gegründet. Heute sollen die Schüler die dänische und deutsche Kultur und Sprache kennen und schätzen lernen. Es ist eine private Schule für die 9. und 10. Klasse mit Internat nach dem Gesetz der freien Internatsschulen (Lov om efterskoler og frie fagskoler). Sie wird teilweise vom Staat unterstützt, und die Eltern bezahlen den Rest. An der Nachschule können die Schüler sowohl das dänische Abschlussexamen mit 9.- oder 10. Klasse-Prüfungen ablegen als auch einen deutschen Hauptschul- und Realschulabschluss erwerben. 2016 schlossen 49 Prozent der Schüler eine gymnasiale Ausbildung an.
Die Entwicklung der Kindergärten
Obwohl die meisten Kinder nicht die Minderheitensprache als Muttersprache haben, kommen sie bereits mit Deutschkenntnissen in die Schule. Diese werden typischerweise ab einem Alter von drei Jahren in den Kindergärten der Minderheit erworben, in denen sowohl Deutsch als auch der dänische Dialekt gesprochen werden. Die Lehrerinnen und Lehrer sprechen Deutsch im Zusammenhang mit Aktivitäten wie Singen, Spielen und Essen, ebenso wie im Dialog mit Kindern, die Deutsch als Muttersprache haben oder seit etwa einem Jahr im Kindergarten sind. Dagegen sprechen sie mit den jüngsten, dialektsprechenden Kindern Sønderjysk. Beim Verlassen des Kindergartens im Alter von sechs Jahren haben die Kinder Deutsch als Minderheiten-Zweitsprache erworben. Im Jahr 2016 hatte der DSSV 20 Kindergärten mit 635 Kindern.
Im Jahr 2004 wurde das Recht der deutschen Minderheit auf eigene Kindergärten von einem Bürgermeister in einer Kleinstadt in Nordschleswig in Frage gestellt. Er schlug vor, den dänischen und den deutschen Kindergarten zusammenzulegen, da ohnehin alle Kinder zu Hause Dänisch sprächen. Die Minderheit lehnte dieses Ansinnen mit Verweis auf die Kopenhagener Erklärung ab und stellte fest, dass die Bildung ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung der deutschen Sprache sei. Im selben Jahr lud ein deutscher Minderheitenkindergarten in einer anderen Stadt die Kinder der Mehrheit ein, in den Kindergarten der Minderheit zu gehen, um eine Zweisprachigkeit in Dänisch und Deutsch zu erwerben. Diese beiden Fälle zeigen, dass die Minderheit einerseits ihre Integrität bewahren will, andererseits aber auch offen für die Mehrheit ist und bereit ist, die Vorteile der Zweisprachigkeit zu teilen. Und es signalisiert, dass Zweisprachigkeit ein erklärtes Ziel der Minderheit ist. Dieses Ziel dürfte ein Grund dafür sein, warum auch dänische Eltern sich für deutsche Kindergärten entscheiden und die Zahl der Kinder steigt.
Ein charakteristischer Trend ist die Offenheit der Bildungseinrichtungen der Minderheit (Kindergarten, Schule, Gymnasium und Nachschule) gegenüber der dänischen Mehrheit. Die Tatsache, dass auch die Eltern der Mehrheit ihre Kinder in die Institutionen der Minderheit schicken, zeigt, dass eine Denationalisierung stattfindet und dass Zweisprachigkeit und der Anschluss an zwei Kulturen für viele Eltern attraktiv sind. Andererseits ist der Rückgang der nationalen Zugehörigkeit auch auf Eltern zurückzuführen, die selbst in die Schulen der deutschen Minderheit gegangen sind. Einige von ihnen wählen eine Mehrheitsschule für ihre Kinder, um sich in die Mehrheitsgesellschaft zu integrieren, obwohl eine Minderheitenschule in der Nähe wäre. Früher hätten die Großeltern gegen diese Entscheidung protestiert, aber wie in einem Interview im Jahr 2012 gesagt wurde, treffen alle Eltern ihre autonomen Entscheidungen (Pedersen 1983–2013). Ein weiteres Beispiel für diese Denationalisierung ist, dass ein Leiter einer dänischen Minderheiteneinrichtung in Schleswig-Holstein 2017 Leiter eines deutschen Minderheitenkindergartens in Nordschleswig wurde. Traditionell standen die Minderheiten beiderseits der Grenze in diametralem Widerspruch zueinander; heute kooperieren sie in Bildung, Politik und finanziellen Angelegenheiten.
4.5 Kulturelles Leben, Verbände, Institutionen und Medien
Der BDN
Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) ist die Hauptorganisation der deutschen Volksgruppe. Er wurde 1945 gegründet und umfasst die Bereiche Kultur, Bildung, Religion, Sport, Soziales und finanzielle Angelegenheiten, Politik und Presse. Alle diese Bereiche haben ihre eigenen unabhängigen Verbände, die Delegierte für die BDN-Versammlung benennen. Name, Zielsetzung und Aufgaben des Bunds werden in der Satzung von 2015 folgendermaßen beschrieben:
Der Verein führt den Namen Bund Deutscher Nordschleswiger. Der Hauptsitz des Vereins ist Apenrade. Ziel und Zweck des Bundes ist – in Übereinstimmung mit der dänischen Verfassung und Gesetzgebung, der Kopenhagener Minderheitenerklärung vom 29. März 1955, der Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten (1998) und der Sprachencharta (2001) – die Förderung der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig und die Mitwirkung an einer einträchtigen Entwicklung des deutsch-dänischen Grenzlandes. (Bund Deutscher Nordschleswiger 2015a: 1)
Der BDN gliedert sich in vier Bezirke (Hadersleben, Apenrade, Sonderburg und Tondern) bzw. 18 Ortsvereine im Jahr 2017. 2015 zählte der BDN zirka 2.800 Mitglieder. Neben dem Hauptvorsitzenden gibt es einen Generalsekretär. Der Hauptvorstand ist das übergeordnete Leitungsgremium und zuständig für grundsätzliche Angelegenheiten sowie für den Gesamthaushalt der Minderheit.
Unter dem Dach des BDN sind die Schleswigsche Partei, der Deutsche Schul- und Sprachverein, der Sozialdienst, die Bücherei, der Jugendverband, der Presseverein, die Nachschule sowie der Ruderverband vertreten. Zentrale Geschäftsstelle des BDN ist das Deutsche Generalsekretariat im Haus Nordschleswig in Apenrade/Aabenraa. In diesem Haus befinden sich auch die Schleswigsche Partei, der Deutsche Schul- und Sprachverein, der Jugendverband, die Bücherei und der Sozialdienst.
Abb. 2:
BDN/SP Struktur1
Neujahrstagung und „Deutscher Tag“
Der BDN hat jedes Jahr zwei Veranstaltungen, an denen die deutsche Minderheit zusammenkommt und sich seinen Nachbarn präsentiert. Im Januar findet eine mehrtägige Neujahrstagung in einer Bildungsstätte des Deutschen Grenzvereins in Sankelmark (bei Flensburg) in Schleswig-Holstein statt. Hierbei treffen sich Gäste des Grenzvereins mit Mitgliedern und Freunden der deutschen Minderheit. Auf dem Programm stehen Vorträge über die Minderheit sowie politische und kulturelle Themen in Dänemark und Deutschland, Diskussionen, gemütliches Zusammensein der rund 150 Teilnehmer und jedes zweites Jahr auch das Kabarett „Heimatmuseum“ mit Parodien über die Minderheit.
Der „Deutsche Tag“ findet immer am ersten Sonnabend im November in der Turnhalle in Tingleff/Tinglev statt.1 Diese Tradition wurde 1921 gegründet und im Jahr 1948 wieder aufgenommen. Vormittags findet eine Informationsveranstaltung mit Referaten zur Situation der deutschen Minderheit und der politischen Lage in Dänemark statt. Nachmittags nehmen rund 500 Gäste der deutschen Minderheit, der Mehrheitsbevölkerung Dänemarks und Schleswig-Holsteins und andere Minderheiten an einer Festveranstaltung teil. Das Programm umfasst einen Festvortrag, Grußworte deutscher und dänischer Politiker und musikalische Beiträge. Das jährlich wechselnde Motto nimmt aktuelle Entwicklungen auf und soll das Selbstverständnis der Volksgruppe ausdrücken. Das Motto von 2017 „Vielfalt wählen – SP unterstützen!” war mit der offenen Werbung für die Schleswigsche Partei ein ungewöhnlich politisches Motto mit Bezug zur Kommunal- und Regionalwahl im selben Monat. Früher waren die Mottos nicht so direkt politisch, sondern unterstrichen eher Werte, wie zum Beispiel „Gemeinschaft stärken – Mitglied werden!“ (2016), „Minderheit: Toleranz und Verantwortung“ (2015) oder „Minderheit: Menschen machen’s möglich“ (2014). Das Motto hängt während der Veranstaltung als Banner in der Turnhalle. An einer anderen Wand hängen die EU-Flagge, die blau-gelbe Flagge der Minderheit, die schleswig-holsteinische, die deutsche und die dänische Fahne nebeneinander. Damit wird symbolisiert, wer die deutsche Minderheit ist, und dass Gäste willkommen sind. In Verbindung mit dem „Deutschem Tag“ finden auch lokale und regionale BDN-Veranstaltungen statt.
Flaggen Deutscher Tag
Deutsche Bibliotheken
Heute gibt es eine Zentralbücherei in Apenrade/Aabenraa und vier Filialen in Hadersleben/Haderslev, Sonderburg/Sønderborg,