Lili B. Wilms

Luft an Land


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ein wohliges Prickeln durch ihn. Das Empfinden dieser exquisiten Kombination an zwei Stellen seines Körpers und doch durch deren Nähe zueinander fast vereint, schien seine Wahrnehmung zu vervielfältigen. Nicht nur unter seinen Fingern, sondern auch an seinem Schwanz, spürte er Fabians Puls. So als hätte er dessen Herzschlag gegen seinen Ständer gedrückt, wollte er Fabian seinen achtsamen Umgang damit beweisen.

      Der Rhythmus, den er aufbaute, wurde aber alsbald durch ihre immer heftigeren und unkontrollierten Stöße in Izaaks Faust gestört. Jedoch vereinte sich ihr Stöhnen zu einem erregenden Hintergrundgeräusch, das Izaak weiter anfeuerte.

      Er bedauerte, dass es ihm nicht gelang, seinen Blick auf Fabians ekstatisch verzücktes Gesicht zu halten. Sein eigener Orgasmus drohte jede Sekunde über ihn hereinzubrechen. Und mit jedem Strich wurde es schwieriger, sein Bewusstsein auf das, was ihn umgab, zu richten. Er war ganz in sich, als er bemerkte, wie Fabian in seiner Hand anschwoll.

      Dessen drängende Stöße wurden schneller, bis sich schließlich warme Flüssigkeit über Izaaks Finger ergoss. Izaak nutzte dieses willkommene Gleitmittel für sich selbst, sodass es ihn mit seiner nächsten Handbewegung ebenfalls zu seinem Höhepunkt trieb. Es schien, als sammle sich all seine Energie aus den Lenden, um in einem gewaltigen Stoß aus ihm heraus zu treten. Die Wucht dessen brachte ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Bevor er die Augen öffnen konnte, griff er mit seiner freien Hand nach vorne, um sich abzustützen. Statt einer Wand, die ihm Halt bot, wurde er an seinen Oberarmen gehalten. Seine Augen verfingen sich in Fabians Blick, der ihn durchdringend ansah. Noch nach Luft ringend, atmete Izaak stoßartig ein und aus.

      »Ha.« Mit einem erschöpften Lacher entwich ihm ein Laut und Fabian erwiderte ihn mit seinem zurückhaltenden Lächeln. Er schloss die letzte Distanz zu Izaak und nahm ihn in seine Arme. Izaak legte seine Stirn auf Fabians Schulter ab, als er seine Hand von ihrer beider Penisse nahm. Aus dem Augenwinkel sah er die Tücherbox auf Nicks Schreibtisch. Ohne sich von Fabian zu lösen, streckte er sich und zupfte einige heraus.

      Er zerknüllte sie in der Hand, bis er schließlich seine zweite hinzunahm, um sich richtig abzuwischen. Fabian strich ihm kurz über seinen Rücken, was einen Schauer über Izaaks Haut schickte, bevor er schließlich einen Schritt zur Seite trat und sich ebenfalls Papiertücher vom Schreibtisch holte.

      Noch immer im Rausch nach der kurzen Berührung, konzentrierte sich Izaak aber auf das Notwendige, wischte sich, soweit es möglich war, sauber und warf die gebrauchten Tücher zum Papier in den halbvollen Mülleimer neben dem Aktenschrank. Als er sich wieder umdrehte, hatte sich Fabian bereits vollständig angezogen. Schnell tat er es ihm gleich und hob sein Hemd vom Boden auf. Es war ihm nicht möglich, eine Regung aus Fabians Gesicht abzulesen. Doch Izaak war nicht gewillt, das hier einfach enden zu lassen. Entschlossen ging er auf Fabian zu.

      »Das war gut. Toll. Es war toll. Was sagst du dazu, mir deine Nummer zu geben und wir wiederholen das?« Er versuchte, seine Stimme leicht und spielerisch klingen zu lassen, obwohl es ihn einige Mühe kostete.

      Wäre Izaak von Fabians Reaktion nicht so sehr überrascht gewesen, hätte sie ihm einen noch schmerzhafteren Stich versetzt, als sie es tatsächlich schaffte. Fabians Gesichtsausdruck konnte nicht anders als panisch bezeichnet werden. Wie auf der Flucht trat er sofort zur Tür und schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Lieber nicht. Das passt nicht.«

      Izaak wusste nicht, was er erwartet hatte. Diese Antwort allerdings nicht, da er wusste, dass sie nicht stimmte. Was zwischen ihnen gerade stattgefunden hatte, war nicht einfach gewöhnlich gewesen. Das hatte er sich nicht eingebildet.

      Jedoch würde er nicht versuchen, jemanden, der ihn offensichtlich nicht wollte, zu irgendetwas zu überreden. Innerlich schalt er sich. Wieso hatte er überhaupt etwas gesagt? So lief das doch nicht ab. Ihm fehlte die Übung. Er hätte sich von Tobi noch mal das Einmaleins des casual sex erklären lassen sollen.

      »Oh«, sagte er betont lässig. »Dann habe ich mich wohl getäuscht.«

      Nun verzogen sich Fabians Mundwinkel so, dass er aussah, als ob er Schmerzen hätte. »So hab ich das nicht gemeint. Es war toll. Du hast recht. Ich mein nur, es passt nicht, weil ich wirklich nicht auf der Suche nach was Festem bin. Das hat nichts mit dir zu tun.«

      Izaak hatte Not, seine Gesichtszüge zu beherrschen, die drohten, in eine sarkastische Grimasse abzurutschen. »Ich verstehe. Es liegt nicht an mir. Es liegt an dir.«

      »Ja, genau. Ich bin froh, dass du das verstehst.«

      War das Fabians Ernst? Die es liegt nicht an dir es liegt an mir Nummer? Aber er sah so … erleichtert aus. Whatever. Er war erwachsen genug, eine einmalige Sache nicht unnötig aufzublasen. Schnell knöpfte er sein Hemd zu, wobei ihn Fabian beobachtete, so als wäre er unschlüssig, was oder ob er noch etwas sagen sollte. Schließlich senkte er den Blick auf den Boden und schüttelte mit einem lauten Seufzer den Kopf. Izaak schloss die Tür auf und öffnete sie.

      Als Fabian durchging, hielt er inne und legte seine Hand auf Izaaks Unterarm. »Es ist besser so«, flüsterte er und verschwand über den Flur.

      Kryptischer Mist. Es ist besser so. Er musste sich nichts vormachen. Abserviert zu werden wurde nicht leichter, je öfter es passierte. Wieso konnte er die Zeichen nicht lesen, wenn die Kerle nur Sex wollten? Oder warum ließ er sich trotzdem darauf ein, wenn er es erkennen konnte? Er wusste, dass es ihm nicht guttat. Er fühlte sich stark und selbstbewusst, bis er wieder allein dastand. Im wahrsten Sinne des Wortes. Izaak prustete die Luft über die Lippen aus, als er die Tür sorgfältig verschloss. Seinen Schlüssel steckte er wieder in seine hintere Hosentasche und ging zu den Toiletten. Am Waschbecken wusch er sich die Hände und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Nachdenklich beobachtete er sich im Spiegel. Es ist, wie es ist. Get a grip, Izi.

      Zurück in der Bar begrüßten ihn seine Freunde mit besorgten Gesichtern.

      Tobi schlang sofort seine Arme um ihn. »Wir haben Mr. Hard Muscle grade aus der Tür verschwinden sehen. Hm … freuen wir uns, dass er einen Zauberschwanz hat oder hassen wir ihn jetzt, weil er verschwunden ist? Ich bin mir nicht sicher. Erzähl, Schatz. Ich will für dich da sein.«

      Nadine sah Izaak mit leicht schrägem Kopf an. »Muss ich jemandem weh tun oder freuen wir uns, weil wir Spaß hatten?«

      Izaak mochte kein Drama. Das Leben war zu kurz dafür. Er würde das Positive aus diesem kurzen Intermezzo ziehen. Dass er bei gewissen Typen sofort anhänglich wurde, war nicht Fabians Schuld. Es war auch nicht seine eigene Schuld. Er war nun mal, wie er war, und irgendwann würde er die Konsequenzen daraus ziehen und die richtigen Entscheidungen für sich treffen. »Ich werde euch nichts über seinen Schwanz erzählen. Aber ich denke, wir sind wieder an dem Punkt, dass wir Mr. Muscle aus der Ferne betrachten können und das war’s.«

      Mit immer noch unentschlossener Mimik sah ihn Tobi an. »Und wie finden wir das? Na los. Was sagt das Stimmungsbarometer?«

      Izaak drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Alles ist gut. Vor allem sprechen wir jetzt nicht mehr von uns, so als ob du jemand anderen als mich damit meinen würdest. Das ist unheimlich. Ihr seid mir unheimlich. Es ist Tanzzeit.«

      Kapitel 2

      Fabian

      Er war ein Idiot. Ein kompletter Idiot. Fabian eilte mit Riesenschritten zu seinem Auto. Wieso lief er weg? Das Nachglimmen seines Orgasmus’ konnte er schier noch fühlen, als er durch die kühle Nachtluft ging.

      Es war eine völlig harmlose Frage gewesen. Eine Frage, die auch durchaus Sinn ergab. Izi hatte ihn nicht gebeten, sein Leben für ihn zu ändern oder ihn zu heiraten – er hatte lediglich nach seiner Nummer gefragt. Und er war in Panik verfallen.

      Er hatte vor allem nur an sich gedacht, ohne darauf zu achten, wie die Zurückweisung dieses klitzekleinen Anliegens bei Izi ankommen würde.

      Als er dessen zerknirschtes Gesicht gesehen hatte, hätte er ihn am liebsten wieder in den Arm genommen und einfach gehalten. Ihm gesagt, dass er mit einem Kerl wie ihm, dessen Leben komplett aus den Angeln geworfen war, ohnehin nicht glücklich werden würde. Egal, ob es um ein Sexdate ging oder … Was redete er sich nur wieder