Clemens von Lengsfeld

Adolf Hitler mit Hörbuch


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ihrer Brutalität und der hohen Verluste an Mensch, Tier und Gerät den Namen Materialschlachten erhielten. In diesen Massenheeren, die aufeinander zugetrieben wurden, setzte man vor allem Soldaten ein, die gar keine oder kaum militärische Erfahrung hatten. In den Todeszonen zwischen den Gräben stiegen die Zahlen der Verletzten, Verstümmelten und Toten in die Hunderttausende. Das tief und dicht gegliederte Stellungssystem war ein undurchdringliches Labyrinth aus mehreren, durch Stacheldraht gesicherte, Schützengräben. Man hatte ganze Wälder abgeholzt, um die Gräben zu befestigen. Der Schützengraben war das bedeutendste Element dieses Stellungskrieges und wurde so zu einem Ort des Bangens und Wartens, des Betens und Hoffens. Dazwischen das leere und verwüstete Schlachtfeld. So trostlos wie die Umgebung waren auch die Tage der einfachen Soldaten, die von endlosem Warten und Langeweile, den immer gleichen Tätigkeiten, von Müdigkeit und Erschöpfung geprägt waren.

      Am Schluss fielen an der Somme, der verlustreichsten Schlacht im Ersten Weltkrieg, eine Million Menschen.

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      Hitler (Kreuz) als Soldat des 2. bayrischen Reserve-Infanterieregiments Nr. 16 während des Ersten Weltkrieges.

      Neben den beiden Eisernen Kreuzen hat Hitler im Laufe seiner militärischen Karriere noch weitere Auszeichnungen erhalten: Das Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern, das Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit, das Verwundetenabzeichen und die Dienstauszeichnung III. Klasse31. Angesichts dieser Tatsache muss man sich fragen, warum er es nur bis zum Gefreiten gebracht hat. Hier finden sich in der historischen Forschung zahlreiche Erklärungen, die sich teilweise widersprechen. So hielten seine Vorgesetzten den künftigen „Führer“ für Führungsaufgaben für nicht geeignet! Andere wiederum behaupten, er selbst habe seine Beförderung abgelehnt, da ihm seine Ordonnanztätigkeit und seine Aufgabe als Meldegänger genügt hätten. Bis heute ist ungeklärt, ob nun Unfähigkeit oder mangelnder Ehrgeiz für eine fehlende Beförderung verantwortlich waren. Sein späteres Verhalten als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht entlarvt ihn jedenfalls als einen Pedanten, der entgegen seiner eigentlichen Aufgabe als Feldherr und Stratege, alles bis ins Detail wissen und hören wollte. Dabei aber schlecht delegieren und den Spezialisten nicht vertrauen konnte. Von daher glaubte er, alles allein entscheiden zu müssen. In der Zukunft würde dieses Verhalten zu Fehlentscheidungen mit katastrophalen Folgen führen.

      Kapitel 8

       Der Versailler Vertrag

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      Am 11. November 1918 war für das deutsche Kaiserreich der Krieg zu Ende. In den demütigenden Waffenstillstandsverhandlungen wurde die Niederlage für die Mittelmächte Österreich und Deutschland besiegelt.

      Nach dem Ersten Weltkrieg zählte man Tote im zweistelligen Millionenbereich: 2 Millionen Deutschland, 1,3 Millionen Frankreich, 1,5 Millionen Österreich-Ungarn, 1,8 Millionen Russland, 0,75 Millionen Großbritannien32.

      Der Kontinent war ausgeblutet. Die Menschen traumatisiert. Aber der Hass würde in Deutschland weiterleben.

      „Nicht aus den Idealen der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sondern aus den Idealen Friedrichs des Großen: Pflichttreue, Ordnung und Gerechtigkeit ist Preußen und Deutschland die Kraft erwachsen, in diesem Kriege einer ganzen Welt von Feinden siegreich die Stirn zu bieten. Nur weil unsere Feinde dies wissen, fordern sie als ihr oberstes Kriegsziel die Ausrottung des preußischen Geistes im deutschen Volk. Gott der Herr gebe, daß ihnen das niemals gelinge. Wie unser Volk ist, so bleibe ich: treu, stark, gottesfürchtig, friedliebend und kriegstüchtig. Nur so wird es, wenn nicht geliebt, so doch respektvoll geachtet unter den Völkern der Erde seinen Platz an der Sonne behaupten.“33, so der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Hans Graf von Schwerin-Löwitz, am 8. März 1918.

      Der als ungerecht empfundene Friedensvertrag, das „Schanddiktat von Versailles“, würde alle Gesellschaftsschichten in einem tiefen Ressentiment einigen, wie es 1914 die blinde Kriegsbegeisterung getan hatte. Einer würde dafür sorgen, dass dieser Hass zur Staatsdoktrin wurde. Einer, der als einfacher Gefreiter nach einem englischen Gasangriff vorübergehend erblindet war und deshalb einige Wochen in einem Lazarett im pommerschen Pasewalk hatte verbringen müssen. Er wäre in der unendlichen Reihe der Verletzten, Verstümmelten und Toten keiner Erwähnung wert gewesen. Weder für das, was er getan, noch für das, was er unterlassen hatte. Aber sein Name war Adolf Hitler. Niemand hätte damals vermutet, dass dieser etwas verschrobene und in sich gekehrte Mann einfacher Herkunft einmal einen Weltenbrand verursachen würde, der allein in Europa 40 Millionen Menschen das Leben kostete.

      Der Spiritus rector – in wenigen Jahren würde er Identifikationsfigur für Millionen sein – stand in München zuerst einmal auf der Seite „der Falschen“, nämlich der Kommunisten. Ein Zeitungsfoto34 zeigt ihn zusammen mit anderen Soldatenräten auf der Beerdigung von Kurt Eisner. Die Uniformmütze tief ins Gesicht gezogen, der Uniformmantel weit und unförmig, aber schon mit dem dunklen Schnauzer, seinem späteren Erkennungsmerkmal: Es ist der Reichswehrsoldat Adolf Hitler. Im Frühjahr 1919 lässt er sich sogar zum Ersatzbataillonsrat des Demobilmachungs–Bataillons in seiner Kaserne während der sozialistischen Münchner Räterepublik wählen. Wie bereits als Frontsoldat verfolgte er auch in den unruhigen Zeiten der Räterepublik die Taktik des Lavierens und des möglichst unauffälligen Verhaltens. Nach deren gewaltsamer Niederschlagung im Mai 1919 würde Hitler den an der Front erprobten Opportunismus fortsetzen und Vertrauensleute aus dem Bataillonsrat vor einem Standgericht der Münchner Reichswehrverwaltung denunzieren, um seinen eigenen Hals zu retten. Seine Zusammenarbeit mit den linken Soldatenräten würde er als aufstrebender Politiker einer rechten Partei in Zukunft verschweigen. Nur ein verschwommenes Schwarz–weiß–Foto zeugt heute noch von seiner „Verirrung“.

      Kapitel 9

       Pakt und Putsch: Im November war ich rot, aber jetzt ist Januar...35

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       „Arbeiter und Soldaten! Furchtbar waren die vier Kriegsjahre. Grauenhaft waren die Opfer, die das Volk an Gut und Blut hat bringen müssen. Der unglückselige Krieg ist zu Ende; das Morden ist vorbei. Die Folgen des Kriegs, Not und Elend, werden noch viele Jahre lang auf uns lasten. Die Niederlage, die wir unter allen Umständen verhüten wollten, ist uns nicht erspart geblieben. Unsere Verständigungsvorschläge wurden sabotiert, wir selbst wurden verhöhnt und verleumdet.

       Die Feinde des werktätigen Volkes, die wirklichen inneren Feinde, die Deutschlands Zusammenbruch verschuldet haben, sind still und unsichtbar geworden. Das waren die Daheimkrieger, die ihre Eroberungsforderungen bis zum gestrigen Tage ebenso aufrechterhielten, wie sie den verbissensten Kampf gegen jede Reform der Verfassung und besonders des schändlichen preußischen Wahlsystems geführt haben. Diese Volksfeinde sind hoffentlich für immer erledigt. Der Kaiser hat abgedankt; er und seine Freunde sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt!

       Prinz Max von Baden hat sein Reichskanzleramt dem Abgeordneten Ebert übergeben. Unser Freund wird eine Arbeiterregierung bilden, der alle sozialistischen Parteien angehören werden. Die neue Regierung darf nicht gestört werden in ihrer Arbeit für den Frieden und der Sorge um Arbeit und Brot.

       Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewusst. Unerhörtes ist geschehen! Große und unübersehbare Arbeit steht uns bevor.

       Alles für das Volk, alles durch das Volk! Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewusst!