Thomas Wienhardt

Qualität in Pfarreien


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und fördern. Sie sollen gern deren klugen Rat benutzen, ihnen vertrauensvoll Aufgaben im Dienst der Kirche übertragen und ihnen Freiheit und Raum im Handeln lassen, ihnen auch Mut machen, aus eigener Initiative Werke in Angriff zu nehmen. Mit väterlicher Liebe sollen sie Vorhaben, Eingaben und Wünsche, die die Laien vorlegen, aufmerksam in Christus in Erwägung ziehen. (…) Sie können mit Hilfe der Erfahrung der Laien in geistlichen wie in weltlichen Dingen genauer und besser urteilen.“ (LG 37)

      Wie eine Münze ist Kirche also nicht einfach nur von einer Seite aus zu betrachten, sondern weist eine gewisse Komplexität auf, die auf das Größere verweist, auf Christus. Darin gründet auch ihr Auftrag. Eine Münze hat dann einen realen Wert, wenn sie einen Nutzen generiert. Der Auftrag der Kirche ist, das Heil, das von Christus ausgeht, in die Welt zu tragen. Diesen darf sie nicht verfehlen, sonst stellt sich die Frage, welchen „Wert“ Kirche hat. Das Konzil macht an dieser Stelle deutlich, dass Kirche stets der Reinigung bedarf. Anders gesagt muss Kirche mit ihrer gesellschaftlichen Institution auftragsgemäß handeln, um die gewollte Wirkung zu erreichen. Dazu ist es wichtig, die Zeichen der Zeit wahr- und ernstzunehmen. Der Geist wirkt auch in der Schöpfung. Demnach stellt sich die Frage, welche Veränderung nötig ist, um den Auftrag in der heutigen Zeit angemessen und nah am Menschen zu erfüllen. Die Kirche sollte darauf achten, welche Potentiale in den Teilsystemen und den wissenschaftlichen Disziplinen stecken, um den Sendungsauftrag zu erfüllen. Das eigene Tun muss also reflektiert und schließlich verbessert werden, um nicht irgendeine Wirkung zu entfalten, sondern um die gesellschaftliche Seite der Kirche möglichst gut zur Wirkung zu bringen. Kirche kann nicht alles aus sich selbst heraus, die Gnade muss mitgedacht werden. Trotzdem ist die Kirche gerufen, ihre Möglichkeiten zu nutzen, damit Kirche das Licht Christi spiegeln kann.

      Für das weitere Vorgehen in dieser Forschungsarbeit werden folgende Punkte als Orientierungsrahmen dienen. Sie fließen am Ende als Eckpfosten in ein Qualitätsmodell ein:

      • Kirche kann nicht „irgendwie“ sein, sie muss eine Aufgabe erfüllen. Sie kann ihren Auftrag missachten, dann würde sie zwar noch für den Glauben stehen, aber ohne Wirkung oder sogar mit negativer Wirkung verbleiben. Sie würde „sündig“.

      • Kirche ist auch eine weltliche Institution, die verantwortungsbewusst gestaltet werden muss.

      • Kirche ist Sakrament, d. h. Zeichen und Werkzeug: sie verweist auf etwas, aber sie soll auch etwas bewegen - bei aller eschatologischen Vorläufigkeit.

      • Der Auftrag ist: das Reich Gottes in der Welt entfalten, d. h., den Heilswillen Gottes in die Welt tragen und dort konkretisieren. Das kann nicht irgendwie ausgestaltet werden. Orientierung bietet das Handeln Jesu, aus der z. B. auch die Option für die Armen abgeleitet wurde. Die Verbesserung der Zustände in der Welt ist Element der Heilssendung.

      • Kirche kann nicht ohne die Grundkriterien ihrer Existenz gedacht werden: „die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.

      • Kirchliches Handeln bewegt sich in vier Grundvollzügen: Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Koinonia. Das sind die zentralen Handlungsbereiche.

      • Kirche als Volk Gottes sagt etwas aus über das Miteinander in der Kirche. Als Getaufte haben alle Anteil am gemeinsamen Priestertum. Sie sind Subjekte des Glaubens und des Glaubenslebens.

      • Zugleich gibt es eine substantielle Rollenverteilung in der katholischen Kirche, in der ordinierte Amtsträger einen wichtigen Dienst ausübt . Ihnen kommt Leitung zu, aber auch der Heiligungs- und Lehrdienst. Das wird gerade in Gemeinden erfahrbar. Den Laien kommt aufgrund ihrer Teilhabe am Priester-, Propheten- und Königsamt ein Eigengewicht zu. Amt und Laien benötigen ein gutes Miteinander.

      • Ortsgemeinden sind relativ selbständig, sind aber zugleich auf andere Gemeinden und den größeren Rahmen angewiesen (Kooperation).

      • Kirche als Sakrament des Geistes macht deutlich wie wichtig auch das charismatische und damit das verändernde Element in der Kirche ist. Dinge, die von außen („Welt“) auf die Kirche einströmen, können wichtige Anregungen enthalten. Die Welt ist Schöpfung Gottes, und auch dort wirkt der Heilige Geist.

       Was ist unter Qualität zu verstehen?

      Auch wenn es verschiedene Grundphilosophien zum Thema Qualität gibt, so kann doch diese formale Definition als gemeinsames Merkmal ausgemacht werden. Qualität bezieht sich also auf die Beschaffenheit eines Produkts oder einer Dienstleistung und ist zunächst ein neutraler Begriff, d. h., Qualität kann gut oder schlecht ausfallen. Diese Bewertung