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Historische Begegnungen


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die Burg Neu-Habsburg bei Meggen zerstören. Die Burg war in den 1240er-Jahren von der Laufenburger Linie als Stützpunkt in der Innerschweiz ausgebaut worden.

      Es ist klar, dass die Waldstätte auf solche Forderungen nicht eingehen können. Rudolf Brun verspricht zwar den Habsburgern, die Umsetzung des Schiedsspruchs zu unterstützen, stösst aber bei seinen neuen Bündnispartnern in der Innerschweiz auf wenig Gegenliebe. Die «ehrliche Maklerin» Agnes hat die Interessen ihrer Herkunft höher gewichtet als einen möglichen Ausgleich. Ihre letzte grosse Vermittlung scheitert.

      Die Fronten, die beide Seiten in der Folge errichten, sind mehr und mehr ideologisch geprägt. Auf dieser Basis gedeiht in den nächsten Jahrzehnten die «Erbfeindschaft» der Eidgenossen zu Habsburg-Österreich, eine Feindschaft, die in der eidgenössischen Geschichtsschreibung eine zentrale Bedeutung haben wird. Im Zürcher Bund mit Schwyz, Unterwalden und Luzern vom Mai 1351 wird auch das erste Mal der Begriff «Eidgenosse» verwendet. Ein Begriff, der dann auch in den folgenden Bündnissen mit Glarus, Zug und Bern Verwendung findet. Das Treffen in Königsfelden im Oktober 1351 wird zum wichtigen Markstein in der Entwicklung der Eidgenossenschaft.

      Eskalation in den Jahren 1351–1354: ein Kurswechsel auf Zeit?

      Einige Wochen nach dem Schiedsspruch der Agnes vom 12. Oktober kehrt Herzog Albrecht II. nach Wien zurück, da seine Frau Johanna von Pfirt am 14. November verstorben ist. Seine Söhne sind noch nicht volljährig, die Anwesenheit des Familienoberhaupts ist vonnöten. Nach dem Scheitern der Vermittlung von Königsfelden und in Abwesenheit des Herzogs ist die Bahn frei für Zürich und die Waldstätte, ihre Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Über Weihnachten 1351 ziehen die Zürcher limmatabwärts. In Baden sind die 16 Zürcher noch immer in Geiselhaft, die Stadt wird von einer österreichischen Besatzung mit Verbündeten aus Strassburg, Basel und Freiburg gehalten. Die Bäderstadt hat unter den Habsburgern stark an Bedeutung gewonnen. Die Stadtherren fördern die Badgasthöfe und haben ihren Verwaltungssitz für die Vorlande auf die Burg Stein hoch über der Stadt verlegt, bei Föhnwetter in Sichtweite des Uetlibergs.

      Der Überfall auf die Stadt gelingt den Zürchern nicht, sie plündern aber die Umgebung und zünden zumindest den rechtsseitig der Limmat liegenden Teil der Bäder, die sogenannten kleinen Bäder, an. Die Zürcher ziehen anschliessend das Siggenthal abwärts und zerstören die Freudenau, ein habsburgisches Burg- und Fahrlehen an der Aare. Sie überqueren die Limmat bei Turgi und ziehen plündernd über Gebenstorf und Birmenstorf in Richtung Dättwil und Baregg. Auf der Geländeterrasse im Bereich des Hochgerichts bei Dättwil fängt die Badener Besatzung unter der Führung des habsburgischen Hauptmanns Burkart von Ellerbach die mit Beute beladenen Zürcher ab. Die Zürcher können sich nach anfänglichen Schwierigkeiten des Angriffs erwehren und erkämpfen sich am folgenden Tag den Durchgang über den Heitersberg. Gemäss Klingenberger Chronik verlässt Rudolf Brun seine Mannschaft bereits zu Beginn des Gefechts, um sich in Zürich in Sicherheit zu bringen. Die Wendung zugunsten Zürichs soll eine Nachhut aus den Dörfern des linken Zürichseeufers gebracht haben, notabene aus denjenigen Höfen in Wollerau und Pfäffikon, die Brun 1337 den Rapperswilern abgenommen hatte. 135 Adlige auf Seiten der Habsburger sollen umgekommen sein. Sie werden teilweise im Kloster Wettingen bestattet. Die Stadt Baden beklagt gemäss den Eintragungen im ältesten Jahrzeitbuch 31 Tote, Mellingen und Brugg je 25. Agnes von Ungarn stiftet im Nachgang zum Gefecht in der Dreikönigskapelle in den Bädern eine Priesterpfründe, die die Erinnerung an die Toten aufrecht erhalten soll.

      Auch die Waldstätte gehen nun in die Offensive. Nicht nur die Luzerner, die Neu-Habsburg bei Meggen brechen und in Richtung Sursee und Beromünster vorstossen, sondern vor allem die Schwyzer, die vorerst erfolglos das habsburgische Zug belagern. Das Land Glarus hat sich bereits Ende 1351 von den habsburgischen Vögten abgewendet, die Burg in Näfels gebrochen, den Bau einer Letzimauer begonnen und einen habsburgischen Rückeroberungsversuch abgewehrt. Unter starkem Schwyzer Druck gehen die Glarner am 4. Juni 1352 ein Bündnis mit Uri, Schwyz, Unterwalden und Zürich ein. Das später «böser Bund» genannte Bündnis ist allerdings mehr ein Schwyzer Protektorat als ein Zusammengehen unter Gleichen. Nach erneuter Belagerung ergibt sich am 22. Juni schliesslich auch Zug und tritt mit Urkunde vom 27. Juni wie Glarus in das Bündnis mit Zürich, Luzern und den Waldstätten ein, allerdings im gleichen Wortlaut wie Zürich Anfang Mai 1351, also mit wesentlich besseren Bedingungen als Glarus drei Wochen zuvor.

      Für die Interessen Habsburg-Österreichs ist diese Entwicklung fatal. Herzog Albrecht sieht sich veranlasst, ein zweites Mal direkt in den Konflikt einzugreifen. Im Herbst 1352 kehrt er aus Wien zurück und nimmt den Feldzug gegen Zürich mit Unterstützung der Reichsstädte wieder auf. Allerdings kann er seine Verbündeten nicht lange bei sich halten beziehungsweise sie dafür entschädigen. In beiderseitigem Interesse kommt deshalb eine Vermittlung zustande, für die Markgraf Ludwig von Brandenburg, Sohn des ehemaligen Kaisers Ludwig von Bayern, gewonnen wird. Die zweite Belagerung von Zürich wird am 6. August aufgehoben. Nach längeren Verhandlungen in Zürich und Luzern kann am 23. September 1352 der sogenannte Brandenburger Friede abgeschlossen werden. Herzog Albrecht zieht sich nach Brugg zurück und gibt sein Einverständnis. Die habsburgische Herrschaft über Zug und Glarus soll wiederhergestellt, die Rapperswiler wieder in ihre Rechte in der March eingesetzt werden. Keine Rede mehr aber ist von den reklamierten landesherrlichen Rechten Habsburgs in Schwyz und Unterwalden. In Luzern bleibt der Status quo bestehen: de jure habsburgische Landstadt, de facto mit grosser Autonomie im Bündnis mit den Waldstätten und Zürich.

      Der Friedensschluss ist für beide Seiten kein zukunftsfähiges Konzept. Beide suchen deshalb Anlehnung an neue Partner. Für die Waldstätte ist dies die Stadt Bern, mit der sie am 6. März 1353 ein Bündnis schliessen, in das auch Luzern und Zürich eintreten. Vor allem für Zürich ist die Verbindung mit Bern von grossem Wert; Bern notabene, das immer noch in Bündnispflichten mit Habsburg-Österreich steht. Herzog Albrecht selbst macht Reichspolitik. Er schmiedet ein grosses Bündnis mit dem böhmisch-luxemburgischen König Karl IV. Eine Doppelhochzeit seiner Söhne Albrecht und Rudolf mit Elisabeth von Mähren und Katharina von Böhmen sichert diese neue Verbindung, die ebenfalls im März 1353 zum Abschluss kommt. Der Konflikt wird damit definitiv zu einer Reichsangelegenheit. Karl IV. erscheint am 5. Oktober 1353 persönlich in Zürich und versucht zu vermitteln. Die Waldstätte zeigen ihre alten Privilegien aus dem 13. Jahrhundert vor und präsentieren sich als reichs- und königstreu. Dem haben die habsburgischen Vertreter wenig entgegenzusetzen. Der König reist nach einigen Tagen wieder ab, ohne etwas erreicht zu haben. Am 20. Oktober stattet er Agnes von Ungarn in Königsfelden einen Besuch ab. Trotz ihrem hohen Alter scheint sie in der Habsburger Dynastie noch immer eine wichtige Rolle zu spielen. Zudem ist der 1339 geborene Rudolf IV., der Sohn Albrechts und neu Schwiegersohn des Königs, zeitweise unter ihren Fittichen gewesen.

      Die Habsburger reichen ihre Klagen gegen Zürich und die Waldstätte nun schriftlich beim König ein. Insbesondere beschweren sie sich, dass Glarus und Zug nicht unter ihre Oberhoheit zurückkehren wollen, dass die Waldstätte habsburgischen Besitz sperren und die Städte auf dem Land weiterhin sogenannte Ausbürger rekrutieren. Karl IV. erscheint deshalb bereits im April 1354 wieder in Zürich und vermittelt vorerst einen Waffenstillstand über den weiter herrschenden Kleinkrieg. Die Verhandlungen bringen aber wieder nichts, und der König bietet Herzog Albrecht an, im Namen des Reichs gegen Zürich zu ziehen.

      Am 20. Juni erklärt Karl IV. Zürich und den Waldstätten den Krieg. Bevor das Reichsaufgebot den Habsburgern zuzieht, kauft Herzog Albrecht Ende Juli seinen Laufenburger Verwandten die Herrschaft Rapperswil ab und baut sie zu einem Stützpunkt gegen Zürich und Schwyz aus. Sein Sohn Rudolf lässt wenige Jahre später den Steg von Rapperswil nach Hurden bauen. Damit haben sich die Habsburger, gegen die Interessen Bruns und der Stadt Zürich, am oberen Zürichsee und in der March erst recht festgesetzt.

      Anfang September 1354 beginnt schliesslich die gemeinsame, dritte Belagerung von Zürich. Die Truppen vereinigen sich auf der Forch und ziehen über die Klus und Hottingen vor die Stadt. Zum Reichsaufgebot gehören auch Städte wie Bern, Solothurn und Schaffhausen, die mit Zürich in Bündnissen stehen. König Karl IV. und Herzog Albrecht verfolgen jedoch unterschiedliche Ziele. Der König braucht eine Beilegung des Konflikts, nicht eine Unterwerfung Zürichs. Seine Pläne für eine Romreise zur Kaiserkrönung sind sehr konkret. Rudolf