Rade in einer Anmerkung, die er in seiner Eigenschaft als Herausgeber der Zeitschrift »Die christliche Welt« der dort am 18. August 1892 publizierten »Erklärung Adolf Harnacks zum apostolischen Glaubensbekenntnis« vorangestellt hat. Der aus neun durchnummerierten Absätzen bestehende Text Harnacks wird hier zitiert nach HUBER/HUBER, Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert (s.Anm. 69), 669–672: Nr. 290) – danach die Zitatnachweise im Text.
N. SLENCZKA, Die Theologische Fakultät 1880–1945, in: R. vom Bruch/H.E. Tenorth (Hg.), Geschichte der Universität Unter den Linden 1810–2010. Im Auftrag des Präsidenten der Universität V: Transformation der Wissensordnung, Berlin 2010, 53–106, 70.
K. NOWAK, Historische Einführung. Adolf von Harnack – Wissenschaft und Weltgestaltung auf dem Boden des modernen Protestantismus, in: ders. (Hg.), Adolf von Harnack als Zeitgenosse. Reden und Schriften aus den Jahren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik I: Der Theologe und Historiker, Berlin/New York 1996, 1–99, 31.
Vgl. A. VON HARNACK, Das apostolische Glaubensbekenntnis. Ein geschichtlicher Bericht nebst einem Nachwort, Berlin 201892 (danach der folgende Zitatnachweis). Ein unbedeutend veränderter Nachdruck der 26. Auflage (ebenfalls 1892, hier mit dem Untertitel »Ein geschichtlicher Bericht nebst einer Einleitung und einem Nachwort«), dem das August-Votum zur studentischen Anfrage vorangestellt wurde, ist enthalten in: NOWAK, Adolf von Harnack als Zeitgenosse (s.Anm. 74), 500–544.
M. Luther, Das Taufbüchlein verdeutscht (1523), in: WA 12, 42–48; DERS., Das Taufbüchlein verdeutscht, aufs neu zugerichtet (1526), in: WA 19, 537–541. Vgl. dazu M. BRECHT, Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483–1521, Stuttgart 1981, 124f.
»Gleubstu an Jhesum Christ, seynen eynigen son, unsern herrn, geporn und gelitten?« (WA 12, 45,25f.); »Gleubestu an Jhesum Christ seinen einigen sohn, unsern herrn, geporn und gelitten?« (WA 19, 540,30–541,1).
Vgl. dazu J. MEHLHAUSEN, Das Recht der Gemeinde. Carl Immanuel Nitzschs Beitrag zur Reform der evangelischen Kirchenverfassung im 19. Jahrhundert, in: DERS., Vestigia verbi. Aufsätze zur Geschichte der evangelischen Theologie, AKG 72, Berlin/New York 1999, 273–299; ferner M.H. JUNG, Der Protestantismus in Deutschland von 1815–1870, KGE III/3, Leipzig 2000, 91f. Vor allem W.H. NEUSER, Landeskirchliche Reform-, Bekenntnis- und Verfassungsfragen. Die Provinzialsynoden und die Berliner Generalsynode von 1846, in: J.F.G. Goeters/J. Rogge (Hg.), Die Geschichte der Evangelischen Kirche der Union I: Die Anfänge der Union unter landesherrlichem Kirchenregiment, hg. im Auftrag der Evangelischen Kirche der Union, Leipzig 1992, 342–366, 350–361.
Der Text ist abgedruckt in: E.R. HUBER/W. HUBER, Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts I: Staat und Kirche vom Ausgang des alten Reichs bis zum Vorabend der bürgerlichen Revolution (1973), Darmstadt 2014, 616–621: Nr. 273.
A. VON ZAHN-HARNACK, Der Apostolikumsstreit des Jahres 1892 und seine Bedeutung für die Gegenwart, Marburg o.J. (1950), 12.
A.a.O., 14.
OHST, Schleiermacher und die Bekenntnisschriften (s.Anm. 17), 172.
Der Text ist abgedruckt in: HUBER/HUBER, Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert (s.Anm. 69), 677–679: Nr. 298 – danach die Zitatnachweise im Text.
Vgl. erneut HUBER/HUBER, Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert (s.Anm. 69), 671: Nr. 8.
|83|I. »… und an Jesum Christum seinen einigen Sohn unsern Herrn«
Jesus Christus als Person der Trinität und als Mensch unter Menschen
Der zweite Artikel des Credos knüpft eng an den ersten, die Rede vom Glauben an Gott, den Schöpfer und Vater, an. Er thematisiert den Weg des ewigen Gottessohnes als des Menschgewordenen in der Schöpfung bis zu deren eschatologischer Vollendung. Die biblische Grundlage dieser Aussagen reicht von den alttestamentlichen messianischen Traditionen über die Erzählung der Evangelien von Jesu Kommen, Wirken, Leiden, Sterben und Auferstehen über die nachösterlichen christologischen Bekenntnisse bis hin zu den Aussagen über die Herrlichkeit des Erhöhten und der Erwartung seiner Wiederkunft.
Damit stellt sich die Frage, wie der Glaube an Jesus Christus mit dem Glauben an Gott den Vater zusammenhängt, wie das Verhältnis beider zu verstehen ist. Wie ist die familienmetaphorische Rede vom »Sohn« zu verstehen? Ist damit eine Unterordnung impliziert? Wie kann dann aber von der Gottheit des Sohnes als trinitarischer Person die Rede sein? Und wie ist deren Menschwerdung zu verstehen? Wie verhält sich das Menschsein Jesu von Nazareth zu der Gottheit Jesu Christi? Und wie verbindet sich durch das Bekenntnis zu Jesus Christus als »unserem Herrn« die Geschichte des Gottessohnes mit unserer eigenen menschlich-geschöpflichen Geschichte?
|85|Jesus, der Israelit
Die Menschlichkeit Jesu im Zusammenhang der paulinischen Christologie
Karl-Wilhelm Niebuhr
Mit der Titelformulierung für meinen Beitrag zum Thema dieser Tagung ist eine Zuspitzung des mir gestellten Themas verbunden und zugleich eine Eingrenzung. Im Rahmen der Vorträge zum Zweiten Artikel des Apostolikums sollte es um »Jesus Christus als Person der Trinität und als Mensch unter Menschen« gehen. Neben dem neutestamentlichen Beitrag stand der systematisch-theologische, der stärker die hermeneutischen Probleme im Blick auf das trinitarische Dogma und die Beziehung zwischen dem christlichem Glauben und dem Judentum artikuliert hat.[1] Die Zuspitzung meines Themas liegt im Fokus auf Jesus als Israelit, womit ein aus meiner Sicht konstitutiver Aspekt, wenn auch nicht das Ganze seines Menschseins erfasst wird.[2] Die Eingrenzung des Blickfeldes ist durch Konzentration auf die paulinische Christologie gegeben, die freilich wesentliche Grundlinien neutestamentlicher Christologie insgesamt zur Sprache bringt und in ihren biblisch-theologischen Zusammenhängen die Schriftbasis für die Christologie des Glaubensbekenntnisses bildet. Hinsichtlich der Zuweisung Jesu zum Volk Israel setzt Paulus dabei einen bisher zu wenig berücksichtigten Akzent.
|86|Mit solcher Fokussierung und Zuspitzung meines Themas möchte ich ein Strukturelement neutestamentlicher Christologie erfassen, das im Zuge der altkirchlichen Bekenntnisbildung weitgehend verloren gegangen ist: Jesus Christus als Mensch unter Menschen, das bedeutet im Horizont biblischer Theologie auch: Jesus, der geborene Jude, Jesus, der Messias aus Israel, Jesus, der Israelit. Während die Messianität Jesu und seine Gottessohnschaft im Zweiten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (ebenso wie in den übrigen ökumenischen Bekenntnissen) im Zusammenhang des trinitarischen