Johannes Winkel

Der kommende Mensch


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und seinen Sohn, den Gesalbten zu senden versprochen hatte, setzte dieses Werk nun auch in die Tat um und in Gang. Doch er proklamierte ihn noch nicht öffentlich. Das wird er erst jenseits seines Lebens und Lebensweges tun – mit seiner Auferweckung aus den Toten! Warum Jesus von Nazareth? Gute Frage. Antwort: Weil es Gott so gefiel.

      Gleich darauf geschieht folgendes. Nun handelt jener Geist, der sich Jesus mitgeteilt hat, treibt ihn an und treibt ihn hinaus. Wohin? Nicht zu einer unbeschwerten Tauffeier im Familienkreis. Nicht einmal zu den Menschen, sondern schnurstracks in die Wüste, wo der Täufer zur Umkehr gerufen hatte, hinein in jene trostlose und lebensfeindliche Welt, wo die bösen Geister hausen, und wo man sich auch bei Tage besser nicht hineinwagt, um sich nicht zu verirren, einen Stich zu bekommen und an Entbehrung und Entkräftung zu sterben. Da hinein trieb ihn der Gottesgeist, jene Kraft, die wie eine Taube auf ihn kam, die Himmelstimme im Rücken: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir fand ich Gefallen!« Nun also gefiel es Gott, seinen geliebten Sohn in die Wüste hinauszutreiben.

      Jesus bei den wilden Tieren in der Wüste, bei Viechern, die mit dem Menschen alles andere als in Frieden leben! Wie sie ihm zusetzten oder ängstigten, und wie er mit ihnen umging, lässt der Erzähler auch hier mit Bedacht offen. Nur nicht, dass er eben auch bei ihnen war – Schlangen, Skorpionen, Aasfressern, Bestien, die einem Menschen schwer zu schaffen machen können. Jesus auch bei ihnen, wie er auch beim Satan war. Dass für die wilden Tiere in der Wüste mit Jesu Kommen zu ihnen messianische Zeiten anbrachen, wie sie Jes 11, 6–8 geschildert werden, wollte der Evangelist an dieser Stelle wohl nicht gesagt haben. Ihm ging es um den Messias in seiner Versuchung oder Erprobung durch sie, nicht um die Änderung der Natur der Tiere.

      Was auch immer in der Wüste geschah, in die Gottes Geist Jesus geführt und ihn dem Satan und den wilden Tieren ausgesetzt hatte, eines jedenfalls ist nicht geschehen: dass er von dort als Gottes- und Menschenfeind wiederkam. Weder als Klagender noch als Anklagender, weder als wildes Tier noch als verängstigter Mensch kehrte er aus der Wüste zurück. Nicht geschwächt kam er zurück, obwohl er ihnen ausgesetzt war, sondern gestärkt und gereift.

      Danach aber, als Johannes ausgeliefert war, kam Jesus nach Galiläa, das Evangelium Gottes verkündigend wie folgt: »Die Zeit ist erfüllt, und die Herrschaft Gottes ist nahe. Ändert euren Sinn und glaubt an das Evangelium« (Mk 1,14f)!

      1 Unterstreichungen im nachfolgenden Text markieren Berührungen mit der Logienquelle Q, die der zweite Evangelist gekannt hat. Q wird nach Lk zitiert.

      2 Sie wird in Jes 40, 3 [hebr] genannt, worauf Mk 1, 3 sich bezieht, und bezeichnet ein Gebiet, in dem einstmals auch der Prophet Elia wirkte und am Ende mit feurigem Wagen und feurigen Pferden in einem Wirbelwind in den Himmel aufgenommen wurde (vgl. 1 Kön 2,1ff). Zur Bedeutung Elias im Markusevangelium vgl. 6,15; 8, 28; 9, 4f.11–13; 15, 35f.

      3 Nach Q 4,1ff wurde der in der Wüste vierzig Tage nichts zu essen habende Jesus vom Teufel ermutigt, sich selbst mit einem Wunder von seinem Hunger zu befreien, allerlei fromme Werke zu tun und dabei Gott blindlings zu vertrauen.

      4 »Eva weinte und sprach: ›Wehe, wehe, wenn ich komme zum Tag der Auferstehung, werden mich alle, die gesündigt haben, verfluchen und sagen: Eva hat das Gebot Gottes nicht gehalten‹« (ApkMos 10, 2). In anderer Version: »Wehe mir Armen, dass ich verflucht bin, weil ich die Gebote des Herrn nicht gehalten habe« (VitAd 37, 2).

      5 Zum Dienst eines Engels für den Propheten Elia vgl. 1 Kön 19, 4–7.

      Jesu Kommen nach Kapharnaum

       Markus 1, 21–31.32–34

      21–22 Einleitung

      23–28 Die Entgeisterung eines Besessenen

      29–31 Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus

      32–34 Erster Bericht vom Andrang der Menschen

      21 Und sie wandern hinein nach Kapharnaum.

      Und gleich am Sabbat,

      nachdem er in die Synagoge hineingegangen war,

      begann er zu lehren.

      22 Und sie gerieten außer sich wegen seiner Lehre,

      denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat,

      und nicht wie die Schriftgelehrten.

      23 In ihrer Synagoge war da gerade

      ein Mensch mit einem unreinen Geist,

      und er schrie auf,

      24 sagend:

      »Was (ist mit) uns und dir

      (Ri 11,12; 1 Kön 17,18; 2 Kön 3,13; vgl. Mk 5, 7),

      Jesus, Nazarener?

      Ich weiß, wer du bist,

      der Heilige