Ingrid Kaiser

der bauschaden Spezial Instandsetzung von Innen- und Außenputz


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dem Verwendungszweck sind die folgenden europaeinheitlichen Abkürzungen gemäß DIN 998-1 eingeführt:

•NormalputzGP (general purpose rendering/plastering mortar)
•LeichtputzLW (lightweight rendering/plastering mortar)
•Einlagiger AußenputzOC (one coat mortar)
•EdelputzCR (coloured rendering mortar)
•Reparatur-/SanierputzR (renovation mortar)
•WärmedämmputzT (thermal insulating mortar)

      Eine weitere Einteilung der Putze erfolgt durch ihre Verwendung und die Schichtdicke. Dickschichtputze {Dickschichtputz} sind gekennzeichnet durch eine Dicke, die größer ist als die Stärke des Größtkorns der Gesteinskörnung. Zu den Dünn(lagen)putzen {Dünnputz} mit geringer Korngröße gehören Spritzputze, die meist maschinell als Spritzbewurf aufgebracht werden. Im Innenbereich finden Dünnputze mit einer Dicke von nur an einzelnen Stellen 3 mm und durchschnittlich 6 mm häufig Anwendung auf großformatigem, im Dünnbettverfahren versetztem Mauerwerk, Planelementen, Plansteinmauerwerk oder Ähnlichem. Durch die geringe Schichtdicke können hierbei jedoch feine Haarrisse auftreten, sodass sie in der Regel bei weiterer Beschichtung mit Tapeten eingesetzt werden. Anstriche können unter Umständen nach Aufbringen eines Malervlieses direkt auf den Dünnputz aufgebracht werden.

      Bereits bei der Planung, z. B. von Sonderbauteilen wie Fensterleibungen, Stürzen und Zargen sowie Rollladenkästen, muss die geringe Putzdicke berücksichtigt werden. Leitungen müssen in Schächten verlegt werden, sie können nicht auf dem Mauerwerk angebracht werden.

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      Bild 1: Genereller Aufbau eines Außenputzsystems (Quelle: Ingrid Kaiser)

      In Abhängigkeit vom Wandbildner, also des Untergrunds für das Putzsystem, müssen die einzelnen Baustoffe entsprechend ihrer Eigenschaften aufeinander abgestimmt werden.

UntergrundVorbehandlungUnterputz
VollziegelNormalputz, Leichtputz Typ I
LeichthochlochziegelLeichtputz Typ I, Typ II
KalksandsteinVorspritzmörtelNormalputz, Leichtputz Typ I
PorenbetonLeichtputz Typ I, Typ II
LeichtbetonLeichtputz Typ I, Typ II
BetonHaftspachtelungNormalputz
Polystyrol-SchalungssteinHaftspachtelung
Holzwolle-LeichtbauplattenPutzträgerLeichtputz Typ I, Typ II
WärmedämmplattenHaftspachtelungLeichtputz Typ I, Typ II
Altputz ohne Schädengegebenenfalls GrundierungHaftputz oder Armierungsmörtel
Ziegel ohne SchädenNormalputz, Leichtputz Typ I
BruchsteinVorspritzmörtelNormalputz, Leichtputz Typ I
MischmauerwerkVorspritzmörtelLeichtputz Typ I

      Tab. 8: Vorbehandlung und Unterputz für Außenputz nach Untergrund nach Sakret, „Putzsysteme für Alt- und Neubau“ (Quelle: Ingrid Kaiser)

UntergrundMineralputzSilikatputzSilikonharzputzKunstharzputz
Vollziegelxxxx
Leichthochlochziegelxxx
Kalksandsteinxxx
Porenbetonxxx
Leichtbetonxxx
Betonxxxx
Polystyrol-Schalungssteinxxx
Holzwolle-Leichtbauplattenxxx
Wärmedämmplattenxxxx
Altputz ohne Schädenxxxx
Ziegel ohne Schädenxxxx
Bruchsteinxxx
Mischmauerwerkxxxx

      Tab. 9: Oberputz als Außenputz nach Untergrund nach Sakret, „Putzsysteme für Alt- und Neubau“ (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Der Aufbau von Innenputzsystemen (Wand und Decke) ist analog zum Außenputz zu betrachten, gegebenenfalls entfallen einige Schichten.

UntergrundVorbehandlungUnterputzVoranstrichOberputz
Mauerwerkgegebenenfalls GrundierungNormalputz, Leichtputz Typ IPutzgrundMineralputz, Silikatputz, Kunstharzputz
Altputz ohne SchädenGrundierungHaftputz oder Armierungsmörtel
Gipskartonplattengegebenenfalls Grundierung

      Tab. 10: Innenputzsystem nach Untergrund nach Sakret, „Putzsysteme für Alt- und Neubau“ (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Gipsmörtel und gipshaltige Mörtel eignen sich ausschließlich für den Innenbereich.

      Nach den Bindemitteln, Gesteinskörnungen und gegebenenfalls Zusatzstoffen und Vergütungen werden Putze wie folgt unterteilt und verwendet:

BezeichnungBestandteileEigenschaftenVerwendung
KalkputzKalk•fungizid•geringe Festigkeit•diffusionsoffen•hygrophobInnenbereichAußenbereich: nur bei historischen Gebäuden
LuftkalkputzLuftkalkweniger hart als hydraulisch härtende PutzeInnenbereich: Feuchtegefährdung
Kalk-Zement-PutzKalk, Zement, gegebenenfalls Leichtzuschläge•diffusionsoffen•druckfester als Kalkputz•feuchteunempfindlich•hygrophobInnenbereich: auch FeuchträumeAußenbereich: auch Sockelbereich, Kelleraußenwände
ZementputzZement•hygrophob•feuchteabsorbierend•leicht dämmendInnenbereich: Unterputz für Fliesen (Dünnbett)Außenbereich: Sockel, Kelleraußenwände
LehmputzLehm•feuchteempfindlich•diffusionsoffenInnenbereich: Ober- und Unterputz
GipsputzGips, gegebenenfalls Kalk, ZementfeuchteempfindlichInnenbereich: geglättet oder gerieben, als Untergrund für BekleidungenAußenbereich: nur ausnahmsweise bei historischen Gebäuden
BaumwollputzBauwollfasern, Zellulose, FüllstoffefeuchteempfindlichInnenbereich: gerieben oder als Kratzputz
KunststoffputzAcrylat oder Styrol-Acrylat•geringe Rissgefährdung•schnelle Erhärtung•wenig diffusionsoffen•wenig temperaturbeständigInnenbereich: Oberputz, besonders in stoßgefährdeten Bereichen (Treppenhäuser etc.)Außenbereich: Oberputz, auch bei WDVS, Sockelputz
SilikonharzputzSilikonharzemulsionje höher der Harzanteil, desto diffusionsoffenerInnenbereich: Oberputz, besonders in stoßgefährdeten Bereichen (Treppenhäuser etc.)Außenbereich: Oberputz, auch bei WDVS, Sockelputz

      Tab. 11: Putzeigenschaften und -verwendung nach Bestandteilen (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Normalerweise werden Putze als Werktrockenmörtel auf die Baustelle geliefert, in Silos nach Herstellerangaben gelagert und vor Ort durch Zugabe von Wasser zu verarbeitbarem Putzmörtel gemischt. Alternativ wird als direkt verarbeitbarer Putz Werkfrischmörtel geliefert. Werk- und Baustellenmörtel, die auf der Baustelle gemischt werden, sind wegen der hohen Anforderungen an das exakte Mischungsverhältnis zur Erreichung der erforderlichen Eigenschaft nicht empfehlenswert.

      link1.2 Vorbereitung des Putzgrunds

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      Bild 2: Auswahl des Putzsystems nach Untergrund (Quelle: Ingrid Kaiser)

      Generell muss der Untergrund {Untergrund} eben, staubfrei und trocken sein. Die Beurteilung des Untergrunds ist die erste und wichtigste Aufgabe bei der Entscheidung für das weitere Vorgehen. Durch Klopf-, Kratz- und Wischproben kann festgestellt werden, ob die Haftung des vorhandenen Belags noch gewährleistet ist (Hohlklang bei Klopfprobe)