Magda Trott

Pucki


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er streng.

      »Da kommt schon wieder einer, der uns stört«, rief Paul böse.

      »Was soll das Stroh im Walde?«

      »Das brauchen wir.«

      »Um Feuer anzumachen?«

      »Nein!«

      »Kramt mal die Streichhölzer aus den Taschen.«

      »Wir haben keine Streichhölzer«, meinte Walter.

      »Warum bindet ihr die Leine um die Bäume?«

      »Das brauchen wir nicht zu sagen, das wird eine Überraschung. Herr Hupfer hat gemeint, wir brauchen es nicht zu verraten.«

      »Und ich dulde es nicht, dass ihr hier im Walde dummes Zeug macht. Ihr habt auf eures Vaters Grund und Boden Platz genug. Das Stroh wird sofort wieder eingepackt und heimgenommen und die Leine abgebunden. Wenn ich euch noch einmal bei solchen Dummheiten treffe, sage ich es eurem Vater.«

      »Das sind keine Dummheiten«, maulte Paul, »das ist Training.«

      »Warum sagt ihr mir nicht, was ihr hier macht?«

      »Weil es eine Überraschung wird«, erwiderte Paul trotzig.

      »Ihr packt die Überraschung sofort zusammen. – Los!«

      Alle drei murmelten Unverständliches vor sich hin. Paul legte die Leine zusammen, und Walter stopfte das Stroh in den Rucksack, während Fritz sich eiligst entfernte. Paul und Walter warfen ärgerliche Blicke auf den Oberförster, dann folgten sie dem Bruder.

      »Hallo!«

      Keiner der Knaben wandte sich um.

      »Ihr habt hier etwas vergessen«, rief der Oberförster.

      Aber keiner der Jungen kehrte um. So blieb dem Oberförster nichts anderes übrig, als das dicke Buch aufzuheben. Es war ein Sportbuch und gehörte dem Niepelschen Hauslehrer.

      »Solche Bengels!« Gregor musste den Weg zum Niepelschen Gutshause noch einmal machen. Glücklicherweise traf er unterwegs den kleinen Kastenwagen. Er bat den Kutscher, er möge Herrn Hupfer das Buch abgeben.

      »Ich fahre erst nach Rahnsburg, Herr Oberförster«, sagte der Kutscher, »ich komme erst in einer Stunde zurück.«

      »Das wird nichts schaden.« – –

      Währenddessen war der Hauslehrer ins Gutshaus gekommen und auf sein Zimmer gegangen; er wollte im Sportbuch etwas nachlesen. Er wusste genau, dass er das Buch auf dem Tisch hatte liegen lassen. Es war verschwunden. Die drei Knaben, die öfters das Buch benutzt hatten, waren auch nirgends zu finden. Anscheinend hatten sie es mitgenommen.

      Aber noch etwas anderes vermisste Herr Hupfer. Er suchte vergeblich nach den vier Paar Strümpfen, die ihm das Hausmädchen gestern neu gewaschen zurückgebracht hatte.

      So ging er hinunter in die Küche. »Frieda, haben Sie die Strümpfe nochmals an sich genommen?«

      »Ach Gott, Herr Hupfer, jetzt kommen Sie auch noch. Eben hat mich der Herr nach seinen Strümpfen gefragt, und Paula sucht die lange Wäscheleine. Es scheint heute alles verhext zu sein.«

      Herr Hupfer ging zurück in sein Zimmer, durchsuchte seinen Schrank noch einmal genau, aber die vier Paar Socken blieben verschwunden.

      7. Kapitel: Das Sportfest

      Auf den letzten Sonntag im Juli war das Sportfest bei Niepels angesetzt. Bereits am Sonnabend zeigte der Himmel ein strahlendes Blau. Freundlich lachte die Sonne auf die Koppel, auf der emsig gearbeitet wurde.

      Gutsbesitzer Niepel wollte den Kindern ein wirkliches Freudenfest bereiten. Er hatte außer den verschiedensten Sportgeräten noch eine Bude aufschlagen lassen, in der sich die Kinder ausruhen konnten. An jedem Ende der Koppel waren Bänke aufgestellt, denn Herr Niepel rechnete damit, dass zahlreiche Zuschauer und die Eltern der mitwirkenden Kinder herauskommen würden, um dem Feste beizuwohnen. Man sah einen Barren, einen Rundlauf und ein stehendes Reck. In der Bude lagen mehrere Holzbalken, die als Hindernisse für die Laufstrecke dienen sollten. Sogar ein kleiner Zaun fehlte nicht, über den die Schnellläufer beim Hindernisrennen klettern sollten. Für den morgigen Sonntag war noch das Aufstellen der hohen Kletterstange geplant, an deren oberstem Ende ein Kranz befestigt war, der mit Beuteln voller Süßigkeiten behängt werden sollte. Herr und Frau Niepel, die Familie des Oberförsters, der Apotheker und Fräulein Caspari hatten Leckereien für den Kranz gestiftet.

      Hauslehrer Hupfer hatte einen schweren Stand. Die Drillinge ließen ihm keine Ruhe. Tausend Fragen wurden an ihn gestellt; die Jungen kamen mit immer neuen Forderungen.

      »Das ist ja alles nischt«, sagte Paul endlich, »wir brauchen noch eine Reitbahn, einen Schießstand und eine glatte Rollschuhbahn. Auch müsste ein Teich vorhanden sein, denn Schwimmen gehört zum Sport.«

      »Wir haben reichlich genug, Paul. Macht ihr eure Sache nur recht gut, dann wird es auch ohne eure Wünsche ein hübsches Sportfest.«

      »Es wird wirklich was Großartiges, aber nur, weil wir – na, das ist unser Geheimnis.«

      »Höre, Paul, mir kommt es vor, als hättet ihr eine besondere Überraschung.«

      Paul wandte dem Hauslehrer den Rücken und lief davon.

      Aber auch im Forsthause Birkenhain war keine Ruhe mehr. Pucki konnte kaum den Sonntag erwarten. Und als der ersehnte Tag endlich anbrach, wollte sie schon am frühen Morgen hinaus nach dem Niepelschen Gute.

      »Der Wagen ist um einhalb zwei Uhr in Rahnsburg und holt Fräulein Caspari und die kleinen Tänzerinnen ab«, sagte Frau Sandler. »Dann fährt er hier vor und holt uns.«

      »Wenn er doch erst käme!«

      Die beiden Kinder hatten in den letzten Tagen manche geheime Beschäftigung. Sie äußerten wiederholt, dass sie einen besonderen Spaß für das Sportfest vorbereiteten.

      »Ach, Mutti, wir haben schon viel geübt. Es wird herrlich! Der Harras ist ein sehr liebes Tier.«

      »Der Harras kommt aber nicht mit, Pucki.«

      Das Kind machte ein entsetztes Gesicht. »Der Harras ist doch die Hauptsache, Mutti, der muss mit, sonst geht es nicht.«

      »Aber Pucki!«

      »Mutti, Mutti«, bat Pucki erregt, »wenn der Harras nicht mitkommt, können wir alles nicht machen.«

      So wurde schließlich die Erlaubnis erteilt. Förster Sandler wollte, nachdem er ein Stündchen dem Turnen der Kinder zugeschaut hatte, mit dem Hunde wieder heimgehen.

      Hätte Pucki gewusst, dass auf der Koppel Claus Gregor und sein jüngerer Bruder Eberhard emsig bei der Arbeit waren, um eine kleine Schießbude zu errichten, dann wäre sie auch ohne Erlaubnis der Eltern nach dem Gute gelaufen, um den Freunden zuzusehen. Oberförster Gregor meinte, dass zu einem Sportfest eine Schießbude unbedingt gehöre. Claus hatte sich erboten, die Aufsicht zu übernehmen und die Gewehre selbst zu laden, damit kein Unglück entstände.

      Endlich war es so weit. Der festlich geschmückte Leiterwagen hielt vor dem Forsthause. Acht kleine Mädchen saßen mit Fräulein Caspari darin. Jedes Kind trug einen Pappkarton, in dem sorgsam ein Dirndlkleid verpackt war. Fräulein Caspari hatte Mühe, die unruhige Kinderschar in Ordnung zu halten.

      Pucki und Rose brachten einen Puppenwagen aus dem Hause.

      »Was soll der Wagen?« fragte Frau Sandler.

      »Lass nur, Mutti, den brauchen wir für die Vorstellung.«

      Rose trug auf dem Arm den gelben Kater, den geliebten Peter.

      »Soll der auch mit?«

      »Den brauchen wir auch!«

      Dann kamen noch die große Puppe und mehrere Pappschachteln auf den Wagen. Schließlich pfiff das Kind nach dem Harras, der mit einem Satz