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Kirche geht ...


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für eine örtliche Gemeinde ist die Basisequipe, zu deren wesentlichen Aufgaben es gehört, die Lebendigkeit dieser Gemeinde zu fördern. Jede Basisequipe setzt sich aus 5 Personen zusammen, die gerufen bzw. gewählt werden auf der Grundlage ihrer Taufwürde. Ihnen werden folgende Verantwortungen anvertraut: ein Verantwortlicher für die Pastoral mit koordinierender Funktion, ein Verantwortlicher für die materiellen Belange der örtlichen Gemeinde (diese Beauftragungen gehen aus Wahlen hervor). Dazu kommen drei Verantwortliche, die gerufen werden: für die Verkündigung des Glaubens, für das Gebet und das geistliche Leben und ein dritter, der sich um die Nöte der Menschen am Ort kümmert – „Nächstenliebe“. Jedes Mitglied einer Equipe hat den Auftrag, die ihr/ihm anvertraute Sendung Christi fortzuführen, aber nicht nur allein, sondern zusammen mit anderen Menschen aus der örtlichen Gemeinde.

       1 Zuhören, begleiten, mit den Menschen auf dem Weg sein

      Ich erinnere mich an den Moment, als der Bischof in einer Eucharistiefeier die Anerkennung der örtlichen Gemeinden verkündete. Das war ein großer Augenblick, eine Feier des Glaubens, der Freude, der Geschwisterlichkeit – ein Augenblick des Kircheseins. Während dieser Feier stellt der Priester, der den Pastoralsektor leitet, dem Bischof die Menschen vor, die gerufen sind, die örtliche Basisequipe zu bilden. Jedes einzelne dieser Mitglieder wird vorgestellt, so dass die versammelte Gemeinde jede und jeden wahrnehmen kann. Es kommen meistens auch die Bürgermeister der Zivilgemeinde. Gleichgültig, welcher weltanschaulichen Überzeugung sie auch sein mögen, so legen sie doch Wert darauf, bei diesen Ereignissen, die „Bürger“ der lokalen Bevölkerung betreffen, dabei zu sein.

      Wir waren Zeugen für etwas, was man wirklich als eine Art „Wiedererweckung“ der Christen bezeichnen könnte. Christen, die auf Grund ihrer Taufe gerufen sind, die ihnen geschenkten Gaben und Talente in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

      Am Ende dieser Feier hat der Bischof mich vorgestellt und meine Sendung näher erklärt. Einige Wochen später ist dann der eine oder die andere auf mich zugekommen. Die ersten Fragen, die mir gestellt wurden, waren oft organisatorische Fragen.

       2 Verstehen, geistlich unterscheiden und antworten

      Sehr schnell waren es aber nicht mehr nur organisatorische Fragen, es kamen immer öfter Anfragen nach geistlicher Vertiefung.

      Ich wurde gebeten, zu den verschiedenen Orten zu kommen, die Equipen dort zu treffen. Ich habe immer den verantwortlichen Priester darüber informiert, aber sehr oft war es auch der Priester selber, der mich bat zu kommen. Am meisten habe ich zunächst einmal zugehört. Es fällt auf, dass die Anerkennung und der Sendungsauftrag einer Equipe, auf der Grundlage des Vertrauens, die Christen sprach- und auskunftsfähig machte.

      Mit der Basisequipe haben wir gemeinsam nach Antworten und Lösungsmöglichkeiten gesucht, oder ich habe die Fragen weitergegeben an betroffene diözesane Dienste. Eines möchte ich aber im Blick auf meine Aufgabe in der Begleitung der örtlichen Gemeinden noch einmal unterstreichen: Die mir übertragene Aufgabe war nicht eine Verantwortung als Teil der Hierarchie, sondern ein mir durch Anerkennung übertragenes Dienstamt.

      Der Aspekt der proximité, den Menschen nahe zu sein – dies konkret zu leben hat mich Menschen entdecken lassen, die ein tiefer, lebendiger Glauben prägte, die aber vorher nicht daran gewöhnt waren, über ihren Glauben Auskunft zu geben und ihn mit anderen zu teilen. Sie waren für meinen Dienst der Begleitung sehr dankbar.

      Dank dieser Menschen ist nach und nach christliches Leben neu ans Licht gekommen. Sie sind zu Akteuren, zu Subjekten geworden an den Orten, wo sie leben. „Wir haben schließlich das Recht, unser Christsein da zu leben, wo wir sind.“ – ohne dass man immer dazu aufgefordert wird, sich an andere Orte zu begeben (an einen zentralen Ort, in die Stadt, da, wo der Priester ist).

       3 Keine örtliche Gemeinde ohne Priester

      Der Begleiter der örtlichen Gemeinden ist meistens der Priester, der für den Pastoralsektor verantwortlich ist. Er wird zu jedem planmäßigen Treffen der örtlichen Equipen eingeladen und unterstützt Glaubensleben und missionarischen Eifer der engagierten Christen.

      Die Gegenwart des Priesters ist Zeichen der Einheit aller örtlichen Gemeinden und Gruppen von Christen, die in dem konkreten Pastoralsektor leben. Er ruft die gemeinsamen Zielsetzungen immer wieder neu in Erinnerung und hält den Sendungsauftrag des gesamten Pastoralsektors im Blick. Keine örtliche Gemeinde kann sich selber genügen oder sich nur auf sich selbst beschränken.

      Der Priester ermutigt und hilft den Christen ihren Glauben zu leben: in Gebetskreisen, durch Lesen und Teilen der Schrift. Er hilft ihnen, mit offenen Augen die menschliche Zerbrechlichkeit der Gemeinden wahrzunehmen: isoliert lebende Menschen, alte Menschen, Altenheime, Heime für Behinderte, Familien in Not, durch Gewalttätigkeit oder durch einen Trauerfall. Er unterstützt die Menschen im Glauben, vertraut ihnen, ohne ständig vor Ort zu sein oder alles selber machen zu müssen.

      Menschen sind wichtiger als Strukturen. Eine lebendige örtliche Gemeinde zeichnet sich aus durch das Rufen von so vielen Menschen wie möglich: Du bist das, du kannst das, die Gemeinde braucht das, komm! Es gibt keine Christen, die nicht in der Lage wären, Frucht zu bringen. Niemand ist überflüssig. Jede und jeder Getaufte ist gerufen, die geschenkte Taufgnade anzunehmen. Der Dienst, den es in der Kirche für alle zu erfüllen gilt, gibt uns die Möglichkeit dazu. Der Geist, der jeder und jedem geschenkt ist, befähigt alle dazu, auf den Ruf des Herrn Antwort zu geben. Das Vertrauen, dass uns durch Gott geschenkt ist, lädt dazu ein, uns gegenseitig zu vertrauen.

      Die örtlichen Gemeinden sind Wege des Glaubens für die, die sich auf diesen Weg einlassen.

      In jeder örtlichen Equipe kann man von besonderen Zeiten des Lernens sprechen, das ist manchmal sehr mühsam. Zu lernen gilt es den Austausch, das Zuhören, sich einlassen auf die Meinung der anderen. Es geht darum, dass sich Solidarität entwickelt, indem wir gemeinsame Initiativen ergreifen. Jede örtliche Equipe ist so etwas wie ein Forschungslabor im Blick auf das Leben von Geschwisterlichkeit. Sie ist aber gleichzeitig auch konkretes und sichtbares Zeichen für die ganze Gemeinde, dass Geschwisterlichkeit möglich und Geschenk für alle ist.

      Ein alter Mann von etwa 80 Jahren – er war der erste Pastoraldelegierte seiner Gemeinde und dies seit 6 Jahren – sagte:

      „Ich war immer in meinem Beruf engagiert, auch in der zivilen Gemeinde … das ist auch in der örtlichen Gemeinde so weitergegangen. Aber jetzt, wo ich alt bin, entdecke ich, dass die Quelle für mein ganzes Engagement die Taufe ist.“ Und er fügt hinzu: „Was für ein Glück habe ich doch, dass ich diese Kirche kennenlernen durfte!“ Er ist also nicht nur ein alter Mann, sondern vor allem ein glücklicher Christ. Könnte es nicht auch so sein, dass das Leben der örtlichen Gemeinden eine immer stärkere Liebe zur Kirche hervorbringt?

       4 Im Gehen des Weges entdeckt man die „Wirkfaktoren“ für den Sendungsauftrag

      Die jährlichen Treffen der Priester und der Pastoraldelegierten jeder örtlichen Gemeinde mit dem Bischof und den Bischofsvikaren sind in ihrer Geschwisterlichkeit, ihrer Spiritualität und Kirchlichkeit wesentliche Grundlage. Das soll heißen, alle, Dienstämter und Dienerinnen und Diener des Evangeliums im Herzen der örtlichen Gemeinden, arbeiten zusammen, um die Sendung Christi fortzuführen.

       Vorschläge für die Formation

      Den Aspekt, ja, den Dienst der „Nähe“ zu leben ist ein „muss“ für alle Christen der Diözese, was auch immer ihre konkrete Verantwortung sein mag. Nach und nach haben sich neue, dezentrale Formen dafür entwickelt, wie z. B. geistliche Besinnungstage, angeleitet durch diözesane Einrichtungen oder aber auch die Klöster in der Diözese. Es gibt Schulungen für den Bereich der Glaubensverkündigung, für die Begleitung von Familien in Trauer, Initiativen, um das Lesen in der Schrift zu fördern, liturgische Fortbildungen …