derzufolge Bundesregierung und Staatenregierungen in getrennten Sphären operierten, zwischen denen eine breite Zone gesellschaftlicher Eigenverantwortlichkeit lag. Nur sehr langsam gewann die Überzeugung an Boden, dass die Bundesregierung diese „Lücke“ füllen müsse, um den Missbrauch privater Macht zu verhindern.
Konzentration und Konsolidierung der WirtschaftWirtschaft
Während das Denken der meisten Menschen noch dem Ideal einer republikanischen Gesellschaft von Kleinproduzenten verhaftet war, vollzogen sich in der amerikanischen WirtschaftWirtschaft tief greifende qualitative Veränderungen, die heute mit Begriffen wie economies of scaleWirtschaftAspekte
Der EisenbahnbauWirtschaftEisenbahn2. Hälfte 19.Jh. brachte die ersten Wirtschaftsmagnaten oder „industriellen Raubritter“ (robber baronsRobber Barons) wie Cornelius VanderbiltVanderbilt, Cornelius hervor, der bis zu seinem Tode 1877 die Verkehrsverbindungen zwischen New YorkNew York, den Großen Seen und dem Mittleren WestenMittlerer Westen monopolisierte. Die Krise der 1890er Jahre, in der viele Bahngesellschaften zusammenbrachen, löste einen neuen Konzentrationsschub aus. Als Sanierer sprang der New Yorker Bankier John Pierpont MorganMorgan, John Pierpont ein, der sich bei der Gelegenheit maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmenspolitik der neuen Bahngesellschaften sicherte. Das Bankhaus Morgan & Co.Morgan & Co. wurde zur Inkarnation des Machtstrebens einer Finanzelite in der New Yorker Wall StreetWall Street, die über ihre Beauftragten in den Vorständen vieler Gesellschaften und durch ihre guten politischen Beziehungen das gesamte Wirtschaftsgeschehen mitbestimmte. In der Eisen- und Stahlindustrie dominierte Andrew CarnegieCarnegie, Andrew, der im Alter von 13 Jahren aus SchottlandSchottland eingewandert war und sein erstes Geld als Hilfsarbeiter in einer Textilfabrik verdient hatte. 1901 verkaufte er seine Carnegie Steel Co.Carnegie Steel Co. für die damals unvorstellbar hohe Summe von 492 Millionen Dollar an MorganMorgan, John Pierpont, der das Unternehmen mit anderen Stahlbetrieben zum ersten Milliarde-Dollar-Konzern, der United States Steel CorporationUS Steel Corporation, zusammenfügte. Auch hinsichtlich der Belegschaft von 168.000 stieß US Steel in eine neue wirtschaftliche Dimension vor. Von dem Erlös, den CarnegieCarnegie, Andrew für sein Unternehmen erzielte, behielt er selbst 225 Millionen Dollar, der Rest ging an seine Manager. Eine ähnliche Rolle wie CarnegieCarnegie, Andrew in der Eisen- und Stahlbranche spielten John D. RockefellerRockefeller, John D. in der ErdölindustrieErdöl (Standard Oil of New JerseyStandard Oil of New JerseyNew Jersey) und Gustavus SwiftSwift, Gustavus in der Fleisch- und Nahrungsmittelindustrie; in der Elektrobranche legten George WestinghouseWestinghouse, George, Thomas A. EdisonEdison, Thomas A. und Alexander G. BellBell, Alexander G. mit ihren Erfindungen das Fundament für drei mächtige Konzerne: Westinghouse ElectricWestinghouse Electric, General ElectricGeneral Electric und American Telephone & TelegraphAmerican Telephone & Telegraph Co. (AT&T). Da die Elektrizität um diese Zeit das Kerosin als Beleuchtungsmittel ablöste, schien das Erdöl an Bedeutung zu verlieren. Wenig später wurde das „schwarze Gold“ aber zum Grundstoff der chemischen Industrie, in der die hugenottische Familie Du Pont de Nemours aus DelawareDelaware den Ton angab, und zum Ausgangsprodukt von Benzin, das im beginnenden Automobilzeitalter (1903 gründete Henry FordFord, Henry seine Motor CompanyFord Motor Co. in DetroitDetroit) höchste Bedeutung erlangte.
Die Unternehmer von VanderbiltVanderbilt, Cornelius über MorganMorgan, John Pierpont bis FordFord, Henry handelten nach den Grundsätzen von Sparsamkeit, Effizienz und zentralisiertem Management, und sie verbanden Organisationstalent und Erfindungsreichtum mit Cleverness und entschlossener, zuweilen rücksichtsloser Härte im Geschäftsleben. Die patriarchalische, gewerkschaftsfeindliche Einstellung dieser Repräsentanten der industriellen „Gründergeneration“ der USA war ebenso typisch wie ihr Wunsch, den eigenen Namen durch philanthropisches Engagement oder künstlerisch-wissenschaftliches Mäzenatentum zu verewigen. Davon zeugen noch heute u.a. die Morgan LibraryMorgan Library, New York in New YorkNew York City, die VanderbiltUniversitätenVanderbilt University University in Nashville, TennesseeNashville, Tennessee, das Carnegie Endowment for International PeaceCarnegie Endowment for International Peace, die Rockefeller FoundationRockefeller Foundation und die Ford FoundationFord Foundation.
Der ökonomischeWirtschaft Konzentrationsprozess und die Monopolbildung in den verschiedenen Branchen riefen wachsende öffentliche Kritik hervor. Auf diese Stimmung reagierte der Kongress mit dem Interstate Commerce ActWirtschaftAspekteInterstate Commerce Act (1887)Interstate Commerce Act (1887), der erstmals eine unabhängige staatliche Aufsichtsbehörde, die Interstate Commerce CommissionWirtschaftAspekteInterstate Commerce CommissionInterstate Commerce Commission, für das Verkehrswesen schuf. Drei Jahre später, 1890, folgte der Sherman Antitrust ActWirtschaftAspekteSherman Antitrust Act (1890)Sherman Antitrust Act (1890), der aber schon im Gesetzgebungsverfahren verwässert wurde. Wenn die Gerichte seine Bestimmungen anwendeten, dann paradoxerweise viel seltener gegen Konzerne als gegen GewerkschaftenGewerkschaften, deren Streiks sie als illegale Behinderung der Wirtschafts- und Handelsfreiheit im Sinne des Gesetzes betrachteten. Einen neuen Anlauf zur Kontrolle der von vielen Amerikanern als schier grenzenlos und bedrohlich empfundenen Unternehmermacht wagte der Kongress erst nach der Jahrhundertwende im Zeichen der progressivenProgressivismus ReformbewegungReformbewegungenProgressivismus. Aus der Rückschau betrachtet, waren die Befürchtungen der Konzern-Gegner wenn nicht unbegründet, so doch stark übertrieben, denn in einer WirtschaftWirtschaft, die sich ständig im Umbruch befand, konnten selbst die erfolgreichsten Unternehmer Konkurrenz und Wettbewerb nicht auf Dauer ausschalten. Ihre illusorische Jagd nach Monopolstellungen trieb einen Konzentrationsprozess voran, der keineswegs nur Nachteile hatte, sondern auch für mehr Ordnung in den Marktbeziehungen sorgte und die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Industrie insgesamt erhöhte.
Im Bereich von Wissenschaft und BildungBildungswesen fanden die USA nach dem BürgerkriegBürgerkrieg Anschluss an den europäischen Standard, der um diese Zeit mehr und mehr von den deutschen UniversitätenUniversitäten bestimmt wurde. Der interkulturelle Austausch zwischen den USA und DeutschlandDeutschlandBeziehungen zu Deutschland