Kathrin Fuhrmann

Hot kisses and a gun


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Ihr Mundwinkel hob sich belustigt und ein Glitzern ließ ihre Augen funkeln. »Oh ja, Onkel Jon, ich würde es mit angehaltenem Atem verfolgen.«

      »Hm.«

      »Aber …« Denise Grinsen wurde spöttisch. »Noch weiß ich gar nicht, ob er nicht nur heiße Luft unter seinem Shirt versteckt. Bevor du ihm die Rolle anbietest, solltest du dich von … seinen Qualitäten überzeugen.« Sie trat auf ihn zu und griff nach seinem Shirt auf Höhe seines Bauches. Sie war verteufelt direkt!

      »Das habe ich vor, Denise.«

      »Ziehen Sie sich aus, Mr Lovett«, forderte sie, ohne auf ihren Onkel einzugehen. »Lassen Sie uns sehen …« Sie zog an seinem Shirt und lüftete es, sodass man zumindest einen schnellen Blick auf seinen Sixpack werfen konnte, bevor sie den festen Griff um den Stoff verlor und es wieder herabfiel.

      »Denise, geh in den Pool und lass mich mit Mr Lovett allein. Mr Myers kann dir gerne noch einen Moment Gesellschaft leisten.«

      Len trat auf die Schauspielerin zu, die ihn wenig begeistert musterte. »Mr Lovett wäre mir lieber.« Sie bückte sich nach ihrem Kleid, um es aufzuheben, wobei Marcus einen Blick in ihr Dekolleté werfen konnte. Sie hatte eine umwerfende Figur und es juckte ihn fast in den Fingern, ihr weiches Fleisch zu berühren. Allerdings war es sicher keine gute Idee, die Nichte des Regisseurs zu betatschen, bei dem er um einen Job bettelte. Er räusperte sich also und wendete den Blick ab. Seine Gedanken musste er jedoch auf das vorherige Thema lenken, um Denise völlig aus dem Kopf zu bekommen. In der Rolle musste er nicht nur einen Mann küssen, sondern noch weitere, deutlich sexuelle Tätigkeiten mimen?

      Denise berührte ihn, als sie an ihm vorbeiging, und warf ihm noch so einen Schlafzimmerblick zu, der nun aber seine Wirkung verfehlte. Er war zu nervös und, ja geschockt von der Aussicht, was er zu tun gezwungen wäre, sollte er diese Rolle bekommen. Froh, sich wieder setzen zu können, lenkte er den Blick auf seine leicht bebenden Finger. Er verschränkte sie und spielte mit ihnen, um seine Nervosität einzudämmen.

      »Können Sie reiten?«, fragte Mr Demme und riss ihn damit aus seinen Grübeleien.

      »Ja«, sagte er eilig, obwohl es eine bodenlose Lüge war.

      »Haben Sie Erfahrung mit dem Bullenreiten?«

      Marcus stockte, als er die Frage ebenfalls bejahen wollte. Wäre es glaubhaft?

      »Nein. Aber das lässt sich ändern.«

      Demme nickte bedächtig. »Haben Sie schon einmal einen Mann geküsst? Natürlich vor der Kamera?«

      Er schüttelte den Kopf, nicht sicher, ob er eine Antwort deutlich formuliert bekäme. Das war echt der Punkt, der ihm die größte Sorge bereitete. Das Pferd und der Bulle konnten ihn abwerfen. Na und? Dann stieg er einfach wieder auf! Aber so ein Kuss?

      »Ich küsse jedoch leidenschaftlich gern und viel.« Gut, jetzt hörte er sich wie ein Vollidiot an. Demme lachte schallend.

      »Na, wenn es hilft!«

      Das würde sich dann zeigen. Marcus schlug nun auch das Bein über und lehnte sich zurück. Er wollte damit seine Unruhe vertreiben, denn bei einem Vorsprechen galt es, Sicherheit zu demonstrieren.

      »Sie kommen aus dem Süden?«

      »Ja.«

      »Man hört es Ihnen nicht an.« Demme veränderte seine Sitzposition, die Marcus gleich aufgriff.

      »Es ist nicht angeraten, ständig seine Herkunft herauszuschreien. Wenn man Erfolg will, legt man seinen Akzent lieber ab«, sagte er im breiten Dialekt seiner Heimat. Texas.

      »Und wenn wir einen englischen Akzent brauchen?«

      Für einen Cowboy?

      Marcus zuckte die Achseln. »Ich frage mich, was ein Engländer im mittleren Westen zu suchen hat, Sir. Mögen Sie mich aufklären?« Dieses Mal bediente er sich der britischen Akzentuierung und erntete ein Lachen.

      »Schade, dass Sie blondiert sicherlich lächerlich wirken.« Demme musterte seinen Schopf. »Hören Sie zu. Ich finde Sie sympathisch und wir sind tatsächlich etwas unterbesetzt. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass wir Ihnen die Rolle des Everett Steele anbieten werden, aber uns fehlen auch noch einige andere Besetzungen. Kommen Sie doch morgen ins Studio und wir casten Sie vernünftig. Letztlich habe ich nur ein Veto-Recht und vergebe die Rollen nicht eigenhändig. Wenn Sie es also durch alle Instanzen schaffen, werde ich mit einem dunkelhaarigen Steele leben müssen.« Er zuckte die Achseln und erhob sich, um Marcus die Hand entgegenzustrecken. Er kam schnell selbst auf die Füße und schüttelte sie enthusiastisch. Das klang vielversprechend und besser, als es seiner Meinung nach zu erwarten gewesen war. Jetzt blieb die Frage, wie er bis zum nächsten Tag mehr über Homosexualität erfahren sollte.

      »Myers!«, rief Demme. »Sie gehen!« Er nickte Marcus zu. »Zwölf Uhr. Seien Sie pünktlich.«

      »Das werde ich sein. Vielen Dank für die Einladung.« Er sah ihm nach und wurde von einem kalten Schauer überrascht. Denise kicherte und warf sich ihm dann an die Brust.

      »Sind Sie etwa schreckhaft?«, fragte sie, während sie sich an ihn drängte und sein Shirt durchnässte. Marcus legte die Hände auf ihre kühle, feuchte Haut und schob sie sacht von sich.

      »Kein bisschen. Leider müssen wir nun gehen, Miss Holland. Es war mir eine Freude …«

      »Oh nein!«, unterbrach sie ihn. »Bleiben Sie noch. Der Pool ist herrlich erfrischend und ich werde mich schrecklich langweilen, wenn Sie mich allein lassen.«

      »Das ist bedauerlich, nur habe ich leider noch schrecklich viel zu tun.« Marcus schob wieder, da sie sich erneut an ihn drängte und ihn ihren magischen Körper fühlen ließ. Wenn er nicht dringend über Homosexualität recherchieren müsste, wäre ihre Einladung genau das Richtige, um sich von seiner Nervosität abzulenken. »Leider«, raunte er daher. Er beugte sich vor, um ihr ins Ohr zu sprechen. »Ein anderes Mal wird mich aber nichts davon abhalten, deine Einladung auszukosten.«

      Sie schnurrte wie eine zufriedene Katze. »Schön«, murmelte sie. »Wie wäre es, wenn wir uns gleich einen Zeitpunkt dafür aussuchen? Heute Nacht? Stagerooms VIP-Lounge.«

      »Wie überaus verlockend.«

      Sie war es dieses Mal, die sich von ihm löste, zwinkerte ihm zu und ging dann langsam Richtung Treppe, die zum Pool hinabführte. Ihre Hüften wiegten und ihr ganzer Körper versprach haltlose Leidenschaft. Das wurde definitiv eine heiße Nacht.

      »Ich bin jetzt offiziell neidisch«, machte Len sich bemerkbar. Er stand direkt neben Marcus und sah der Schauspielerin ebenfalls hinterher. »Wie schaffst du das nur?«

      »Mir wäre es lieber, ich hätte Mr Demme im Sturm von mir eingenommen und nicht seine Nichte.«

      Len schnaubte verdrossen. »Klar. Du würdest lieber Demme flachlegen als Denise.« Er verdrehte die Augen. »Mann, sie hat dich förmlich verschlungen.«

      »Na komm. Du wirst mir helfen müssen, damit ich die Rolle tatsächlich bekomme.« Er legte den Arm um die Schulter seines Freundes und schob ihn zum Haus. »Kennst du irgendjemand, der homosexuell ist?«

      Len erstarrte. »Warum fragst du mich das?«

      »Ich dachte … du lernst allerhand Leute kennen, da muss doch auch mal ein Schwuler bei sein.« Er ratterte selbst bereits durch seinen Bekanntenkreis, aber dort gab es nur Normalos. »Oder hast du schon mal von einem Ort gehört, an dem sich …«

      »Glaubst du, die würde ich nicht sorgsam meiden?«

      Marcus stockte, wodurch er die Berührung zu seinem Freund verlor, und ließ die Arme fallen. »Wie bitte meinst du das?«

      Len verengte die Augen. »Weißt du eigentlich, wie schamlos die einen Mann anmachen? Vor denen ist man einfach nicht sicher.«

      »Vor den Homosexuellen?« Marcus blieb verwirrt. »Du hast Vorbehalte? Warum zum Teufel arbeitest du dann an einer Produktion mit, bei der du …« Nicht zwangsläufig mit Homosexuellen zu tun hast. Gut, das war natürlich