Luisa Sturm

Ein ganzes Ja


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haben wir ja etwas gemeinsam …“, flüstert er. Sein Mund berührt meinen Nacken.

      „Hahaha.“ Die Sonne schickt ihre Strahlen direkt auf sein Gesicht, was es leuchten lässt. „Weißt du, was ich mich frage?“

      „Nein …?“

      „Wie lange wir wohl zusammen bleiben.“ Ich stupse ihn mit dem Fuß an. Seine braunen Augen blicken mich lange an und sein Atem stößt kleine Dampfwölkchen in die Luft.

      „So lange du mich willst …“, antwortet er trocken und hebt eine Augenbraue.

      Darauf fällt mir keine Antwort ein. „Mir ist kalt und außerdem müssen wir zurück.“

      Er nimmt meine Hände in seine und pustet seinen warmen Atem langsam darauf. „Besser?“

      Ich drücke ihm einen Kuss auf den Mund. „Viel besser, Herr Sonnberg.“

      „Lass uns zurückgehen. Nicht dass Weihnachten ohne uns beginnt.“

      Mai 1991

      „Ich verstehe nicht, was wir hier auf einer Bank in Lagerlechfeld machen, nachmittags um halb drei?“

      „Ich möchte dir etwas schenken.“

      „Ich hatte im Dezember Geburtstag“, antworte ich skeptisch schmunzelnd.

      „Ich weiß.“

      „Aha und warum ausgerechnet hier?“

      „Das wirst du gleich sehen. Ich habe diesen Ort bewusst ausgewählt.“

      Jetzt verstehe ich nur noch Bahnhof. Was hat Lagerlechfeld mit uns zu tun? „Jetzt sag mir doch endlich, was los ist! Langsam finde ich es echt merkwürdig.“

      Gerade als Erik antworten will, starten zwei Jets des Jagdbombergeschwaders gleichzeitig in die Luft und fliegen eine Linkskurve. Der Abgasstrahl ist deutlich zu sehen und es ist extrem laut.

      „Sieht das nicht großartig aus, Becca? Da werde ich auch einmal drinsitzen.“

      „Sind das Tornados?“

      „Ja. Sie fliegen im low level two ship.“

      „Hä?“

      „Tiefflug Zweier Formation.“

      „Und das wolltest du mir zeigen? Ich meine, das sieht schon cool aus, aber …“

      „Fliegen ist mein Traum. Es wäre schön, wenn du ihn mit mir teilst. Aber ich habe noch einen Traum.“

      „Und welchen?“ Jetzt holt er eine kleine Schmuckschatulle hervor. Er will mir Ohrringe schenken! Oder eine Kette? Eine Uhr? Wie schön! Aber Weihnachten und mein Geburtstag waren doch schon. Ich verstehe gar nichts.

      „Bei dir zu sein. Ich möchte uns beiden das hier schenken.“

      Er schiebt mir die Schatulle hin und ich öffne sie zögerlich. Einen kleinen Augenblick bin ich sprachlos. Damit habe ich nicht gerechnet. Wir sind doch erst neun Monate zusammen. Ungläubig blicke ich ihn an. Ringe! Sie sind wunderschön silbern und glatt.

      „Ich habe unsere beiden Namen eingravieren lassen.“ Langsam und andächtig streift Erik mir meinen Ring über den linken Ringfinger und nimmt meine Hand.

      Glücklich ziehe ich seinen Kopf zu mir und küsse ihn. „Danke! Er ist wirklich sehr, sehr schön.“ Dann nehme ich seinen Ring und streife ihn über seinen Finger. Er grinst von einem Ohr zum anderen. „Aber wir sind jetzt nicht verlobt oder so?“, frage ich vorsichtig. Irgendwie macht mich die Sache ein klein wenig nervös.

      Erik lacht schallend. „Nein. Ich wollte uns beiden einfach nur eine Freude machen. Außerdem wollte ich etwas haben, das uns immer verbindet.“

      „Ah, gut. Ich dachte schon ...“

      „Sieh ihn einfach als Geschenk.“ Er blickt wieder nach oben. „Weißt du was, vielleicht siehst du mich ja mal in einem Tornado Richtung Himmel fliegen?“

      „Ja, das wäre cool. Aber noch bist du kein Pilot und das Auswahlverfahren soll ziemlich hart sein“, entgegne ich mit einem nachdenklichen Blick auf meinen Ring. Er ist schlicht und edel.

      „Du wirst schon sehen“, kontert er verschmitzt und zwinkert mir zu. „Das schaffe ich.“

      Während er lange völlig fasziniert in den Himmel sieht, erfasst mich ein seltsames Gefühl. Ein Gefühl, das Adrenalin durch meinen Körper schießen lässt. So, als ob man mit einem Fahrrad zu schnell einen extrem steilen Berg hinunterfährt, auf dem nasses Laub liegt. Und plötzlich kann man nicht mehr bremsen …

      Juni 1992

      Ich schrecke nervös hoch. „Da war ein Geräusch.“

      „Das war nur der Wind“, antwortet Erik.

      Wir sind in der alten Scheune am Wasserschutzgebiet. Unsere Scheune, die wir während eines plötzlichen Regengusses entdeckt hatten. Wir liegen in Unterwäsche auf einer alten Decke im Halbdunkel und es riecht muffig nach altem Stroh.

      „Becca, komm her.“ Zärtlich streicht er mit dem Fingerknöchel über meine Wange. Er schließt die Augen mit einem Seufzen. „Ich brauche dich.“

      „Ich dich auch.“ Er drückt meinen Kopf wieder auf seine Brust. Er riecht so gut. Ich kann kaum glauben, dass wir schon bald zwei Jahre zusammen sind.

      „Becca, ich will dich. Ich kann nicht länger warten. Ich will dich endlich spüren. Alle anderen in unserem Alter haben es schon getan. Nur du und ich noch nicht.“

      „Ich weiß. Ich habe nur große Angst davor.“

      „Wovor denn? Ich würde dir niemals wehtun.“ Nachdenklich male ich kleine Kreise auf seinen nackten, flachen Bauch. Ich fahre mit meinem Finger die kleinen Wellen seiner Bauchmuskeln nach, bis hinunter zu der Stelle, an der kleine Härchen eine Bahn nach unten ziehen. Ich habe ihn dort schon oft berührt. Langsam lasse ich meine Hand weiter nach unten gleiten und Erik stöhnt hörbar auf. „Oh, Becca …“

      „Ich vertraue dir doch, aber ich habe Angst davor, dass es wehtun wird“, wispere ich.

      „Ich werde ganz vorsichtig sein. Versprochen.“

      „Du kennst doch jeden Zentimeter meines Körpers.“

      „Na ja, nicht ganz. Ein paar Zentimeter kenne ich noch nicht.“ Er drückt leichte Küsse auf meine Schulter. Sein Daumen fährt über meine linke Brust und ein Schauer überkommt mich. Meine ganze Haut prickelt und ich bekomme eine Gänsehaut.

      „Sie sind wunderschön, deine Brüste. So rund und fest … und sie passen genau in meine Hand.“

      „Erik, ich weiß nicht, ob …“

      Erik bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen, dann löst er seine Lippen von meinen und haucht: „Psst.“ Er packt mich mit beiden Händen am Po und zieht mich ganz zu sich. Ganz langsam schiebt er meinen Slip an den Beinen hinunter. Mich überläuft ein wohliger Schauer. Das fühlt sich fantastisch an. Seine Nase berührt meine. Sein Atem geht schneller und ich kann seine Erregung spüren. Im nächsten Moment liegt er auf mir und seine Hände gleiten langsam an meiner Hüfte entlang. Ich habe angefangen leise zu stöhnen. Er presst seine Hüfte gegen meine und wir beginnen uns langsam rhythmisch zu bewegen. Ich schnappe nach Luft. Jede Bewegung löst ein inneres Erdbeben aus. Er öffnet meinen BH …

      „Ich möchte dich endlich spüren. Voll und ganz. Ich will dich. Jetzt“, flüstert er an meinem Nacken.

      Plötzlich bekomme ich Panik, meine Gedanken wirbeln herum wie Federn aus einem aufgeschlitzten Kissen und ich stoße ihn heftig zur Seite. Mir wird kalt und ich habe auf einmal Angst. Hektisch suche ich nach meinem BH.