Kathrin Fuhrmann

Hot kisses and a gun


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Mitte der Augen voll und tiefschwarz waren und sich dann lichteten. Es machte seinen Blick intensiver, machte ihn zu einem Adlerblick: intensiv und gefährlich, auch wenn die Lider bereits hingen. Das Alter war nun mal unbarmherzig.

      »Sie wollen zu mir?« Sein Blick huschte ebenso kritisch über Marcus und seinen Freund wie zuvor jener des anderen Mannes.

      Len drehte sich und streckte die Hand aus, noch bevor er einen Schritt auf den Herrn des Hauses zumachte. »Mr Demme, Len Myers, ich bin Make-up-Artist für Ihre neue Produktion.« Er griff nach der Hand des Regisseurs, die dieser nicht ausgestreckt hatte, und schüttelte sie fest. »Ich habe einen begnadeten Schauspieler dabei, der sich für die Rolle des Everett Steele interessiert.«

      Demme runzelte die Stirn.

      Marcus stöhnte innerlich. Auf die Rolle brauchte er nun wohl nicht mehr zu setzen. Trotzdem streckte er die Hand aus, um den Regisseur zu begrüßen. »Guten Tag, ich bin Marcus Lovett. Es tut mir leid, wenn wir Sie überfallen haben. Len sprach von einem Termin.«

      »Mr Lovett, guten Tag. Tatsächlich habe ich Vorschläge zum Make-up erwartet und keine zur Besetzung.« Er zog die Hand zurück und sah zwischen ihnen hin und her. »Also gut, kommen Sie herein.« Er behielt den Vortritt und führte sie so durch das Haus und durch die Terrassentür wieder hinaus. Vor ihnen lag eine gepflasterte Ebene, die von einem Geländer begrenzt wurde. Dahinter schimmerte Wasser im morgendlichen Sonnenschein. Ein Pool.

      »Setzen wir uns.« Mr Demme deutete auf Rattanmöbel und machte sich bereits auf den Weg, um sich auf einen bequem aussehenden Sessel zu setzen. Er seufzte dabei. »Also, Mr Lovett, richtig? Kenne ich Sie?«

      Marcus stockte beim Hinsetzen und kam eher unelegant auf den Sitzkissen auf. Er räusperte sich. »Ich habe einige kleinere Rollen gespielt.« Er zählte die letzten fünf auf. »Wenn ich gewusst hätte, wohin Len mich bringt, hätte ich mein Portfolio dabei.«

      »Hm.« Demme runzelte die Stirn und musterte ihn erneut. »Wir haben die Rolle des Everett Steele bereits einige Male umbesetzt.«

      »Ja, davon hörte ich.« Er konnte sein Grinsen nicht beibehalten. »Es ist kontrovers, zumindest, wenn man meinem Agenten Glauben schenken möchte.«

      Demme rieb die Hände aneinander, ohne seinen Blick von ihm zu nehmen. »Darf ich fragen, wer Sie vertritt?«

      »Don Derringer.« Das war kein Geheimnis.

      Demme schnaubte. »Don.« Und verdrehte die Augen. »Es wundert mich, dass er Ihnen von dem Projekt erzählte. Er war deutlich mit seiner Ablehnung. Ich hatte Hal Davidoff für die Rolle im Kopf, seit ich das Drehbuch gelesen hatte.«

      Einen blonden Adonis. Marcus schluckte unangenehm berührt, schließlich war er von seinem Aussehen her das genaue Gegenteil zu seinem Kollegen Hal. »Mr Derringer war tatsächlich deutlich. Er weigerte sich, ein Vorsprechen für die Rolle für mich zu arrangieren.«

      »Aha.« Die Augen seines Gegenübers verengten sich. »Und doch sind Sie hier.«

      Marcus nickte. »Obwohl ich nicht viel über das Projekt weiß, fasziniert es mich«, räumte er ein. Er räusperte sich erneut. Er hatte das Gefühl, zu weit zu gehen, wie ein Schleimer zu wirken und jeden Moment entlarvt zu werden. Demme betrachtete ihn weiterhin eingehend. »Cowboys, wer liebt nicht einen guten Western?«, setzte er nach, um die Situation aufzulockern, und fühlte sich dabei noch dämlicher. Er machte sich hier noch alles kaputt! »Und dann dieses außergewöhnliche Thema.«

      Demmes Brauen wanderten in die Höhe.

      »Homosexualität. Brandaktuell und doch …« Wie sollte er es bezeichnen, ohne wie ein Idiot zu wirken? »Verrucht?«

      »So?«

      Marcus rutschte auf seinem Rattansessel herum. Verdammt, er hätte besser Mr Demme den Anfang machen lassen sollen. »Randgruppen zu thematisieren ist mutig.«

      »Aber dumm, schließlich zieht es kein Massenpublikum in die Lichtspielhäuser.« Demme schlug ein Bein über und faltete die Hände vor dem Bauch. »Also, warum wollen Sie bei so etwas dabei sein? Sind Sie schwul?«

      Marcus klappte der Mund zu. War das etwa Voraussetzung? Konnte er punkten, indem er nun dreist log und sich als etwas outete, was er schlicht und ergreifend nicht war?

      Len lachte schallend. »Nein. Er ist der Hahn ihm Hühnerstall, wo immer er hingeht, und genießt es.«

      Marcus warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, aber da seine Gesinnung schon herausposaunt war, konnte er dem auch nicht mehr widersprechen. »Tatsächlich kenne ich mich mit der Materie nicht aus. Hätte ich einen Termin für ein Vorsprechen bekommen, hätte ich mich zuvor schlaugemacht. So bleibt mir nur, meine eingeschränkte Weltsicht einzugestehen.«

      »Hm. Wie gedenken Sie sich schlauzumachen?«

      Marcus stockte. Das war eine gute Frage, schließlich kannte er niemanden, der … nun, auf das eigene Geschlecht fixiert wäre. Er warf Len einen Blick zu, der deutlich um Hilfe bat, aber der Freund zuckte auch nur die Achseln. »Bars«, murmelte er schnell. »Einschlägige Lokalitäten. Es sollte nicht schwer sein, herauszufinden, wo sich … Männer treffen, die Männer … lieben.« Das wurde nun wirklich schwierig.

      »Hm«, machte der Regisseur.

      Demme brachte ihn mit diesem Brummen noch einmal um den Verstand und sein durchdringender Blick war sicher auch nicht behilflich dabei, Ruhe zu bewahren. »Haben Sie einen hilfreichen Vorschlag?« War es ein Eingeständnis seines Scheiterns, wenn er um Hilfe bat? Nun war es ohnehin zu spät. Demme brummte und legte den Kopf zur Seite.

      »Vielleicht.«

      Sie starrten einander an, dann seufzte Demme. »Ich möchte aufrichtig mit Ihnen sein, Mr Lovett. Sie sind optisch nicht das, was ich mir unter Everett Steele vorstelle.«

      »Oh, Sie sollten ihn nackt sehen«, mischte Len sich ein und rutschte dabei auf seinem Stuhl nach vorn. »Glauben Sie mir, Mr Demme, die Frauen werden scharenweise die Kinos stürmen.« Er lachte gackernd. »Geben Sie ihm doch die Chance, sich zu beweisen.«

      Demme durchbohrte seinen Freund mit seinem scharfen Blick. »Unterstellen Sie der Damenwelt da nicht etwas, Mr Myers? Ein ansprechender Körper wird sicher keine Frau …«

      »Nanu.« Die Unterbrechung kam unerwartet und in Form einer kurvenreichen Schönheit: Denise. Demme setzte sich grade auf und zog den Bauch ein.

      »Denise, meine Liebe, du kennst Mr Myers und Mr Lovett bereits?«

      Denise ignorierte Len, der auf die Füße gesprungen war und ihr die Hand hinhielt, wobei er sie bereits daran erinnerte, dass er ihr Maskenbildner bei ihrem Horrorstreifen war. Ihre kornblumenblauen Augen lagen auf Marcus. Er rappelte sich langsam auf und reichte ihr die Hand.

      »Miss …?«

      »Holland«, gurrte sie. »Denise.« Ihr Blick wurde schwül, als sich ihre Lider senkten und ihr Lächeln diese wissende Note bekam. »Lov-ett. Ist der Name Programm?«

      Marcus kopierte ihre Haltung und drückte ihre Finger sanft, während er sie an die Lippen zog. »Miss Holland, ich bin ein begeisterter Fan von Ihnen und … natürlich.«

      Sie lachte gurrend auf. »Wie wäre es, wenn Sie mir im Pool Gesellschaft leisten?« Sie zog ihre Hand zurück, um an ihrem fließenden Kleid zu zupfen, das sich augenblicklich von ihrer Gestalt löste und zu einer Pfütze zu ihren Füßen wurde.

      »Zu gern, aber ich bin nicht zum Planschen da.« Er zwinkerte ihr zu. Ihr knapper Bikini ließ keine Fragen offen. Kein Wunder, dass sie den Take am Vortag einige Male wiederholen musste, er hätte sie auch den ganzen Tag in sexy Badebekleidung herumlaufen lassen, wenn er der Regisseur des Horrorstreifens gewesen wäre.

      »Denise, Mr Lovett spricht für die Rolle des Everett Steele vor«, mischte Mr Demme sich belustigt ein. »Würdest du zuschauen wollen, wie Mr Lovett einen anderen Mann küsst? Auszieht? Mit ihm schläft?«

      Denise Augen wurden groß und ihr Blick glitt an ihm herab. Marcus brauchte einen Moment, um die Informationen aufzunehmen,