Kathrin Fuhrmann

Hot kisses and a gun


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Vorsprechen ausgehändigt bekommen?

      Ein Missverständnis? Oder lag es daran, dass er explizit gesagt hatte, dass er die Audition für die Rolle wollte.

      Er lockerte erneut seine Schultermuskulatur und gab seinem Gesicht einen angespannten Zug. Da er kein Gegenüber hatte, fixierte er Van Dyke. »Guten Tag«, sagte er in einem breiten Südstaatenakzent. Er streckte die Hand aus und stolperte im Ansatz. Schrecken sollte nun über seine Miene huschen, dann fing er sich und wischte die Hände an den Schenkeln ab. »Entschuldigen Sie bitte, Sir.«

      Marcus machte eine kleine Pause, weil nun Wayne seinen Part hatte und ihn ins Haus einlud, um eine Limonade zu trinken. Schließlich sollte es einer der heißesten Tage des Jahres sein, Everett und Wayne verschwitzt und erschöpft. Wayne durch den langen Tag harter Arbeit auf der Ranch und Everett, weil er den Weg hinaus zur Ranch zu Fuß zurückgelegt hatte. Nun betrat er also die Küche, in der eine junge Frau stand und Teig knetete. Sie schaute auf. Überraschung huschte über ihre Miene, dann wischte sie sich eilig die Hände an der Schürze ab. Sie sagte etwas.

      »Guten Tag, Ma’am.« Er nickte zu der imaginären Gestalt. »Everett Steele, Ma’am.«

      Eine kleine Diskussion zwischen den beiden, dann bekam Everett sein Glas Limonade und wurde aufgefordert, sich vorzustellen.

      »Ich bin auf der Suche nach Arbeit. Ich bin kräftig und geschickt. Ich habe zuletzt in Arizona auf der Wilburn Ranch gearbeitet. Sie züchten Schafe.« Er räusperte sich und biss sich unsicher auf die Unterlippe. »Ich habe auch Erfahrung mit Rindern, Sir.« Er trat unruhig von einem Bein auf das andere und wrang sein imaginäres Glas. »Ich bin auf einer Rinderranch aufgewachsen, mein Vater war Vorarbeiter, bis das Land verkauft wurde.« Er schluckte, hob das nicht vorhandene Glas an die Lippen und simulierte Schlucke. Dann reichte er das Glas weiter. »Danke Ma’am.« Sein Grinsen wackelte. Zu erröten war nicht so einfach, aber zumindest da half die letzte Nacht. Er musste sich nur vorstellen, welche Rolle er eingenommen hatte, als ihn der Fremde von der Bar losgeeist hatte.

      »Ich kann sofort anfangen, Sir, und brauche nichts. Ein Bett, Essen und die Sicherheit, nächste Woche nicht wieder auf der Straße zu stehen.« Er rang die Hände. Sein Gesicht machte seine Furcht hoffentlich deutlich. »Ich brauche diese Chance, Mr Klein.«

      Damit war sein Text aufgesagt und er konnte wieder aus der Rolle herausschlüpfen. Er atmete aus, schloss kurz die Augen und fasste Van Dyke dann wieder ins Auge.

      »Ohne Partner ist es immer etwas schwierig.«

      Die Männer wechselten Blicke miteinander. »Ich denke, wir sind uns einig, dass wir Sie gerne in Interaktion mit einer anderen Rolle sehen würden. Haben Sie zufällig etwas Zeit?«

      Marcus atmete erneut durch, um sich die Aufregung nicht ansehen zu lassen. Dann nickte er. »Ja. Gern. Bleibt es bei der Szene, oder …«

      »Miss Bridgerton wird Ihnen das Skript geben. Danke.« Van Dyke schob seine Papiere zusammen, bevor er sich an die Frau wendete, die Marcus in den Raum gebeten hatte und nun aus dem Nichts wieder auftauchte. »Schicken Sie bitte den Nächsten rein.«

      Miss Bridgerton nickte und scheuchte ihn hinaus. Dort wartete tatsächlich bereits ein Kollege und stand eilig auf. Ein Runzeln flog über seine Stirn, dann streckte er die Hand aus.

      »Kevin Bryce.«

      »Marcus Lovett. Miss Bridgerton.« Er deutete auf die Dame. »Viel Erfolg.« Er tauschte den Platz mit Kevin und wartete geduldig auf sein Skript. Noch hatte er eine Chance, so hoffte er zumindest.

      »Oh, wen haben wir denn da?«

      Marcus schaute von seinem Skript auf. Denise Holland grinste auf ihn herab. Sie trug eine knappe Jeans, die sehr tief hing, und ein bauchfreies Top. Ihr Nabel war gepierct, daher blitzte ihm ein großer Stein entgegen.

      »Miss Holland.«

      Sie lachte. »Mr Lovett. Wollen wir uns den Unsinn nicht sparen?« Sie setzte sich neben ihn auf die Bank und linste auf sein Skript. »Bist du etwa der Grund, warum man mich herbeorderte?«

      Das konnte er sich nicht vorstellen. »Gibt es keine Haie mehr, die dich fressen wollen?« Er grinste und erntete ein glockenhelles Lachen. Wenn er nicht von seiner Recherche abgelenkt worden wäre, hätte er ihre Einladung nur zu gerne angenommen.

      »Tatsächlich habe ich das Haiinferno hinter mir – vorerst.« Sie verdrehte die Augen. »Es ist aber schon eine Fortsetzung geplant.«

      »Du bist gut im Geschäft, das freut mich für dich.«

      »Ach, ich bin sexy und habe das wichtige Vitamin B. Das hilft immer.« Sie schlug die Beine übereinander und fuhr sich durch die blonde Mähne. »Everett Steele, ja?«

      Nun war es Marcus, der die Achseln zuckte. »Deswegen bin ich hier.«

      »Du hast Ehrgeiz, das gefällt mir.« Sie zwinkerte ihm zu.

      »Ohne kommt man zu nichts, oder?« Marcus rollte das Papier zusammen und schlug es sich dann auf die Hand. »Wie war der Club-Besuch? Was habe ich verpasst?«

      »Ach.« Sie winkte ab. »Ich habe mich gut amüsiert.«

      »Und bist sicher nicht allein nach Hause gegangen, oder?« Er hatte auch deutliche Probleme gehabt, den Anschluss, den er im Iron Alexander gefunden hatte, wieder loszuwerden.

      »Ah, das wüsstest du gern, hm? Nun, eigentlich gebe ich keine zweiten Chancen, aber wenn wir Kollegen werden …«

      Den Moment wählte Miss Bridgerton, um aus dem Auditorium zu treten. Ihre Miene leuchtete, als sie Denise bemerkte.

      »Da bist du ja. Herbert wartet schon sehnsüchtig auf dich. Magst du ihn begrüßen?«

      Marcus überspielte seine Überraschung schnell. Offenbar war da mehr Vitamin B im Spiel als nur ein Regisseur als Onkel. Denise stand mit einem kleinen Hopser auf, umarmte die andere Frau, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.

      »Dann sag ich mal hallo!« Sie winkte Marcus noch zu und war dann weg. Er blieb mit Miss Bridgerton zurück.

      »Wir sind gleich so weit«, sagte sie. »Gedulden Sie sich noch einen Moment.«

      Überraschend schnell wurde er dann in den Raum zurückgerufen. Denise saß auf dem Tisch vor Van Dyke, sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und schaute ihm begeistert entgegen.

      »Da habe ich also einen heißen Partner?«

      Van Dyke schüttelte den Kopf. »Denise, Liebes, es geht doch wirklich nicht darum, dass Mr Lovett nett anzusehen ist.«

      Denise sprang vom Tisch. »Da liegst du falsch, Herbie.« Sie kam auf ihn zu und legte ihm den Finger auf die Brust. »Wayne Klein wurde jetzt mit Charlie Walker besetzt oder?«

      »Auch ein … Mann mit Ausstrahlung.« Van Dyke verdrehte die Augen. »Wir brauchen aber einen blonden …«

      Denise lachte auf. »Ach, Onkel Jons absurde Vorstellung vom perfekten Cast! Nein, wir brauchen einen Frauenschwarm, der auch in der Rolle eines Männerliebenden immer noch sexy wirkt.«

      Marcus rollte ein Schauer über den Rücken. Sie sagte es absolut wertungsfrei, wodurch sie in seiner Wertung enormen Aufwind bekam. Natürlich schmeichelte ihn auch der Rest. Die Männer betrachteten ihn nun kritisch.

      »Das Risiko ist zu groß«, beschied Cleever, seufzte dann aber. »Allerdings läuft uns auch etwas die Zeit davon. Wenn wir in zwei Wochen mit dem Dreh beginnen wollen, brauchen wir zumindest einen vollständigen Cast.«

      »Ja, jeder Tag Verzug bedeutet Unkosten, die uns den Garaus machen werden.« Mendelson sortierte seine Unterlagen und sah nur ganz kurz an Marcus herab. »Wäre nicht schlecht, wenn wir zumindest eine Alternative in der Hinterhand hätten.«

      Damit reduzierten sie ihn zum Lückenfüller, aber er konnte sich wohl nicht beschweren, wenn dies hieß, dass sie ihm eine Chance gaben. Trotzdem musste er seine Stimmbänder klären, um nicht an dem Kloß in seinem Hals zu ersticken.

      »Wir haben noch