Marianne Franz

Die katholische Kirche im Pressediskurs


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widmet.

      Tab. 9:

       Systematik wichtiger Sprache-Bild-Bezüge (Quelle: Stöckl 2004: 297–299; eigene Darstellung)

      3.2.4 Funktionen von ZeitungsbildernZeitungsbild

      Nach der Beschreibung von Bildern im Allgemeinen und der Sprache-Bild-BezügeSprache-Bild-Bezüge im Speziellen gilt es abschließend noch einen Blick auf die Funktionen von ZeitungsbildernZeitungsbild zu werfen. Zu Beginn des Abschnittes wurde bereits erwähnt, dass manche QualitätszeitungenQualitätszeitung Bilder nur sehr zögernd einsetzen und damit die Verwendung von Bildern in der Presse kritisch hinterfragen. Wozu dienen Bilder in Printmedien? Worin liegt ihr informativer Mehrwert oder auch ihr Nutzen für die Zeitungsmacher? Stöckl zufolge (2004: 385) können Bilder in Bezug auf den Gesamttext unterschiedliche Funktionen haben:

      „So ersetzen Bilder sprachliche Textteile völlig oder teilweise, heben Teile der Textstruktur hervor oder fassen Teile des verbalen Textes symbolisierend zusammen und perspektivieren Textaussagen oder laden sie konnotativ auf.“

      In der Forschungsliteratur werden ZeitungsbildernZeitungsbild außerdem folgende Funktionen zugeschrieben:

       veranschaulichende Funktion: vor allem hinsichtlich schwer verständlicher Inhalte (vgl. Straßner 2002: 20);

       informierende bzw. beweisende Funktion: aufgrund der den Fotos zugedachten Authentizität – auch wenn sie grundsätzlich fälschbar sind (vgl. Stegu 2000: 313);

      „Die Informativität von Bildern kann in ihrem massenmedialen stereotypisierenden Gebrauch abnehmen, da Bilder hier schablonenartig und hochgradig erwartbar verwendet und so zu redundanten Platzhaltern im Layout degradiert werden.“ (Stöckl 2004: 382)

       Aufmerksamkeit erregende Funktion (vgl. Stegu 2000: 313): Bieten optischer Anreize (vgl. Straßner 2002: 24), „Schlagzeilen-Funktion“ von Bildern (vgl. Stegu 2002: 24);

       unterhaltende Funktion: „Befriedigung einer gewissen Neugier, Sensationslust“ (Stegu 2000: 313), hier hinzu zu zählen ist wohl auch die Personalisierung durch Bilder (vgl. Straßner 2000: 24): Die Abbildung von Personen vor allem in der Boulevardpresse nutzt „ein tief in uns verwurzeltes prinzipielles ‚Interesse an anderen Menschen‘ [aus] (das entwicklungsgeschichtlich zweifellos älter ist als das Interesse an abstrakten Zusammenhängen)“ (Stegu 2002: 24);

       Identifizierungsfunktion bzw. Empathiefunktion: ebenfalls durch das Abbilden von Personen1;

       Weltanschauungen stabilisierende Funktion: Werte, Symbole, Mythen (vgl. Stegu 2000: 313–315);

       Emotionalisierungsfunktion: durch besonders emotionale, ausdrucksstarke Bilder2;

       aussageintensivierende und einstellungsmarkierende Funktion: durch die Expressivität der Bilder (vgl. Stöckl 2004: 198);

       gestalterische oder dekorative Funktion: Auflockerung bzw. Gliederung des Layouts; Illustration (vgl. Stegu 2000: 313; Straßner 2002: 20).

      3.3 Zusammenfassung

      Wie Sprache in der Medienkommunikation und somit auch im Pressediskurs eingesetzt wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab, die die Medienlinguistik beschrieben hat. So stammen Pressetexte nicht aus einer einzelnen Feder, sondern aus der Hand mehrerer Urheber (Agenturen, Journalisten, interviewte Personen, Bildjournalisten usw.). Die Zielgruppe der Pressetexte ist sehr weit gefasst. Die Pressetexte sind auf Schrift, Layout und den Einsatz von Bildern angewiesen. Sie entstehen unter bestimmten Produktionbedingungen sowie in Abhängigkeit von der Informationspolitik des jeweiligen Mediums und folgen bestimmten Darstellungsformen (Pressetextsorten, modulare Cluster zwischen Text und Bild usw.) (siehe Abschnitt 3.1.1). Die Einflussfaktoren sind vielschichtig und komplex und bedingen auch die Komplexität der Pressesprache, die es als homogenen Stil so nicht gibt. Sie divergiert je nach Zeitung, Autor, Thema, Rubrik und Textsorte (siehe Abschnitt 3.1.2).

      Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wurde diskutiert, inwiefern Bilder Teil von Medientexten sind (siehe Abschnitt 3.2.1). Es wurde eine Typologisierung der Bildsorten Zeitungsbild und Karikaturbild vorgenommen. Weiters wurde beschrieben, welche pragmasemantischen Beziehungen zwischen verbalen und visuellen Teiltexten auftreten können (z.B. Paralellisierung, Metonymisierung oder Meaphorisierung; siehe Abschnitt 3.2.3) und welche Funktionen Zeitungsbilder erfüllen. So informieren und veranschaulichen sie, sie erregen die Aufmerksamkeit der LeserInnen, unterhalten, schaffen Indentifizierungsmöglichkeiten, stabilisieren Weltanschauungen, markieren Einstellungen und gestalten das Layout (siehe Abschnitt 3.2.4).

      

      4 TextlinguistikTextlinguistikPressetextsortenBericht

      Innerhalb der umfangreichen Disziplin der TextlinguistikTextlinguistik spielt für die vorliegende Analyse vor allem die Textsortenlinguistik eine Rolle. Sie hilft, die einzelnen Pressetextsorten zu unterscheiden und diesen die untersuchten Zeitungsartikel zuzuordnen.

      „In allgemeiner und systematischer Form beschäftigt sich die TextlinguistikTextlinguistik mit den Bedingungen und Regeln des Textverstehens und der Textbildung. Ihre zentrale Aufgabe ist die systematische Beschreibung der allgemeinen Prinzipien der Textkonstitution (der Textbildung), die den konkreten Texten zugrunde liegen, und die Erklärung ihrer Bedeutung für die Textrezeption (das Textverstehen).“ (Brinker 2010: 19)

      Als TextMedientext gilt nach Brinker (2010: 19f.) „eine sprachliche und zugleich kommunikative Einheit“, „eine begrenzte, grammatisch und thematisch zusammenhängende (kohärente) Folge von sprachlichen Zeichen, die als solche eine erkennbare kommunikative Funktion (Textfunktion) realisiert“.

      Auch die Textsortenlinguistik beschäftigt sich als Teilgebiet der TextlinguistikTextlinguistik mit dem Phänomen „Text“ und ermittelt Textsorten und deren konstitutive Merkmale. Brinker (2010: 125) definiert „Textsorten“ folgendermaßen:

      „Textsorten sind konventionell geltende Muster für komplexe sprachliche Handlungen und lassen sich als jeweils typische Verbindungen von kontextuellen (situativen), kommunikativ-funktionalen und strukturellen (grammatischen und thematischen) Merkmalen beschreiben. Sie haben sich in der Sprachgemeinschaft historisch entwickelt und gehören zum Alltagswissen der Sprachteilhaber; sie besitzen zwar eine normierende Wirkung, erleichtern aber zugleich den kommunikativen Umgang, indem sie den Kommunizierenden mehr oder weniger feste Orientierungen für die Produktion und Rezeption von Texten geben.“

      Einige Textsorten wie Kochrezept oder Wetterbericht sind stärker normiert als andere wie Zeitungskommentar oder Werbeanzeige. Die Beschreibung und Abgrenzung der weniger stark normierten Textsorten ist nicht immer leicht. Brinker (vgl. 2010: 125–133) nennt drei Kriterien zur Differenzierung von Textsorten, die allerdings nur zur ersten Orientierung dienen können: (1) Textfunktion, (2) kontextuelle Kriterien (Kommunikationsform, Handlungsbereich), (3) strukturelle Kriterien (Textthema, Form der Themenentfaltung). Mithilfe der Textfunktion wird die Textsortenklasse definiert, mithilfe der kontextuellen und strukturellen Kriterien werden die einzelnen Textsorten innerhalb dieser Klasse differenziert. Für eine genauere Charakterisierung müssen außerdem sprachliche Elemente wie Syntax und Lexik berücksichtigt werden. Brinker (vgl. 2010: 126) teilt den Bereich der Gebrauchstexte in fünf Textklassen ein: (1) Informationstexte (z.B. NachrichtNachricht, Bericht), (2) Appelltexte (z.B. Werbeanzeige, KommentarKommentar), (3) Obligationstexte (z.B. Vertrag), (4) Kontakttexte (z.B. Danksagung, Ansichtskarte) und (5) Deklarationstexte (Testament, Ernennungsurkunde). Texte mit Obligations- und Deklarationsfunktion spielen in der Presse kaum eine Rolle. Dort sind es vor allem Informations- und Appelltexte, die zum Einsatz kommen.

      4.1 Merkmale der Pressetextsorten

      Die Beschreibung der Pressetextsorten muss eine Prototypen-Beschreibung bleiben.