Der Ausschlag erscheint in der Regel nach 24–45 Stunden.

      Pathologie

      1. Hyperämischer Zustand des Blutes. Der erste Ausschlag zeigt sich in Form kleiner, rötlicher Punkte, unregelmäßig verstreut über den Rumpf, besonders aber über den Rücken.

      2. Diese kleinen roten Punkte verwandeln sich innerhalb weniger Stunden in hell scharlachrot gefärbte und mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen.

      3. Mit