Maisie Hill

Superpower Periode


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Lutealphase – vom Eisprung bis zur Menstruation

      Nach der Freisetzung der reifen Eizelle fällt der nun leere Follikel in sich zusammen, entwickelt eine eigene Blutzufuhr und wird zu einer temporären Drüse, die als Gelbkörper oder Corpus luteum bezeichnet wird. Dieser Gelbkörper ist verantwortlich für die Produktion und Freisetzung von Progesteron, dem dominanten Hormon in der Lutealphase. Progesteron ist ein reifungsförderndes Hormon und unterstützt eine Schwangerschaft, sofern sie denn eintritt. Es hat aber noch weitere gesundheitsförderliche Eigenschaften, denn es wirkt beispielsweise entzündungshemmend, beruhigt Nervensystem und Gemüt, verbessert den Schlaf (weswegen Sie womöglich nach dem Eisprung schneller in den Schlaf finden, tiefer schlafen und ab und an ein Nickerchen brauchen), regt den Aufbau von Knochengewebe an und hält das Östrogen im Zaum, indem es einen Mangel oder Überschuss ausgleicht (ein hoher Östrogenspiegel wird mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Gebärmutterkrebs in Verbindung gebracht sowie einer ganzen Palette an Zyklussymptomen, über die Sie mehr in Teil III erfahren).

      Kurze Nebenbemerkung: Wenn Sie hormonell verhüten und „Progesteron“ ein Bestandteil des Mittels Ihrer Wahl ist, können Sie die eben genannten Gesundheitsvorteile leider nicht genießen. Das liegt daran, dass Verhütungsmittel Progestin enthalten und nicht Progesteron; dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Moleküle. Progesteron produzieren Sie nur, wenn Sie ovulieren, was bei der Einnahme der Pille natürlich nicht passiert.

      Mein Spitzname für Progesteron ist der „große Entschleuniger“, denn es lässt uns die Dinge langsamer und vorsichtiger angehen und wir bekommen mehr Lust, zu Hause zu sein und uns auszuruhen. Im Grunde genommen sorgt es dafür, dass Sie für den Fall, dass eine Empfängnis stattgefunden hat, sicher und gut aufgehoben sind. Es lässt im Übrigen nicht nur Sie selbst langsamer werden, sondern auch Ihre Verdauung, und sorgt so dafür, dass Ihr Darm mehr Zeit hat, die Nährstoffe aus dem Essen zu gewinnen und aufzunehmen – schließlich kann es ja sein, dass Sie einen sich entwickelnden Embryo mit durchfüttern müssen. Sie werden auch feststellen, dass Ihr Appetit während der Lutealphase zunimmt, weil Ihr Körper sich schon einmal dafür rüstet, ein Baby heranwachsen zu lassen und unterzubringen. Wehren Sie sich nicht dagegen, denn wenn Sie nicht häufig genug essen, werden instabile Blutzuckerwerte echte Heißhungerattacken auslösen. Achten Sie einfach darauf, nicht ausschließlich nach stark kohlenhydrathaltigen Produkten mit viel Zucker zu greifen, und wählen Sie stattdessen Proteine und komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte und Gemüse.

      Nach dem Eisprung trocknet Ihr Zervikalschleim über Nacht ein und verdickt sich. Er wird pastös und bröckelig und weist eventuell eine leichte Gelbfärbung auf. Sie werden an den Spuren in Ihrem Schlüpfer erkennen, dass der Schleim nun verkrustet. Ihr Muttermund senkt und verschließt sich und wird fester. Diese Veränderungen sind ein sicheres Zeichen dafür, dass Ihr Östrogenspiegel gesunken ist. Wenn Sie in der Lutealphase einen zweiten Schub an feuchtem Zervixschleim mit der Konsistenz von Eiklar erleben, dann zeigt dies keine fruchtbare Zeit an, sondern hat damit zu tun, dass Ihr Progesteronspiegel gesunken ist, während das Östrogen wieder zugelegt hat (allerdings nicht bis zu den Pegeln, die vor dem Eisprung erreicht wurden). Dieser relativ hohe Anteil an Östrogen im Verhältnis zum Progesteron sorgt für einen flüssigeren Zervixschleim.

      Aufgrund der wärmenden Eigenschaften von Progesteron schlägt sich seine plötzliche Produktion in einem Anstieg der Basaltemperatur nieder. Wenn Sie schwanger sind, wird das Progesteron weiter produziert und nach 18 aufeinanderfolgenden Tagen mit einer erhöhten Basaltemperatur sollten Sie von einer Schwangerschaft ausgehen.

      Während sich Ihre Gebärmutter auf eine mögliche Einnistung vorbereitet, bei der sich ein befruchtetes Ei in die Gebärmutterschleimhaut bohrt, schwellen die Zellen in dieser Schleimhaut an und werden so stark mit Flüssigkeit aufgepumpt, dass sie als eine glatte Oberfläche erscheinen und die Schleimhaut eine Dicke von 18 Millimetern erreichen lassen (wie Sie sich vielleicht erinnern, betrug die Dicke zu Beginn des Zyklus gerade einmal 4 Millimeter, also findet da eine Menge Aufbauarbeit statt).

      Findet keine Einnistung statt, beginnt der Gelbkörper sich aufzulösen und ungefähr am 26. Tag eines 28-Tage-Zyklus stoppt er die Hormonabgabe. Die Gebärmutterschleimhaut beginnt mit dem Abbau, was die Menstruation einleitet und die Rückkehr zur Follikelphase.

      Tests zur Vorhersage des Eisprungs

      Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft Klientinnen mit Kinderwunsch mir erzählen, dass sie sich auf diese Tests verlassen, um zu wissen, wann der Eisprung stattfindet und folglich die beste Zeit für Sex oder den Einsatz von Samenspenden ist. Jedes Mal, wenn ich das höre, atme ich tief durch und sage: „Ok, ich kenne da womöglich einen viel einfacheren Weg, wie man die Chancen erhöhen kann, schwanger zu werden.“ Also, liebe Leserinnen, wer wirklich darauf warten will, dass im Fenster des (kostspieligen) Teststicks ein Smiley erscheint, verpasst wahrscheinlich einen großen Teil des Fruchtbarkeitsfensters. Wenn Schleim mit Eiklarkonsistenz vorhanden ist, kann ein Spermium darin bis zu fünf Tage überleben, warum also sollte man die kleinen Kerlchen nicht ein wenig da drinnen herumlungern lassen (darin sind sie eh gut). Diese Tests können einen Eisprung nicht erkennen, denn sie messen nur den Anstieg an luteinisierendem Hormon (LH), der rund 12 bis 36 Stunden vor dem Eisprung stattfindet und ihn letztendlich auslöst. Wenn Sie jedoch nicht häufig genug testen, können Sie den Anstieg verpassen. Sie sind wirklich besser beraten, Ihre Temperatur und Ihren Zervixschleim zu beobachten, was Sie im Übrigen – bis auf den Kauf eines Thermometers – keinen Cent kostet. Nach dem Eisprung steigt Ihre Basaltemperatur durch das Progesteron um rund 0,2°C an, was das Aufzeichnen der Temperatur zu einer hocheffektiven Methode macht, wenn man feststellen will, ob und wann ein Eisprung stattgefunden hat. Auch wenn man den Eisprung hier erst im Nachhinein feststellt, können Sie so nach und nach Ihren Zyklus kennenlernen und für zukünftige Zyklen Ihre Fruchtbarkeit vorhersagen. Bei einigen zeigt sich ein kurzer Temperaturabfall oder „Nadir“ vor dem Eisprung, der ein Anzeichen dafür sein kann, dass dieser kurz bevorsteht.

      TEIL 2

      DIE ZYKLUSSTRATEGIE

      Mit ihrer ersten Blutung erhält eine Frau ihre Kraft.

      In den Jahren, in denen sie blutet, nutzt sie sie.

      In der Menopause wird sie zu ihr.

      – Weisheit der amerikanischen Ureinwohner –

      Nachdem Sie nun wissen, wie Ihr Körper und Ihr Menstruationszyklus funktionieren, wollen wir uns näher anschauen, wie das Auf und Ab der Hormone Ihr tägliches Leben beeinflusst und wie Sie dieses Wissen nutzen können, um Karriere, Beziehungen und Gesundheit zu fördern. Energie, Stimmung, Appetit, Schlaf, sexuelles Verlangen, Kreativität, Produktivität, Konzentrationsfähigkeit, die Lust unter Menschen zu gehen und Ihr Bedürfnis nach Bewegung beziehungsweise Ruhe werden stark dadurch beeinflusst, an welchem Punkt in Ihrem Zyklus Sie sich befinden. Das Leben wird wesentlich einfacher, wenn der Groschen gefallen ist und Sie endlich verstehen, was in den einzelnen Phasen normalerweise abläuft, denn mit dem Wissen um die inneren Abläufe können Sie sich selbst mit Nachsicht begegnen.

      Wie Sie in den folgenden Kapiteln feststellen werden, habe ich den Menstruationszyklus in vier klar unterscheidbare Phasen aufgeteilt, von denen jede einer der vier Jahreszeiten zugeordnet wird:

      • Während Ihrer Menstruation befinden Sie sich im Winter.

      • Die Phase vor dem Eisprung ist Ihr Frühling.

      • Rund um den Eisprung herum herrscht bei Ihnen Sommer.

      • Die prämenstruelle Phase (rund eine Woche, bevor Ihre Regel beginnt) entspricht dem Herbst.

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      Jede Jahreszeit Ihres Zyklus birgt ihre eigenen Superkräfte und Gefahren. Sie werden nicht nur diese kennenlernen, sondern auch erfahren, aufgrund welcher biochemischen Cocktails wir uns im Verlauf eines Zyklus so stark verändern. Und dann nämlich können