Kathrin Fuhrmann

Hot kisses and a gun


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mit Männern rummache?«, fragte er.

      Uma lachte auf. »In gewisser Weise. Everett Steele wird doch nicht von einem blonden Mann gespielt. Marcus Lovett und du haben viel gemeinsam.«

      Abrupt drehte er sich auf seinem Stuhl herum, sodass Uma beinahe mit der Puderquaste in sein Auge gekommen wäre. »Nicht blond? Was soll das denn bedeuten?«

      »Der neue Everett ist dunkelhaarig wie du.« Rasch ging die Maskenbildnerin in Deckung. Sie arbeitete wohl lange genug mit ihm zusammen, um zu ahnen, dass er diese Entwicklung überhaupt nicht witzig fand.

      »Wie kommen Van Dyke, Cleever und Mendelson auf diese verdammt dämliche Idee?« Er sprang auf. »Dunkelhaarig und gutaussehend? Das passt überhaupt nicht zur Rolle. Und warum nehmen sie denn keinen Rotschopf? Haben sie mit dem Kerl vielleicht noch etwas ganz anderes vor? Sind sie auf der Suche nach jemandem, der mich ersetzen soll?«

      »Niemand kann dich ersetzen«, versicherte Uma kleinlaut.

      Er fixierte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Keine Schmeichelei, Uma. Das ist der falsche Zeitpunkt. Weil wir mit den Innenszenen beginnen, muss ich den Kerl gleich abknutschen. Dabei würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen. Soll ich vielleicht meinen Nachfolger ausbilden?«

      »Bestimmt hatten die Caster keinen Hintergedanken. Jeder weiß, dass du der Beste in deinem Job bist. Sie schätzen dich und besetzen dich regelmäßig für gute Rollen. Lovett hat diese Chance erhalten, weil jemand ein gutes Wort für ihn eingelegt hat. Das hat mit dir überhaupt nichts zu tun. Also beruhige dich und erlaube mir, dich für den Dreh vorzubereiten.«

      Ungeduldig riss er sich das Tuch, das seine Kleidung vor Schminkeflecken schützen sollte, vom Kragen. »Ich bin hübsch genug. Während ich mich auf die Suche nach dem Neuling mache, der an meinem Stuhl sägt, stellst du ein paar Nachforschungen an. Denise hatte angeblich ihre Finger im Spiel. Finde heraus, ob sie ihm das Casting ermöglicht hat oder ob er noch andere Freunde hat, die ihm Starthilfe geben. Ich muss meinen Feind besser kennenlernen.«

      Mit besorgtem Gesichtsausdruck griff Uma nach seinem Arm. »Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst. Wir haben schon einige stürmische Drehs überstanden. Am ersten Tag wirst du immer von Zweifeln geplagt. Du hast Probleme damit, dich in deine Rolle zu finden. Also atme erst einmal tief durch. Akzeptiere deine Unsicherheit und das Chaos in deinem Inneren, weil du deine Rolle und dein wahres Leben noch nicht voneinander getrennt hast. Dank deiner wie immer intensiven Vorbereitung hat die Verwandlung bereits begonnen. In dir drin steckt bereits Wayne Klein, der sich Sorgen um seine Zukunft macht und der spürt, dass er an einem Scheideweg ist. Gleich kannst du dieser Mann werden und vor der Kamera brillieren. Im Augenblick bist du aber noch Charlie Walker. Und der muss nicht befürchten, dass er sein Lebenswerk verlieren könnte. Der darf stolz auf das sein, was er erreicht hat und das ihm auch niemand wegnehmen kann.«

      Charlie blinzelte. Tatsächlich fiel es ihm schwer, die Gedanken von Wayne und Charlie auseinanderzuhalten. Hatte er überreagiert?

      »Tief durchatmen, Charlie«, befahl Uma. »Schließ die Augen und konzentriere dich auf das Hier und Jetzt. Niemand will dir etwas Böses. Du bist der Held des Films. Du bist der Star.«

      Folgsam tat er, was die Maskenbildnerin ihm aufgetragen hatte. Der Druck auf seiner Brust ließ ein wenig nach. Langsam weitete sich sein Tunnelblick, bis er erkannte, dass sie recht hatte. Wenn er allen bewies, was für ein guter Schauspieler er war, dann machte es keinen Unterschied, ob sein Kollege blond oder dunkelhaarig, wie er selbst war.

      In den letzten zwei Wochen hatte er sich auf der Farm eingeschlossen und die Rolle des Wayne inhaliert. Obwohl das angemietete Haus nur schwer mit dem Zuhause des einfachen Ranchers vergleichbar war, hatte es doch nichts mit den Luxusvillen gemeinsam, in denen er sonst lebte, um der Welt zu zeigen, wie weit er es gebracht hatte. Das vergleichsweise einfache Leben hatte ihm gutgetan. Er hatte sich völlig von seinem Alltag loslösen können. Vermutlich war er deshalb auch so tief in die Rolle abgerutscht, dass er plötzlich seine Existenz von jemandem gefährdet sah, der es ohnehin nicht mit ihm aufnehmen konnte.

      Es war an der Zeit, die erste Szene vor der Kamera als Wayne zu spielen, damit er die beiden Herzen, die in seiner Brust schlugen, besser voneinander trennen konnte. Sobald er sich das erste Mal gänzlich in Wayne verwandelt hatte, würden die Grenzen nicht mehr so leicht verschwimmen.

      Er öffnete die Augen und schaffte ein Lächeln. »Danke, Uma. Du weißt einfach, wie du mich zur Vernunft bringen kannst.«

      »Dafür bin ich da. Und jetzt geh da raus und zeig, was du draufhast.«

      Dankbar nickte er ihr zu. »Aber ich möchte dich trotzdem bitten, ein wenig mehr über diesen Marcus herauszufinden. Ich möchte alles über ihn erfahren, was es zu wissen gibt. Wenn er mir doch Steine in den Weg legen will, muss ich vorbereitet sein.«

      Uma wirkte nicht glücklich, stimmte dann aber zu. »Wie du willst, Boss.«

      Charlie verließ die Garderobe und ging in die große Halle, in der die Räume der Ranch nachgebaut worden waren, um hier die Innenszenen drehen zu können. Heute legten sie gleich mit einer romantischen Szene los, was ihn in seiner aktuellen Stimmung nicht mit Begeisterung erfüllte. Wenigstens konnte er sich so ein sehr genaues Bild von seinem Kollegen machen.

      Der Regisseur stand im Setting des Zimmers, in dem Everett Steele in dem Film wohnte, und unterhielt sich mit einem großen Kerl mit breiten Schultern. Bei dem Mann in abgenutzten Hosen, kariertem Hemd und Cowboyhut auf dem Kopf handelte es sich wohl um Marcus Lovett. Tatsächlich lugte ein Haarschopf unter dem Hut hervor, der den gleichen Farbton hatte wie Charlies Haar.

      Erneut stieg Frustration in ihm auf. Die Fans würden völlig verwirrt sein. Wenn sich Everett und Wayne im Bett herumwälzten und mehrmals die Position wechselten, würden die Frauen nicht wissen, welchen Hintern sie gerade anhimmelten. Oft genug verhinderte der Kamerawinkel eine gute Sicht auf das Gesicht der Liebenden. Charlie hoffte also, dass sein Kollege zumindest einen weniger muskulösen Rücken hatte als er. Ein flacher Arsch konnte auch nicht schaden. Und wenn er dann noch irgendein auffälliges Muttermal besaß, konnte Charlie zufrieden sein.

      Bei diesem Gedanken schob sich ein Grinsen auf seine Lippen. Er trat zu Mr Demme und begrüßte ihn. Dann wandte er sich Marcus Lovett zu. Sofort flatterte sein Herz in seiner Brust. Verdammt, er hatte ein Problem.

      »Du?«, fragte er ungläubig. »Du bist mein neuer Kollege?«

      Die Augen seines Gegenübers weiteten sich. Schock huschte über die Züge des Mannes, der ihn vor zwei Wochen im Iron Alexander ausgehorcht hatte. »Das darf nicht wahr sein.«

      »Sie kennen sich bereits?«, fragte Mr Demme.

      »Flüchtig«, antwortete Charlie rasch und räusperte sich. Obwohl er noch hin und wieder an die seltsame Unterhaltung gedacht hatte, war ihm der Name des Kerls entfallen gewesen. »Ein Zusammentreffen, das nicht ganz glücklich verlaufen ist, wie man merkt. Es hat anscheinend mit einem Missverständnis geendet, das wir rasch aus der Welt räumen sollten.«

      Als Marcus ihn immer noch erschrocken anstarrte, streckte Charlie ihm die Hand entgegen. »Freut mich, dich wiederzusehen, Marcus. Ich bin sicher, wir werden großartig zusammenarbeiten.«

      Die Finger, die sich in Charlies Hand schoben, zitterten leicht. »Bestimmt. Vielleicht können wir uns kurz unterhalten, bevor wir loslegen?«

      »Natürlich«, sagte Mr Demme. »Ich will die beiden Hauptpersonen des heutigen Tages nicht daran hindern, großartige Leistung zu zeigen. Nehmen Sie sich einen Augenblick. Ich gebe in der Zwischenzeit die ersten Anweisungen an das Kamerateam.«

      Charlie wartete, bis der Regisseur außer Hörweite war. Seine Gedanken rasten. Noch wusste er nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Der Klatsch, dass Denise Marcus die Rolle verschafft hatte, konnte nur stimmen, wenn Marcus im Iron Alexander den Mann auf der Suche nach seinen wahren Vorlieben nur gespielt hatte. Der Abend im Club hatte wohl lediglich der Recherche gedient. Damit ergab sein seltsames Verhalten plötzlich einen Sinn. Charlies Misstrauen war gerechtfertigt gewesen. Sein sechster Sinn hatte ihn offensichtlich nicht betrogen, als er ihm zugeflüstert hatte, dass Marcus nicht