vorliegt, den die Lernenden eingebracht haben – dafür aber eventuell noch keine Erfahrungen mit dem Einsatz dieses Verfahrens in konkreten Situationen vorhanden ist. Hier, beim Rezept A5 Das gemeinsame Lernprojekt, existiert keine Idee für ein Vorgehen, dafür aber eine ganz konkrete Situation, für die man ein neues Vorgehen brauchen würde. Damit steht die Klasse samt Lehrperson nicht nur vor einer Lern-, sondern vor einer echten Entwicklungsaufgabe. Lehrperson und Lernende zusammen werden in diesem Moment zum Projektteam, in dem jeder und jede in unterschiedlichen Rollen Vorwissen, Interessen und Fähigkeiten einbringen kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man ein solches Projekt angehen kann. Hier ein Vorschlag, wie man im Rahmen der Möglichkeiten des Fachunterrichts vorgehen könnte. Er lehnt sich an das Format des Problem Based Learning (PBL) an (z.B. Weber 2004), erweitert dieses aber um den wichtigen Schritt 5.
A5.2 Ein Rezept in fünf Schritten
Das Rezept ist nicht wirklich erprobt. Rückmeldungen über Verständlichkeit und Nützlichkeit sind daher sehr erwünscht!
In Zentrum stehen:
• Eine bestimmte Situation (wie «Elektroautos warten» oder «Pflegeroboter nutzen»), deren Bewältigung die Lernenden möglichst bald beherrschen sollten.
• Weder die Lehrperson noch die Lernenden kennen ein geeignetes Vorgehen, um diese Situationen professionell anzugehen.
Schritt 1: Sicherstellen, dass alle von derselben Handlungssituation ausgehen
Wie in allen anderen Rezepten stellt die Lehrperson zuerst sicher, dass alle Anwesenden von derselben Situation ausgehen.
Schritt 2: Ideen für mögliche Lösungen entwickeln
Die Anwesenden entwickeln gruppenweise oder für sich allein Lösungsideen, die dann im Plenum diskutiert werden. Daraus ergeben sich meist Fragen, die geklärt werden müssen, um zu einer brauchbaren Lösung zu gelangen.
Schritt 3: Recherche
Alle gehen gruppenweise oder einzeln auf die Suche nach Antworten auf die Fragen aus Schritt 2.
Schritt 4: Neues Vorgehen konzipieren
Aufgrund der Resultate der Recherche und der Erfahrungen aller Beteiligten mit ähnlichen Situationen wird ein neues, praxistaugliches Vorgehen entwickelt und an erfundenen Beispielen getestet.
Schritt 5: Anwendungsfragen und Anwendungsprobleme klären
Das neue Vorgehen wird, wo immer möglich, in der Praxis eingesetzt. Die Erfahrungen werden diskutiert und auftretende Probleme nach Möglichkeit gelöst.
DAS GEMEINSAME LERNPROJEKT IM ÜBERBLICK
1. Kontext sicherstellen
2. Lösungsideen entwickeln
3. Recherche
4. Neues Vorgehen konzipieren
5. Klärung von Anwendungsproblemen
A5.3 Anregungen zu den einzelnen Schritten
Zu Schritt 1: Sicherstellen, dass alle von derselben Handlungssituation ausgehen
Diese Grundvoraussetzung muss hier genauso geschaffen werden wie im Schritt 2 von A1 Handeln vorbereiten. Wie viel Aufwand das bedeutet, hängt von der Situation ab und von dem, was im Unterricht vorangegangen ist. Im CAD-Beispiel ist die Situation im Wesentlichen eingeführt. Es ist aber sicher hilfreich, wenn die Lehrperson kurz zusammenfassend festhält: Es geht darum, beim Planen eines Gebäudes mit CAD systematisch zu überprüfen, ob Normen wie minimale Deckenhöhe etc. eingehalten werden.
Wird hingegen eine neuartige Situation von den Lernenden spontan eingebracht, wie beispielsweise der Einsatz von Pflegerobotern, dürfte mehr Aufwand notwendig sein, um zu klären, von welcher Situation die Rede sein soll. Können die Lernenden nicht viel Konkretes erzählen (z.B. «Bei uns steht seit einigen Tagen ein Pflegeroboter herum und niemand weiss so recht, was damit anfangen.»), muss die Lehrperson helfen, die Situation genauer zu definieren, damit überhaupt ein bearbeitbares Projekt entsteht. Im Beispiel könnte der vorläufige Arbeitstitel lauten: «Pflegeroboter der aktuell gegebenen Technologie im Pflegeprozess sinnvoll und produktiv einsetzen».
Zu Schritt 2: Ideen für mögliche Lösungen entwickeln
Die Situation gelangt ja in den Fokus der Aufmerksamkeit, da sie ein Problem darstellt, eine zu lösende Aufgabe. Im Sinne der Schritte 3 und 4 von Handeln vorbereiten geht es als Nächstes darum, zu versuchen, einzeln oder gruppenweise mithilfe des vorhandenen Vorwissens Lösungsansätze zu finden. In den beiden Beispielen würde es darum gehen, möglichst viele Ideen zu entwickeln, wie man einen CAD-basierten 3-D-Plan systematisch analysieren kann beziehungsweise wie man Pflegeroboter einsetzen könnte. In dieser Phase haben Lehrperson und Lernende dieselbe Rolle. Die Lehrperson kann und soll alleine für sich oder zusammen mit einer Gruppe Ideen entwickeln.
Diese Ideen werden gesammelt und nach ihrer vermuteten Nützlichkeit geordnet. Idealerweise entsteht daraus eine Liste von offenen Fragen, von deren Klärung man sich eine Lösung des Problems verspricht. Im CAD-Beispiel mit seiner relativ konkreten Fragestellung könnte man beschliessen, die beiden vielversprechendsten Vorgehensideen weiterzuverfolgen und beispielsweise abzuklären, wie weit diese durch existierende CAD-Programme bereits unterstützt werden.
Im Roboterbeispiel, dem eine viel offenere Frage zugrunde liegt, könnte man für die weitere Bearbeitung die Ideen in zwei Gruppen einteilen: 1) begrüssenswerte Einsatzarten, die man intensiv verfolgen möchte, und 2) Einsatzarten, von denen man nur abklären möchte, ob es dazu schon Überlegungen oder Erfahrungen gibt.
Zu Schritt 3: Recherche
Im Gegensatz zum Schritt 5 bei Handeln vorbereiten steht hier kein Modell zu Verfügung, das vorgeführt werden kann. Lehrperson und Lernende müssen daher nach Lösungsideen auf die Suche gehen. Dazu sollten alle verfügbaren Quellen berücksichtigt werden: Internet, Lehrbücher, Arbeitskolleginnen und -kollegen (sowohl der Lehrperson wie der Lernenden), Fachpersonen etc.
Denkbar ist, dass sich wirklich alle – also Lehrperson und Lernende – an der Recherche beteiligen und beispielsweise während des Unterrichts im Internet auf die Suche gehen. Es ist aber auch möglich, dass die Lehrperson diese Aufgabe übernimmt. Bis sie mit Ergebnissen aufwarten kann, wird diese Arbeit an der Situation unterbrochen und eine oder mehrere Wochen später mit neuem Hintergrundwissen wieder aufgenommen.
Wie erfolgreich eine solche Suche sein kann, hängt von der problematischen Situation ab. Beim CAD-Beispiel ist es denkbar, dass jemand in einem Diskussionsforum im Internet auf eine Lösung stösst, die einigermassen erprobt scheint und im Forum auch schon diskutiert wurde. Hier könnte also die Suche unter Umständen recht schnell ein brauchbares Resultat erbringen.
Beim Roboterbeispiel dürfte es zu dem Zeitpunkt, zu dem ich dieses Buch schreibe, etwas schwieriger sein, schnell konkret zu werden. Vielleicht wird man in Prospekten von Roboterherstellern auf Einsatzvorschläge und die damit verbundenen Werbeaussagen stossen, die entsprechend vorsichtig zu bewerten sind. Darüber hinaus findet man vielleicht einzelne Forschungsartikel, die den Einsatz von Pflegerobotern thematisieren. Die Verantwortlichen, die den Roboter angeschafft haben, sollten etwas zu ihren Zielen sagen können, und vielleicht findet sich an einer benachbarten Fachhochschule eine Fachperson, die sich schon intensiver mit dem Thema beschäftigt hat.
Zu Schritt 4: Neues Vorgehen entwickeln
Ausser man stösst bei der Recherche unerwartet auf ein bewährtes Vorgehen, ist es mit dem Zusammentragen von Informationen nicht getan. Um sie nutzen zu können, muss auf ihrer Basis eine im praktischen Alltag einsetzbare Vorgehensweise entwickelt werden. Wurde im CAD-Beispiel im Internet ein Vorgehensvorschlag