Anke Ortlepp

Geschichte der USA


Скачать книгу

ca. 30 Millionen Dollar als Kaufpreis für den gesamten SüdwestenSüdwesten an. Die innenpolitische Situation in Mexiko ließ ein solches Geschäft jedoch nicht zu, denn die Nationalisten weigerten sich, den Rio GrandeRio Grande als Grenze anzuerkennen, und verlangten die gewaltsame Rückeroberung der „gestohlenen Provinz“ Texas. Als das Scheitern der Slidell-Mission feststand, provozierte PolkPolk, James K. den KriegMexikoMexikanisch-Amerikanischer Krieg, indem er amerikanische Truppen in das umstrittene Gebiet am Rio Grande beorderte. Ein Scharmützel mit mexikanischen Soldaten nahm er zum Anlass, seine schon vorbereitete „Kriegsbotschaft“ an den Kongress zu richten, der am 13. Mai 1846 Mexiko offiziell den Krieg erklärte. Proteste europäischer Staaten hatten den Präsidenten nur noch in seiner Entschlossenheit bestärkt, eine rasche militärische Entscheidung zu suchen. Die große Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung unterstützte den Krieg in einer Aufwallung patriotischer Gefühle, zumal sich schnell Erfolge einstellten. Kritik gab es hauptsächlich in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen), wo das Parlament von MassachusettsMassachusetts die Aktionen des Kongresses als „verfassungswidrig“ verurteilte und viele Menschen von den finsteren Machenschaften der Slave Power überzeugt waren. Zu den Opponenten im Kongress zählte der Whig-Abgeordnete Abraham LincolnLincoln, Abraham aus IllinoisIllinois, der den Einmarsch nach Mexiko für eine verfassungswidrige Aggression hielt.

      Karte 4: Die territoriale Expansion bis 1853

      Auf den Kriegsschauplätzen leisteten die Mexikaner tapferen Widerstand, hatten aber der überlegenen Strategie und Logistik der Amerikaner wenig entgegenzusetzen. Bis Anfang 1847 waren KalifornienKalifornien und Neu-Mexiko durch das Zusammenwirken eines „Expeditionskorps“, das Captain John C. FrémontFrémont, John C. schon 1845 nach WestenWesten geführt hatte, mit aufständischen Siedlern sowie Flotten- und Armeeinheiten fast vollständig unter amerikanischer Kontrolle. Im SüdenSüden drangen die Truppen General Zachary TaylorsTaylor, Zachary weit über den Rio GrandeRio Grande vor und schlugen im Februar 1847 bei Buena VistaBuena Vista (Schlacht bei) einen von Santa AnaSanta Ana, Antonio López de geführten Gegenangriff zurück. Da die Mexikaner Verhandlungen ablehnten, fiel die Entscheidung erst durch einen Vorstoß über See nach VeracruzVeracruz und die Eroberung von Mexiko City durch die Armee General Winfield ScottsScott, Winfield im September 1847. Nach dieser Operation, die der Manchester GuardianManchester Guardian mit den Feldzügen Alexanders des Großen, Hannibals und Napoleons verglich, zeigte sich eine neue mexikanische Regierung zum Friedensschluss bereit. Bis Februar 1848 handelte PolksPolk, James K. Sondergesandter Nicholas TristTrist, Nicholas in GuadalupeAußenpolitikVertrag v.Guadalupe Hidalgo (1848) HidalgoGuadalupe Hidalgo, Vertrag v., einem Vorort Mexiko Citys, einen Vertrag aus, in dem MexikoMexikoMexikanisch-Amerikanischer Krieg auf Kalifornien und Neu-Mexiko verzichtete und die Rio Grande-Grenze anerkannte. Dafür zahlten die USA 15 Millionen Dollar an Mexiko und übernahmen mexikanische Schuldverpflichtungen in Höhe von weiteren 3,25 Millionen Dollar. Diese Ausgaben und die hohen Kriegskosten von 97,7 Millionen Dollar wurden rasch durch die Entdeckung relativiert, dass der kalifornische Boden Gold im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar barg.

      PolkPolk, James K. und seine engsten Berater waren eine Zeit lang unsicher, ob sie sich mit diesem Resultat von militärischem Zwang und finanzieller Bestechung zufriedengeben oder das Ziel noch höherstecken und möglicherweise ganz MexikoMexikoMexikanisch-Amerikanischer Krieg annektieren sollten. Wachsende Kritik der WhigsWhig-Partei und Spannungen in der eigenen Partei deuteten aber die Schwierigkeiten an, die sich allein schon aus der Eingliederung von Neu-Mexiko und KalifornienKalifornien ergeben würden. Unter diesen Umständen siegte die Vernunft, und PolkPolk, James K. leitete den Friedensvertrag an den Senat weiter, der ihn im März 1848 zügig ratifizierte. Ungeachtet der beträchtlichen Verluste – 13.000 der knapp 100.000 eingesetzten Amerikaner fielen oder starben an Krankheiten – bestärkte der Ausgang des KriegesMexikoMexikanisch-Amerikanischer Krieg die politischen, religiösen und rassischen Überlegenheitsgefühle, die auf amerikanischer Seite seit langem virulent waren. Beim Unterlegenen blieben Ressentiments zurück, die das gegenseitige Verhältnis dauerhaft belasteten. So sehr der Nationalstolz der Mexikaner aber verletzt war, so wenig gelang es ihnen, eine starke gemeinsame Front gegen den vitalen Nachbarn im Norden zu errichten. Politische Instabilität und chronische Finanznot engten den Handlungsspielraum der Regierungen ein und machten sie anfällig für Versuchungen: Schon 1853 sah sich der gerade aus dem Exil zurückgekehrte Santa AnaSanta Ana, Antonio López de gezwungen, den USA im so genannten Gadsden PurchaseAußenpolitikGadsden Purchase (1853) für 10 Millionen Dollar ein weiteres Stück mexikanischenMexiko Territoriums zu verkaufen, über das Südstaatler eine Bahnlinie zum Pazifik bauen wollten.

      Die USA und die RevolutionenRevolutionen von 1848/49 in Europa in Europa, 1848/49

      Obgleich die Aufmerksamkeit der amerikanischen Regierung und Bevölkerung vom Krieg gegen Mexiko stark beansprucht wurde, blieben die revolutionären Erschütterungen in Europa keineswegs unbeachtet. Als erstes Land nahmen die USA nach dem Sturz der Monarchie und der Proklamation der Republik im Frühjahr 1848 diplomatische Beziehungen mit der neuen französischen Regierung auf. Präsident PolkPolk, James K. würdigte in einer Grußadresse vom 3. April die „friedliche Erhebung des französischen Volkes“, die bewiesen habe, „dass der Mensch in diesem aufgeklärten Zeitalter fähig ist, sich selbst zu regieren“. Auf diplomatischer Ebene betonte die Administration zwar das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes, ließ aber keinen Zweifel daran, dass die Amerikaner moralisch Partei für die Sache der Republik und des Fortschritts ergriffen. Die Revolution in DeutschlandDeutschlandBeziehungen zu Deutschland vor 1949Revolution von 1848 löste ebenfalls begeisterte Zustimmung in der amerikanischen Öffentlichkeit aus, vor allem natürlich unter den Deutsch-AmerikanernDeutsch-Amerikaner an der Ostküste und im Mittleren WestenMittlerer Westen. Einige von ihnen, so etwa der in South CarolinaSouth Carolina als Professor lehrende Franz LieberLieber, Franz, machten sich auf den Weg nach Europa, um Demokratie und RepublikanismusRepublikanismus zum endgültigen Sieg zu verhelfen. Aus Deutschland kamen im Gegenzug Emissäre in die USA, als erster Friedrich HeckerHecker, Friedrich im Oktober 1848, die auf Vortragsreisen um moralische und materielle Unterstützung warben.

      Wie im Falle Frankreichs beeilte sich die Washingtoner Regierung, die provisorische deutsche Zentralgewalt anzuerkennen und diplomatische Beziehungen mit ihr aufzunehmen. Der Gesandte in BerlinBerlin, Andrew Jackson DonelsonDonelson, Andrew Jackson, überreichte dem Reichsverweser Erzherzog JohannJohann von Österreich im September 1848 sein Beglaubigungsschreiben, und Friedrich Ludwig von RönneRönne, Friedrich Ludwig v. wurde einen Monat später als Vertreter der Reichsregierung in Washington akkreditiert. Die amerikanischen Diplomaten in Deutschland beschränkten sich nicht darauf, Rat in Verfassungsfragen zu erteilen, sondern sie erkundeten auch die Möglichkeiten einer stärkeren wirtschaftlichen Kooperation. Darüber hinaus leiteten sie sogar konkrete Schritte zur militärischen Zusammenarbeit, speziell im Flottenwesen ein. Mit den meisten ihrer Landsleute teilten sie die Hoffnung, dass die Übertragung amerikanischer Verfassungsprinzipien auf Europa eine neue Ära des politisch-gesellschaftlichen und ökonomischen Fortschritts einleiten werde. Im Wahlkampf von 1848 bekundeten DemokratenDemokratische ParteiAntebellum und Anhänger der Free Soil PartyFree Soil Party offen ihre Sympathien für die europäischen RevolutionäreRevolutionen von 1848/49 in Europa, während die WhigsWhig-Partei größere Zurückhaltung gegenüber radikalprogressiven und sozialistischenSozialismus Bestrebungen an den Tag legten und vor einer Interventionspolitik warnten. Südstaatlern wie CalhounCalhoun, John C. missfiel der Zentralismus, den sie nicht nur in Frankreich, sondern auch in der Paulskirchenverfassung entdeckten, und noch weniger behagte ihnen die Emanzipation der Sklaven auf den französischen KaribikinselnFrankreichKolonienKaribik. Im Unterschied zur PolkPolk, James K.-Administration, die von einem militanten Fortschrittsgeist beherrscht war und die Ausbreitung der Demokratie in Europa gewissermaßen als transkontinentale Erscheinungsform der Manifest DestinyManifest Destiny verstand, zog sich der Whig-Präsident Zachary TaylorTaylor, Zachary ab März 1849 wieder auf die völkerrechtlichen Grundsätze der Nichteinmischung und Neutralität zurück. Um diese Zeit war das Scheitern der mitteleuropäischen Volkserhebungen bereits abzusehen,