Katrin Böning

Großer Teller großer Hunger


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nachzudenken. Den Einkauf erledigen, die Wohnung putzen oder das Auto zur Reparatur bringen. Hier geht es uns aber auch und vor allem um die etwas anspruchsvolleren Ziele. Die, die vielleicht sogar mehrere Monate beanspruchen oder einem anfänglich etwas zu groß erscheinen.

      Verschiedene amerikanische Universitäten haben in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen: Menschen, die sich Ziele setzen, bekommen im Leben mehr von dem, was sie sich wünschen. Wenn wir bekommen wollen, was wir uns wünschen, müssen wir es konkret und deutlich formulieren können. Das setzt natürlich voraus, dass man sich im Vorfeld etwas genauer mit den eigenen Zielen auseinandergesetzt hat. Wirkliche Ziele, also solche, die wir ernsthaft verfolgen, geben uns Kraft und Stärke und sind per se ein starker Antrieb.

       „Wenn Du das Ziel nicht kennst, ist kein Weg der richtige.“

       Platon

      Schön und gut. Wir brauchen also Ziele. Doch was genau macht eigentlich ein Ziel aus?

      In der Ökonomie werden Ziele mitunter „smart“ formuliert. Die Buchstaben dieser Formel stehen für spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert.

      Das ist schon ein guter Ansatz, denn viel zu viele Abnehmwillige starten ihr Vorhaben völlig ziel- und planlos. Bereits nach wenigen Tagen oder Wochen sind die guten Vorsätze beim Teufel. Dafür macht sich dann nach dem erstem Strohfeuer ein Schwelbrand breit: das ungute, lähmende Gefühl, es einmal mehr nicht durchgehalten zu haben.

      Wenn wir uns mit dem Thema Zielerreichung etwas intensiver auseinandersetzen, wird sehr schnell klar, dass wir ein persönliches Ziel besser, schneller und vollständiger erreichen, wenn wir dafür brennen. Wenn wir von Kopf bis Fuß davon eingenommen und überzeugt sind. Denn sofort erfasst sie uns: die EMOTION.

      Vielleicht kamen Sie ja schon einmal in den „Genuss“ einer Verkaufsschulung. Dann wissen Sie sicherlich, worauf ich hinaus will. Egal welches Produkt an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht werden soll: es wird nicht das Produkt, sondern die Emotion, die dahinter steht, verkauft. Ein geschulter Verkäufer im Fitnesscenter zum Beispiel wird niemals im Verkaufsgespräch anfangen, die Vorzüge seiner Geräte in den Vordergrund zu stellen. Er wird, nachdem er die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden erkannt hat, versuchen Emotionen zu vermitteln.

      Er wird nicht damit beginnen, „Das hier ist unser Rückenzirkel, er beinhaltet fünf Geräte vom Marktführer, die mit neuester Technologie ausgestattet sind.“ Nein, wenn er gut ist, wird er sagen: „Stellen Sie sich vor, wie Sie endlich wieder beschwerdefrei die Bierkästen vom Auto in den Keller tragen können. Sie sind dann nicht mehr auf die Hilfe des Getränkelieferanten angewiesen. Unsere kompetenten Trainer unterstützen Sie bei dem Erreichen ihres Zieles und sind für Sie da, wenn sie Fragen haben. Eventuell werden Sie dann auch an diesem Rückenzirkel trainieren.“

      Was hat er gemacht? Er hat positive Emotionen über bildhafte Sprache erzeugt. Beschwerdefreiheit, Unabhängigkeit und Unterstützung durch einen fachkompetenten Trainer.

      Da frage ich mich doch, warum wir, wenn wir uns selbst ein Ziel in Sachen Gewichtsreduktion verkaufen, die Emotionen meist völlig außen vorlassen!

      Unsere Zieldefinition sollte also unbedingt nicht nur „smart“, sondern obendrein auch emotionalisiert sein. Neben Inhalt, Ausmaß und Zeit, nebst Spezifität, Messbarkeit, Akzeptanz, Realisierbarkeit und einer Deadline bezüglich der Erreichung braucht Ihr Ziel also noch etwas: Gefühle, Emotionen, Farben und Gerüche.

      Je mehr Sinne Sie dabei ansprechen, desto besser können Sie Ihr Ziel im Kopf verankern.

      Brian Tracy, ein US-amerikanischer Autor bringt es auf den Punkt:

      „Nur Ziele, die wir schriftlich festhalten, sind echte Ziele. Alle anderen sind reine Phantasie.“

      Was unterscheidet einen Wunsch von einem Ziel?

      Ein wahrhaftiges Ziel setzt voraus, dass ich meine Absicht klar und konkret formuliert habe und es schriftlich fixiere. Ich bin fest entschlossen, dieses Ziel auch wirklich zu erreichen und traue mir das auch zu. Ich bin bereit, täglich und konsequent für mein Ziel zu arbeiten und bin mir im Klaren darüber, dass das mit Sicherheit in der einen oder anderen Art und Weise mit Entbehrungen verbunden sein wird. Will ich beispielsweise CEO eines DAX-Riesen werden, muss ich jahrelang hart für Doppel-Diplom und Auslandsstudium büffeln und arbeiten, mich von üblichen Arbeitszeiten verabschieden, bereit sein, neue Wege zu gehen und damit sicheres Terrain verlassen, mich dauerhaft fortbilden und perfektionieren und ständig Networking betreiben, um an gute Kontakte zu kommen. Dabei muss ich meine Furcht ablegen und durch Mut ersetzen und aufstehen, wenn ich falle. Und das so lange, bis ich mein Ziel erreicht habe. Ich gebe nicht auf, bevor ich gewonnen habe. Wenn ich auf diese Weise denke, habe ich ein definitives Hauptziel. Und die klitzekleine Chance, dass es vielleicht klappt.

      In der Gewichtreduktion ist es ähnlich, nur viel einfacher. Denn wenn ich hier täglich und kontinuierlich an dem definitiven Hauptziel Gewichtsreduktion arbeite, ist die Wahrscheinlichkeit das Ziel auch tatsächlich zu erreichen viel höher, als irgendwann den CEO-Posten einzunehmen. Commitment heißt das Zauberwort. Von mir aus auch Identifikation, – und zwar mit Ihrem Ziel.

      Und vielleicht heißt Commitment für ein definitives Hauptziel auch, andere Dinge erst einmal hinten anzustellen. Denn wenn man sich verbindlich festlegt, schlägt man automatisch andere Möglichkeiten aus, oder?

      Wie leicht (oder schwer) fällt es Ihnen, sich wirklich und verbindlich festzulegen?

      Dauerhaft einen auf allen Ebenen gesunden Lebenswandel zu führen, auf die Ernährung und das Gewicht zu achten, sich regelmäßig zu bewegen und übermäßigem Distress (das ist negativer Stress) keine Chance zu geben, ist ein anspruchsvolles Lebensziel.

      Viele glauben, dass das Streben nach anspruchsvollen Zielen mit dem Ideal vom „im Hier und Jetzt leben“ in krassem Widerspruch steht. Das kann aber nur behaupten, wer sich noch nie ernsthaft mit seinen Zielen auseinandergesetzt hat. Denn im Hier und Jetzt zu leben bedeutet schlussendlich doch nur, bewusst, achtsam und konzentriert zu leben, um den aktuellen Augenblick ganz klar wahrzunehmen. Und das kann ich eben so gut, wenn ich mich gerade auf dem Weg zu meinen Zielen befinde.

      Der Königsweg wäre dann, sich auf dem Weg zum Ziel zu befinden, und dabei jeden Augenblick ganz bewusst zu erleben und wahrzunehmen. Jetzt zum Beispiel: ich hatte dieses verrückte Ziel, den „Teller“, wie ich das Buch liebevoll nenne, in zehn Monaten fertig zu stellen. Das war, wie ich fand, ein Ziel auf Augenhöhe (andere mögen das belächeln, mich forderte es streckenweise doch ziemlich heraus). In der absoluten Konsequenz hieß das, dass viele, viele Abende und Nächte leicht vereinsamt am Schreibtisch stattfanden. Und trotzdem konnte ich doch zumindest versuchen, im Hier und Jetzt zu leben, diese Momente ganz bewusst wahrzunehmen und diese Situationen im Kopf abzuspeichern. Trotzdem oder gerade deshalb konnte ich die wenigen Abende, die ich mit guten Freunden verbracht habe, bewusst aufsaugen und zelebrieren.

      Viele Menschen wollen sich keine Ziele setzen. Die Angst vor dem Scheitern und Versagen hindert sie daran. Das ist wie mit den Spänen und dem Hobeln. Wo nicht gehobelt wird, fallen keine Späne. Wenn ich mir keine Ziele setze, kann ich nicht scheitern. Ich muss mich dann auch nicht für mein Ziel rechtfertigen, denn es ist ja gar nicht da. Und für mein Versagen rechtfertigen muss ich mich schon gleich gar nicht, sollte es nicht klappen.

      So bleibe ich auf der sicheren Seite. Doch diese Sicherheit will teuer erkauft sein. Denn wer für sich keine Ziele definiert und sich nicht ganz bewusst und immer wieder aus seiner Komfortzone heraus quält, wird nie erfahren, welches Potenzial wirklich in ihm steckt. So jemand wird auch nie erfahren, wie kraftvoll es sich anfühlt, wenn man etwas geschafft hat, was einen zwischendrin wirklich an die eigenen Grenzen gebracht hat. So jemand wird das überschwängliche, stolze Gefühl der Freude über einen Erfolg wohl eher nicht kennen lernen. Schade eigentlich.

      Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie Angst vor dem Scheitern, oder dass Sie versagen könnten? Dass Sie etwas anfangen und es dann nicht zu Ende bringen?

      In den nächsten Kapiteln können Sie Schritt für Schritt Ihre persönlichen Ziele in Bezug auf Ihr Essverhalten erarbeiten und fixieren.