Kathrin Fuhrmann

Hot kisses and a gun


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bekannte Stimme. Marcus verengte die Augen und hob die Hand, um das Sonnenlicht auszublenden. Len winkte, wobei er auf ihn zulief. »Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig!«

      »Hi, Len.« Sie begrüßten sich mit einem nerdigen Handschlag.

      »Und? Möchtest du Denise kennenlernen?« Len zwinkerte. »Ich habe wohl zu viel geschwärmt, hm?«

      Denise war der Star des Horrorfilms und unter anderen Umständen sicherlich wert, seine Zeit zu vergeuden. Len drehte sich, um an den Strand zu deuten. »Dort ist sie. Sie wiederholen den Take bereits zum fünften Mal, daher würde ich es heute lieber nicht versuchen.« Len lachte und boxte gegen Marcus’ Schulter. »Dann wiederum: Welche Lady kann dir schon widerstehen?«

      »Du setzt mich hier gar nicht unter Druck, oder?«

      Len lachte, dann seufzte er und lehnte sich ebenfalls an den Zaun, nur von der anderen Seite her. Sein Blick lag mit deutlicher Bewunderung auf Denise. »Ich hoffe wohl, dass du es versauen wirst.«

      Marcus pfiff. »So ist das. Hey, warum lädst du sie nicht einfach mal ein?« Das wäre sicherlich besser, als sie nur anzuschmachten.

      Len prustete und deutete an sich entlang. »Als ginge sie mit so einem aus!« Nun musterte er Marcus. »Du bist da eine andere Hausnummer.«

      »Wie wäre es, wenn du mich heute Abend in Cherryoak triffst, und wir gehen laufen? Etwas Ertüchtigung hat noch niemandem geschadet und vielleicht brauchst du in einigen Monaten nicht mehr neidisch auf meine Schenkel zu starren?«

      Hitze schoss Len in das Gesicht. »Hey, da schaue ich sicher nicht hin!«

      Marcus ließ das Thema fallen, schließlich war er nicht rausgefahren, um über Sport, Frauen oder Muskeln zu sprechen. »Gut.« Er räusperte sich. »Sag mal, dieses Projekt von dem du sprachst … nach diesem hier …« Nun wurde ihm ungemütlich heiß. Nutzte er ihre Freundschaft aus, um beruflich voranzukommen? Eigentlich trennte er so etwas lieber. »Ich war gerade bei Derringer und habe ihn nach dem Projekt gefragt. Ich dachte, ich könnte es ja versuchen.«

      Len zuckte die Achseln. »Klar, solltest du, Mann!«

      Seine Zustimmung erleichterte Marcus so sehr, dass er aufseufzte. »Derringer will mit dieser Produktion nichts zu tun haben.« Sollte er sagen warum?

      »Ach nein?« Len verzog die Miene. »Tja, deswegen ist es so schwierig, Personal zu bekommen.« Er riss sich von der knappbekleideten Badenixe los und richtete seine Aufmerksamkeit gesammelt auf ihn. »Die Rolle des Everett Steele wird zum dritten Mal umbesetzt!« Er schaute sich um und beugte sich dann vor, um leise weiterzusprechen. »Hanks hat abgesagt, nachdem er das Skript gelesen hatte, Depp unterschrieb, hat sich dann aber ebenfalls wieder losgesagt …«

      »Für einen Independent-Film?« Das waren erschreckend große Namen und damit schrumpften seine Chancen, eine Rolle zu bekommen, gewaltig.

      Len zuckte die Achseln. »Demme wollte ein Zugpferd, aber die Zeit wird knapp. Hey, hast du morgen Zeit?«

      Marcus nickte geistesabwesend.

      »Gut, ich hole dich ab.« Er schlug ihm gegen die Brust. »Ich sollte zurück, um Denise den Schweiß von der Stirn zu tupfen.« Er zwinkerte mit einem schiefen Grinsen. »Nicht, dass sie mich bemerken würde!«

      »Okay, warte.« Marcus hielt ihn am Arm zurück. »Wann?«

      Len zog die Nase kraus. »Acht Uhr. Wir müssen raus nach Beverly Hills … Mach dich hübsch.«

      »Haha. Ich bin naturschön.« Er gab dem Freund einen Schubs und sah ihm noch nach. Jetzt hatte er nicht erfahren, worum es in ›Riding the Bull‹ eigentlich ging und ob es tatsächlich ein ungewöhnliches Thema beinhaltete, aber letztlich hatte er es Derringer gegenüber deutlich gesagt: Es war ihm scheißegal, ob er einen Typen küssen musste, um endlich eine große Rolle an Land zu ziehen.

      Kapitel 2

      Charlie betrat den Eingangsbereich des Kinos erst, nachdem er sich mit einem schnellen Blick in alle Richtungen versichert hatte, sich allein auf der dunklen Straße zu befinden. Nach dem Bezahlen der Karte nickte er dem Angestellten zu. Er marschierte zum richtigen Saal und nahm in der hintersten Reihe Platz.

      Es hatten nicht viele Gäste hergefunden, aber das störte Charlie nicht weiter. Er mochte es, sich in dem abgelegenen Kino Filme anzusehen, die es nicht in die großen Ketten geschafft hatten. Sie erinnerten ihn daran, dass jeder Streifen seine Zuschauer fand.

      Auf dem Bildschirm verliebten sich zwei arme, aber herzensgute Menschen, während das Schicksal ihnen immer wieder Steine in den Weg legte. Die Schauspieler waren nicht sonderlich talentiert. Die Low-Budget-Produktion hatte sich professionelle Darsteller nicht leisten können. Die langgezogene Handlung, in denen sich die beiden Helden gegen alle Widerstände zur Wehr setzten, würde das breite Publikum niemals überzeugen. Dennoch war es spannend für Charlie, die beiden zu beobachten. Als die Frau in die Drogenszene abrutschte und der Mann versuchte, ihr zu helfen, wirkte der Schmerz in den Augen der beiden Menschen so überzeugend, dass sich ihm der Hals zuzog.

      Gut, das schauspielerische Talent trug vermutlich gar keine Schuld daran. Frustriert beobachtete er, wie sich die Schauspieler hölzern durch die Szene kämpften. Sobald sie den Mund öffneten, verschwand die Magie, die sie mit ihren Mienen erzeugen konnten. Nein, die beiden schafften es nicht durch ihre Begabung, ihn in den Bann zu ziehen. Vielleicht reichten seine Erinnerungen an seine eigene Unfähigkeit, einem geliebten Menschen aus dem Drogensumpf zu helfen, aus, um seine Augen brennen zu lassen. Diese dunklen Tage lagen so weit zurück und lebten doch in ihm fort. Ob es ihm jemals gelänge, diese Zeit völlig hinter sich zu lassen?

      Es war an der Zeit, dass er seiner Schwester wieder einmal einen Besuch abstattete. Er musste sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Das würde den Schmerz in seiner Brust hoffentlich wieder verschwinden lassen.

      Ein Besucher des Kinos auf der anderen Saalseite erhob sich und erregte damit Charlies Aufmerksamkeit. Abgelenkt von dem schlechten Drama auf der Leinwand sah Charlie in seine Richtung und bemerkte, dass der Mann ihn mit einem Lächeln beobachtete, während er sich durch die Reihe schob und auf ihn zukam.

      Irritiert versuchte Charlie mehr von seinem Gesicht zu erkennen, das halb im Schatten lag. Der attraktive Mann mit den braunen, kurzen Haaren war ihm allerdings völlig fremd. Vielleicht dachte er, einen Bekannten entdeckt zu haben, und würde gleich peinlich berührt umdrehen. Also wandte Charlie den Blick wieder zur Leinwand.

      Der Mann kam unbeirrt näher und schob sich sogar neben Charlie. »Hallo, Fremder.«

      »Hallo«, gab Charlie knapp zurück.

      »Auch allein hier?«

      Charlie zuckte nur mit den Schultern. Natürlich wusste er, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. Hoffentlich reichte es, wenn er sein Desinteresse deutlich mit einem abweisenden Gesichtsausdruck zeigte.

      »Hast du Lust auf ein wenig Gesellschaft und Ablenkung von dem mittelmäßigen Film?«, fragte der Mann mit einem verführerischen Lächeln.

      »Danke, aber ich will mir nur den Film ansehen.«

      »Ein spannender Streifen, wenn man die schrecklichen Schauspieler ignoriert. Ich bin mir sicher, du kannst den Film auch genießen, während ich mich ein wenig um dich kümmere.«

      Die Beharrlichkeit des anderen schmeichelte Charlie. An diesem Abend war ihm nicht nach einem kleinen, unbedeutenden Abenteuer gewesen. Auch wenn er sich längere Zeit nicht amüsiert hatte, konnte er sich nicht auf etwas einlassen, wofür sich die Presse interessieren könnte.

      »Tut mir leid«, murmelte er. »Du hast bestimmt kein Problem, jemanden zu finden, der auf dein nettes Angebot eingeht.«

      »Ich will aber dich«, schnurrte der Fremde und legte eine Hand auf Charlies Knie. Langsam strich er höher.

      Charlie suchte den Blick des Mannes. Wusste der andere, wer er war?

      Die Hand rutschte auf die Innenseite von Charlies Schenkel. Der Mann benutzte seine Nägel, um