der „fünf zivilisierten Stämme“ dann überredet, die Bestimmungen des Dawes Act anzuerkennen und zusammen mit den Weißen eine Staatsverfassung zu entwerfen. Als Oklahoma 1905 in die Union aufgenommen wurde, besaßen die Native AmericansNative AmericansReservate
5 Der Aufstieg der USA zur führenden Industriemacht
Besonderheiten der amerikanischen IndustrialisierungWirtschaftIndustrialisierungGilded Age
Der säkulare wirtschaftliche Wachstums- und Modernisierungsprozess, der die Geschichte der Vereinigten Staaten im Grunde seit ihrer Entstehung bestimmte, trat nach dem Bürgerkrieg in eine neue Phase: Im Innern wurde die Industrie zum beherrschenden Sektor, und im Weltzusammenhang rückten die USA von der Peripherie des kapitalistischen Systems allmählich näher zum Zentrum. Bereits 1851, anlässlich der ersten Weltausstellung in LondonLondon, hatte es ein Kommentator im EconomistEconomist
Der seit Beginn des Jahrhunderts bekannte Kreislauf von Aufschwung und Krise, Boom und Bust, setzte sich nach 1865 in noch schnellerer Folge fort. In jedem Jahrzehnt war ein mehr oder minder harter und lang anhaltender wirtschaftlicher Einbruch zu verzeichnen: 1866/67; 1873–1878; 1884–1887; 1893–1897WirtschaftAspekteDepression der 1890er. Die komplexen Ursachen solcher KonjunkturzyklenWirtschaft blieben selbst den gebildeten Zeitgenossen verborgen, und die Panik, mit der Unternehmer und Gläubiger auf wirtschaftliche Schwankungen reagierten, verschlimmerte regelmäßig ihre Folgen. Selbst unter heutigen Wirtschaftshistorikern sind die relative Gewichtung und das Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren noch umstritten. Es lässt sich allerdings bereits für diese Zeit eine lebhafte Wechselwirkung zwischen rein inneramerikanischen Investitions-, Produktions- und Konsumentscheidungen und den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen – etwa im Bereich der Rohstoffpreise und der internationalen Kreditbedingungen – beobachten.
Die Wirtschaftskrisen verursachten enorme soziale Härten, aber sie konnten den Wachstumstrend stets nur kurzfristig bremsen. Die Dynamik der IndustrialisierungIndustrialisierungGilded AgeIndustrialisierung lässt sich am besten an der starken Zunahme der gesamten Arbeiterschaft (work force) und an der dramatischen Verschiebung vom Agrar- zum Industriesektor ablesen: Die Zahl der Arbeitskräfte in der Industrie und anderen nichtagrarischen Berufen betrug 1870 ca. 6 Millionen (bei einer arbeitsfähigen Bevölkerung von knapp 13 Millionen); 1900 waren dagegen (bei einer auf etwa 30 Millionen Menschen gestiegenen ArbeiterschaftArbeiter) schon mehr als 18 Millionen Amerikaner im industriellen Sektor tätig; 1910 zählten 37,5 Millionen Menschen zur work force, von denen mehr als zwei Drittel (25,7 Millionen) im industriellen Sektor arbeiteten. In den letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts zeigten alle volkswirtschaftlich relevanten Indikatoren steil nach oben: Der Wert der produzierten Güter stieg von ca. 3 Mrd. Dollar 1870 auf über 13 Mrd. Dollar 1900; das Bruttosozialprodukt verdreifachte sich zwischen 1869 und 1896; das Nationalvermögen wuchs von 1860 bis 1900 um 550 Prozent, das Pro-Kopf-Einkommen von 1860 bis 1890 um 150 Prozent, das Nettoeinkommen der IndustriearbeiterIndustrialisierungGilded AgeArbeiter im selben Zeitraum um 50 Prozent; die Produktivität pro Kopf und Arbeitsstunde konnte gegen Ende des Jahrhunderts im Durchschnitt jedes Jahr um ein Prozent erhöht werden; und der Wert aller Exporte kletterte von 234 Millionen Dollar 1865 auf 2,5 Mrd. Dollar 1900, wobei ab 1896 regelmäßig Exportüberschüsse erzielt wurden. An der Wende zum 20. Jahrhundert war LondonLondon zwar immer noch das Handels- und Finanzzentrum der Welt; in Bezug auf die Industrieproduktion hatten die USA aber bereits GroßbritannienGroßbritannien und das – ebenfalls rasch aufstrebende – Deutsche Reich hinter sich gelassen. Aus der überwiegend agrarischen Union war eine führende IndustrieWirtschaftIndustrialisierungGilded Age- und Exportnation geworden; das traditionelle Schuldnerland USA führte nun selbst Kapital aus und war auf dem besten Weg, zum Gläubigerland zu werden.
Die Bedingungsfaktoren der wirtschaftlichenWirtschaft Expansion
Nach dem BürgerkriegBürgerkrieg setzte wieder starkes BevölkerungswachstumBevölkerungsentwicklung ein, hervorgerufen durch eine sehr hohe Geburtenrate in Verbindung mit der „zweiten Welle“ der MasseneinwanderungEinwanderungGilded Age. Zwischen 1870 und 1890 schnellte die Einwohnerzahl der USA von 40 auf über 60 Millionen Einwohner empor, wobei knapp ein Drittel des Zuwachses auf das Konto der Immigration ging. Die großen Schifffahrtslinien boten immer billigere Atlantikpassagen an, und in den USA lockten wie eh und je günstiges Farmland, hohe Löhne, politische Freiheit und religiöse Toleranz. Die FreiheitsstatueFreiheitsstatue des französischenFrankreichBeziehungen bis 1919 Bildhauers Frédéric Auguste BartholdyBartholdy, Frédéric Auguste, die 1886 im Hafen von New YorkNew York City eingeweiht wurde, verkörperte die Hoffnung, dass die USA ein „offenes“ Land und eine Zufluchtsstätte für die Armen, Unterdrückten und Ausgestoßenen der Welt bleiben würden. Die monumentale Figur der Liberty war ein Geschenk der Französischen Republik an die USA, das die traditionelle Freundschaft der beiden Länder seit dem UnabhängigkeitskriegUnabhängigkeitskrieg bekräftigen sollte. In das Innere