Lili B. Wilms

Luft an Land


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als Fabian einen Schritt zurücktrat und ihn mit seiner Hand in Izaaks Rücken in Richtung der Toiletten lenkte.

      Wieso hatte Izaak gedacht, sie würden zu ihm gehen oder zu Fabian? Wieso war er manchmal so naiv? Innerlich wies er sich selbst zurecht. Er würde das Beste aus der Situation machen. Es ließ sich aber nicht leugnen, dass ein deutlicher Hauch Enttäuschung mitschwang. Als sie im Flur ankamen, flog Izaaks Blick von der Toilettentür zur Bürotür seines Bruders. Vielleicht konnten sie es wenigstens bequem haben, wenn sie das durchzogen. Die Umgebung sollte es ihm auch eher möglich machen, sich ihrer gegenseitigen Anziehung hinzugeben. Und vielleicht konnte er so die Stimme in sich, die ihn mahnte, vorsichtig zu sein, zum Schweigen zu bringen. Denn wenn er sich schon darauf einließ, wollte er die Sache auch genießen.

      Als Fabian die Tür zu den Toiletten aufstoßen wollte, löste sich Izaak von ihm. »Warte kurz.«

      Mit schnellen Schritten ging er, am Notausgang vorbei auf Nicks Büro zu. Er drückte den Griff nach unten und schloss schnell die Tür mit seinem Ersatzschlüssel auf, als sie sich nicht öffnete. Ein kleines, schlechtes Gewissen machte sich in seiner Magengegend breit. Es hatte definitiv Vorteile, der Bruder des Eigentümers zu sein; der vertrauensselig genug war, dem kleinen Bruder einen Ersatzschlüssel zu geben, weil er ihm regelmäßig im Büro half. Geholfen hatte. Während des Studiums. Das schon seit über drei Jahren beendet war. Er musste Nick dringend den Schlüssel zurückgeben. Izaak war sich sicher, dass er eine derartige Aktion nicht so schnell wiederholen würde – dennoch. Einmal in Versuchung geführt und sofort gestolpert reichte, sein Gewissen genügend zu belasten.

      Hinter sich bemerkte er Fabian, der eine Hand an Izaaks Rücken legte. »Brechen wir ein?«

      »Nein. Aber komm schnell rein.« Sein Bruder würde frühestens in zwei Stunden ankommen. Und sein erster Stopp in der Bar wäre sicher nicht das Büro. Bis zur Kassenabrechnung waren es noch Stunden. Fabian und er hatten genügend Zeit. Schnell schlüpften sie in das kleine Zimmer und Izaak knipste das Licht an. Er schloss die Tür wieder hinter ihnen ab, worauf er den Schlüssel vorsorglich im Schloss steckenließ.

      Fabian umarmte ihn von hinten und küsste seinen Nacken. Izaak lehnte sich sofort zurück. Er genoss Fabians Arme um seine Mitte, die seinen Oberkörper abtasteten. Einen Arm nach hinten gestreckt, legte er seine Hand in Fabians Nacken und zog ihn zu sich. Fabian setzte seine Küsse nach und nach in Richtung Ohr, bis er schließlich Izaaks Ohrläppchen einsog. Izaak spürte das sanfte Ziehen bis in seine Zehen. Genüsslich drückte er seinen Rücken durch. Auf der Suche nach dem Mund, der seinen Nacken so sehr liebkoste, drehte er sich leicht, sodass Fabian sein Ohr loslassen musste. Gierig streckte sich Izaak ihm entgegen. Sobald sich ihre Lippen trafen, war dieses elektrisierende Gefühl wieder da. Wie ein Schauer lief es über Izaaks Haut. Beide unterbrachen den Kuss, um nach Luft zu schnappen.

      Izaak schloss die Augen, während Fabian ihm zärtlich übers Gesicht strich. Vor seinem inneren Auge fühlte er die Finger in seinem Haar, die Kopfhaut entlang.

      »Mach die Augen auf.«

      Überrascht von der Forderung sah er auf. In dieses sanfte Grau, das ihn so ernst und ruhig und erregt gleichzeitig beobachtete.

      »Deine Augenfarbe. Dieses Blau ist … « Doch bevor Fabian seinen Satz beendete, drehte er Izaak an den Schultern um und hielt ihn an den Hüften fest. Das kam … überraschend und für einen Moment kämpfte Izaak damit, wie er reagieren sollte, ohne die Sache sofort zu beenden. Vor ihm war Nicks Schreibtisch. Der PC. Geöffnete Post. Der Stuhl war an die Wand zurückgeschoben und vom Tisch weggedreht. Er dachte krampfhaft nach.

      »Kannst du das ausziehen? Kann ich …?« Fabian hatte, während er sprach, seine Hände unter Izaaks Hemd geschoben und fuhr über dessen Seiten nach oben in Richtung seiner Schultern. Izaak schüttelte amüsiert den Kopf und knöpfte zügig die Hemdleiste auf. Der Stoff gab nach und fiel nach hinten über seine Schultern. Fabian sog vernehmbar die Luft ein. Für einen Moment stand Izaak einfach da und lauschte.

      Als er sich umdrehen wollte, hielten ihn die Hände an seinen Hüften fest. »Er ist unglaublich. Wirklich, das ist das faszinierendste Tattoo, das ich je gesehen habe.« Izaak fühlte raue Hände seinen Rücken entlang streichen. Ihm war bewusst, dass sein riesiges Meermann-Tattoo die Aufmerksamkeit von jedem, der es entdeckte, auf sich zog.

      »Ich hab dich letzte Woche in der Umkleide ohne Shirt gesehen – ich wollte dich nicht so anstarren, aber das ist der Wahnsinn.«

      Izaak lächelte. Er liebte sein Tattoo. Es verband ihn mit seiner Heimat. Auch wenn er es nicht immer sehen konnte – er wusste, es war da. Genau wie seine Insel.

      Doch so sehr er die Anerkennung seines Körperschmuckes schätzte, so sehr war er nicht deshalb hier. »Wolltest du nur mein Tattoo ansehen, oder hast du noch was anderes vor?«

      Fabian ging um ihn herum und lächelte ihn an. »Das war nur der Bonus.« Er rollte seine Lippen ein, während seine Augen auf Izaaks Brustwarzen – vermutlich aber eher auf die Piercingstäbe, die durch diese ragten – gerichtet waren. »Die wollte ich auch noch mal sehen.« Vorsichtig rieb er seine Daumen darüber und Izaak entwich ein Stöhnen. »Komm her!«, forderte Fabian.

      Sie verbanden sich in einem innigen Kuss, in einem gegenseitigen Fordern und Ertasten ihrer Lippen. Zu diesem Kontakt zwischen ihren Mündern mischten sich ihre Hände. Tastend über ihre Körper, suchend und liebkosend. Diese Aura von Bestimmtheit und Sehnsucht, die Izaak umgab, wurde von Fabian durchbrochen, als er einen Schritt zurücktrat und ihn mit fragend zusammengezogenen Augenbrauen ansah. Er begleitete seine unausgesprochene Frage, die zwischen ihnen hing, mit seinen Fingern an Izaaks Hosenbund. Ebenso wortlos antwortete dieser mit einem Nicken. Er hob sein Becken leicht gegen Fabians Finger. Der Tanz, der ihrem stummen gegenseitigen Einverständnis folgte, schloss sich nahtlos an.

      Izaak spürte, wie der Bund seiner sehr engen Skinny Jeans nachgab, als Fabian den Knopf durch das Loch drückte. Endlich hatte seine pulsierende Erektion Raum und drohte nicht mehr in der Enge seiner Hose zu ersticken. Dies genügte ihm jedoch nicht und auf der Suche nach mehr Hautkontakt, schob er seine Hände unter Fabians T-Shirt. Gierig nach ihm, entledigte er ihn mit schnellen Bewegungen seines Shirts.

      Er wurde von Fabians Hand belohnt, die dieser an Izaaks Unterwäsche vorbei schob. Izaak drängte sich in die warme Handfläche, die ihn zärtlich umschloss. Das vorsichtige Ertasten seiner Hoden, die Hodennaht entlang, versetzte ihn in eine aufgeregte Unruhe. Er konnte sich kaum beherrschen, sich nicht wie ein Aal zu winden.

      Durch kleine rollende Bewegungen versuchte er, seine Hose los zu werden, um mehr Platz für die Hand zwischen seinen Beinen zu schaffen. Als er die Finger an seinem Damm spürte, sogen sie beide scharf die Luft ein. Er konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er in Fabians von Erstaunen gezeichnetes Gesicht aufsah.

      Seine Guiche-Piercings waren nicht auffällig und auch nicht so leicht zu entdecken, wie der Rest seines Körperschmucks. Als Fabian vor ihm auf die Knie ging, drohten seine eigenen, ihn nicht weiter zu tragen. Er hatte das Gefühl, dass sie weich wie Butter wurden, unter den Erkundungen des Mannes vor ihm, der ihm qualvoll langsam die Jeans samt der Unterwäsche über den Hintern zog. Fabian strich einige Male hauchzart über Izaaks Spitze, bis er schließlich seine Hoden anhob und die drei Ringe, die sich dahinter verbargen, ertastete. Sie erklangen kaum hörbar, als sie aneinanderschlugen. Die Berührung an der Stelle befeuerte jedes Verlangen in Izaak und merklich zuckte er vor Fabians Augen. Das zarte Streichen raubte ihm den Atem und gleichzeitig hatte er das Gefühl, er würde jede Sekunde abheben.

      »Das ist – wow. Izi, du bist voller Überraschungen.« Mit einem Grinsen sah Fabian wieder zu Izaak auf. »Was erwartet mich als nächstes?«

      Mit hochgezogenen Augenbrauen verzog dieser seine Lippen zu einem Schmunzeln. »Wer weiß? Das wirst du wohl erkunden müssen.«

      In einer flüssigen Bewegung, die Izaak von Fabian so nicht erwartet hatte, stand dieser auf, wobei er gleichzeitig seine eigene Hose öffnete und diese samt Boxershorts bis auf seine Oberschenkel schob. Der daraus hervorwippende Ständer zog Izaaks volle Aufmerksamkeit sofort auf sich. Bestimmt trat er an Fabian heran und nahm sie beide in die Hand. Einen Moment lang genoss Izaak einfach das Gefühl ihrer