Ingrid Kaiser

der bauschaden Spezial Instandsetzung von Innen- und Außenputz


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werden.

      Schallschutz und Raumakustik

      Im Außenbereich werden schalldämmende Wirkungen am ehesten durch WDVS mit den entsprechenden Dämmmaterialien, insbesondere Mineralwolle, Polystyrol-Dämmplatten (gegebenenfalls zusätzlich elastifiziert) und Hanf, aber auch durch dicklagige mineralische Putze erzielt.

      Bei den Innenputzen haben sich Kalkputze mit Kalkanstrich, Lehmputz mit Lehm-, Kalk- oder Dispersionsanstrich sowie Zellulose- und Baumwollfaserputze bewährt.

      Während die Schalldämmung verhindert, dass Schall durch ein Bauteil dringt, bewirkt die Schalldämpfung, dass im Raum entstehender Luftschall gedämpft wird. Poröse und/oder strukturierte, raue Oberflächen brechen den Schall, das heißt, sie wandeln die Schallenergie in Wärme oder Reibung um und reduzieren damit die Hallwirkung im Raum.

      Akustikputze {Akustikputz} werden an Wänden und Decken eingesetzt. Sie werden nach ihrem Absorptionsgrad α von 0 % (keine Dämpfung) bis 100 % (komplette Absorption) bzw. dem bewerteten Schallabsorptionsgrad αw in die Absorberklassen A bis E gemäß DIN EN ISO 11654 eingeteilt. Akustikputze mit hydraulischen Bindemitteln werden als Spritzputz mehrlagig bis zu einer Gesamtdicke von ca. 1,5 cm mit Standzeiten {Standzeit} der einzelnen Schichten von einem Tag aufgebracht.

Absorberklassebewerteter Schallabsorptionsgrad αw [-]
Ahöchst absorbierend0,90 bis 1,00
B0,80 bis 0,85
Choch absorbierend0,60 bis 0,75
Dabsorbierend0,30 bis 0,55
Egering absorbierend0,15 bis 0,25

      Tab. 23: Absorberklassen nach DIN EN ISO 11654 (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Gipstrockenmörtel {Gipstrockenmörtel} werden häufig für Akustikputze verwendet und sind mit dem Kurzzeichen C3 gemäß DIN EN 13279-1 gekennzeichnet. Die Gesteinskörnungen bestehen aus expandiertem Silikat, Polystyrolgranulat, Perlite und Bimsgranulat mit einer Korngröße bis ca. 3,5 mm, weitere Bindemittel sind Kunstharz-Dispersionen bzw. Polymerisatharz.

      Strahlenschutz

      Die Strahlungsabschirmung wird durch schwere Gesteinskörnungen wie Baryt mit einer Korngröße bis ca. 6 mm mit den Bindemitteln Kalk-Zement oder Zement erreicht. Der Auftrag erfolgt als Unterputz in mehreren Schichten bis zu einer Gesamtschichtdicke von höchstens 2,5 cm, gegebenenfalls ergänzt durch eine entsprechende Oberputzschicht.

      Wandheizputzsysteme

      Auch wenn Wandheizsysteme {Wandheizsysteme} besonders im Bestand noch keine sehr große Verbreitung gefunden haben, ist hier in einigen Fällen Neuverputz erforderlich. Auch hier ist die Untergrunduntersuchung und -vorbereitung wichtigste Voraussetzung für mangelfreie Putzoberflächen. Besonders die Dichtheit des Systems sowie die ausreichende Befestigung der Rohrleitungen an der Wand sind zu untersuchen, um Bewegungen des Rohrsystems auszuschließen; gegebenenfalls sind zusätzliche Befestigungen mit Abstandhaltern erforderlich. Die Wandheizung muss unter Druck stehen und möglichst nicht oder mit höchstens sehr geringer Vorlauftemperatur aufgeheizt sein.

      Ist die Innenwand gedämmt, muss ein Haftgrund je nach Dämmmaterial, ohne Dämmung ein Spritzbewurf mindestens zu 50 % der Fläche aufgebracht werden. Der Unterputz wird bis Oberkante Heizrohr aufgebracht, die Trocknungszeiten besonders bei dickeren Schichten sind unbedingt einzuhalten. Anschließend erfolgt eine ca. 1 cm dicke Ausgleichsschicht mit eingebettetem, mindestens 2 cm überlappendem Armierungsgewebe.

      Nach dem Auftrag und der Strukturierung des Oberputzes kann das Heizsystem wieder in Betrieb genommen werden. Hierzu sind die folgenden Schritte unbedingt einzuhalten, um die rissfreie Trocknung des Putzes zu gewährleisten: Nach Trocknung des Putzsystems wird das System auf ca. 20 bis 25 °C hochgeheizt, danach die Temperatur tageweise bis zur höchsten Betriebstemperatur um je 5 °C erhöht und vier Tage aufrechterhalten. Schließlich wird um je ca. 10 °C tageweise auf 20 °C reduziert.

      link1.9 Besonderheiten beim Putzauftrag

      Sockelanschlüsse {Sockelanschluss}

      Der Sockelbereich {Sockel} ist wegen erhöhten Wasseranfalls (Spritzwasser) sowie häufig höherer mechanischer Belastungen besonders zu beachten, das heißt er muss fest, wasserabweisend und feuchte- sowie frostbeständig sein. In Abhängigkeit vom Untergrund wird in der Regel Putz mit der Festigkeitsklasse CS IV gemäß DIN 998-1 verwendet, bei Steinfestigkeitsklassen des Mauerwerks ≤ 8 jedoch CS III mit hydraulischen Bindemitteln.

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      Bild 6: Genereller Sockelputzaufbau (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Zunächst ist die vertikale Abdichtung {Abdichtung, vertikale} – soweit vorhanden – zu untersuchen; in der Regel muss sie neu aufgebracht werden. Hierzu eignen sich mineralische Dichtungsschlämmen, starr oder flexibel, die zusätzlich durch Noppenbahnen oder Perimeterdämmung geschützt werden müssen. Die Dichtungsschlämme wird je nach Feuchteanfall in zwei bis drei Arbeitsgängen auf den mit Grundierung vorbereiteten Untergrund aufgebracht. Noppenbahnen mit Gleitschicht oder für die Feuchtebelastung geeignete Platten aus extrudiertem Polystyrol (EPS-Platten) schützen die senkrechte Abdichtung.

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      Bild 7: Beispiel Vertikalabdichtung Sockel (Quelle: Ingrid Kaiser)

      In Einzelfällen kann eine nachträgliche Vertikalabdichtung auch im Innenbereich durchgeführt werden. Hierzu muss der Untergrund komplett freigelegt und nicht intakte Fugen bis zu einer Tiefe von 2 cm sowie schadhafte Mauerwerksbereiche müssen beigearbeitet werden. Der so vorbereitete Untergrund erhält eine Egalisierung durch netzförmigen Vorspritzmörtel, auf den der Zementputz aufgebracht wird, bevor die starre Dichtungsschlämme mit einer Mindestdicke von 2 mm, abhängig vom Feuchteanfall, aufgebracht wird. Um die Wirksamkeit der Dichtungsschlämme {Dichtungsschlämme} zu gewährleisten, müssen zuvor scharfe Kanten als Hohlkehlen ausgebildet und durchdringende Bauteile mit flexiblen Dichtelementen angearbeitet werden. Diese Maßnahmen verhindern das Eindringen von Feuchtigkeit in den Innenbereich, beachtet werden müssen jedoch die Feuchteeinflüsse auf das Außenmauerwerk mit den entsprechenden Folgen.

      Häufig ist auch eine nachträgliche Horizontalabdichtung erforderlich. Um eine kraftschlüssige Verbindung bei Rissen im Mauerwerk zur erforderlichen Lastaufnahme zu erreichen, können diese Risse mit Epoxidharz, Polyurethan oder Feinstmörtel verpresst werden. Altputze {Altputz} müssen bis mindestens 1 m oberhalb der Durchfeuchtung entfernt, die Mauerwerksfugen ca. 1,5 bis 2 cm ausgekratzt und die gesamte freigelegte Fläche durch Sandstrahlen gereinigt werden. Für die Injektion werden Bohrlöcher mit einer Neigung von 10° bis 15° im Abstand von 10 bis 15 cm, gegebenenfalls mehrreihig, bis in eine Tiefe von ca. 2/3 der Wanddicke gesetzt.

      Nach Aufbringen eines Ausgleichsputzes als Untergrund wird die mineralische Dichtungsschlämme aufgetragen. Vor Befestigung der Noppenbahn oder EPS-Platten ist in der Regel eine zusätzliche Grundierung und Abdichtung erforderlich.

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      Bild 8: Beispiel Sockelanschluss bei Außenputz (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Der Sockelputz besteht aus einem Unterputz mit Armierungsgewebe und Oberputz. Leichtputze im Sockelbereich müssen zusätzlich abgedichtet werden. Bei bituminöser Abdichtung sind Putzträger/Haftbrücke und Sperranstrich erforderlich. Ein zusätzlicher Feuchteschutz des Sockels gegen Spritzwasser kann durch Kiesstreifen am Fassadenfuß bzw. mit Gefälle verlegte Plattenbeläge erreicht werden.

      Putzanschlüsse {Putzanschluss}

      Bewegungsfugen {Bewegungsfugen} im Gebäude stellen immer Schwachstellen für die Putzoberfläche – im Außen- wie im Innenbereich – dar und müssen entsprechend sorgfältig ausgeführt werden. Hierzu werden in der Regel Putzprofile aus unterschiedlichen Materialien eingesetzt, abhängig vom Einsatzbereich (innen/außen) und