Russ Harris

ACT leicht gemacht


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wird das gewöhnlich die Wirkung verstärken. Das heißt, wir werden sehen, dass der Klient sich häufiger so verhält. Angenommen aber, wir sehen das fragliche Verhalten abnehmen – wenn die Klientin zum Beispiel in Verlegenheit gerät oder befangen wird und Verhalten aufgibt. Wenn das der Fall ist, dann war das, was wir gesagt haben, für den Klienten eigentlich eine strafende Konsequenz. Wir würden dann damit aufhören und eine andere Strategie anwenden.

      Nachdem Sie so die Pause-Taste in Ihr Gespräch eingeführt haben, könnten Sie jetzt die Gitarren-Metapher ausprobieren. Und die geht so:

       Die Metapher von der Gitarre

      Therapeut: Die Arbeit mit ACT ist ein wenig wie Gitarre spielen. Man kann Gitarre spielen nicht dadurch lernen, dass man darüber nachdenkt, darüber liest oder darüber spricht. Man kann es nur so lernen, dass man sie wirklich in die Hand nimmt und anfängt, an den Saiten zu zupfen. Wenn Sie diese neuen Fertigkeiten erlernen, werde ich Sie dabei begleiten, hier bei mir in den Sitzungen, und das wird Ihnen helfen. Ganz entscheidend aber ist, wie sehr Sie sie zu Hause üben. Auch das ist so wie lernen, Gitarre zu spielen. Wenn Sie gut werden wollen, müssen Sie üben. Ich werde Sie also auffordern, diese neuen Fertigkeiten mit nach Hause zu nehmen und zwischen den Sitzungen zu üben.

      Defusion von Zweifel

      Angenommen, Ihre Klientin drückt jetzt Zweifel oder Unsicherheit aus: »Ich glaube nicht, dass dies bei mir wirkt.« Solche Gedanken sind ganz natürlich und sie sind nur dann problematisch, wenn der Klient mit ihnen verschmilzt. Wir haben hier also eine sehr gute Gelegenheit, einen Kontext von Akzeptanz und Defusion herzustellen. Zum Beispiel könnten wir sagen: »Das ist ein vollkommen natürlicher Gedanke. Viele Menschen zweifeln zu Beginn. Und die Wahrheit ist, dass es keine Form der Behandlung gibt, die garantiert bei jedem wirkt. Ich kann also nicht versprechen, dass diese bei Ihnen wirkt. Ich könnte Ihnen sagen, dass sie bei vielen anderen Menschen gewirkt hat, und ich könnte all die veröffentlichten Studien und die Forschungsergebnisse und so weiter anführen, aber das würde immer noch nicht garantieren, dass sie bei Ihnen wirkt. Ich würde Ihnen sogar empfehlen, wenn Sie jemals eine Angehörige eines helfendes Berufs – einen Arzt, Zahnärztin, Psychologen, Therapeutin, wen auch immer – konsultieren und er Ihnen hundert Prozent garantiert: ›Dies wird wirken‹, keinen Termin mehr mit ihnen zu vereinbaren. Entweder lügen sie nämlich oder sie machen sich selbst etwas vor.«

      Die Klientin wird an diesem Punkt häufig lächeln oder amüsiert sein. Wir können dann eine einfache Defusion vorstellen:

      Therapeut: Natürlich erwarte ich, dass Ihnen dies hilft – sonst würde ich nicht weiter mit Ihnen arbeiten. Dies aber kann ich voraussagen: Ihr Verstand wird Zweifel haben, wenigstens während der ersten Sitzungen. Er wird immer wieder Dinge wie dies sagen: Dies wird nicht funktionieren. Und jedes Mal, wenn solche Gedanken auftauchen, ist eine Entscheidung zu treffen: Wir können aufgeben und die Sitzung beenden, weil Ihr Verstand sagt, dass es nicht funktioniert – oder wir können Ihren Verstand das sagen lassen und weiterarbeiten und unser Bestes tun.

      Klientin: Das verstehe ich.

      Therapeut: Also auch wenn Ihr Verstand sagt Dies wird nicht funktionieren, können wir weitermachen?

      Klientin: Klar.

      Beachten Sie, dass wir in diesem Transkript nicht infrage stellen, was der Klient denkt. Vielmehr erkennen wir an, dass es natürlich und normal ist. Und wir stellen einen Kontext her, in dem es (a) okay ist, dass die Klientin diesen Gedanken hat (Akzeptanz), und (b) der Gedanke zwar da ist, er die Handlungen der Klientin aber nicht kontrolliert (Defusion). In Kapitel 12 schauen wir an, wie wir diese Intervention einen Schritt weiterführen können, wenn Klienten in Hoffnungslosigkeit versunken sind.

      Das Risiko eines Abbruchs reduzieren

      Wenn Sie wissen oder den Verdacht haben, dass Ihr Klient wahrscheinlich die Therapie abbricht, ist es hilfreich, etwa Folgendes zu sagen: »Manchmal kann die Therapie ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt sein. Aber Sie und ich sind hier ein Team, und ich sitze zusammen mit Ihnen in diesem Achterbahn-Wagen. Und manchmal verspüren Sie vielleicht einen Impuls, die Therapie einfach abzubrechen. Das ist vollkommen normal, besonders wenn Sie mit einem sehr wichtigen Thema oder Problem konfrontiert sind. Wären Sie also bereit, wenn Sie sich einmal so fühlen, es mir mitzuteilen, damit wir in unseren Sitzungen mit diesen Gefühlen arbeiten können? Ich würde nämlich sehr ungern erleben, wenn Sie gerade dann abbrächen, wenn Sie gerade dabei sind, einen Durchbruch zu erleben.«

      Vereinbarung der Anzahl von Sitzungen

      Wie viele ACT-Sitzungen sind normalerweise erforderlich? Hmm, wie lang ist ein Seil? Ich habe schon erlebt, dass in einer einzigen ACT-Sitzung Erstaunliches passiert ist, und ich hatte Klientinnen, mit denen ich drei oder vier Jahre lang regelmäßig gearbeitet habe! Als generelle Regel gilt, dass eine Therapie umso länger dauert, je größer die Probleme des Klienten im Hinblick auf Anzahl, Dauer, Schweregrad und Auswirkung auf die Lebensqualität sind. Dies muss aber nicht unbedingt so sein.

      ACT kann in sehr vielen unterschiedlichen Formaten angeboten werden:

      • Langzeittherapie: Ein Therapieprotokoll einer ACT-Therapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörung umfasst beispielsweise 40 Gruppensitzungen von je zwei Stunden Dauer (Brann, Gopold, Guymer, Morton und Snowdon, 2007).

      • Kurzzeittherapie: Ein bekanntes ACT-Protokoll bei Angststörungen basiert beispielsweise auf zwölf einstündigen Sitzungen; eine veröffentlichte Studie zur ACT-Therapie bei chronischem Stress und chronischen Schmerzen basiert auf einem achtstündigen Therapieprotokoll (Dahl et al., 2004).

      • Ultrakurzzeittherapie: Eine veröffentlichte Studie zur ACT-Therapie bei chronischer Schizophrenie umfasste gerade einmal drei bzw. vier einstündige Sitzungen. Durch diese extrem kurze Intervention reduzierten sich die Quoten der Wiedereinlieferungen in die Klinik um fast 50 Prozent (Bach & Hayes, 2002). (Selbstverständlich haben diese sehr kurzen ACT-Interventionen nicht zur Folge, dass die Klienten danach ein völlig achtsames, wertegeleitetes Leben führen und nie mehr irgendwelche Probleme haben. Es ist eher so, dass wir die Kernaspekte der ACT – präsent sein, sich öffnen und tun, was wichtig ist – relativ rasch und mit spürbarem Nutzen vermitteln können. Anschließend wird die Klientin zu ihrer eigenen ACT-Therapeutin und das Leben liefert ihr alle möglichen Probleme und Herausforderungen, die ihr Gelegenheit bieten, ihre Fähigkeiten weiter zu verbessern.)

      In einigen Büchern über ACT wird vorgeschlagen, sich zunächst auf zwölf Sitzungen zu einigen. Das ist aber keine magische Zahl; Sie können die Anzahl der Sitzungen natürlich jederzeit an die Bedürfnisse Ihrer Klienten anpassen. In Australien, wo ich lebe und praktiziere, sind die Menschen zum Beispiel nicht so offen für Therapie wie in den Vereinigten Staaten; daher vereinbare ich gewöhnlich zunächst nur sechs Sitzungen.

      An dieser Stelle sagen wir der Klientin auch, dass eine Therapie kein Spaziergang ist, sondern Höhen und Tiefen mit sich bringt. Sie können das beispielsweise so formulieren: »Mir ist noch wichtig zu sagen, dass eine Therapie nicht immer glatt läuft. Manchmal machen Sie einen regelrechten Sprung nach vorn und manchmal fallen Sie einen großen Schritt zurück. Gewöhnlich empfehle ich anfangs also sechs Sitzungen – und danach können wir überlegen, wie es geht, und schauen, ob Sie mehr brauchen. Und Sie sind der ›Verhandlungsführer‹, nicht ich. Sie beurteilen, ob wir vorankommen. Tatsächlich benötigen manche Klientinnen keine vollen sechs Sitzungen, andere kommen damit nicht aus. Es ist wirklich ganz verschieden. Wären Sie also bereit, sich erst einmal auf sechs Sitzungen festzulegen?«

      WIE DIREKTIV IST ACT?

      Wenn wir mit ACT arbeiten, können wir so direktiv oder nichtdirektiv sein, wie wir wollen. Es hängt von den Fähigkeiten des Klienten und den Erfordernissen der Situation ab. Bei Klientinnen, die schlecht mitarbeiten, die viele Probleme und beträchtliche Mängel an Kompetenzen zur Bewältigung ihres Lebens haben, werden wir gewöhnlich ziemlich direktiv sein müssen: Wir müssen zu Beginn jeder Sitzung einen klaren Plan festlegen und den Klienten so oft wie nötig zu ihm zurücklenken, um dafür zu sorgen, dass er in der Sitzung aktiv neue Fertigkeiten lernt, Werte klärt, Ziele für sich formuliert und Handlungspläne herstellt. Bei selbstmotivierten Klientinnen, die gut mitarbeiten,