Max Nang

Lust Verlust


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in allen Kulturen gerne behaupten.

      Zum Sex gehören auch wichtige natürliche Elemente, nämlich die Lust und der Genuss – nicht nur auf den und mit dem anderen, sondern auch und vor allem mit sich selbst. Wenn man von Lust und Genuss spricht, spricht man auch von Diversität. Erst die Diversität macht die Einfachheit zu etwas Besonderem. Die Vielfalt ist in jeder Hinsicht ein Gewinn. Ein moderner, starker und selbstbewusster Mensch, der seine Stärken kennt, ist vielfältig und demokratisch. Die Polygamie erlaubt diese Möglichkeiten der Entfaltung, die Monogamie ist wie der Kommunismus und lässt den Menschen sich selbst untreu werden.

      In der Monogamie entsteht sehr schnell eine Übersättigung und Abstumpfung. Ich liebe zum Beispiel Mango-Suppen sehr. Wenn ich sie aber jeden Tag esse, kann ich Mango irgendwann nicht mehr sehen, nicht mehr essen und genießen. Wenn ich aber dazwischen immer mal etwas anderes esse und Mango weglasse, habe ich wieder mehr Lust auf Mango-Suppe. So geht es jedem von uns und zwar mit allem, was Genuss bereitet, und genauso geht es uns mit dem Sex.

      „Sex mit jemand anderem“ UNTREUE zu nennen,

      ist schon sehr bezeichnend. Das Wort alleine macht

      Angst und bringt einen in Gewissenskonflikte.

      Schon dieses Wort macht etwas Böses aus dir.

      Untreue war schon in alten Gesellschaftsformen ein Thema, als moralisch verwerflicher Akt, als Unzucht und Sünde, besonders seit der Zeit nach Christus. Die westliche Vorstellung von Sexualität ist sehr von der katholischen Kirche und ihrer kulturellen Entwicklung geprägt. Die katholische Kirche wird ihrerseits sehr stark von Männern dominiert.

      Sex mit verschiedenen Partnern ist aus Sicht der Bibel nicht vorgesehen. Außerehelicher Verkehr ist nach der katholischen Kirche Unzucht.

      So steht es in der Bibel:

      „... so habe ein jeglicher seine eigene Frau und eine jegliche ihren eigenen Mann.“ (1.Kor.7,2).

      Sex mit einem Partner hat seinen Platz nur im geschützten Rahmen der Ehe, oder im erweiterten Sinne nur in einer Beziehung, wie die modernen Menschen das Konzept übertragen haben. Laut der Kirche wird beim Geschlechtsverkehr neben der körperlichen Vereinigung auch eine geistige Vereinigung vollzogen. Es entsteht – ob gewollt oder nicht – eine geistige Einheit und Bindung zwischen den beiden Beteiligten. Deswegen ist es unmöglich, dass man mit einem Menschen Sex hat, ohne sich mit ihm geistig zu vereinen. Dies wird in folgenden Bibelzitaten deutlich:

      „Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, dass sie zu einem Fleische werden. Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.“ (1. Mose 2,24-25) und noch deutlicher in: „Wisset ihr aber nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist?“ „Denn es werden“, spricht Jesus, „die zwei ein Fleisch sein.“

      Weiter heißt es: „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; der Unzüchtige aber sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst angehöret? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlichet Gott mit eurem Leibe!“ (1. Kor 6,16-20).

      Die Untreue als Schande und Sünde zu bezeichnen, war und ist auch ein Instrument, das gegen die Sexualität der Frauen gerichtet wurde und immer noch gerichtet wird. Früher hatten Frauen kaum Recht auf Sexualität. Es war schmutzig, wenn eine Frau beim Sex Lust empfand. Sex wurde wie das Essen betrachtet, das die Frau dem Mann kochen und servieren musste. Frauenlust spielte dabei keine große Rolle. Alles war auf die Männerlust fixiert. Während Frauen zur monogamen Lust gezwungen waren, durften Männer aber ungeniert mehrere Sexpartnerinnen haben. Ein weiterer Beweis für diese Doppelmoral ist die Tatsache, dass es viele „Gottesvertreter“ gab und gibt, die trotz ihrer biblischen Regeln Sex mit anderen Frauen und Männern hatten (und haben).

      Die Frauen kämpften, um sich von dieser Unterdrückung und Bevormundung der Männer zu befreien. Die Männer konnten nicht standhalten, weil es - auch von der Natur aus gesehen - keinen Grund gab, den Frauen bezüglich Lust und Sexualität nicht die gleichen Rechte zu geben. Mit der allgemeinen Emanzipation und Entwicklung hatte man sich nun zumindest öffentlich von der religiösen Begründung der Ablehnung der sexuellen Untreue entfernt. Die Ablehnung wurde nun moralisch erklärt, indem man den Menschen auf eine sehr subtile Art glaubhaft machte, dass Sex und Liebe zusammengehören und Sex nur in der Ehe bzw. in einer Partnerschaft zu genießen sei. Dafür aber musste man auch die Grundidee der Ehe ändern und die Menschen überzeugen, dass man ausschließlich aus Liebe heiratet und die Ehe nun nicht mehr nur eine gesellschaftlich notwendige Lebensgemeinschaft ist. Die Liebe wurde romantisiert. Den inneren Werten und der innerehelichen Sexualität wurde mehr Gewicht gegeben und die außereheliche Sexualität verdammt. Damit hat man das Verhalten der Menschen in Sachen Treue und Untreue in Schach gehalten, aber diesmal mit der Zustimmung der Frauen und fern der Religion. Denn wer will schon akzeptieren, dass die Bibel seine Sexualität mitbestimmt?

      Aber im Endeffekt hat sich nicht viel geändert. Die Männer können weiterhin mehrere Partner haben, mal öffentlich, mal geheim. Mit geschickten Worten und Theorien schaffen es die Männer zu beweisen, dass eine sexuell aktive Frau eine „Hure“ und ein sexuell aktiver Mann ein „echter Kerl“ ist. Ist nicht jeder Mann ein bisschen stolz, wenn man ihn Casanova nennt?

      Wie du siehst: Treue ist nicht mit der Natur der

      Menschen zu erklären, sie ist auch keine

      körperliche Notwendigkeit, sondern nur ein

      Instrument, mit dem die Männer früher versucht

      haben, die Sexualität der Frauen zu kontrollieren.

       Monogamie und die große Lüge und Heuchelei

      Dass man den sexuellen Trieb langfristig nicht nur auf einen Menschen fixieren kann, zeigen sowohl meine eigenen Erfahrungen und Umfragen als auch Umfragen in den Medien. Ich habe seit Jahren über hundert Menschen – Männer und Frauen – zu ihrer Lust, mit anderen Menschen zu schlafen, befragt. Über 60 % der Befragten sagten mir, dass sie mindestens schon einmal fremdgegangen seien (Stand 2017). Von diesen 60% sagten ca. 30%, dass sie es gern getan haben und es öfter tun würden. Über 65% davon waren Frauen und das erstaunte mich sehr. Meine eigenen Erfahrungen gehen in die gleiche Richtung: von hundert Frauen, mit denen ich geschlafen habe, waren mindestens 75 in Beziehungen. Sie waren entweder verheiratet oder fest liiert.

      Repräsentative Umfragen in Deutschland besagen,

      dass mindestens 35% bis 65% der Deutschen

      fremdgehen, dabei stehen die Frauen den Männern

      in fast nichts nach.

      Alle Gelegenheiten werden genutzt, um die Lust auf den „fremden“ Körper auszuleben. Es geht so weit, dass sogar im Kindergarten, an Sportplätzen und in Schulen Eltern vom Deckmantel und Schutz ihrer Kinder profitieren, um Affären zu haben. Es geht sehr versteckt vonstatten, niemand ahnt etwas und keiner würde es jemals zugeben. Diese Verlogenheit stärkt die Lust in der Partnerschaft nicht. Diese Falschheit und Heuchelei sind gerade das, was den Sex in der Partnerschaft tötet.

      Ich habe, als ich an der ersten Fassung dieses Buches schrieb, mit älteren Frauen gesprochen. Es war nicht einfach, in Kontakt mit ihnen zu kommen und über so ein Tabuthema zu reden. Damals (vor 6 Jahren) schaffte ich es aber doch, mit immerhin 21 Frauen zwischen 78-85 Jahren interessante Gespräche zu führen. Mittlerweile habe ich über 100 Frauen dieser Altersgruppe getroffen und mit ihnen über ihre Sexualität gesprochen. Es entstanden sehr interessante und erstaunlicherweise auch sehr offene Gespräche mit vielen Erkenntnissen, die beweisen,