Juli van Bohm

Sterne, die begehrt man nicht


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wäre es wohl, Ihnen ein bisschen mehr von meinem neuen Filmprojekt zu erzählen“, schlug er vor. Dann wäre zumindest mein Manager hellauf begeistert.“

      „Gerne, dann legen Sie mal los. Bislang weiß ich nur, dass Sie den sympathischen Helden mimen, obwohl Sie eigentlich lieber ein Bad Guy wären.“

      Connor musste lachen. Er wollte es nicht zugeben, aber er freute sich, dass Emily Simon sich auf seinen Vorschlag einließ. Dabei wusste sie bestimmt genau, wovon der nächste Film handelte. Egal, er begann, sich ein wenig zu entspannen.

      „Wie bereits gesagt. Der Film spielt im 14. Jahrhundert in Schottland. Vielleicht haben Sie schon einmal von Robert the Bruce gehört?“, fragend blickte er sie an, doch Emily schüttelte den Kopf und zuckte bedauernd mit den Schultern. Scheinbar hatte sie sich nicht intensiver mit dem historischen Hintergrund des Films auseinandergesetzt. Doch Connor störte ihre Unwissenheit nicht. Erklärend fuhr er fort: „Während der schottischen Unabhängigkeitskriege war Robert the Bruce Heerführer der Schotten und besiegte in der historischen Schlacht von Bannockburn das englische Heer, das damals von Eduard II befehligt wurde. Bruce hatte nicht überall den besten Ruf, denn er war durchaus grausam und schreckte auch vor Mord nicht zurück. Aber er war auch ein cleverer Stratege und Motivator. Es heißt, dass Mitglieder aus 21 schottischen Clans ihn damals auf dem Schlachtfeld unterstützt haben, was auch den Titel des Films erklärt. Ich spiele einen dieser Krieger. Einen Mann, der nicht nur bereit ist, sein Leben für Schottland zu opfern, sondern auch, sein Herz an eine schöne Frau zu verlieren.“ Er lachte. „Wie sollte es anders sein, schließlich wird in einem Hollywood-Blockbuster neben Mord und Totschlag auch ein bisschen Romantik erwartet. Historisch ist das Ganze relativ frei nacherzählt und längst nicht korrekt, was die Details betrifft, aber hoffentlich sehr spannend und unterhaltsam.“

      Leary war seine Begeisterung anzumerken. „Das Drehbuch ist wirklich gut, auch wenn es jedem Historiker vermutlich Schweißperlen auf die Stirn treibt. Aber ich freue mich darauf, diesen Film zu drehen. Das Team reist für die Außenaufnahmen nach Schottland. Zwar nicht an den Originalschauplatz, aber in die Highlands und an die Küste. Das Ambiente gefällt dem Produzenten besser. Letztendlich ist es auch egal, Hauptsache, die Kulisse wirkt gut auf der Leinwand, der Rest wird dann sowieso im Studio gedreht.“

      „Schottland muss aufregend sein“, antwortete Emily entzückt. „Ich war leider noch nicht dort, aber ich stelle es mir wild und ursprünglich vor.

      „Vermutlich wird es das sein“, Connor lächelte über die Begeisterungsfähigkeit seiner Besucherin und schenkte ihr Saft nach.

      „Darf ich Ihnen noch etwas anderes anbieten?“

      „Nein danke“, sie schüttelte abwehrend den Kopf und fuhr fort. „Dann haben Ihre Fans also die Möglichkeit, Sie im Kilt zu bewundern und wir erfahren endlich, ob Mann was drunter trägt.“

      Sie lachte ihn fröhlich an.

      „Da muss ich Sie enttäuschen“, widersprach er entschieden. „Der Kilt wurde erst deutlich später erfunden und bleibt mir deshalb erspart. Aber wie Sie sehen, kann der Job des Schauspielers gelegentlich seine Tücken haben, also ‚Augen auf‘ bei der Berufswahl.“

      „Was für Pläne hatten Sie, als Sie jung waren? Sie wollten doch offensichtlich nicht immer Schauspieler werden, wenn Sie zuvor studiert haben.“

      „Stimmt. Ich habe Agrarwissenschaften studiert. Ich bin also im Grunde meines Herzens ein Farmer.“ Er lachte. „Hat das Ihre Vorstellung von mir jetzt erschüttert?“

      „Keineswegs“, Emily stimmte in sein Lachen mit ein. „Ich finde, das ist auch ein Traumberuf. Halt ganz anders.“

      „In der Tat, vielleicht hätte das besser zu mir gepasst.“

      „Haben Sie Ihre Frau an der Uni kennengelernt?“

      Vorsichtig tastete sich Emily ein weiteres Mal an seinen wunden Punkt heran. Sein Lachen verstummte augenblicklich und wich einem düsteren Blick.

      „Nein, wir kennen uns schon seit der Kindheit. Sie war sozusagen meine Sandkastenliebe. Eine Zeit lang hatten wir uns aus den Augen verloren, aber wir haben später wieder zueinandergefunden.“ Connor erhob sich, um sich ein Glas Wasser einzuschenken.

      „Apropos Liebe“, fuhr Emily fort. „Mich würde Ihre Einstellung zur Liebe interessieren. Fällt es einem wirklich leichter, sich zu verlieben, wenn man umschwärmt, begehrt und bewundert wird? Oder wird es dadurch immer komplizierter? Wie kann in diesem Umfeld wahre Liebe entstehen? Ist nicht alles furchtbar oberflächlich? Wann wissen Sie, ob Sie als Mensch gemocht oder nur Ihr Image und Ihr Geld begehrt werden? Ich stelle mir das sehr schwierig vor.“

      Nachdenklich ließ er sich erneut auf der Sitzgarnitur nieder und schloss die Augen, um seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen zu lassen. Er seufzte und warf ihr einen Blick zu, der ungewollt offenbarte, wie schmerzvoll seine Erfahrungen gewesen waren. Schließlich beugte er sich vor und nickte zustimmend.

      „Das waren aber eine Menge Fragen. Ja, da liegen Sie nicht falsch. Unsere Branche ist oberflächlich – teilweise jedenfalls. Aber auch wir sind abseits des Sets gewöhnliche Menschen mit ganz normalen Bedürfnissen. Daran ändert der Erfolg nichts. Was die Liebe betrifft, sehe ich es so. Liebe ist etwas Einmaliges, unendlich Wichtiges, nein – ich würde sogar sagen, das Wichtigste im Leben.“ Er lächelte versonnen. „Meine Frau Hannah war für mich lange Zeit eine unerschütterliche Festung, zu der ich nach jedem Film zurückkehren konnte. Wie gesagt, wir kannten uns schon seit der Kindheit. Sie hatte also nichts mit dem Filmbusiness zu tun. Wir haben damals gemeinsam für meinen Erfolg gekämpft, obwohl unsere Pläne ursprünglich andere waren. Sie hat für mich ihre eigene Karriere zurückgestellt. Ich habe das als selbstverständlich angesehen. Ich habe geglaubt, sie sei mein bester Freund. Vor allem habe ich angenommen, das würde immer so bleiben. Und da lag mein Fehler. Ich habe aufgehört, an unserer Beziehung zu arbeiten. Vielleicht übersteht eine wahre Liebe zahlreiche Trennungen und Opfer. Das, was sie und ich für Liebe gehalten haben, hat es jedenfalls nicht überstanden. Es hat unser Verhältnis zerstört, dass ich ständig unterwegs, beschäftigt und abgelenkt war. Während ich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand, hat sie sich gelangweilt und war allein. Sie wollte Aufmerksamkeit, und ich habe sie ihr nicht gegeben. Sie hat sich eine Zeit lang damit abgefunden. Schließlich hat mein Ruhm ihr in dem Maße gefallen, wie er ihr ein luxuriöses Leben ermöglichte. Der Verzicht auf Privatleben und Zweisamkeit, der gleichermaßen damit verbunden war, gefiel ihr allerdings immer weniger. Sie wollte von mir bewundert und begehrt werden – und ich war nicht da, um ihr meine Bewunderung zu zeigen. Was liegt in so einem Fall näher, als sich nach jemandem umzusehen, der einem auf emotionaler Ebene genau das gibt, was man braucht, um glücklich zu sein? Sie hat sich für diesen Weg entschieden, das muss ich akzeptieren. Auch wenn es mir immer noch sehr schwerfällt und unendlich wehgetan hat.“

      Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Vor allem wohl deshalb, weil ihr Lover mein bester Freund war. Auch ihm konnte ich lange Zeit nicht verzeihen. Noch heute stelle ich mir vor“, sagte er leise mehr zu sich selbst, „was die beiden wohl über mich gedacht haben, wenn wir zu dritt unterwegs waren? Sie müssen mich für reichlich naiv gehalten haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann nichts dafür, für mich hat Treue noch einen hohen Stellenwert. Kaum zu glauben, nicht wahr? Aber wenn ich mich für jemanden entschieden habe, dann ohne Wenn und Aber. Vermutlich teilen auch Sie das Vorurteil, dass ein Schauspieler laufend mit attraktiven Frauen flirtet und flüchtige Affären hat.“

      „Haben Sie?“, warf Emily unvermittelt ein.

      „Ich denke, das muss ich nicht wirklich kommentieren.“

      „Warum nicht?“, forderte Emily ihn heraus, wobei ihre leicht zitternde Stimme ihm ihre Nervosität verriet.

      Er stand auf und ging zum Fenster, wobei er ihren Blick förmlich im Rücken spürte. Connor drehte sich langsam um. „Sie sind aber hartnäckig. Ich dachte, ich hätte meine Einstellung gerade unmissverständlich klar gemacht. Aber um Ihre Frage konkret zu beantworten. Nein, habe ich nicht, obwohl es sicherlich genug Gelegenheiten gegeben hätte und immer noch gibt.“

      „Was