Magda Trott

Pucki


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      »Was denn?« fragte Paul.

      »Das sage ich nicht. – Na, ihr werdet Freude daran haben!«

      »Und wir machen noch was Feineres«, sagte Walter, »das sagen wir auch nicht.«

      So wurde die Geheimnistuerei immer größer. Die Rahnsburger Mädchen erzählten von einem wunderschönen Volkstanz, der viel schöner sei als alles das, was sie bisher in der Schule getanzt hätten.

      Pucki lief zum Pferdestall und liebkoste das weiße Pferdchen, das sie schon so oft zur Schule gefahren hatte.

      »Rennst du auch mit, kleines Pferd?«

      Der Schimmel wieherte freudig. Er kannte Pucki genau, die ihm stets Zucker brachte. Auch jetzt wieder holte sie ein Stück Zucker hervor und reichte es ihm.

      »Ich habe heute den Kaffee ohne Zucker getrunken, weil ich wusste, dass ich heute zu dir komme. Pferdchen, bin ich deine gute Freundin?«

      Das Tier rieb seinen Kopf an Puckis Schulter.

      Vom Pferdestall lief Pucki zum Schweinestall. Walter hatte ihr verraten, dass dort sechs kleine Schweinchen angekommen wären. Sie schaute von einer Boxe in die andere und freute sich, wenn sie von den Tieren mit Grunzen begrüßt wurde. Schließlich fand sie die Sau mit den sechs Jungen. Sie setzte sich auf den Rand der Schweinebucht und schaute verzückt den kleinen Tierchen zu, die an der Mutter sogen. Schließlich sprang sie sogar in die Schweinebucht hinein und streichelte die kleinen Tiere.

      »Ihr lieben Marzipanschweinchen, ihr seid so niedlich!«

      Während Pucki noch in der Schweinebucht weilte, hörte sie draußen lautes Rufen. Es war die Stimme des Hauslehrers.

      »Fritz – Walter – Paul! Wo seid ihr denn wieder!«

      Die Tür des Schweinestalles wurde geöffnet. Pucki schaute vergnügt lachend über die Brüstung. »Hier ist keiner, hier bin nur ich!«

      »Aber Pucki, wie siehst du nur wieder aus! – Was willst du denn bei den schmutzigen Tieren?«

      »Die sind nicht schmutzig«, erwiderte das Kind entrüstet, »sieh mal her, wie weiß und schön sie sind.«

      »Komm schnell heraus! – Weißt du nicht, wo die Jungen sind?«

      »Nein.«

      »Willst du nicht rasch mal ins Haus laufen oder nach den Scheunen? Einer der Knaben soll sofort zu mir kommen.«

      Pucki nahm erst von den kleinen Schweinchen Abschied, tätschelte jedes einzelne und schwang sich dann, einem Knaben gleich, über die gemauerte Brüstung.

      »Du kannst gut turnen«, lobte Herr Hupfer.

      »Ich klettere auch an der glatten Stange hoch und hole die Schokolade.«

      »Na, na, das will geübt sein!«

      Das leuchtete dem Kinde ein. Es gab im Walde ja so viele hochgewachsene Bäume, dort konnte sie üben. Außerdem war sie in der Turnhalle der Schule immer die erste, die an Leitern und Stangen oben an der Decke war. Mit diesen Leistungen stellte sie ihre Mitschülerinnen in den Schatten.

      Sehr langsam schritt Pucki über den Gutshof, dem Hause entgegen. Die unsauberen Schuhe zog sie von den Füßen und nahm sie in die Hand. Mit lauter Stimme rief sie nach den Knaben. Frau Niepel kam herbei und sagte, dass die drei auf dem Sportplatz wären.

      »Da sind sie nicht, Tante Niepel.«

      »So stecken sie wahrscheinlich in der großen Scheune, Pucki. Dort wirst du sie finden.«

      Aber in der großen Scheune waren sie auch nicht. Interessiert schaute das Kind den Landarbeitern zu, die auf dem jenseits des Weges liegenden Felde arbeiteten. Und bald war eine Unterhaltung in Gang gekommen; Pucki vergaß, dass sie von Herrn Hupfer geschickt worden war, um die Knaben zu suchen.

      Plötzlich stürmte Pucki der Landstraße zu. Mit ihren scharfen Augen hatte sie Oberförster Gregor bemerkt, der eben im Begriff war, in den kleinen Waldweg einzubiegen. Anscheinend hatte er Niepel einen Besuch abgestattet und war nun auf dem Wege zur Oberförsterei.

      »Weidmannsgruss, Onkel Oberförster«, schallte es laut, »warte doch ein bisschen!«

      Der alte Herr blieb stehen. Seine kleine Pucki musste er natürlich begrüßen. Das Kind war ihm von klein auf ans Herz gewachsen. Und wieder begann ein fröhliches Geplauder.

      »Machst du auch beim Sportfest mit, Pucki?« fragte er.

      »Freilich, Onkel Oberförster, kommst du auch?«

      »Natürlich, wir sind alle da.«

      »Ich klettere an der hohen Stange hinauf und hole die Schokolade herunter. Weißt du, der Paul hat mir gesagt, die Sieger bekommen extra was geschenkt, und manche Leute geben eine Belohnung. Wenn ich die hohe Stange hinaufklettere bis ganz oben hin, so ist das 'ne schwere Sache, die nicht jeder kann. Dafür muss ich einen Preis bekommen.«

      »Nun, dann will ich mal sehen, ob du einen Preis bekommst. Preise gibt es nur für gute Leistungen.«

      »Onkel Oberförster, ich leiste was Gutes!«

      »Ich muss nun weitergehen, Pucki. Wo sind denn deine Freunde, die drei Niepelschen Rangen?«

      Die Kleine steckte den Finger in den Mund. »Ich weiß es nicht. Wenn du durch den Wald gehst, rufe mal recht laut. Vielleicht sind sie irgendwo.«

      Der Oberförster nahm Pucki die Hand aus dem Mund und blickte missbilligend darauf nieder.

      »Wie siehst du denn aus, Pucki? Soll ein so großes Mädchen wie du noch immer an den Fingern lutschen?«

      Pucki betrachtete sorgenvoll ihre Fingerchen. Die sahen auch jetzt wieder nicht gerade sauber aus, und besonders der Besuch im Schweinestall war mit schuld daran.

      »Na, dann will ich mal heimgehen und mir die Hände waschen«, meinte Pucki.

      »Pfui, du Ferkel! Aber nun lauf rasch heim, ich muss in den Wald. Der Claus wird von nun an öfter deine Hände ansehen.«

      »Ist es eine schlimme Tat, Onkel Oberförster, wenn ich schmutzige Hände habe?«

      »Bei kleinen Mädchen ist das sehr schlimm.«

      Minna wunderte sich sehr, als Pucki sich in der Küche dreimal nacheinander die Hände wusch.

      »Sind sie nun sauber, Minna?«

      »Blitzsauber, Pucki.«

      »Jetzt wasche ich mir immerzu die Hände.«

      Dann ging Pucki ins Kinderzimmer, knüpfte seufzend einen kleinen Beutel auf, in dem schwarze Bohnen lagen, nahm eine heraus und warf sie ins Himmelskästchen.

      »O weh«, sagte sie, »es sind schon recht viele drin. Bis Weihnachten, wenn der große Claus nachsehen will, ist es noch so lange – –«

      Währenddessen ging Oberförster Gregor durch den Wald. Lauschend hob er plötzlich den Kopf. Was war das für ein Stimmengewirr?

      »Du bist verrückt!«

      »Quatsch, ich weiß es besser, ich habe es doch gelesen!«

      »Du weißt gar nichts!«

      »Au, lass mich los!«

      Wenn ihn nicht alles täuschte, waren das wieder einmal die Niepelschen Knaben, die sich wie immer rauften. So schritt er mitten durch den Wald, den Stimmen nach, und erblickte auch bald die drei Buben. Der eine trug eine Wäscheleine über der Schulter, der zweite einen Rucksack, aus dem Stroh herausschaute. Der dritte hatte in einem Tuch etwas eingewickelt und klemmte diese Rolle unter den Arm.

      Oberförster Gregor zog die Stirn kraus. Was wollten die Jungen mit einer Leine und Stroh im Walde? Er verhielt seine Schritte. Paul schickte sich soeben an, die Leine an einen Baum zu binden, dann ging er zu einem zweiten Baum und knüpfte hier ebenfalls die Leine fest. Inzwischen zog Walter aus dem Rucksack das Stroh. Dann kam ein dickes Buch zum Vorschein,