herum, schlittern über den Holzboden, rufen und deuten auf uns. Es ist so, als würden wir ein Haus voller aufgeregter junger Hunde betreten, die alle zu uns herlaufen, verwirrt stehen bleiben und dann aufgeregt kläffend weglaufen.
Wir kämpfen uns durch das Getümmel, bis wir endlich das Klassenzimmer erreichen. Marietta und Ossian begleiten Lila und ich Uma. Sie blickt auf den Boden und hält meine Hand fest. Die Kinder führen uns zu Umas Tisch, doch selbst ich habe Probleme, mit diesem Chaos fertig zu werden. Sie tippen mich am Arm an und stellen mir Fragen, die ich nicht verstehe. Weit und breit ist kein Lehrer zu sehen.
Wir finden Umas Tisch, und sie setzt sich. Noch immer klammert sie sich an meinen Arm und wartet darauf, dass dieser Tumult endlich vorbei ist. Ich stehe etwas unbeholfen in der Gegend herum und lächle die anderen Kinder an, die weiter wie von der Tarantel gestochen herumlaufen. Ich wünschte, ich könnte sagen: „Ich verstehe euch nicht.“ Doch selbst dafür reicht mein Japanisch nicht aus.
Endlich ertönt die Schulglocke und kündigt die Ankunft der Lehrerin an.
Damit beruhigen sich die Kinder zwar, doch sie tratschen noch immer, als die Lehrerin lächelnd zu uns herüberkommt. Sie nimmt Umas Hand und spricht mit ihr auf Englisch. Zum ersten Mal blickt Uma auf, ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht. Ich sage ihr, dass ich nun gehen müsse, und sie schaut mich mit feuchten Augen an. Sie lässt meinen Arm los, und ich verlasse die Klasse, in der Hoffnung, dass alles gut wird.
Als ich meine zwei Töchter später wieder von der Schule abhole, scheint es ihnen ganz gut zu gehen. Ich frage vorsichtig, wie es so war, und beide antworten: „Gut“, ihre übliche Antwort, wenn sie nicht in der Stimmung sind, uns zu erzählen, was sie erlebt haben. An diesem Nachmittag spielen sie draußen mit den anderen Kindern in unserer Straße und werfen freudig Wasserballons in die Luft, damit sie platzen, wenn sie auf dem Boden aufklatschen. Und so scheint es, dass wir nun endlich angekommen sind. Unser kleines Vorstadthaus, die Kinder in der Schule, die schon ein paar Freunde gefunden haben, unsere ordentlich nebeneinander aufgereihten Fahrräder im Vorgarten. Unser Leben in Japan, so scheint es, hat begonnen.
Doch noch am gleichen Abend, als wir in unserem „japanischen Zimmer“ sitzen, mit seinen Papierschiebetüren und den Tatamimatten am Boden, vor uns die Reste des Abendessens auf einem niedrigen Holztisch, spielt Lila mit ihren Essstäbchen und schiebt die letzten Reiskörner in ihrer Schale herum.
„Uma sagt, sie will morgen nicht zur Schule gehen“, erzählt sie, während sie uns ansieht.
Dann beginnen beide plötzlich zu weinen und sagen, wie schrecklich die Schule sei, und dass die anderen Kinder sie anstarren und Fragen stellen, die sie nicht verstehen. Sie bekamen auch das falsche Mittagessen, sagen sie, die falschen Hüte und die falschen Schuhe.
„Ich will nicht anders sein“, sagt Uma und bricht mir mit ihrem Schluchzen fast das Herz.
In jener Nacht, als die beiden schlafen, sehen sich Marietta und ich an. Das war nicht der Plan. Wir fühlen mit unseren Kindern, doch wir können doch nicht jetzt schon aufgeben, nach nur einem Tag. Ich denke, dass sie, wenn sie das überstehen und sich einleben, eine Lektion fürs Leben gelernt haben. Sie werden wissen und verstehen, wie es sich anfühlt, anders zu sein. Und wenn sie lernen, damit umzugehen und sich einzugliedern, etwas Japanisch zu sprechen und sich der Situation anzupassen, dann wäre dies etwas, was sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird. Ich stelle mir vor, dass sie eines Tages zur Schule gehen und ihre Freunde auf Japanisch begrüßen, sich vergnügt auf ihre Plätze setzen und über einen Witz, den einer der Jungs macht, lachen. Wäre das überhaupt möglich?
Am nächsten Morgen, als ich zehn Minuten in Umas Klasse verbringe, um sie zu beruhigen, fällt es mir schwer, zu glauben, dass das möglich ist. Wortfetzen fliegen wie aus Maschinenpistolen geschossen durch das Klassenzimmer. Es scheint unmöglich, irgendetwas davon zu verstehen. Nach zehn Minuten lasse ich sie allein, während sie mit stoischem Blick an ihrem Tisch sitzt. Sie protestiert nicht, als ich mich hinausschleiche. Wahrscheinlich weiß sie, dass ich ihr nicht helfen kann.
In den nächsten Tagen gibt es zwar noch weitere Proteste, doch langsam legt sich die ganze Aufregung wieder. Marietta rät mir, nicht auf Vernunft zu setzen oder die Kinder anzuflehen, zur Schule zu gehen, sondern einfach vorauszusetzen, dass sie gehen. Das heißt, auch wenn sie sagen, dass sie nicht gehen wollen, bereiten wir ihnen, ohne ein Wort zu verlieren, ihre Pausenbrote vor, legen ihnen ihre Kleidung heraus und packen ihre Schulbücher zusammen. Das scheint zu funktionieren. Während ich mich darum sorge, dass ich vielleicht die Ängste meiner Kinder ignoriere, ist mir auch klar, wie enttäuscht wir alle wären, wenn wir einfach so aufgeben würden, ohne es wirklich versucht zu haben. Abgesehen davon sind wir nur in diesen unscheinbaren Vorort gezogen, damit wir es nicht weit zur Schule hätten. Wir haben auch bereits sechs Monatsmieten im Voraus bezahlt, und das für ein Haus ohne Garten. Wenn sie nicht in die Schule gehen, bekommen wir vielleicht alle noch einen Lagerkoller.
Wegen der Probleme meiner Töchter, sich in der Schule einzuleben, lasse ich meine Entscheidung, nach Japan zu gehen, noch einmal Revue passieren. Bis jetzt habe ich noch keinen der großen Läufer getroffen, doch wenn man sich die Ergebnislisten ansieht, dann weiß ich, dass irgendwer irgendwo etwas richtig gemacht haben muss. Ich muss nur tiefer graben und es finden. Warum ist das so interessant?
Nun, einerseits macht es mich neugierig, warum Langstreckenlaufen hier ein so beliebter Sport bei den Zuschauern ist. In anderen Teilen der Welt interessieren sich wirklich nur die fanatischsten Fans für Langstreckenrennen. Die meisten Menschen, die in Europa oder den USA Marathons verfolgen, kennen nicht einmal die Namen der Läufer, die in der Spitzengruppe laufen. Sie interessieren sich fast nur für ihre Freunde oder Verwandten, die irgendwo ihm großen Feld oder weiter hinten laufen. Die Führenden sind nur als Benchmark interessant, eine Projektion davon, was möglich ist. Es ist schon beeindruckend, sie laufen zu sehen, doch ihre Namen, ihre Geschichten oder Rivalitäten sind irrelevant. In Japan sind diese Eliteläufer jedoch große Stars.
Der andere Grund, der die Kultur des Laufsports in Japan so faszinierend macht, ist meine Chance, etwas Neues zu lernen, etwas, das mir helfen kann, mich als Läufer weiterzuentwickeln. Oft werde ich gefragt, wie sich mein Laufen nach den sechs Monaten in Kenia verändert hat. Die Wahrheit ist: fast gar nicht. Kenia hat mich dazu inspiriert, öfter laufen zu gehen und die Leidenschaft und den Enthusiasmus, die dort geherrscht haben, für mein eigenes Training zu übernehmen. Doch einige dieser Schlüsselfaktoren, die diese Läufer so großartig machen, kann ich einfach nicht kopieren. In Kenia auf dem Land aufzuwachsen, jeden Tag zur Schule zu laufen, hinunter zum Fluss, zu den Feldern, und das alles barfuß und auf einer Höhe von über 2000 Metern.
Andererseits ist das in Japan ja auch nicht der Fall. Die japanische Gesellschaft ist, betrachtet man Komfort und Bequemlichkeit – Dinge wie Fernsehen, Autos, Büros, die unsere Fähigkeit zu laufen verkümmern lassen –, der in Großbritannien sehr ähnlich. Zumindest oberflächlich betrachtet. Trotzdem gibt es Tausende von superschnellen Läufern in Japan. Warum? Es ist eine faszinierende Frage, und mein nächster Stopp auf der Suche nach einer Antwort darauf ist die Ritsumeikan-Universität in Kyoto.
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Wenn man an der Ritsumeikan-Universität am Rande von Kyoto ankommt, so sieht man als Erstes eine Laufbahn. Die Bahn liegt in einer mit Gras bepflanzten Senke vor den Hauptgebäuden. Alle, die mit den endlosen Shuttlebussen von und zur Zugstation ankommen oder abfahren, sehen die Laufbahn und die Athleten, die darauf laufen. Es ist eine ständige Erinnerung an die zentrale Rolle, die der Sport, und im Speziellen das Laufen, an japanischen Universitäten einnimmt.
Zusätzlich zu seinem Amateurverein Blooming hat Kenji vor Kurzem begonnen, die Ekiden-Teams der Männer an der Ritsumeikan-Universität zu trainieren. Diese Mannschaft ist eine der größten außerhalb Tokios und Umgebung.
In Japan sind Universitätsteams die beliebtesten Ekiden-Teams. Das liegt zum Teil daran, dass – wie Kenji es