Snobby und das Geheimnis der weißen Fee: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 7)
Hauptmann stellte sich auf die Tafel und rieb sich die Hände. »Denen werden wir es zeigen!«, rief er und er hob seinen Becher in die Höhe. »Wir trinken auf die Königin!«
Vor lauter Begeisterung hielt es Barbaron nicht mehr auf Theodoras Schoss aus. Er schwebte wieder vor ihr, warf ihr eine Kusshand zu und flog dann zur Tafel. Dann ließ er sich von Nummer Acht seinen Becher füllen und hielt ihn in die Höhe. »Auf die Königin«, rief Barbaron und dann trank er den Becher in einem Zug aus.
Der Fürst ging auf die Tafel zu, um dem kleinen König eine Frage zu stellen. Ihm entging nicht, dass die Hände der wachsamen Minitrolle zu ihren Waffen glitten. Ein Lächeln war die Antwort des Fürsten und er stellte Barbaron betont ruhig seine Frage. »Wann werden eure Freunde hier eintreffen?«
Barbaron hielt gerade eine große Gabel mit einem Stück Wildschweinbraten in seinen Händen. Bevor er in das Fleisch biss, gab er dem Fürsten seine Antwort. »Du meinst bestimmt die Nekromanten und die Kobolde. Albanarius, Orbin und Cylor werden kommen. Artur bringt fünf seiner Brüder mit. Nur Snobby fehlt, denn der hat eine andere Aufgabe übernommen. Er ist mit der Fee Aella unterwegs.«
»Sie müssen auf der Insel der Alten etwas sehr Wichtiges erledigen«, fügte der Hauptmann hinzu. Dafür wird ein weißer Elf hier herkommen. Er heißt Gordal und er ist ein verdammt guter Krieger.«
»Gordal …«, flüsterte der Fürst. »Diesen Namen habe ich schon einmal gehört. Doch ich dachte, er wäre schon längst tot. War er nicht der Geliebte der Königin von Penda?«
»Du bist gut informiert, mein lieber Silberhand«, sprach Barbaron und er deutete mit der leeren Gabel zum Fürsten. »Ich erzähle dir später, was wir alles in Penda und Saphira erlebt haben. Wenn wir mit dem Essen fertig sind, sehen wir uns erstmal das Haus der Elflinge an. Danach planen wir, was für Fallen wir dort aufstellen.«
Die Nacht war schon längst hereingebrochen, als Theodora mit Helena, dem Fürsten und ihren Gästen zum Haus der Elflinge ging. Einige Wachen liefen mit Fackeln voran. Das Haus war in der Nähe des Tempels. Von einer hohen Mauer umgeben, waren nur die obersten Etagen und das Dach zu sehen. Ein kleines Tor in der Mauer war der einzige Zugang. Um kein unnötiges Aufsehen zu erregen, standen die Wachen hinter dem verschlossenen Tor. Selbst die Königin musste am Tor anklopfen und ein geheimes Losungswort sagen, sonst würde sie von den Wachen nicht hineingelassen.
Für die Minitrolle war der hohe Schnee, der abseits des Weges lag, ein großes Problem. Sie versanken in ihm, sodass sie überhaupt nicht mehr zu sehen waren. Ein wenig schadenfroh sah sich der Fürst die Sache an.
Die Wachen des Hauses waren über den nächtlichen Besuch sehr überrascht. Sie hatten auf dem kleinen Hof, der hinter dem Eingangstor des Hauses lag, ein Feuer entzündet, um sich zu wärmen. Die große Anzahl der Minitrolle verunsicherte sie und sie schlossen schnell das Tor, nachdem der letzte kleine Gast hindurch war.
Der Anführer der Wachen, ein großer weißer Elfenkrieger, war überhaupt nicht erfreut, als er erfuhr, dass die Elflinge in Gefahr waren. Er zeigte den Minitrollen das gesamte Haus. Nur das Zimmer, in dem die drei Kinder schliefen, blieb verschlossen. Vom Dachboden bis zum Keller sahen sich die Minitrolle alles an. Besonders gut gefiel ihnen die Küche, denn ihre Vorratskammer erwies sich als erfreulich groß. Sie war für den Winter so gut gefüllt, dass die Minitrolle sie bis zum Frühjahr nicht leeren könnten.
Das Haus hatte einen kleinen Saal, den Barbaron sofort für sein Volk beanspruchte. Die Wachen mussten einen Haufen Kerzen herbeischaffen, damit genügend Licht im Saal war. Der Hauptmann besorgte ein großes Tuch von einem der Tische, die im Saal standen. Er breitete es auf dem Boden aus und zeichnete mit einem Stück Holzkohle die Umrisse des Hauses darauf.
Barbaron erklärte der Königin und dem Fürsten, wo sein Volk mit dem Fallenbau beginnen würde. Die Königin und der Fürst Silberhand wussten jedoch nicht genau, was unter einer Bärenkastenfalle oder einer Schweinekopfschlingenfalle zu verstehen war. Helena musste sich das Lachen verkneifen. Sie sah zu, wie die Königin und der Fürst immer wieder zustimmend nickten, wenn Barbaron ihnen seine Fallen erklärte. Er hätte ihnen auch die Herstellung von Brot oder Schmierseife erklären können. Die beiden hatten keine Ahnung, von was der kleine König da redete.
Nachdem Barbaron seinen Plan zum Fallenbau erklärt hatte, sah er die Königin und den Fürsten abwechselnd an. Die beiden lächelten freundlich, und der kleine König begriff, dass sie nichts verstanden hatten.
»Ihr kennt wohl keine Netzfalle für Wildhühner oder eine Köderfalle für Wölfe?« Seine Frage brachte die beiden in Verlegenheit und Theodora erhob beide Hände, so als wollte sie mit ihnen ihr Bedauern ausdrücken.
»Ich gehe niemals auf die Jagd nach wilden Tieren und der Fürst benutzt nur seinen Bogen und seinen Speer«, erklärte die Königin. »Das Fallenstellen ist uns unbekannt und keiner unserer Jäger kennt sich damit aus.«
Barbaron holte tief Luft und stemmte seine Hände in die Hüften. »Du meine Güte, woher soll ich das denn wissen? Ich rede und erkläre hier und ihr versteht nicht ein Stück davon. Doch das wird sich ändern, denn ich werde euch bei bester Gelegenheit eine Lektion in Fallenkunde geben. Das verspreche ich euch und alle meine Minitrolle werden mir dabei helfen.«
»Oh je …«, stöhne der Fürst los. »Hoffentlich muss ich nicht wieder als Opfer herhalten.«
»Warum nicht?«, rief Nummer Zehn. »Ja genau …!«, rief der nächste Minitroll. »Wir haben noch genug von dem langen Strick und …!«
»Ruhe!«, brüllte der Hauptmann los und er sah sich die vorlauten Schreihälse grimmig an. »Ihr habt wohl vergessen, wo wir hier sind. Wir werden uns benehmen und außerdem schlafen die Kinder noch.«
Da war der Hauptmann wohl etwas voreilig. Die große Tür des Saales stand einen Spaltbreit auf. Durch ihn schauten die drei Kinder schon längst herein. Die Wachen, die vor ihrem Schlafgemach standen, hatten sie nicht aufhalten können. Sie waren den beiden Elfenkriegern entwischt.
»Der Kleine da, der mit dem Kohlestück, das ist der Hauptmann«, flüsterte Membi. »Ja, du hast recht«, flüsterte Albi zurück. »Und der daneben, der ist ihr Anführer«, meinte Sambo. »Er heißt Barbaron«, erklärte Membi. »Und er ist ihr König«, flüsterte Albi etwas lauter. »Ja ich weiß«, zischte Sambo los.
Barbaron hatte die drei Kinder gehört, doch er ließ sich nicht gleich etwas anmerken. Er schnippte zweimal mit den Fingern und deutete dann mit seinem Bogen zur Tür. Die Kinder erschraken fürchterlich, als gleich zehn Minitrolle einen Trollsprung machten und hinter ihnen auftauchten.
»Na, so früh schon wach?«, fragte Nummer Zehn mit einem dreisten Grinsen im Gesicht. Mit einem Aufschrei ging die Tür endgültig auf und die Kinder lagen am Boden. Sie sprangen auf ihre Füße und liefen zu ihrer Mutter. Die Königin umarmte sie alle drei und gab jeden einen Kuss.
Da in dieser Nacht an Schlaf nicht mehr zu denken war, beschloss die Königin, im kleinen Saal zu bleiben. Sie ließ sich von den Wachen einen bequemen Sessel an den Kamin stellen, der den Saal mit seinem Feuer erwärmte.
Die Elflinge setzten sich auf einem Bärenfell zu ihren Füßen hin. Helena und der Fürst ließen sich ebenfalls zwei Stühle bringen. »Was für ein Glück, das Luzia nicht in diesem Haus schläft«, brummte er vor sich hin. »Das stimmt«, bestätigte Helena. »Wenn unsere Tochter hier wäre, hätten wir keine Ruhe mehr. Die würde mit den Elflingen durch das Haus toben.«
»Wo ist sie denn?«, fragte Barbaron. »Hütet sie immer noch mit dem Grottenschrat im Tempel das Auge der Zyklopen und den Becher des Schöpfers?«
Bei dem Gedanken an ihre Tochter musste Helena lächeln. »Nein, das muss sie nicht mehr. Die Heiligtümer des Tempels sind wieder sicher. Die Aura der Königin ist stärker als jemals zu vor. Kein Träger der schwarzen Magie kann sich ihnen nähern, ohne Schaden zu nehmen, sobald er seinen schwarzen Zauber ausüben will. Luzia wohnt im Gildehaus der Krieger. Sie findet das überaus spannend und die vielen Krieger, die kommen und gehen, faszinieren sie. Die drei Königskinder, die früher Lumichs genannt wurden, wohnten ebenfalls in dem Gildehaus. Sie