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Geist & Leben 4/2017


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Umsetzung des urchristlichen Rufes Maranatha in eine antwortende Form gedeutet werden kann. Damit wäre im sehnsuchtsvollen Ruf zu Christus selber schon verborgen dessen Antwort mitgegeben.

      Die Stimmung der Antiphonen ist die der sehnsüchtigen Erwartung. Es wird flehend um das Kommen Christi gebetet und die eigene Situation als die der Bedrängnis und Gottferne zur Sprache gebracht. Dabei begegnet weder das Wort „Christus“ noch das Wort „Messias“, dafür aber zweimal „Israel“ und ebenso Namen und Begriffe aus der alttestamentlichen Überlieferung: Adonai, Mose, Sinai, Isai, David. Ebenso entstammen die Schriftzitate dem Alten Testament. Und doch erhält die gesamte Dichtung ihren Sinn von einem Brennpunkt her, der weder im Alten Testament steht noch in den Antiphonen beim Namen genannt wird und daher gewissermaßen „exzentrisch“ ist: Jesus Christus. Von dort her hat man eine Relecture der alttestamentlichen Texte unternommen. Und die letzte Strophe mit ihrer Immanuel-Anrede macht deutlich, dass der in den Antiphonen Angesprochene von Anfang an Christus war. Schon in der Schöpfung und in der Erwählung Israels war Gott in seinem Sohn Jesus Christus am Werk, so das Bekenntnis der Antiphonen.

      So sind die O-Antiphonen von ihrer Komposition und Sprachgestalt her ein christlicher Text, und als solcher sind sie auch im Laufe ihrer Geschichte rezipiert worden. Aber zugleich machen sie deutlich, dass Christologie nur in Verbindung mit der israelitisch-jüdischen Tradition zu treiben ist. Auch nach Christus stehen Christen in der Erwartung der Erlösung und können sich daher mit dem biblischen und heutigen Gottesvolk Israel identifizieren. Israeltheologie, Christologie und Eschatologie bedingen einander. Die vom biblischen und dem heutigen Israel erwartete Ankunft des Erlösers trifft sich mit der christlichen Erwartung des eschatologischen Adventus Christi.

      Das Heilshandeln Gottes an seinem Volk Israel und an Jesus Christus ist Garantie für die kommende Erlösung. In der jüdisch-heidenchristlichen Gemeinsamkeit der eschatologischen Erwartung ist die liturgische Situierung der Antiphonen in der Adventszeit eigentlich eine Engführung, die der Text nicht fordert und die nur dann berechtigt ist, wenn lebendig bleibt, dass die adventliche Erwartung der Christen nicht allein erinnernd auf ein Ereignis in der Vergangenheit gerichtet ist, sondern ihre ständige Situation und Haltung darstellt. Die Eschatologie, wie sie in den O-Antiphonen zum Ausdruck kommt, ist eine Gemeinsamkeit von Judentum und Christentum. Die Erwartung des Kommenden ist das letzte Wort biblischen Glaubens.

      Dabei definieren die O-Antiphonen kein Verhältnis zu Israel, sondern sie bieten von Christus her und auf ihn hin eine offene Identifikation mit Israel an. So erschließen sich diese Texte im Vollzug und nicht primär in der Reflexion. Durch den hymnischen Gebrauch werden sie in der Liturgie lebendig, aktuell und existenziell. Wer die O-Antiphonen singend betet, der stellt sich Seite an Seite mit Israel und fleht um die Erlösung, um das Kommen Gottes – eingedenk der Taten Gottes in der Vergangenheit und seiner Wirksamkeit in der Welt in der Gegenwart.1

      1 Weiterführend siehe E. Ballhorn, Die O-Antiphonen. Israelgebet der Kirche, in: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 37 (1998), 9–34; ders., Der Psalter als Haus der Stimmen. Heteroglossie als Schlüssel zu einer christlichen Lektüre der Psalmen, in: BZ 61 (2017), 1–23.

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