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Kirche geht ...


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jenes die Gefahr, dieses das Heil.“

      Das II. Vatikanische Konzil bezeichnet die Beziehung zwischen den Laien und den Hirten mit dem Adjektiv „vertraut“ – wie in einer Familie.

       „Aus diesem vertrauten Umgang zwischen Laien und Hirten kann man viel Gutes für die Kirche erwarten. In den Laien wird so der Sinn für eigene Verantwortung gestärkt, die Bereitwilligkeit gefördert. Die Kraft der Laien verbindet sich leichter mit dem Werk der Hirten. Sie können mit Hilfe der Erfahrung der Laien in geistlichen wie in weltlichen Dingen genauer und besser urteilen. So mag die ganze Kirche, durch alle ihre Glieder gestärkt, ihre Sendung für das Leben der Welt wirksamer erfüllen.“ (Lumen Gentium 37)

      Und im Blick auf die unterschiedlichen Realitäten in der Pastoral:

      „(Das wirkt sich auf die Beziehung aus, die in der Kirche zwischen dem allgemeinen Priestertum und dem Amtspriestertum besteht.) Der Umstand, daß sie, obgleich sie sich dem Wesen nach unterscheiden, einander zugeordnet sind, schafft eine Wechselseitigkeit, die zum harmonischen Aufbau des Lebens der Kirche als Ort des geschichtlichen Vollzugs des von Christus gewirkten Heils beiträgt.“ (Pastores gregis 10)

      Und im Blick auf die Priester:

       „Schließlich stehen die Priester in einer positiven und anregenden Beziehung zu den Laien, denn ihre Gestalt und ihre Aufgabe in der Kirche ersetzen ja nicht das auf die Taufe zurückgehende gemeinsame Priestertum des ganzen Volkes Gottes, sondern fördern es, indem sie es zu seiner vollen kirchlichen Verwirklichung führen.“ (Pastores dabo vobis 17)

      Eine solche Haltung erfordert ganz klar den Willen zu geschwisterlichem Dialog und pastoraler Unterscheidung im Hören auf das Wort Gottes; sie erfordert, das Wirken des Hl. Geistes zu erkennen und aufzunehmen, sich für die Vergebung Gottes und seine Barmherzigkeit gegenüber unseren menschlichen Schwächen zu öffnen; ein lebendiges Bewusstsein der Sendung der Kirche in unserer heutigen Welt, den Wunsch und Willen, das Evangelium zu verkünden. Ebenso erfordert es auch institutionelle Regelungen, um in der richtigen Weise die Grundlage für eine gesunde und fruchtbare Zusammenarbeit zu schaffen. Wenn wir die Würde der Laien hervorheben, die ihnen durch die Taufgnade geschenkt ist, qualifiziert das die Priester nicht ab, ganz im Gegenteil. Es gilt aber auch umgekehrt: wenn der Sinn und die Schönheit der pastoralen Verantwortung des priesterlichen Dienstamtes zum Ausdruck gebracht wird, qualifiziert dies die Laien nicht ab. In keiner Weise kann der Wert des einen den Wert des anderen mindern. Dass das eine zum anderen in einer rechten Beziehung steht, gründet nicht nur auf gesellschaftlicher Anerkennung oder der Aufgabenverteilung, entscheidend erscheint uns die Lehre von der Kirche als Communio. Die kirchliche Gemeinschaft setzt Gemeinschaft im Glauben voraus, und die Gemeinschaft in den Sakramenten des Glaubens. Dies kommt zum Ausdruck in der verschiedenartigen Teilhabe (participatio) an der einen Mission der Kirche. Eine solche Perspektive erfordert einen echten Weg der Umkehr (metanoia): Wir können das Gewicht unserer Gewohnheiten, unsere Zögerlichkeit, den eigenen Willen, unsere Widerständlichkeit gegenüber Veränderungen, die doch notwendig sind in einer Welt, die sich in einer tiefergreifenden Veränderungsphase befindet, nicht einfach ignorieren. Es geht um die Nachfolge Christi (sequela Christi) und um ein lebendiges Bewusstsein im Blick auf die empfangene Sendung. Der Dienst der Diözese am spirituellen Leben, die Begleitung der örtlichen Gemeinden, das Verfassen von Texten über die großen spirituellen und pastoralen Persönlichkeiten unserer Diözese tragen dazu bei, diesen Weg zu gehen.

       Eine Vielfalt an Berufungen und Diensten

      Sowohl das aufeinander Bezogensein und als auch die Abgrenzung der Laienberufungen und des priesterlichen Dienstamtes rufen nach neuen kirchlichen Lehrentwicklungen. Diese Herausforderung ist auch dogmatischer Natur, sie ist Konsequenz des II. Vatikanischen Konzils, aber auch Konsequenz des neuen kulturellen Kontextes, in dem Glaubensverkündigung heute stattfindet. Von daher gilt es auch wahrzunehmen, was die Wiedereinführung des ständigen Diakonats als eigener Grad des Sakraments des Ordo bedeutet (im Bistum Poitiers haben wir 40 Diakone und weitere 10 in der Ausbildung). Ebenso sind wir auch herausgefordert, die „anerkannten Laiendienstämter“ (Laien, die einen kirchlichen Sendungsauftrag haben) in den Blick zu nehmen, im Moment sind dies 75 Personen. Wenn wir die Pluralität der Berufungen in der Kirche anerkennen, so bedeutet das: Wir bezeugen, dass das Evangelium in jeder Kultur, in jeder menschlichen Situation, verkündet werden muss – als pfingstliches Ereignis, wo jeder die Botschaft in seiner eigenen Sprache hören konnte. Denn:

       „Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung.“ (Apostolicam Actuositatem 2)

      Was es braucht, sind tatsächlich neue kirchliche Lehrentwicklungen. Der Glaube ist weder eine Frage der Hierarchie von Privilegien, noch geht es darum, dass wir immer alles und für alle Zeiten genau so weitermachen müssten. Der Glaube ist vielmehr ein Weg, ein Risiko, das es einzugehen gilt: die Nachfolge Christi und ein Leben aus dem Evangelium. In der Kirche von Frankreich, und also auch in der Diözese Poitiers, müssen wir bei jeder Auswahl, die wir treffen, sehr genau die Konsequenzen bedenken, besonders auch aufgrund unserer geringen Mittel. In der französischen Gesellschaft, wo die Kirche kein offiziell anerkanntes Organ ist aufgrund der Trennung von Kirche und Staat, können wir nur handeln durch Menschen, die sich senden lassen. Dem widmen wir unsere ganze Kraft. Es geht darum, dass Menschen als Jünger, in der Nachfolge Christi ans Licht kommen und sein Evangelium bezeugen. Wesentliche Faktoren hierfür sind Katechese für alle Altersgruppen und der Katechumenat. So haben wir z. B. beschlossen, den Erwachsenen alljährlich die Möglichkeit der Firmung vorzuschlagen, wichtig ist auch die Pfingstvigil, denn all das betont unseren Wunsch, die Gaben des Heiligen Geistes, der das Volk Gottes lebendig macht, immer mehr ins Licht zu rücken. Im Blick auf die unterschiedlichen Gaben des Heiligen Geistes, lesen wir die Schriftstelle aus dem zweiten Briefes an Timotheus:

       „Aus diesem Grund ermahne ich dich: entfache von neuem die Gnadengabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.“ (2 Tim 1,6)

      Indem wir uns durch den Geist Christi – wie von einem Feuer – ergreifen lassen, kann die Frohe Botschaft mutig verkündet werden in den Gegebenheiten der französischen Gesellschaft von heute. Es geht in der Tat um eine Form von Verzicht – Verzicht darauf, der Vergangenheit hinterherzutrauern, sich von der Gegenwart entmutigen zu lassen oder defätistisch in die Zukunft zu blicken. Nur so können wir das österliche Geheimnis Christi und die Gaben des Heiligen Geistes nach dem Plan Gottes des Vaters bekennen.

       Schlussbemerkung: „Damit sie das Leben haben“ (Joh 10,10)

      Wir kennen die Wege der Zukunft nicht im Voraus. Erst wenn wir sie gehen, können sich Wege für unsere Zeit eröffnen. Die örtlichen Gemeinden sind Teil dieser pastoralen Option. Ihre Bedeutung ist verwurzelt in der langen Glaubenstradition unserer Diözese und ihr Daseinsgrund zeigt sich in den Früchten, die sie bringen. Sie sind wie Worte der Frohen Botschaft, die sich demütig, aber sehr real so nahe wie möglich in das Leben der Menschen heute übersetzen. Sie sind auch so etwas wie ein Vorgeschmack auf eine Zukunft, die möglich ist. Sie regen Initiativen an, sie erwecken die Freude des Glaubens und des Hoffens und lassen sie wachsen. Sie sind wirklich Teil der Mission der Kirche und möchten Christus Jünger und Jüngerinnen schenken, die sein Evangelium in der Zeit von heute bezeugen.

      Jean Paul Russeil ist Generalvikar des Erzbistum Poitiers. Er war Bischofsvikar und theologischer Berater von Erzbischof Rouet und gilt als einer der theologischen Architekten der pastoralen Entwicklung im Erzbistum Poitiers.

       Gisèle Bulteau

       Örtliche Gemeinden begleiten

      [aus dem Französischen von Gabriele Viecens, Dipl.-Übers.]

      Vorab möchte ich Ihnen eine kurze Erläuterung der örtlichen Equipen im Erzbistum Poitiers geben: Die pastorale Basiseinheit in unserem Bistum ist der