Peter W. Atkins

Physikalische Chemie


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zu sprechen, dass ein System in einem bestimmten Zustand Arbeit oder Wärme besitzt. Beide Größen beschreiben nur die Art und Weise, wie der Zustand erreicht wurde (nämlich durch Übertragung von Energie in Form von Arbeit bzw. Wärme), nicht die Natur des Zustands selbst.

      Mithilfe der mathematischen Eigenschaften von Zustandsfunktionen können wir weitreichende Schlüsse hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen physikalischen Eigenschaften ziehen. Wir werden Beziehungen entdecken, wo wir sie unter Umständen überhaupt nicht erwarten. Die praktische Bedeutung der Resultate liegt in der Möglichkeit, aus Messwerten verschiedener Eigenschaften zu Werten für eine andere, vielleicht schwer zu messende Eigenschaft zu gelangen.

      2.4.1 Totale und nicht totale Differenziale

      Wenn ein System auf einem bestimmten Weg eine Zustandsänderung erfährt, ändert sich U von UA nach UE; die Gesamtänderung kann man als Summe aller infinitesimalen Änderungen auf jeweils infinitesimalen Wegabschnitten auffassen:

      Der Wert von ΔU hängt nur vom Anfangs- und Endzustand des Systems, nicht vom Weg zwischen beiden Zuständen ab. Diese Wegunabhängigkeit drückt man mathematisch aus, indem man sagt, dU sei ein totales (oder vollständiges) Differenzial. Allgemein gilt: Wenn das Integral über eine infinitesimale Größe unabhängig vom Weg zwischen den Integrationsgrenzen ist, nennt man diese Größe totales Differenzial.

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      Auch die beim Übergang von einem Anfangs- in einen Endzustand an einem System verrichtete Arbeit hängt vom gewählten Weg ab: Auf einem adiabatischen Weg wird eine andere Arbeit verrichtet als auf einem nicht adiabatischen Weg zwischen den gleichen Zuständen. Folglich ist auch d^ ein unvollständiges Differenzial, es wird oft mit Sw bezeichnet.

      Beispiel 2.6: Die Berechnung von Arbeit, Wärme und Innerer Energie

      Wir betrachten ein ideales Gas in einem Zylinder, der an einem Ende von einem Kolben abgeschlossen wird. Der Anfangszustand des Gases sei festgelegt durch (T, VA), der Endzustand durch (T, VE). Diese Zustandsänderung kann man auf verschiedene Weise herbeiführen. Die beiden einfachsten Wege sind die freie, irreversible Expansion gegen einen äußeren Druck von 0 (Weg 1) und die reversible, isotherme Expansion (Weg 2). Berechnen Sie w, q und ΔU für beide Prozesse.

      Vorgehensweise Um einen Lösungsansatz zu finden, ist es in der Thermodynamik oft nützlich, sich an grundlegende Begriffe zu erinnern und dann zu versuchen, die unbekannte Größe als Funktion bekannter oder leichter zu berechnender Größen auszudrücken. In Abschn. 2.2 hatten wir gesehen, dass die Innere Energie eines idealen Gases nur von der Temperatur (und nicht vom Volumen) abhängt, die den Molekülen zur Verfügung steht. Für jede isotherme Zustandsänderung gilt deshalb ΔU = 0. Außerdem kennen wir die allgemeine Beziehung ΔU = q + w. Wir müssen nun einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Beziehungen herstellen. Für die in verschiedenen Prozessen geleistete Arbeit haben wir in Abschn. 2.1 bereits Ausdrücke hergeleitet, aus denen wir die für unser Problem zutreffenden auswählen müssen.

       Selbsttest 2.6

      Berechnen Sie q, w und ΔU für eine irreversible isotherme Expansion eines idealen Gases gegen einen konstanten, von null verschiedenen äußeren Druck.

      [Antwort: q = pexΔV, w = −pexΔV, ΔU = 0]

      2.4.2 Änderungen der Inneren Energie

      Wir werden nun untersuchen, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, dass ΔU ein totales Differenzial ist. Dazu betrachten wir ein geschlossenes System konstanter Zusammensetzung (die Art von System, mit der wir uns in diesem Kapitel ausschließlich beschäftigen werden). Grundsätzlich ist U eine Funktion von V, T und p; diese Größen sind jedoch nicht unabhängig, sondern durch die Zustandsgleichung miteinander verknüpft (siehe Abschn. 1.1), weshalb bei Vorgabe von zwei Zustandsvariablen auch die dritte festgelegt