Juli van Bohm

Sterne, die begehrt man nicht


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er, sich durch diese Taktik nicht aus der Reserve locken zu lassen. Seiner Erfahrung nach konnte es nur schaden, zu redselig zu sein. Klar, auch die Presse wollte leben, aber bitte nicht auf seine Kosten. Erstaunlicherweise schien sie sich unbehaglich zu fühlen. War sein Ruf inzwischen derart ruiniert? Holmes hatte in letzter Zeit mehrfach etwas Ähnliches angedeutet, aber Connor hatte diese Bemerkungen ignoriert. Es war ihm egal. Er dachte schlecht über die Presse, und die Presse dachte schlecht über ihn. Na und! Vielleicht war diese Gleichgültigkeit tatsächlich ein Fehler gewesen? Nun denn, dann würde er sich jetzt eben bemühen, diesen Schnitzer zu korrigieren.

      „Sie haben hoffentlich nichts dagegen, dass ich unser Gespräch aufzeichne?“, fragend blickte sie ihn an und zog vorsichtig ein kleines Aufnahmegerät aus ihrer Tasche. Aha, jetzt kommt sie zur Sache, dachte Connor amüsiert.

      „Natürlich nicht“, er nickte zustimmend. „Tun Sie, was immer Sie tun müssen.“

      Sie blickte ihn herausfordernd an und spielte unbewusst mit einer Haarsträhne.

      „Hassen Sie Reporter?“

      Connor lachte auf. Mit dieser Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet, aber er musste zugeben, sie hatte durchaus ihre Berechtigung. Dann wurde er ernst.

      „Vielleicht“, gab er zu. „Ab und an ist das wohl so. Allerdings ist ‚hassen‘ ein sehr starkes Wort. Ich würde eher sagen, ich kann einige Vertreter dieses Genres nicht besonders gut leiden. Reicht Ihnen diese Antwort?“

      „Gilt das auch für mich? Das macht es nicht unbedingt leicht, ein angenehmes Interview zu führen.“

      „Ich denke, das sage ich Ihnen nach unserem Gespräch oder besser noch, nachdem ich Ihren Artikel über mich gelesen habe.“

      Allmählich bekam er Spaß an der Sache.

      „Nun gut“, tastete sie sich vor und lächelte ihn auf eine so bezaubernde Art an, dass er spontan zurücklächelte. „Dann besteht ja noch die Hoffnung, dass wir ein gutes Interview zustande bringen.“ Sie nippte zaghaft an ihrem Saft. „Werfen wir also einen Blick auf Ihre unglaubliche Karriere, Mr. Leary. Was war Ihrer Meinung nach entscheidend für Ihren beruflichen Werdegang?“

      „Das ist im Grunde ganz einfach. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe die passenden Worte gefunden“, Leary zuckte mit den Schultern. „So war es tatsächlich. Ich habe als Student in den Filmstudios gejobbt, Kabelrollen getragen und anfallende Hilfsarbeiten erledigt. Dann sprang ein Darsteller kurzfristig ab. Scheinbar entsprach ich optisch der Vorstellung des Regisseurs, denn er schlug mich als Ersatz vor. Es folgten ein kurzes Gespräch und einige Probeaufnahmen, und schon nahm eine neue Hollywoodkarriere ihren Anfang. Ganz unspektakulär, nicht wahr. Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht enttäuscht.“

      „Keineswegs“, Emily schüttelte den Kopf. „Es klingt doch recht aufregend, wenn es wahr ist. Allerdings dachte ich bislang, solche Geschichten wären Erfindungen von einfallsreichen Managern.“

      „Ich kann Ihnen versichern, so fantasievoll ist mein Manager in diesen Dingen nicht. Sie können mir also glauben. In Hollywood ist manches möglich.“

      „Was bleibt mir anderes übrig?“, lächelte sie. „Aber lassen Sie uns über Ihren nächsten Film ‚21 Clans‘ sprechen. Es heißt, Sie werden einen Freiheitskämpfer spielen, der im 14. Jahrhundert in Schottland gelebt hat. Liegen Ihnen historische Heldenrollen besonders oder würden Sie gerne einmal einen richtigen Bösewicht verkörpern?“

      „Ja, die Schurkenrolle würde mir in der Tat Spaß machen“, grinste Connor, „aber leider scheine ich diesem Typus nicht zu entsprechen.“

      „Der Vorstellung, die man von einem leidenschaftlichen Liebhaber und Helden hat, wohl eher, wie es scheint?“, Emily blickte ihn fragend an.

      „Meinen Sie?“, Connor fand Gefallen daran, sie ein wenig in Verlegenheit zu bringen. „Es ist halt das, was der Zuschauer in mir sehen möchte. Ob es der Realität entspricht oder nicht, ist dabei völlig unerheblich. Schließlich lebt Hollywood in erster Linie vom schönen Schein.“

      „Wie sieht denn die Realität, sprich Ihr Privatleben, inzwischen aus? Ähnelt es den Ihnen zugedachten Filmrollen?“, sie rutschte nervös auf dem Sofa hin und her. Offenbar schien ihr diese persönliche Frage unangenehm zu sein.

      „Sie meinen sicherlich meine fabelhafte Beziehung zu meiner Ex-Frau?“

      Obwohl Connor sich bemühte, gelang es ihm nicht, seine Verärgerung über ihre Frage zu unterdrücken. Seine Stimme klang gereizt, als er ihr antwortete. „Dazu gibt es wahrlich nichts mehr zu sagen. Die Presse weiß sehr genau, dass ich dabei keineswegs den Helden gespielt habe. Sie weiß übrigens erheblich mehr als ich selbst, wie ich feststellen musste.“

      „Das tut mir leid. Sicher werden Ihnen oft Fragen zu diesem Thema gestellt. Verletzt Sie das?“ Emily blickte ihn verunsichert an.

      Er runzelte die Stirn. „Abgesehen davon, dass es mich allmählich langweilt, weil ich dazu definitiv schon alles gesagt habe, was es von meiner Seite aus zu sagen gibt, gebe ich zu, dass es mich verletzt, wie sehr sich fremde Menschen an meinem privaten Unglück ergötzen können. Es sollte wichtigere und interessantere Dinge im Leben geben als den Beziehungsstress anderer Leute. Denken Sie nicht?“

      Emily hob entschuldigend die Arme. „Schon, aber es gibt doch noch ein Leben nach Ihrer Scheidung. Es könnte ja sein, dass Sie bereits eine neue Liebe gefunden haben. Oder nicht? Bei Ihren Möglichkeiten dürfte das doch nicht schwierig sein?“ Gespannt schaute sie ihn an, wobei offensichtlich war, dass sie sich in ihrer Haut nicht besonders wohlfühlte.

      Sogleich hatte Connor ein schlechtes Gewissen. Schließlich war diese junge Frau nicht schuld an seiner persönlichen Misere. Er reagierte noch immer überempfindlich, wenn die Sprache auf Hannah kam. Es stimmte, es sollte ein normales Leben nach dieser verkorksten Ehe geben. Nur bei ihm schien es noch nicht zu funktionieren. Er blickte in ihre ungewöhnlich grünen Augen, die ihn von Anfang an fasziniert hatten, und beugte sich leicht zu ihr vor. „Glauben Sie mir, sollte ich mich jemals wieder verlieben, werde ich es für mich behalten, solange es eben geht. Die Presse wird es definitiv zuletzt erfahren, das steht fest.“

      „Heißt das, es gibt eine neue Frau in Ihrem Leben?“

      „Kein Kommentar“, Connor lehnte sich wieder zurück.

      Emily konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen. „Ich kann Sie gut verstehen, aber ein paar interessante Neuigkeiten über Ihre Person wären schon schön.“

      „Sie meinen tatsächlich, mich gut zu verstehen?“, zweifelnd blickte er sie an. Er wusste selbst nicht, warum, aber plötzlich war es ihm wichtig, dass sie ihn tatsächlich verstand, dass ihn überhaupt jemand verstand. Vielleicht war es an der Zeit, mit der Vergangenheit aufzuräumen und reinen Tisch zu machen. Er fasste spontan einen Entschluss.

      „Na schön, ich weiß, Sie möchten ein außergewöhnliches Interview, schließlich ist es Ihr Job.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich verspreche Ihnen, Sie werden exklusive Statements von mir bekommen, wenn Sie mir im Gegenzug versprechen, meine Äußerungen weder aus dem Kontext zu reißen noch in Ihrem Sinne zu interpretieren. Leider habe ich diese Erfahrung bei Ihren Kollegen mehrfach machen müssen.“

      Emily nickte zustimmend. Sie schien sich über seinen Vorschlag zu freuen.

      „Dann hoffe ich, mich auf Sie verlassen zu können?“

      Sein Blick versuchte zu ergründen, ob er ihr wirklich trauen konnte.

      „Auf jeden Fall!“, Emily reichte ihm intuitiv die Hand zur Bekräftigung. „Sie haben mein Wort.“

      Er schlug ein, wobei er über ihren festen Händedruck keineswegs verwundert war.

      Lächelnd lehnte er sich zurück. „Dann legen Sie mal los. Sagen Sie mir ehrlich, was Sie besonders interessiert. Ich werde mich bemühen, Ihre Wünsche zu erfüllen.“

      „Hm“, Emily sah nachdenklich aus. Offenbar suchte sie nach einem unverfänglichen Thema, um ihm nicht wieder unbeabsichtigt