die Requisite „Kleidung“ (
Die Sequenz ‚Übergabe von
Walter Brueggemann hat folglich die Signale in 18,4 für einen möglichen Lektüreprozess so zusammenfassen können: „It is likely that Jonathan’s unrobing and the gift of his clothes and armor to David constitute a symbolic transfer of power and of his claim to the throne. David is invested with the insignia of authority as Jonathan is divested.“29
Von Jonatans Liebe ist innerhalb von 18,1–5 gleich zweimal die Rede. Er liebt David wie sein eigenes Leben (18,1
Einem „Lieben“ kann im Alten Orient und Alten Testament je nach entsprechenden Kontexten bekanntlich auch der politische Beiklang der „Gefolgstreue und Loyalität“32 anhaften.33 Diesen politischen Beiklang nahmen für 1Sam 18,1.3 John A. Thompson und andere an.34 Indem Jonatan David liebte, konnte das eine Loyalität zum König in spe einschließen.35 Diese Annahme kann eventuell der Vers 1Sam 16,21 bestätigen. 18,1 benutzt dieselbe grammatische Form wie 16,21;36 das Qere (
1Sam 16,21: Und David kam zu Saul, und er diente ihm, und er liebte ihn sehr (
Vers 16,21 wurde in der Exegese traditionell so verstanden, dass Saul David liebte. Das traditionelle Verständnis entpuppt sich aber beim genaueren Hinschauen als recht unsicher. Denn die rahmenden Sätze in 16,21 haben David als Subjekt.37 Folglich dürfte in 16,21 David dem höhergestellten Saul loyal Liebe entgegengebracht haben, wie Gordon C. I. Wong dargelegt hat.38
Steht Davids Liebe in 16,21 für politische Gefolgstreue, unterstützt solches den Beiklang bei Jonatans Liebe in Kap. 18. Aber auch ohne Vers 16,21 und sein Verständnis dürfte die Liebe in 18,1.3 Jonatans „Gefolgstreue und Loyalität“ gegenüber David implizieren.
Jonatans Liebe ist in 18,3 mit dem Bundesschluss39 zwischen ihm und David verflochten (
1Sam 23,17–18: 17 Und er (= Jonatan) sagte zu ihm (= David): Fürchte dich nicht! Denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden. Und du wirst König über Israel werden (
Neu ist in Kap. 23, dass sich Jonatan zum zweiten Mann41 unter dem neuen König machen will. Der Berit in 18,3 dürfte also auch der Gedanke zugrunde liegen können, dass David der kommende Regent ist.
Vers 18,1 erwähnt unmittelbar vor der politisch eingefärbten Liebe, dass sich Jonatan mit David verbunden hatte.42 Das Verb „verbinden“,
1Sam 22,8.13 (hier spricht Saul): ... dass ihr euch alle gegen mich verschworen habt (
In Kap. 22 richtet sich das „verschwören“ im Qal „gegen“ (
Das bisher Dargelegte ging von Haupt- und Nebentönen im Abschnitt 18,1–5 aus. Die Annahmen zu den Nebentönen sind insofern angemessen, als sie parallel zu einer aufgebauten Leseerwartung verlaufen. Vor 1Sam 18 wissen die Lesenden bereits, dass Saul als König längst von göttlicher Seite her verworfen ist, JHWH sich einen Besseren als Nachfolger ausersehen hat (13,7–15; 15,1–35) und David als Gesalbter (16,1–13) auf den Thron gelangen soll.50 Solche Leseerwartung erzeugt Achtsamkeit dafür, wie sich der nicht mehr erwartbare Thronfolger Jonatan zum kommenden König David positioniert.
Zentral ist nun, wie dadurch eine erzählte Welt als Hintergrund für den Auftritt der Frauen und ihr Lied in 18,6–7 ausgeleuchtet wird. Mit dem liebenden Jonatan geht ein Erster aus Sauls Familie eine treue und auch politisch orientierte Bindung mit dem inoffiziellen neuen Monarchen David ein. Mit Michal, die David ebenfalls liebt und dessen Frau wird (18,20–28), wird dies später auf andere Weise eine Zweite aus dem Hause Sauls tun und ebenso wie Jonatan David vor Ärgstem bewahren (vgl. 19,11–18).51 Nicht nur Mitglieder von Sauls Familie wenden sich schrittweise David zu, sondern auch das Volk und Sauls Knechte. Dies deutet indirekt bereits 18,5 an (