für Wurst- und Fleischprodukte ist ein direkter Einfluss der deutschsprachigen Kolonisten, die in ihre neue Heimat nicht nur viele bisher unbekannte Ausdrücke, sondern auch ihre Erfahrungen in der Verarbeitung von Wurst- und Fleischprodukten mitbrachten (ebd. 176).
Dank der Entdeckung der Mahlgutreinigungsmühle durch Ignaz Paur im Jahr 1810 kommt feines, kleingemahlenes Mehl auf den Markt. Die österreichischen und deutschen Müller haben diese Innovation mit als erste übernommen. Die deutschsprachigen Siedler brachten in ihre neue Heimat diese Technologie mit, die die Zubereitung einer ganzen Reihe von Mehlspeisen ermöglichte:
kro. bakpulver < dtsch. Backpulver,
kro. cvajer < dtsch. Zweier(mehl), grob gemahlenes Mehl,
kro. dunst < dtsch. Dunst 'Mehlsorte',
kro. fil/fila < dtsch. Fülle/Füllung,
kro. flok < dtsch. Flocke,
kro. germa < dtsch. Germ,
kro. germitij/germtajg < dtsch. Germteig,
kro. glazura < dtsch. Glasur,
kro. grif/grifik < dtsch. griffig 'Mehlsorte',
kro. grinc/grincajg < dtsch. Grünzeug,
kro. gris/griz/kriz < dtsch. Grieß,
kro. grizmelj < dtsch. Grießmehl,
kro. gvirc < dtsch. Gewürz,
kro. ingver < dtsch. Ingwer,
kro. lorber < dtsch. Lorbeer,
kro. me(j)la /melja/mel/muntvel < dtsch. Mehl,
kro. mirbetajg < dtsch. Mürbeteig,
kro. pac < dtsch. Beize/Peize,
kro. pajtlin < dtsch. Beutelmehl,
kro. prezle < dtsch. Brösel/Pröslein,
kro. šam < dtsch. Schaum 'Eischnee',
kro. šne < dtsch. (Ei)Schnee,
kro. štaub/štaubcuker/štaubcukar/štaubšećer < dtsch. Staubzucker,
kro. štoverak/štolver < dtsch. Stowellwerke2 'Würfelzucker' u.a.
Außerdem wurden neue Zubereitungsarten von Speisen in die bisher eher einfache kroatische Küche aufgenommen:
kro. ajpaniren < dtsch. einpanieren,
kro. braunati < dtsch. bräunen,
kro. denfati/tenfati < dtsch. dämpfen,
kro. dinstati < dtsch. dünsten,
kro. faširati < dtsch. faschieren,
kro. filati/filovati < dtsch. füllen,
kro. garbati < dtsch. gärben,
kro. pajtlati < dtsch. beuteln,
kro. pohati/pohovati < dtsch. bachen, backen 'panieren',
kraot. poštaubati < dtsch. stäuben,
kro. rašpati < dtsch. raspeln,
kro. restati < dtsch. rösten,
kro. ribati < dtsch. reiben,
kro. špikati/špikovati < dtsch. spicken,
kro. špinati < dtsch. spinnen,
kro. šprudlati < dtsch. sprudeln usw.
Kuchen und andere Süßspeisen werden schon in den Werken kroatischer Schriftsteller aus dem 15. Jh. erwähnt, und im 18. Jh. sind sie in der Küche aller Schichten vertreten (ebd. 12). Aber erst das Erscheinen des Sparherdes mit Backrohr ermöglichte ihre leichtere, häufigere und auch mannigfaltigere Zubereitung. Die erhaltenen deutschen Entlehnungen zeugen davon, dass viele – obwohl aus anderen Sprachen stammend – durch deutschsprachige Vermittlung ins Kroatische übernommen wurden.
kro. buhtla < österr. Buchtel,
kro. firzitšnita < dtsch. Pfirsichschnitte,
kro. grizkoh/koh < österr. Grießkoch,
kro. indijaner < dtsch. Indianerkrapfen,
kro. išler < österr. Ischler,
kro. kifl/kifla < österr. Kipfel/Kipfl,
kro. kitnkez < österr. Kütte + käse, Quittenmus,
kro. krafna < österr. Krapfen,
kro. kremšnita < österr. Cremeschnitte,
kro. kuglof < österr. Gugelhupf/Kugelhopf,
kro. lincer < österr. Linzer,
kro. londoner < dtsch. Londoner,
kro. melšpajz < österr. Mehlspeise 'Kuchen',
kro. milihbrot/ milbrot/milibrot /miliprot/miliprut < österr. Milchbrot,
kro. oberst/obrst < österr. Obers,
kro. pogača < österr. Pogatsche,
kro. puslice < österr. Busserl,
kro. rajskoh < österr. Reiskoch,
kro. šampita/šaumpita < österr. Schaum + türk. pita,
kro. šamšnita < österr. Schaumschnitte,
kro. šamrola < österr. Schaumrolle,
kro. šlag < österr. Schlagobers,
kro. šnenokli < österr. Schneenockerl,
kro. štanglice < österr. Stangl,
kro. štrudla/štrukli < dtsch. Strudel,
kro. tačak < dtsch. Tasche,
kro. tačkerli < österr. Tascherl u.a.
Das Essen wurde in den Großfamilien bei den Kroaten in einer großen Schüssel serviert. Bei den deutschen Kolonisten, die eher in Kleinfamilien lebten, war es jedoch üblich, die Hauptmahlzeit in mehreren Gängen einzunehmen. Darauf lässt sich die Übernahme der Bezeichnungen für Mahlzeiten und Gänge zurückführen (vgl. Ivanetić/Stojić, 2009: 105):
kro. fruštik/fruštuk < dtsch. Frühstück/ Fruhstuck,
kro. gablec < österr. Gabelfrühstück,
kro. jauzn/jauzna < österr. Jause,
kro. nahšpajz < österr. Nachspeise,
sowie Verben wie fruštukati/ fruštukovati, jauznati u.a.
In einige Gegenden Kroatiens gelangten neue Benennungen auch durch deutschsprachige Arbeiter, wie z.B. in Gorski kotar, wohin bayerische Holzhacker das Bohnengericht Bartwichs mitbrachten und die dortige Bevölkerung es als vorbiks entlehnte (Schneeweis, 1960: 27).3
Eine weitere wichtige Rolle spielten deutschsprachige Kochbücher, die es in der Habsburgermonarchie seit 1686 gab. Das bekannteste Kochbuch der Monarchie, jenes der Grazerin K. Prato von 1858, wurde vom bilingualen kroatischen Bürgertum im Original benutzt, obwohl es in alle 16 Sprachen der Monarchie übersetzt worden war. Das erste Kochbuch auf Kroatisch stammt aus dem Jahr 1813 (Rittig-Beljak, 2002: 27ff). Der stärkere Einfluss des Deutschen im Norden hat sich nicht nur auf die Zahl der deutschen Lehnwörter ausgewirkt, sondern hat die gesamte Ess- und Trinkkultur stärker beeinflusst als die der Küstenregion. Letztere zeichnet