Roman
4.2.2Historisches Sachbuch
4.2.3Geschichtszeitschriften
4.2.4Comic
4.3Audiovisuelle Medien: Geschichte in Film und Fernsehen
4.4Digitale Medien
5.Museen und Gedenkstätten
5.1Begriffliche und entwicklungsgeschichtliche Annäherungen an Museen und Gedenkstätten
5.1.1Entstehung und Entwicklung von Museen
5.1.2Entwicklung der Gedenkstätten in Deutschland nach 1945
5.2Forschungsansätze zum Museum
5.2.1Museumswissenschaften
5.2.2Museums- und Ausstellungsanalyse
5.3Ausstellungen machen und vermitteln
6.Public History in der Lehre
6.1Die Verknüpfung von Theorie und Praxis im Studium
6.2Masterarbeiten zwischen Analyse und Praxisprojekt
6.2.1Zur Analyse von Geschichtspräsentationen
6.2.2Praxisprojekte und Projektmanagement
6.3Der Karriereweg
6.3.1Studium
6.3.2Praktika
6.3.3Promotion
6.3.4Volontariat
6.4Zwischen Wissenschaft und Event: Fachliche und ethische Leitlinien der Public History
6.5Berufsfelder
6.5.1Medien
6.5.2Museen und Gedenkstätten
6.5.3Politik
6.5.4Wirtschaft
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungen
Register
Die international gebräuchliche Bezeichnung „Public History“ und ihr häufig verwendetes deutsches Äquivalent „angewandte Geschichte“ weisen bereits auf zwei zentrale Aspekte der vorliegenden Publikation hin: Es geht um Geschichte in der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit. Eine solche „Public History“ kann sowohl im Rahmen von universitären Studiengängen und Seminaren konzipiert als auch wissenschaftlich analysiert werden. Public History bezeichnet sowohl jede öffentliche Darstellung von Geschichte als auch eine geschichtswissenschaftliche Subdisziplin, die sich mit der Präsentation von Geschichte in unterschiedlichen Medien, Institutionen und Formen auseinandersetzt.
Public History, so könnte argumentiert werden, existiert bereits so lange wie es die Beschäftigung mit Geschichte überhaupt gibt. Doch die deutsche Geschichtswissenschaft hat sich lange Zeit allein mit dem Erkenntnisgewinn durch historische Forschung und weniger mit der Vermittlung und Rezeption von Geschichte in der Öffentlichkeit beschäftigt. Dies war der Geschichtsdidaktik vorbehalten, die sich jedoch eher auf die schulische Vermittlung konzentriert hat. Zwar wurde von Seiten der Geschichtsdidaktik bereits in den 1980er Jahren mit dem Konzept der Geschichtskultur der außerschulische Umgang mit Geschichte beschrieben, und in den Kultur- und Geschichtswissenschaften wurden Konzepte von Erinnerungskultur aufgegriffen – ein breiter wissenschaftlicher Zugriff auf das facettenreiche Terrain von Geschichte in der Öffentlichkeit blieb jedoch aus. Dass die Geschichtswissenschaft sich wenig mit der außerschulischen Verbreitung von Geschichte beschäftigte, hatte auch damit zu tun, dass dieser, ob in Form von Ausstellungen oder Fernsehdokumentationen, eine geringere Wertigkeit gegenüber der „akademischen“ Geschichtswissenschaft beigemessen wurde. Doch Geschichte in der Öffentlichkeit boomt, das mediale Interesse an Geschichte ist hoch und es zeigt sich eine gewachsene gesellschaftliche Bedeutung von historischen Darstellungen in den unterschiedlichsten Medien, verbreitet von öffentlichen oder privaten Institutionen, in der Kultur, Wirtschaft oder Politik. Mit diesem Boom ist die Geschichtskultur ein Thema der Geschichtswissenschaft und -didaktik geworden. Sie wird beobachtet, analysiert und weiter ausgebaut. Der vorliegende Band möchte genau diese Entwicklung unterstützen und einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit öffentlichen Geschichtsdarstellungen leisten.
Diese Publikation richtet sich sowohl an Studierende und Absolvent*innen der Public History als auch an solche aus anderen historischen Fächern, die sich neben historischer Grundlagenforschung intensiver mit der (Re-)Präsentation von Geschichte in der Öffentlichkeit beschäftigen möchten. Darüber hinaus sind alle Interessent*innen an und Praktizierenden der Public History zur Lektüre eingeladen. Public History stellt ein Arbeitsfeld für Historiker*innen dar, das sich quantitativ ausweitet und dessen Hervorbringungen qualitativ zu untersuchen und zu verbessern sind. Daher nimmt dieses Buch sowohl Lehre und Forschung als auch den Arbeitsmarkt für Absolvent*innen einschlägiger Studiengänge in den Blick.
Spätestens seit den Bologna-Reformen wird im Rahmen von Praxisseminaren in geschichts- und kulturwissenschaftlichen Bachelor- wie Masterstudiengängen auch auf Berufsperspektiven außerhalb der Universitäten eingegangen. Dabei wird sowohl auf die Vermittlung fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Grundlagen Wert gelegt als auch auf die Rezeption und Analyse von Geschichte in der Öffentlichkeit sowie die Konzeption entsprechender Präsentationen in den Medien.
Das vorliegende Buch soll als Vorbereitung und Begleitung für entsprechende Studienangebote dienen, sei es in Form eigenständiger Studiengänge oder einzelner Module. Darüber hinaus bietet es jedoch auch allen Studierenden der Geschichtswissenschaft sowie historisch Interessierten Einblicke in die Public History und reflektiert über die ästhetischen, politischen und kommerziellen Dimensionen öffentlicher Geschichtsdarstellungen jenseits akademischer Publikationen. Das beinhaltet eine Diskussion von Standards für die Public History, die auch als Dienstleister für öffentliche und private Auftraggeber fungieren kann. Es gilt einen Weg zu finden, wie Geschichte gleichzeitig seriös und kurzweilig vermittelt werden kann. Zudem werden Ausbildungswege und Berufsperspektiven für Historiker*innen in Verlagen, Museen, Gedenkstätten, Verbänden, Stiftungen, Unternehmen, politischen Institutionen, Geschichtsagenturen oder im Journalismus aufgezeigt. In diesem Rahmen können viele Einzelaspekte von Public History nur kurz vorgestellt werden. Zur weiteren Vertiefung wird jeweils auf die entsprechende Spezialliteratur verwiesen, während es hier vorrangig darum geht, die Disziplin systematisch zu beschreiben.
Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel, die der Frage nachgehen, was Public History eigentlich ist, welche Methoden zu ihr gehören und welche Arbeitsfelder sie umfasst. Dazu wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung der Public History als Idee, Bewegung, Institution und universitäre Disziplin geboten (Autorin: Irmgard Zündorf). Anschließend werden verschiedene zentrale Begriffe wie Geschichts- und Erinnerungskultur, Geschichtsbewusstsein und Geschichtspraxis erörtert und voneinander abgegrenzt (Autor: Martin Lücke).
Darauf aufbauend wird das Verhältnis von Geschichtsdidaktik und Public History beleuchtet (Martin Lücke). Geschichtsdidaktische Prinzipien wie Multiperspektivität, Narrativität und historische Imagination werden erläutert und Ideen der Inklusion, Barrierefreiheit, Diversität und Intersektionalität sowie Debatten um Trans- und Interkulturalität diskutiert. Zudem wird Public History im Spannungsverhältnis zwischen empirischer Triftigkeit, historischen Narrationen und dem Wunsch des Publikums nach einer ästhetischen Sättigung historischer Imagination betrachtet. Denn bei der Tätigkeit von Public Historians geht es regelmäßig um den Spagat, zum einen für die empirische Evidenz von Geschichte verantwortlich zu sein, zum anderen aber den legitimen Wunsch des Publikums nach Emotion und ansprechender Ästhetik