Pauline Weiß

Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen


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anhand eines Strukturbaumes erklärt werden. Zudem motivieren Merkmale gewisser Knoten Bewegungen, wie in Kapitel III zur Analyse der Phrasen gezeigt wird.

      Des Weiteren werden die Operationen Merkmalsüberprüfung, Agree und Feature Sharing aus dem minimalistischen Programm übernommen. Merkmalsüberprüfung wird nach Grewendorf (2002) definiert und bedeutet, „… dass ein Element mit zu überprüfenden Merkmalen in die Überprüfungsdomäne eines funktionalen Kopfes mit entsprechenden Merkmalen bewegt wird …“.9 Die jeweilige Konstituente wird also zur Sättigung entsprechender Feature bewegt. Die Überprüfungsdomäne umfasst die Kopf- und Spezifiziererposition sowie Adjunktionen. Die Komplementposition ist ausgeschlossen. Die Operation Agree oder dt. Übereinstimmung ist eine Weiterentwicklung der Merkmalsüberprüfung. Während Merkmalsüberprüfung immer eine Bewegung impliziert, kann Agree auch ohne Bewegungsprozess auskommen. Die Operation stellt „… zwischen den Merkmalen eines lexikalischen Elements α und einem Merkmal F in einer eingeschränkten Domäne eine Relation (Kongruenz, Kasus-„Überprüfung“) …“10 her, wobei eine Kongruenzbeziehung vorgesehen ist. Feature Sharing schließlich betrifft ebenfalls die Überprüfung und Übertragung von Merkmalen. Hierbei wird über Agree zunächst eine Relation zwischen verschiedenen Knoten hergestellt, wobei ein Knoten bereits über das zu übertragende Merkmal verfügen muss. Durch die Etablierung einer Agree-Sequenz kann das entsprechende Feature an andere Knoten übergehen. In Kapitel III wird auf diese Operationen detaillierter eingegangen, ferner wird gezeigt werden, dass ihre Annahme notwendig ist, um adäquate Analysestrategien für die Untersuchungssprachen vorlegen zu können.

      Hinsichtlich des Strukturaufbaus verzichtet der Minimalismus jedoch im Allgemeinen auf Projektionsebenen, Knoten etc. und arbeitet stattdessen mit einem „… mengentheoretischen Algorithmus und operiert allein auf lexikalischen Merkmalen. …“11 Diese Arbeit jedoch untersucht funktionale Kategorien, wobei lexikalische Eigenschaften in den Hintergrund rücken, und arbeitet mit Strukturbäumen. Der Vorteil dieser Diagramme ist die Sichtbarmachung syntaktischer Abhängigkeiten der einzelnen Konstituenten. Die lineare Anordnung der Elemente einer Phrase kann so dargestellt werden. Eine Phrase ist somit eine Konfiguration aus Konstituenten, die in einer bestimmten Weise platziert werden. Dabei bedingt die Funktion die Position des jeweiligen Elementes in der Phrase.

      Ferner wird eine grundlegende DP-Struktur angestrebt, anhand derer die vier Untersuchungssprachen einheitlich generiert werden können. Diese Struktur setzt sich aus Prinzipien und Parametern zusammen. Als Prinzip gelten diejenigen Kategorien, die in jeder Sprache obligatorisch sind, i.e. die DP und die NP. Welche Kategorien die Parameter stellen, wird noch zu analysieren sein. Damit geht der Vorteil einher, dass die DP-Analyse die Annahme vieler verschiedener Positionen bietet, denn die Untersuchungssprachen weisen komplexe Phrasen auf, die sich aus unterschiedlichen Konstituenten zusammensetzen. Eine DP muss neben einem Artikel und einem Substantiv auch Platz für diverse Pronomen, Adjektive, Numeralia, Genitivattribute etc. enthalten können. Es wird angenommen, dass eine DP verschiedene funktionale Kategorien selegieren kann. Funktionale Kategorien werden vornehmlich generiert, wenn sie projizieren bzw. durch phonologisches Material besetzt sind. Aufgrund des Universalitätsanspruchs der generativen Grammatik müssen alle natürlichen Sprachen anhand einer Hypothese generierbar sein. Eine adäquate Analyse muss simpel sein und sich an der Funktion der Konstituenten orientieren.

      I.5 Erläuterungen zu grundlegenden sprachlichen Konzepten

      Eine Untersuchung des bestimmten Artikels muss die Kategorie der Definitheit in besonderem Maße einbeziehen, da dies ein wichtiges Merkmal eines Artikels ist. Daher ist zunächst zu erläutern, wie dieses Konzept in der vorliegenden Arbeit klassifiziert wird. Im Allgemeinen bedeutet Definitheit, dass sprachliche Elemente auf spezifische und identifizierbare Entitäten verweisen. Schon diese knappe Definition macht deutlich, dass Definitheit in verschiedene Unterscheidungsbereiche gegliedert werden kann, u.a. in Referenz, Deixis und Beschreibung durch Identifizierbarkeit. Einerseits wird das Bezeichnete durch den sprachlichen Ausdruck beschrieben und so für einen Hörer oder Leser zuordenbar.1 Andererseits zeigt die Phrase sprachlich auf das Genannte, was durch die Konzepte Referenz und Deixis grammatisch ausgedrückt wird.

      Das Konzept der Deixis interagiert zwar mit Definitheit, ist aber weitaus komplexer. Artikel sind in der Regel schwache Deiktika, doch der armenische Artikel gilt als stark deiktisch und reflektiert ein ausgebautes deiktisches System, das sich durch eine Dreiteilung auszeichnet, die sowohl in der personalen als auch in der objektalen Dimension operiert. Aus diesem Grund ist das Kapitel in zwei Unterabschnitte gegliedert, die die Grundlagen einerseits zur Definitheit und andererseits zur Deixis einführend darlegen.

      I.5.1 Zur Definitheit und Referenz

      Definitheit1 ist die grammatische Kennzeichnung einer Entität als bekannt, wodurch sie in der Welt des Sprechers lokalisierbar wird. Der Terminus definit bedeutet ‚begrenzt‘, d.h. ein definiter Ausdruck sorgt dafür, dass das Bezeichnete durch eine sprachliche Eingrenzung für den Hörer oder Leser konkret bestimmbar wird. Somit referiert das sprachliche Element auf die außersprachliche Welt des Sprechers und Hörers. Dieses Phänomen nennt sich Referenz und wird mit Blühdorn (1995) wie folgt definiert: Sie ist ein „… irgendwie geartete[r] Bezug sprachlicher Zeichen auf Bestandteile der Außenwelt …“.2 Das so Bezeichnete wird Referent genannt. In einem nominalen Ausdruck, der sich aus einem Artikel und einem Nomen zusammensetzt, benennt das regierende Nomen einen Gegenstand oder Zustand etc. in der Welt des Sprechers und der Artikel deutet in dessen Richtung.

      Erfolgreiches Referieren „… hängt vom Grad der Bekanntschaft zwischen Sprecher und Hörer, von ihrem Vorwissen, auch vom situativen Kontext (z.B. davon, was vorher Gesprächsthema war) ab. …“3 Das gemeinsame Wissen zwischen Sprecher und Hörer ist also in jeder sprachlichen Handlung entscheidend. Dabei erfüllt der Artikel eine koordinative Aufgabe, denn der Artikel liefert „… Hinweise auf die Art des Wissens, das zur Referentenbestimmung erforderlich ist. …“4 Ein referentieller Ausdruck ist in der Regel eine Phrase oder ein Satz, einzelne Wörter verfügen nur selten über diese Funktion. So macht ein Artikel aus einem Substantiv erst einen referierenden Ausdruck.

      Wird eine referentielle Phrase zusätzlich als definit markiert, dann handelt es sich um etwas, das entweder zuvor bereits erwähnt wurde oder für die Gesprächsteilnehmer allgemein bekannt sein dürfte. Der Referent der Phrase kann somit vom Hörer eindeutig identifiziert und zugeordnet werden. Ein definiter, referentieller Ausdruck verweist nicht nur sprachlich in die Richtung des Bezeichneten, sondern es handelt sich um etwas ganz konkret Bestimmbares. Das sprachliche Herausgreifen einer spezifischen Entität aus einer beliebigen Menge an möglichen Referenten wird semantische Determination genannt.

      Darüber hinaus besitzt Determination auch eine morphologisch-syntaktische Seite. Determination etabliert eine Relation zwischen dem Nomen und der Kategorie D, i.e. setzt NP und DP in einen Bezug. In der DP werden Definitheitsmarker erzeugt, die den funktionalen Kern der Phrase bilden, dessen Aufgabe es ist, die AGR-Merkmale der Phrase auszulösen. Zudem selegiert die DP das jeweilige Nomen und erscheint mit diesem kongruent, wenn es sich um eine Sprache handelt, in der Determinantien flektieren. Ferner ist es sprachspezifisch, ob Definitheit phonologisch oder morphologisch realisiert wird.

      In der Regel fungiert ein definiter Artikel als default-Definitheitsmarker. Definitheitsmarkierung ist zwar die Hauptfunktion eines bestimmten Artikels, ist aber nicht allein auf diese grammatische Kategorie beschränkt, denn Pronomina oder attributive Elemente können ebenfalls zur Determination eingesetzt werden. So erhält bspw. ein Nomen, das durch ein Possessivpronomen oder ein Genitivattribut spezifiziert wird, einen gewissen Grad an Definitheit. Nomina, die durch weitere Elemente näher bestimmt werden, so dass ihre Referenz stärker markiert wird, werden also auch in gewisser Weise als [+definit] markiert. Gerade in alten Sprachen ist diese Überlegung wichtig, da diese einen Artikel, der in erster Linie Definitheit darlegt, erst ausbilden oder noch nicht besitzen. Dennoch sind diese Sprachen auch in der Lage Definitheit auszudrücken. Eine Phrase ist immer dann definit, wenn der Hörer/Leser einen passenden Referenten ermitteln kann, sei es durch Weltwissen oder durch spezifizierende Elemente.

      Ferner ist für artikellose