Gibt es Aufgaben oder Aktivitäten, auf die Sie besser fokussieren oder auf die Sie sich dann besser einlassen können?
• Gibt es Menschen, die Sie mehr beachten oder bei denen Sie präsenter sein werden?
• Gibt es jemanden oder etwas, was Sie dann mehr wertschätzen können?
Emotionale Ziele versus Verhaltensziele
Wenn wir in der ACT therapeutische Ziele setzen, müssen wir diese entscheidende Unterscheidung im Blick behalten:
Emotionale Ziele = wie ich mich fühlen möchte
Verhaltensziele = was ich tun möchte
Raten Sie einmal, welche Ziele Klienten fast immer nennen? Ja! Sie bringen ihre emotionalen Ziele mit in die Praxis: wie ich mich fühlen möchte (»Ich möchte mich Y fühlen« – z. B. Glücklich, entspannt) oder nicht fühlen möchte (»Ich möchte aufhören, X zu fühlen« – z. B. deprimiert, ängstlich).
Häufige emotionale Ziele sind »Erholung von Depression (oder einer anderen psychischen Störung)«, »keine Angst mehr zu haben«, »mehr Selbstwertgefühl«, »verarbeiten, was geschehen ist«, »wieder werden, wie ich früher war«, »ruhiger werden«, »glücklich sein«, »mich gut fühlen«, »aufhören, mich wertlos zu fühlen«, »mehr Selbstvertrauen haben«, »keine Selbstzweifel mehr haben«, »ruhiger sein«, »weniger Angst haben«, »weniger ängstlich sein« und »aufhören, so wütend zu werden (oder mich so zu ärgern)«.
Diese Ziele laufen im Grunde alle auf dieselbe Agenda hinaus: Unerwünschte Gedanken und Gefühle loswerden, ich möchte mich gut fühlen!
Und natürlich ist es vollkommen natürlich und überhaupt nicht überraschend, dass Klientinnen mit emotionalen Zielen kommen. Wir alle wollen uns gut fühlen, niemand möchte sich schlecht fühlen. Leider wird es aber nicht möglich sein, mit der ACT zu arbeiten, wenn wir uns auf solche Ziele einlassen. Warum nicht? Weil emotionale Ziele die Tendenz zur Erlebnisvermeidung verstärken: den andauernden Versuch, unerwünschte Gedanken und Gefühle zu vermeiden und loszuwerden. In der ACT zielen wir darauf, diese Tendenz zur Erlebnisvermeidung aktiv zu schwächen und den Klienten für eine radikal andere Agenda zu öffnen: für Akzeptanz von Erleben (was man auch »Bereitschaft« nennt). Wenn wir uns also auf emotionale Ziele einlassen, werden wir nicht in der Lage sein, mit der ACT zu arbeiten.
Solche emotionalen Ziele sollten wir jedoch nicht aktiv konfrontieren (außer wir verwenden eine bestimme Intervention, die »kreative Ratlosigkeit«, die wir in Kapitel 8 behandeln). Wir sollten emotionale Ziele behutsam zu Verhaltenszielen umformulieren. Mit denen können wir arbeiten.
Umdeuten (reframing) emotionaler Ziele als Verhaltensziele
Sind Sie ganz wach? Ich hoffe das, denn es ist sehr wichtig, dass Sie sich den nächsten Satz merken.
»Erlernen einer neuen Fertigkeit« ist ein Verhaltensziel.
Ja, das stimmt. Und dazu gehört natürlich, dass psychische sowie physische Fertigkeiten gelernt werden. Für viele Klientinnen ist also das erste Verhaltensziel, das wir vereinbaren »Erlernen neuer Fertigkeiten, um mit diesen schwierigen Gedanken und Gefühlen effektiver umzugehen«. (Ich bin sicher, dass Sie sich an diesen Teil des Prozesses informierter Zustimmung erinnern, den wir in Kapitel 5 angeschaut haben.) Schauen wir uns also ein paar Beispiele an, wie wir diese Idee, dass wir Fertigkeiten entwickeln, verwenden können, um emotionale Ziele zu Verhaltenszielen umzuformulieren.
Emotionales Ziel Nr. 1
Klient: Ich möchte nichts anders machen. Ich möchte mich einfach nicht mehr so fühlen. Ich möchte nur diese Gedanken/Gefühle/ Emotionen/Erinnerungen loswerden.
Umformulierung als Verhaltensziel
Therapeutin: Es sieht also so aus, als müsste es bei einem großen Teil Ihrer Arbeit hier darum gehen, neue Fertigkeiten zu lernen, mit diesen Gedanken/Gefühlen/Emotionen/Erinnerungen effektiver umzugehen.
Emotionales Ziel Nr. 2
Klient: Ich möchte einfach nur, dass ich mich gut fühle (oder glücklich, zuversichtlich, ruhig, verliebt usw. bin).
Umformulierung als Verhaltensziel
Therapeutin: Sie fühlen sich also nicht so, wie Sie sich fühlen möchten. Können Sie mir sagen, was für schwierige Gedanken und Gefühle Sie haben? (Der Therapeut bekommt diese Informationen.) Es sieht also so aus, als würde ein großer Teil unserer Arbeit darum gehen, neue Fertigkeiten zu lernen, mit diesen schwierigen Gedanken und Gefühlen effektiver umzugehen.
Emotionales Ziel Nr. 3
Klientin (als Antwort auf die vorangegangene Umformulierung): Ich möchte nicht mit ihnen umgehen. Ich möchte sie einfach loswerden!
Umformulierung als Verhaltensziel
Therapeut: Natürlich wollen Sie das. Wer würde das nicht wollen? Sie sind schmerzhaft und schwierig und sie haben eine gewaltige negative Wirkung auf Ihr Leben. Wir werden also etwas tun, um diese Situation so schnell wie möglich zu verbessern. Gibt es noch etwas anderes, was Sie mit unserer gemeinsamen Arbeit erreichen möchten?
Tipp für die Praxis
Wenn das alles ist, was die Klientin will – sich gut fühlen und unerwünschte Gefühle loswerden –, und wenn sie nicht an etwas anderem interessiert ist, wird der Therapeut zu kreativer Ratlosigkeit übergehen müssen, wie in Kapitel 8 besprochen wird. Wenn die Therapeutin diese kreative Ratlosigkeit übergeht, werden sie mit der ACT nicht weiterkommen können.
Emotionale Ziele verkleidet als Verhaltensziele
Manchmal nennen Klienten etwas, was dem Anschein nach Verhaltensziele sind, aber in Wirklichkeit sind es einfach verkleidete emotionale Ziele. Dies ist häufig bei Suchtverhalten und impulsiven Verhaltensweisen so, und es hat gewöhnlich die Form »Ich möchte aufhören, dies zu tun«. Wenn wir unter die Oberfläche schauen, ist das verborgene Anliegen etwas wie »Die Gedanken und Gefühle (oder Neigungen, Sinnesempfindungen, Impulse, Zwänge, Rückzugssymptome) loswerden, die dieses Verhalten auslösen, denn solange sie nicht beseitigt sind, kann ich dieses Verhalten nicht aufgeben«. So kann sich dies anhören.
Verkleidetes Emotionales Ziel
Klientin: Ich möchte mit (Trinken, Rauchen, Glücksspiel, zu viel essen, meine Kinder anschreien usw.) aufhören.
Umformulierung als Verhaltensziel
Therapeut: Klar. Ein Teil unserer Arbeit wird hier also darin bestehen, die Gedanken und Gefühle (oder Erinnerungen, Neigungen, Impulse, Zwangsvorstellungen, Zwänge und so weiter), die dieses Verhalten auslösen, zu identifizieren und neue Kompetenzen zu erlernen, um wirksamer mit ihnen umzugehen, sodass sie aufhören, Sie zum Narren zu halten und immer wieder dazu bringen, diese Dinge zu tun. Ein anderer Teil der Arbeit besteht darin anzuschauen, was Sie stattdessen tun wollen, damit Sie, wenn Sie noch einmal in einer ähnlichen Situation sind, sich entscheiden können, etwas anderes zu tun, was hoffentlich besser funktioniert.
Achten Sie auf »Ziele eines Toten«
Wie wir gesehen haben, geben Klientinnen als Ziel an, aufhören zu wollen, auf eine bestimmte Weise zu fühlen oder zu handeln. Sie wollen zum Beispiel keine Drogen mehr nehmen, ihre Kinder nicht mehr anschreien, keine Panikattacken mehr bekommen oder sich nicht mehr depressiv fühlen. In der ACT bezeichnen wir diese Ziele als »Ziele eines Toten« (Lindsley, 1968). Unter einem »Ziel eines Toten« wird alles verstanden, was eine Leiche besser kann als eine lebende Person. Eine Leiche nimmt zum Beispiel nie Drogen, schreit niemanden an, hat keine Panikattacken und fühlt sich nie depressiv.
In der ACT wollen wir »Ziele eines Lebendigen« festlegen, also solche, die eine lebende Person besser erreichen kann als eine Leiche. Mit einfachen Fragen wie den folgenden gelangen Sie von Zielen eines Toten zu Zielen