G. D. Brademann

Comanchen Mond Band 2


Скачать книгу

flüchtig aus der Stirn. Der rechte Oberarm blutete, und aus einer Wunde in der Hüfte sickerte ebenfalls Blut. Auch Icy-Wind war verletzt. Blut rann ihm an der linken Schulter herunter und versickerte in seinem Lendenschurz. Ein erneuter Angriff Icy-Winds mit der Lanze brachte Light-Cloud ziemlich in Bedrängnis. Sein Gegner attackierte ihn dabei so heftig, dass er ihn verfehlte und seine Lanze zwei Pferdelängen hinter ihm in den Boden ging. Deckung suchend tauchte er unter dem Bauch seines Mustangs weg. Gleichzeitig wendete er das Tier, um wieder in die Nähe seiner Waffe zu gelangen. Noch im Hochkommen griff er nach ihr. Dieses Ausweichmanöver hatte ihn in eine bessere Angriffsposition gebracht. Dem Mustang mit den Schenkeln die Richtung gebend, in der linken Hand das Kriegsbeil, in der rechten seine Lanze, ritt er eine enge Wendung dicht an Icy-Wind heran. Der konnte nicht mehr ausweichen, sein Hengst musste vor dem Pferd seines Gegners stoppen, beide Tiere rangelten kurz miteinander, während ihre Reiter aufeinandertrafen.

      Light-Clouds Beil blinkte kurz in der Luft, dann senkte es sich auf seinen Feind hinab und schlitzte ihm den Oberkörper vom Schlüsselbein bis zum Nabel auf. Die Lanze in der rechten Armbeuge, holte er erneut mit dem Beil aus. Die Schneide war rot. Icy-Wind keuchte, musste schwer atmend zurückweichen und stellte erleichtert fest, dass die Wunde nur oberflächlich war. Eng an den Hals seines Mustangs geduckt, schleuderte er mit aller Kraft seine Lanze gegen Light-Cloud. Diesem eine tiefe Wunde in der Seite zufügend, fegte die Waffe zu Boden und blieb zwischen hohem Gras stecken. Icy-Wind war schnell. Nur einen Herzschlag später hatte er sie bereits wieder in seiner Gewalt.

      Light-Cloud schüttelte sich nur kurz, den Schmerz ignorierend, der ihm die Luft abzudrücken drohte. Vor allem ärgerte es ihn, dass er die gegnerische Lanze nicht eher zu fassen bekommen hatte. Seine eigene schob er, während er eine Kehrtwende machte, mit einem die Genitalien des Gegners betreffendem Wort fester unter die rechte Achsel. Sein Beil schwingend, drängte er sein Pferd dichter an Icy-Winds Schecken heran. Das nun folgende Manöver zeugte von Light-Clouds Talent, mit Pferden umzugehen. Sein Brauner griff den Hengst seines Gegners an. In dem Knäuel ineinander verbissener Pferde versuchte Icy-Wind, seinen Hengst wieder in seine Gewalt zu bringen, während Light-Cloud zu ihm hinübergriff, um ihm die Lanze aus dem Arm zu reißen. Auf einen einzigen Pfiff seines Reiters hin zog sich der Braune rückwärtsgehend, noch immer um sich beißend, Schritt für Schritt zurück. Triumphierend schwang Light-Cloud die erbeutete Lanze über seinem Kopf und ritt damit eine Ehrenrunde am äußersten Rand der Senke entlang.

      Die bewundernden Blicke seiner Zuschauer waren ihm sicher. Das war mehr als ein Coup gewesen – das war eine tollkühne Demonstration des Zusammenspiels von Pferd und Reiter. Light-Cloud ließ sein Pferd stillstehen, dann warf er die Lanze seines Gegners mit einem kräftigen Schwung weitab in den Boden. Augenblicke lang vibrierend blieb sie dort stecken.

      Während er jetzt näher an den Hengst seines Gegners heranritt, hatte Icy-Wind sein eigenes Pferd wieder in der Gewalt. Im nächsten Moment überraschte er Light-Cloud. Blut spritzte über den Rücken des Braunen – Icy-Wind hatte mit seinem Schlachtbeil ausgeholt, kurz einen Hieb nach seinem Gegner angetäuscht, dann aber das Tier getroffen. Blitzschnell holte er noch einmal aus, diesmal traf er Light-Cloud an der Schulter. Erneut, sein Pferd zurückweichen lassend, wog er das Beil in der Hand, konnte aber keinen Treffer mehr landen. Light-Cloud hatte sich mit seinem verletzten Pferd rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Er machte ein Wendemanöver, sah, dass Icy-Wind sich nach seiner Lanze umblickte – doch sie war zu weit weg, lag zwischen ihm und seinem Gegner. Da tat Light-Cloud, was ein Light-Cloud eben tat. Warf, um Gleichstand der Waffen anzuzeigen, seine eigene Lanze neben die von Icy-Wind. Einige Male schwang sie dort hin und her; schließlich blieb sie ruhig stecken, während von Icy-Wind nur ein höhnisches Auflachen kam. Dumm, dachte er, einfach nur dumm.

      Light-Cloud wendete sein Pferd, seinem Gegner den Rücken zudrehend, die leere Hand in den Wind haltend, damit die umstehenden Männer es sehen konnten. Noch während er das tat, ritt Icy-Wind ungerührt zu seiner im Boden steckenden Waffe, beugte sich hinunter, griff wie selbstverständlich danach und nahm sie wieder an sich. In seinem von Wut verzerrten Gesicht leuchtete das Weiße in den eng zusammenstehenden Augen. Sich aufrichtend bemerkte er die auf ihn gerichteten Blicke, und da zögerte er nun doch. Zwei Herzschläge lang wog er, die Folgen seiner Tat abschätzend, die Lanze in der Hand. Ihm war erst in diesem Moment bewusst geworden, dass man ihm ein solches Handeln übelnehmen würde. Sein Blut schrie nach Rache und er kämpfte mit sich selbst. Einen Light-Cloud mit einer Hinterlist zu besiegen, brachte keine Ehre.

      Icy-Wind waren Ansehen und Ehre wichtiger als alles andere. Die Lippen fest aufeinandergepresst schleuderte er widerwillig die Lanze zurück. Im nächsten Moment stand er mit einem Satz auf dem Sattel seines Hengstes. Gekonnt führte das Pferd mit ihm eine Kehrtwende aus; dann ritt er wieder, das Kriegsbeil durch die Luft pfeifen lassend, auf Light-Cloud zu. Der Schecke rammte den verletzten braunen Hengst. Der ging vorn in die Knie, schlidderte mit dem Kopf auf dem Boden noch einige Schritte weiter, während Light-Cloud bereits auf dem Boden stand. Die blutige Waffe von einer Hand in die andere werfend, breitbeinig vor dem Pferd seines Gegners stehend, forderte er Icy-Wind mit einem winkenden Zeigefinger auf, sich doch herunter zu ihm zu trauen. Beleidigende Worte unterstrichen das noch.

      Staub wirbelte auf, der Schecke sprang zur Seite, Light-Cloud rollte herum und wich so dem Beil aus, mit dem Icy-Wind nach ihm hieb. Hinter seinem Rücken stand der braune Hengst wieder auf. Man konnte das Keuchen der beiden Mustangs hören, das Scharren der Hufe. Icy-Wind war vom Rücken seines Mustangs geglitten und stellte sich Light-Cloud. Beide Männer standen vor ihren Pferden, die zur Seite wichen und dann stehenblieben – so, wie es ihnen beigebracht worden war.

      Hoch über dem Geröllfeld stahl sich die Sonne zwischen den Felsen hindurch. Glühend, gleißend weiß und grell wie vergossenes Silber. Der breite Strahl suchte sich seinen Weg durch weitere Lücken, glitt über die Böschung dort oben hinweg und reichte bis hinunter zu den kämpfenden Männern. Ihre Waffen hatten sich ineinander verhakt, und sie mussten sie erst wieder trennen; dann gingen sie erneut aufeinander los. Die rasiermesserscharf geschliffenen Kriegsbeile hatten bereits tiefe Wunden bei beiden Männern hinterlassen und rissen weitere in ihre Körper hinein. Blut – überall war Blut. Blut, das wie Regen nach allen Seiten hin spritzte.

      Noch war nichts entschieden, erbarmungslos ging der Kampf weiter. Wieder krachten die Schneiden aufeinander, beide stemmten sich dagegen, verhakten sich erneut ineinander. Das brachte nichts. Icy-Wind warf als Erster sein Beil zur Seite; es war ihm im Nahkampf nur hinderlich.

      Light-Cloud folgte seinem Beispiel, riss ebenfalls sein Messer aus dem Gürtel, unterlief gebückt die Stöße, die Icy-Wind bereits nach ihm machte. Kurz sah er eine Lücke in dessen Deckung und stürzte sich mit vollem Risiko auf ihn. Beide prallten hart aneinander und fielen gemeinsam zu Boden. Icy-Wind kam aus dieser Umklammerung als Sieger hervor; Light-Clouds linke Seite war von der Brust bis hinunter zum Schenkel mit einem hässlichen, klaffenden Riss gezeichnet. Zugleich, den Schmerz nicht einmal spürend, versetzte er seinem Gegner von unten nach oben ansetzend längs über den Oberleib einen Hieb.

      Icy-Wind taumelte kurz rückwärts, fing sich aber sofort wieder. Nur ein schmales blutiges Rinnsal sickerte an ihm herunter, sich mit der anderen Wunde dort vereinigend. Zu flach angesetzt, um ernsthaften Schaden anzurichten – nicht tief genug, um ihm den Leib aufzuschlitzen. Light-Cloud sah hin, erwartete herausquellende Gedärme, doch da war nichts, nur eine rote Linie. Aufkeuchend warf er sich wieder über seinen Gegner, unachtsam vor Enttäuschung und unglaublicher Wut. Was waren all seine erlittenen Verletzungen gegen die von Dark-Night?

      Icy-Wind parierte geschickt, fing ihn ab, ging abermals mit ihm zu Boden. Niemand von ihnen fühlte Schmerzen; sie existierten nicht – nicht jetzt, nicht, während sie kämpften. Dann kniete Icy-Wind auf Light-Cloud und versuchte, ihm das Messer aus der Hand zu winden. Als das nicht gelang, rollten sie, ineinander verkrallt wie eine einzige Masse, die Senke ein Stück weit hinunter. Verbissen rangen sie, traten um sich, stemmten sich mit den Füßen ins Gras – so eng verschlungen, dass sich ihr beider Atem vermischte. Icy-Winds Augen glitten kurz zur Seite – lange genug, dass es Light-Cloud bemerkte: Sein vorhin von ihm zur Seite geworfenes Kriegsbeil lag in Reichweite. Ihre Köpfe berührten sich, doch dann stieß sich Light-Cloud ab, konnte sich losmachen, kam über Icy-Wind zum Stehen, jedoch nur einen Wimpernschlag lang. Mit einem gewaltigen Ruck riss ihm sein