Блейк Пирс

Eine Spur Von Schwäche


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stimmt, aber mein Instinkt sagt mir, dass es nicht so einfach sein wird.“

      KAPITEL DREI

      Auf dem Weg nach Culver City Süd saß Keri auf dem Beifahrersitz und machte sich stille Vorwürfe. Auch wenn sie eigentlich nichts falsch gemacht hatte, hatte sie immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ihr nicht bewusst gewesen war, dass heute ein schulfreier Tag war. Sogar Ray hatte es gewusst.

      Sie hatte das Gefühl, keine richtige Mutter mehr zu sein und das machte ihr Angst. Wie lange würde es noch dauern, bis sie andere, persönlichere Kleinigkeiten vergaß. Vor ein paar Wochen hatte sie einen anonymen Hinweis bekommen, der sie zu dem Foto eines Teenagers geführt hatte. Keri hatte einfach nicht mit Gewissheit sagen können, ob das Mädchen auf dem Foto ihre Tochter war.

      Gut, sie war schon seit fünf Jahren verschwunden und das Foto war sowohl aus einiger Entfernung aufgenommen als auch von schlechter Qualität. Aber die Tatsache, dass sie nicht auf Anhieb sagen konnte, ob es sich um ihre Tochter handelte, hatte sie schwer erschüttert. Obwohl der Techniker ihrer Einheit, Detective Kevin Edgerton, ihr gesagt hatte, dass nicht einmal die digitale Gesichtserkennung bestimmen konnte, ob es sich um das gleiche Mädchen handelte, schämte sie sich noch immer deswegen.

      Ich hätte es einfach wissen müssen. Eine gute Mutter hätte sofort ihr eigenes Kind erkannt.

      „Wir sind da“, sagte Ray leise.

      Keri blickte auf und stellte fest, dass sie nur wenige Häuser von Lanie Josephs Adresse entfernt waren.

      Die Caldwells hatten es ganz richtig beschrieben. Diese Straße lag zwar nur fünf Meilen von ihrem Eigenheim entfernt, aber man sah der Gegend an, dass hier rauere Sitten herrschten.

      Es war erst 5 Uhr 30, aber die Sonne war bereits fast untergegangen. Es wurde langsam kühl. Kleine Gruppen von jungen Männern lungerten in Einfahrten herum, tranken Bier und rauchten Zigaretten, die verdächtig dick wirkten. Die meisten Vorgärten waren eher braun als grün und die Gehsteige waren kaputt und von Unkraut übersät. Die meisten Häuser in dieser Straße waren unauffällige Stadthäuser oder Mehrfamilienhäuser mit Metallgittern an Fenstern und Türen.

      „Sollten wir eine Einheit von Culver City anfordern? Was meinst du?“, fragte Ray. „Genau genommen sind wir für diese Gegend nicht zuständig.“

      „Nein, das würde viel zu lange dauern und außerdem möchte ich kein Aufsehen erregen. Wenn Sarah wirklich etwas zugestoßen ist, sollten wir schnell handeln.“

      „Dann mal los“, sagte er.

      Sie stiegen aus dem Wagen und gingen zügig auf das Haus zu, das Mariela Caldwell notiert hatte. Lanie wohnte mit ihrer Familie in der vorderen Hälfte einer Wohneinheit für zwei Familien an der Ecke Corinth Street und Culver Boulevard. Der Freeway 405 führte so dicht an dem Haus vorbei, dass Keri die Haarfarbe der Fahrer erkennen konnte.

      Als Ray an die Sicherheitstür klopfte, fiel Keris Blick auf fünf junge Männer, die zwei Häuser weiter um den Motor einer Corvette standen. Einige von ihnen warfen misstrauische Blicke auf sie, sodass sie sich wie ein Eindringling vorkam. Keiner von ihnen sprach sie an.

      Im Inneren hörten sie mehrere Kinder durcheinanderschreien und nach etwa einer Minute wurde die Haustür von einem blonden Jungen geöffnet, der nicht viel älter als fünf Jahre sein konnte. Er trug zerschlissene Jeans und ein weißes T-Shirt, auf das jemand ein Superman-‚S‘ gemalt hatte.

      Er verdrehte sich fast den Hals um zu Ray aufzublicken. Dann wanderte sein Blick zu Keri, die er wohl als weniger bedrohlich empfand.

      „Was wollen Sie, Lady?“, fragte er neugierig.

      Keri spürte, dass dieses Kind nicht allzu oft liebevolle Zuwendung erfuhr, also kniete sie sich vor ihn und redete mit sanfter Stimme:

      „Wir sind Polizisten und wir müssten kurz mit deiner Mama reden.“

      Unbeeindruckt drehte sich der Kleine um und rief: „Mum! Die Bullen wollen mit dir reden!“ Das war scheinbar nicht das erste Mal, dass sich Polizeibeamten bei ihnen einfanden.

      Keri sah, dass Ray zu den Männern bei der Corvette blickte.

      „Haben wir ein Problem da drüben?“, fragte sie ohne selbst hinzusehen.

      „Noch nicht“, entgegnete Ray leise. „Aber das kann sich jederzeit ändern. Wir sollten es kurz machen.“

      „Was für Polizisten seid ihr denn?“, fragte der Junge. „Ihr habt gar keine Uniform. Seid ihr Undercover?“

      „Wir sind Detectives“, sagte Ray und beschloss, mit der Befragung nicht länger zu warten. „Wann hast du Lanie zuletzt gesehen?“

      „Hat sie etwa schon wieder Ärger gemacht?“, sagte er und grinste schadenfroh. „Das ist nichts Neues. Sie wollte sich heute Mittag mit ihrer schlauen Freundin treffen. Wahrscheinlich hofft sie, dass es sich auf sie abfärbt.“

      In diesem Augenblick kam eine Frau in grauem Jogginganzug um die Ecke geschlurft. Keep Walking stand auf ihrem Sweatshirt. Während sie langsam zur Haustüre kam, sah Keri sie genau ein. Sie war etwa in Keris Alter, aber sie wog um die 100 Kilo.

      Ihre blasse Haut hob sich kaum von dem Hellgrau ihres Jogginganzugs ab, genau wie ihr blassblondes Haar, das zu einem schlampigen Zopf geknotet war.

      Ihr Gesicht spiegelte wider, wie ausgelaugt und erschöpft sie sich fühlen musste. Sie hatte tiefe dunkle Ränder unter den Augen und aufgedunsene, pockennarbige Haut, vielleicht vom Alkohol. Dennoch konnte man sehen, dass sie einst eine attraktive Frau gewesen war, doch das Leben hatte seine Spuren hinterlassen.

      „Was hat sie jetzt schon wieder angestellt?“, fragte sie. Sie schien noch weniger überrascht als ihr Sohn, dass die Polizei vor ihrer Tür stand.

      „Sind Sie Mrs. Joseph?“, fragte Keri.

      „Mrs. Joseph bin ich seit sieben Jahren nicht mehr, seit Mr. Joseph mich für eine junge Masseuse namens Kayley verlassen hat. Jetzt bin ich Mrs. Hart, auch wenn Mr. Hart sich Sang- und Klanglos vor achtzehn Monaten aus dem Staub gemacht hat. Ist mir zu teuer, schon wieder den Namen zu ändern, also belasse ich es dabei.“

      „Wir sind auf der Suche nach Lanie Josephs Mutter“, fuhr Ray fort. „Sie sind also…?“

      „Joanie Hart. Ich bin die Mutter von fünf Teufelsbraten, einschließlich der, die Sie suchen. Was genau hat sie diesmal ausgefressen?“

      „Wir wissen nicht, ob sie überhaupt etwas getan hat, Mrs. Hart“, beschwichtigte Keri ihr Gegenüber, der die Anwesenheit von Polizisten sichtlich unangenehm war. „Wir sind hier, weil sie sich angeblich mit Sarah Caldwell getroffen hat. Sarahs Eltern machen sich Sorgen, weil sie ihre Tochter nicht mehr erreichen können. Wann haben Sie zuletzt von Lanie gehört?“

      Joanie Hart sah sie an, als käme sie von einem anderen Planeten.

      „Ich habe nicht die Zeit, über solche Dinge Buch zu führen“, sagte sie. „Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Die Tankstelle hat rund um die Uhr geöffnet, Thanksgiving hin oder her. Ich bin erst vor einer halben Stunde nach Hause gekommen. Ich habe also keine Ahnung, wo Lanie ist. Das ist nichts Besonderes. Sie sagt mir eigentlich nie, wohin sie geht. Sie liebt ihre kleinen Geheimnisse. Ich glaube, sie hat einen Freund, von dem ich nichts wissen soll.“

      „Hat sie seinen Namen erwähnt?“

      „Wie schon gesagt, ich weiß nicht einmal, ob es ihn wirklich gibt. Zuzutrauen wäre es ihr. Sie provoziert mich gerne. Aber ich bin zu müde um mich provozieren zu lassen. Wahrscheinlich macht sie das wütend. Sie wissen ja sicher, wie das läuft“, sagte sie zu Keri, die in Wahrheit überhaupt nicht wusste, wie das läuft.

      Keri wurde langsam wütend auf diese Frau, die weder wusste, noch sich dafür interessierte, wo ihre Tochter war. Joanie hatte sich mit keinem