fremd sind – also in der Phase des Vorkontakts.
Im Kapitel »Wir fangen an« habe ich beispielhaft einen möglichen Gruppenbeginn geschildert. Ergänzend im Anhang dazu findet der Leser noch einige andere Vorschläge für Exprimente und Gruppenaktivitäten.
Möglicherweise haben Sie eine Übung gut durchgeplant und vorbereitet und sie ist auf Interesse und Kooperationsbereitschaft der übrigen Gruppenmitglieder gestoßen. Plötzlich ist die Übung dann zu Ende, aber die Gruppe noch lange nicht und jetzt schauen die Teilnehmer Sie erwartungsvoll an.
Diese meist angstbesetzte Ungewissheit und Unsicherheit nicht nur auszuhalten, sondern bewusst willkommen zu heißen, muss nicht nur der angehende Gruppenleiter immer wieder üben. Dies sind kostbare Momente, in denen Nichts und Niemand verplant sind. Die existenzielle Freiheit eines jeden Gruppenmitglieds kann jetzt genutzt werden. Es handelt sich um eine fruchtbare Leere, voller Potenzial für kreative Schöpfung, Entdeckung von Neuem, Unbekanntem, Belebendem und Bereicherndem. Sie kann aber auch als eine furchtbare Leere von ewig wiederkehrenden Automatismen, sattsam Bekanntem und Überdrüssigem erlebt und deshalb möglichst vermieden werden. Hiervon handelt das folgende Kapitel »So könnte es weitergehen – einige allgemeine Prinzipien«.
Der Gestaltgruppenleiter, egal ob Anfänger oder Alter Hase, muss sich immer wieder neu erfinden, in vollem Bewusstsein der existenziellen Freiheit und Verantwortung, ausgehend von seinen Erfahrungen und der der Gruppenmitglieder: jeder neue Schritt ein neues Experiment.
In der Gestaltgruppenarbeit kann und darf es per se keine Routine geben. Trotzdem ist es unabdingbar, dass Sie sich an einer inneren Landkarte orientieren und Sie eine fundierte Vorstellung davon haben, wie Sie Veränderungsprozesse in Gruppen anstoßen können und was Sie dabei berücksichtigen sollten. Dies wird in den Kapiteln »Der therapeutische Prozess« und »Ich, Du und Wir im Gruppenprozess« beschrieben.
Das Herzstück der Gestaltarbeit ist im Kapitel »Konzentration auf das Hier-und-Jetzt in der Gruppe« beschrieben. Hier findet der Leser konkrete Anleitungen, wie es ihm gelingen kann, den Fokus immer wieder auf das gegenwärtige Geschehen in der Gruppe zu lenken.
Ein wichtiger Bestandteil jeder Gruppensitzung wird das Feedback sein, dass die Teilnehmer regelmäßig austauschen. Dem ist das nächste Kapitel »Feedback geben« gewidmet. Die wenigsten von uns haben gelernt, wirklich hilfreiche Rückmeldungen zu geben. Hier erfährt der Leser einige nützliche Anregungen, wie unnötige Verletzungen und Kränkungen vermieden werden können, aber auch, wie aufb auendes und motivierendes Feedback gestaltet werden kann.
Ebenso wichtig wie die Konzentration auf das jeweils aktuelle Gruppengeschehen sind die Prozessbeobachtungen des Gruppenleiters. In dem Kapitel »Klärung des Gruppenprozesses« wird erläutert, was damit überhaupt gemeint ist, warum es zum wesentlichen Handwerkszeug des Gruppenleiters gehört und wie es konkret umzusetzen ist.
Sie haben die Anfangstadien der Gruppe gut überstanden. Die meisten Ihrer Ängste sind nicht wahr geworden. Die Gruppe hat Ihre Autorität als Gruppenleitung akzeptiert. Sie haben an Selbstsicherheit und Vertrauen in sich und die Gruppe gewonnen und schon einige Krisen und Konflikte zusammen gemeistert.
Auch die Gruppenteilnehmer sind vertrauter miteinander geworden und haben größtenteils ihren Platz in der Gruppe gefunden. Es haben sich kleine Grüppchen gebildet, die gerne die Pause miteinander verbringen. Meist hat sich sogar eine feste Sitzordnung gebildet. Ein Klima der Verbindlichkeit ist entstanden. Es finden Seitengespräche statt und Teilnehmer trauen sich mehr, Sie zu unterbrechen und das Gruppengeschehen mit zu beeinflussen. Die Teilnehmer sind fasziniert von der Gestaltmethode und weniger verschreckt und ausweichend im Kontakt. Ab und zu kommt es sogar zu Persiflagen. Erste Introjektionsversuche der Gestaltsprache und Haltung werden oft mit viel Selbstironie und Witz demonstriert.
Als Gruppenleiter haben Sie sich ein Bild von den einzelnen Gruppenmitgliedern und ihren gewohnheitsmäßigen Kontaktunterbrechungen machen können. Die Teilnehmer haben einige ihrer eingeschränkten Kontaktfunktionen bewusst erfahren, Neues in der Gruppe ausprobiert und mit in ihren Alltag genommen.
Wie im Kapitel »Ich, Du und Wir im Gruppenprozess« beschrieben, besteht jetzt die Tendenz der Gruppenmitglieder, bestimmte fixierten Rollen einzunehmen und damit die neu gespürte Lebendigkeit und Aufregung wieder abzuwürgen. Dieselbe Gefahr besteht natürlich auch für Sie als Gruppenleiter.
In dem Kapitel »Mitten drin – einige allgemeine Prinzipien« sind einige wichtige Prinzipien beschrieben, die Ihr Handeln jetzt leiten könnten. Wie können Sie sich jetzt Ihre Kreativität bewahren, mit Widerständen und Fixierungen umgehen und welche Methoden stehen Ihnen zur Verfügung, zwischen unterschiedlichen Tiefungsebenen zu pendeln? Hier sind auch Anmerkungen zur Regressionsarbeit zu lesen, für die der Gruppenleiter fundiertes Wissen über die Entwicklung und Arbeit mit Kindern und Jugendlichen haben sollte. Darüber hinaus sind in diesem Kapitel auch wichtige Grundlagen der Gestalt-Körperarbeit anschaulich beschrieben.
Die oben erwähnten Fixierungen betreffen einerseits den Gruppenprozess als Ganzes, wie im Kapitel »Typische Gruppenprozesse« beschrieben, andererseits auch jedes einzelne Gruppenmitglied und wie es sich im Kontakt mit anderen verhält.
Im Kapitel »Interventionsmöglichkeiten bei Kontaktunterbrechungen im Gruppengeschehen« ist anhand einiger Beispiele illustriert, wie bei jeder Einzelarbeit auch immer die Gruppe mit einbezogen wird.
Ein besonders komplexes Muster der Kontaktunterbrechung ist die Übertragung, beziehungsweise Gegenübertragung. Als Sonderform der Projektion verdient sie die besondere Aufmerksamkeit auch des erfahrenen Gruppenleiters. Im Kapitel »Übertragung und Gegenübertragung« findet der Leser hilfreiche Hinweise, wie er sie erkennen und therapeutisch nutzen kann. Eine Gegenübertragung ist tückisch, da von starken Gefühlen begleitet. Wie kann sich der Gruppenleiter hier schützen und arbeitsfähig bleiben? Wie hilfreich ist Transparenz, um wieder in den Kontakt zu kommen? Wie viel eigene Authentizität kann der Gruppenleiter der Gruppe zumuten? Der Leser wird darauf keine eindeutigen Antworten erhalten, nichtsdestotrotz sind diese Fragen sehr wichtig. In unserem Interview mit Gordon Wheeler im Anhang findet der Leser dazu einige hilfreiche Leitlinien und methodische Anregungen.
In dem Kapitel »Arbeit mit der Gruppe als Ganzes« geht es anhand von konkreten Beispielen darum, wie der Gruppenleiter die Gruppe als Ganzes im Auge behalten und ihr förderliche Impulse geben kann.
Im nachfolgenden Kapitel erhält der Leser Anregungen, wie er »das kreative Potenzial der Gruppe nutzen« und sich damit die Arbeit erleichtern kann. Denn eine aktive Involvierung der Teilnehmer begünstigt ein Gefühl von Gruppenzugehörigkeit und Kohäsion. Spontan werden wünschenswerte Veränderungsprozesse im Gruppengeschehen in Gang gesetzt und müssen weniger nur von Ihnen initiiert werden.
Im Kapitel »Wir nähern uns dem Ende« beschreibe ich Faktoren, die einen befriedigenden Gruppenabschluss begünstigen.