Marianne Franz

Die katholische Kirche im Pressediskurs


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bzw. des Designs und Layouts der Zeitung (vgl. Burger 2005: 391). Burger unterscheidet im Wesentlichen zwischen registrativen Bildern, die die Wirklichkeit technisch abbilden (z.B. Pressefotos), und generierten Bildern, die mithilfe von technischen Mitteln wie Bleistift oder Computer hergestellt wurden (z.B. Grafiken, KarikaturenKarikatur). Die Grenzen zwischen diesen beiden Bildformen verlaufen fließend. Stöckl (2004: 147) spricht sogar von „BildsortenBildsorte“ und versteht darunter die „Klassifikation von Bildern nach wenigen Kriterien“. Dabei sind Bildsorten nicht „definitiv“, sondern als „Typologisierung“ zu verstehen, da Bildtexte „nutzerzentriert“, „kontextsensibel“ sowie „sozial variabel“ und damit „flexibler als Textsorten“Pressetextsorten sind (2004: 146f.). Stöckl (vgl. 2004: 124f.) klassifiziert Bilder auf drei Ebenen (Textkonstitution, Textverwendung, Textrezeption):

      Textkonstitutive Faktoren der Syntax und SemantikSemantik (Formaspekte):

       Bezug: Bild – Wirklichkeit

       Abbildungs-/Darstellungspraktik

       Bildinhalte

       Technische/mediale Materialität

       Farb-/Formaspekte

       Herstellung/Produktion

       Bildqualität

       Speicher-/Reproduzierbarkeit

      Textverwendungsfaktoren bzw. funktionale und pragmatische Aspekte:

       sozialer Verwendungszweck

       Verwendungssituation

       sprachlicher Ko-/Kontext

       multimodales Interface

       Speicher-/Reproduzierbarkeit

       Übertragungskanäle

      Textrezeptionsfaktoren bzw. perzeptive und kognitive Operationen der Betrachter:

       Gestalt- und Kohärenzbildung

       Bildqualität

       Sehprozess/Sichtbarkeit

      Aus der Auflistung wird ersichtlich, dass „Bildexterna“ (wie „Gebrauchssituation, Verwendungszweck, sprachlicher Kotext“) die „Bildinterna“ (d.h. die „Gestaltungsparameter“) bestimmen (Stöckl 2004: 383). Auf Basis der genannten KategorienKategorie beschreibt Stöckl die prototypischen Merkmale bimodaler Texte in der Presse (hier Foto und KarikaturKarikatur) folgendermaßen (für Details zu den einzelnen Bildmerkmalen siehe Stöckl 2004):

      Tab. 7:

       Typologisierungsmerkmale von Pressebildern (Quelle: Stöckl 2004: 138–141; eigene DarstellungBildsorte )

      Bei Stöckl handelt es sich, wie bereits einleitend erwähnt, um BildsortenBildsorte-Prototypen. Der von ihm angenommene Prototyp für ein ZeitungsbildZeitungsbild ist ein Pressefoto. In den Tageszeitungen sind jedoch auch z.B. Infografiken zu finden. Submuster, Überlappungen bzw. Mischungen mit andern Bildsorten sind möglich (z.B. mit dem fachlichen Bild) (vgl. Stöckl 2004: 145). Bilder und Bildsorten sind sprachgebunden bzw. -determiniert, was daran erkennbar ist, dass vor allem Kriterien wie die „Stellung des Bildes in einem bimodalen Gesamttext“ und damit die „gesamttextuell bestimmte Funktionalität des Bildes“ bzw. die „Aspekte der Kopplung von Sprache und Bild“ entscheidend für die Typologisierung eines Bildes sind. Bildsorten entwicklen sich also in Zusammenhang mit ihren relevanten Textsorten (Stöckl 2004: 145). Überhaupt ist die Bebilderung von Artikeln bis zu einem gewissen Grad abhängig von der jeweiligen Textsorte. Leitartikel und KommentareKommentar weisen abgesehen von Porträtfotos der RedakteurInnen in der Regel keine Bilder auf (vgl. Stegu 2000: 311). Außerdem lassen die unterschiedlichen Presserubriken Unterschiede in der Bebilderung erkennen, was an der „Direktheit“ der behandelten Themen liegt:

      „Chronik und Sport haben den größten Grad an Direktheit, in etwas anderer Weise auch Kultur – im Falle von Abbildungen besprochener Kunstwerke oder von Szeneausschnitten. Am Wenigsten lassen sich wirtschaftliche Vorgänge durch Fotos ‚zeigen‘, und viele Zeitungen verzichten auch auf ihren Wirtschaftsseiten darauf, was durch den verstärkten Einsatz von Grafiken etc. bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen wird.“ (Stegu 2000: 311)

      Doch Stegu (2000: 311) stellt auch für den Wirtschaftsteil einen „Layout-Imperativ ‚Artikel + Foto(s)‘“ fest, der sich dadurch manifestieren kann, „dass es vorgezogen wird, Fotos mit oft sehr weit hergeholtem Bezug einzubinden, als die Seiten fotofrei zu belassen (vgl. Stegu 1998)“.Sprache-Bild-Bezüge

      3.2.3 Sprache-Bild-Bezüge

      Stöckl (2004: 243) empfiehlt vom usuellen Terminus „Text-Bild-Relationen“ abzugehen, da er keinen Sinn macht, wenn man, wie in Abschnitt 3.2.1 erläutert, Bilder als (Teil-)Texte versteht. Es geht demnach nicht um die Beziehung zwischen Text und Bild, sondern um die Beziehung von verbalen und visuellen (Teil-)Texten. Die verschiedenen Möglichkeiten, diese Teil-Texte miteinander zu verknüfen, sind derart vielseitig, dass Stöckl ihre erschöpfende Beschreibung bezweifelt. Er versucht dennoch einige Grundmuster der Sprache-Bild-Bezüge nachzuzeichnen und aufzuzeigen, welche Funktionen die beiden Kodesysteme übernehmen (vgl. 2004: 245). Als Grundlage für die Beschreibung der Sprache-Bild-Bezüge ist eine Gegenüberstellung der Unterschiede zwischen den Zeichensystemen „Sprache“ und „Bild“ notwendig. Dazu greife ich auf die übersichtliche tabellarische Darstellung durch Stöckl zurück:

      Tab. 8:

       Sprache und Bild in der Gegenüberstellung (Quelle: Stöckl 2004: 246f.; eigene Darstellung)

      Mit den in der Tabelle enthaltenen Fragezeichen will Stöckl darauf hinweisen, dass diese semantischen Bild-Charakteristika aufgrund der Vielseitigkeit der Bilder und ihrer unterschiedlichen Pragmatik aufgehoben werden können. So können Infografiken etwa auch Illokutionen beinhalten (vgl. Stöckl 2004: 248f.).

      Ein wesentlicher Unterschied zwischen Sprache und Bild liegt sicherlich in der semantischen Klarheit, die bei der Sprache viel größer ist (vgl. Burger 2005: 392). Bilder bleiben „vage und deutungsoffen“ (Stöckl 2004: 248).

      Stegu (2002: 24) beschreibt drei große Möglichkeiten des Bezugs zwischen Bildern und ihren Bildunterschriften mit dem eigentlichen Artikel: (1) Abbildung des erwähnten Ereignisses oder eines der erwähnten Ereignisse, (2) Abbildung von etwas, das mit dem Ereignis „metonymisch“ verbunden ist (z.B. eine Szene/der Ort vor/nach/während des Ereignisses; eine Person/ein Gegenstand, die/der „eine relevante Rolle“ spielt; ähnliche Personen/Gegenstände/Orte aus einem anderen Kontext) und (3) Abbildung ohne erkennbaren Zusammenhang zum Artikel („praktisch nur bei Irrtum“).

      Hinsichtlich der Sprache-Bild-Bezüge geht Stöckl (2004: 244) von einer „generelle[n] Reziprozität“ zwischen verbalen und visuellen Teil-Texten aus. Um die textuellen Gebrauchsmuster von Sprache-Bild-Bezügen zu beschreiben, berücksichtigt er fünf Kriterien: (1) Art des Bildes (z.B. Bildaufbau, Bildgestaltung), (2) Textstrukturen (z.B. Art der Integration der Bilder in ein sprachliches Textmuster), (3) semantisch-pragmatische Brücke zwischen Sprache und Bild (z.B. Art der Verschmelzung von Bild und Sprache zu einer Gesamtbotschaft), (4) kognitive Operationen zur Sinnstiftung zwischen Sprache und Bild (RekonstruktionRekonstruktion von Textproduktions- und Textrezeptionsprozessen) und (5) Bild-Bild-Bezüge (Art der semantischen Bezüge zwischen mehreren Bildern) (vgl. 2004: 252f.). Auf Basis dieser Kriterien analysierte Stöckl journalistische Texte überregionaler Tages- und Wochenzeitungen und konnte verschiedene textuelle Gebrauchsmuster festmachen, die in Tab. 9 wiedergegeben werden.

      Für Details hinsichtlich der einzelnen Gebrauchsmuster verweise ich