Jacques Varicourt

Parcours d`amour


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Tages den Zutritt in das Reich der Finsternis verwehren, weil Christiana auch den Teufel (nicht Bert Teufel ist gemeint) hintergehen und bescheißen könnte. Daran kann man einmal sehen, dass auch die Hölle nicht jeden so ohne weiteres hinein lässt. Und im Fall von Christiana ist das wohl auch ratsam und empfehlenswert. Arme Teufel, alle miteinander.

      Die andere Extreme ist die zurzeit schwangere Diane. Ebenfalls bei Ingo Wilff seit Jahren angestellt. Die Angestellten arbeiten in Wechselschichten und der Wechsel macht sich bemerkbar. Diane ist ähnlich wie Christiana eine Intrigantin, aber noch um ein vielfaches bösartiger veranlagt. Sie, die mittlerweile über drei Kinder verfügt, Diane ist gerade mal dreißig, ist tätowiert vom Hacken bis zum Nacken, ein abschreckender und unästhetischer Anblick - kotz, kotz, kotz. Ihre von der Natur fehlproportionierte Figur, war immer wieder bestaunenswert, ich meine, wenn man (also ich) über so etwas schreibt, schreiben muss. Schließlich schreibe ich eine Gesellschaftssatire, auf unterstem, und auch auf höchstem Niveau, sofern mir das möglich ist, denn teilweise tun sich wirklich Abgründe auf - man fasst es nicht. Doch will ich nun auf Diane zurückkommen und nicht abweichen. Diane, optisch betrachtet, tja, - ein bäuerliches Gesicht mit ersten Sorgenfalten, sowie ein üppiger, alles überladender Busen zieht ihren Oberkörper, beim Sitzen und beim Gehen, unweigerlich nach vorne. Ihre Beine - dürr wie Besenstiele, sind ebenfalls mit allerlei Tätowierungen verziert. Man hat bei ihr den Eindruck, dass sich ihr Minderwertigkeitskomplex in skurrilen Formen und Schmerzen (durch das Tätowieren meine ich) geäußert haben muss, damit alle Anwesenden, alle Menschen dieser Welt, etwas davon haben. Geschmack ist eben Geschmackssache, kein Geschmack aber auch. Dianes Charakter? Sie hintergeht gerne Leute, redet viel unsinniges Zeug, um von ihrer Unsicherheit abzulenken. Sie „isst“ nicht wie ein Schwein, nein, sie frisst, und sie ist vom Wesen her eins (ein Schwein), diese Diane, die offensichtlich ohne Schulbildung, ohne Erziehung, sowie ohne Anstand, unsere Erde, ich will sagen, unseren schönen blauen Planeten betreten hat, ist eine widerliche, nach Schweiß und nach billig Parfum riechende Schlampe, die einfach nur zum Abgewöhnen ist. Ich versuche das mal so zu erklären: „Wenn Diane am Nachmittag, während ihres Dienstes, auf einem alten, abgestoßenen Teller Mayonnaise und Ketchup sowie Pommes frites zusammen rührt, anschließend mit einer völlig verbrannten Thüringer-Bratwurst garnieren lässt, und dann alles mit mehren Gläsern eiskalter Cola runterwürgt, ja, dann wird dem stummen Betrachter unweigerlich übel. Auch ihr Zigarettenkonsum ist während ihrer Mahlzeiten außergewöhnlich hoch. Primitiver geht`s nimmer! Ärzte, vermute ich mal, werden eines Tages für sie ganz besonders sorgen, wenn sie nach mehreren Lungenkrebsoperationen, Schlaganfällen und Herzinfarkten, aufgrund von Cholesterinproblemen auf der Intensivstation eines Krankenhauses liegt. Gut, dass es in diesem Zusammenhang gesetzliche Krankenkassen gibt. Diane ist die Schlange aus dem Paradies, aus der Bibel, die Schlange die Eva, zu jener, uns allen bekannten, Untat verführt hat. Sie (Diane) kann vermutlich nur Leute ankacken, um sich dann mit einer perversen, diabolischen Freude, im Innern ihres deformierten Körpers die Seligkeit zu verschaffen, die sie offensichtlich so dringend benötigt, um Anerkennung und Vertrauen zu erwecken. Dass sie dieses Vertrauen permanent missbraucht, in den Schmutz zieht, ist eine Geschichte für sich, die werde „ich“ aber nicht schreiben, weil ich von Diane genug ertragen habe, andere übrigens auch. Man geht dieser Person schlicht und ergreifend aus dem Weg. Wenn Diane eines Tages über Bord springt, um ihrem Leben ein Ende zu bereiten, werden wahrscheinlich sogar die Fische sie wieder auskotzen, um Cholesterinprobleme von vornherein zu vermeiden. In diesem Sinne – Mahlzeit. Aber in der Kneipe verrichtet auch eine „Christa“ immer mal wieder ihren Dienst. Sie ist eine in Ehren ergraute, blond nachgefärbte, etwas reifere, Lady. Christa ist das Gegenstück zu Christiana und zu Diane. Sie lächelt stets herzlich, gütig und ehrlich, wenn ein Gast die Kneipe betritt. Bei Christa sind alle Menschen gleich. Christa hat den richtigen Charme, die richtige Liebenswürdigkeit, sie geht auf die Leute, offen sowie spontan, und ohne Vorbehalte zu. Bei ihr zählt nicht das Einkommen eines Gastes, nein, es ist das Gespräch, die Person, das Schicksal welches ein Mensch mit sich führt, das interessiert Christa. Sie hilft mit Rat und Tat, aufgrund ihrer Lebenserfahrung so gut es geht, großzügig ist sie sowieso. Sie ist ein Schatz und immer noch hübsch anzusehen. Sie kann in einem Mann immer noch die Leidenschaft entfachen. Ich genieße es immer sehr, wenn sie mich an ihren Busen drückt und mich liebkost. Ich will sie nicht heiliger machen als sie ist, aber eines ist nun mal klar: Die anderen beiden, Diane und Christiana, haben von dieser reizenden Lady nichts gelernt, sich nichts angenommen und nichts begriffen...

      Diane und Christiana sind die eigentlichen Verlierer in einer Welt, die von gegenseitiger Aufmerksamkeit, Gutherzigkeit und Toleranz lebt. Sie haben verloren, weil Lady Christa all diese Tugenden automatisch mit sich führt, Christa muss sich keine Freundschaft erkaufen, sie muss nicht heucheln, sie ist eine feine Person die meine Wertschätzung hat und immer haben wird. Dieser Meinung sind all die, die sie einmal kennen gelernt haben. Eine tolle Frau, wer sie dennoch nicht mögen sollte, hat eben selber Schuld. Möge Gott sie uns lange erhalten. Kommen wir nun zum Chef des ganzen Ladens - Ingo Wilff. 58 Jahre alt, hektisch, unruhig sowie stets in Eile. Und dabei immer mal wieder, auf den durchgehend, laufenden Fernseher, über der Musik-Box starrend, wenn er Frühdienst hat. Ingo ist ein Sportfan. Er liebt Tennisturniere. Er liebt es, wenn die jungen Spielerinnen durch die Luft hüpfen, wenn der Rock sich dann hebt, wenn die kurzen knappen Höschen sichtbar werden, wenn die prallen Brüste unter den Tennishemden hin und her wippen, ja dann wird Ingo so unglaublich heiß zu Mute, so völlig losgelöst ist er dann. Er genießt, er betet ihn an, den Anblick von jungem, knackigem Fleisch. Seine weit aufgerissenen Augen verraten es - sie glänzen. Mit halb geöffneten Mund, schwer atmend, Schweißperlen auf der Stirn, steht Ingo dann, in solchen Momenten, am Tresen und verfolgt, sichtlich erregt, das internationale Tennis Match. Immer wieder gleitet seine Hand zum Schritt seiner Hose, um, wenn er sich unbeobachtet fühlt, seine sexuelle Erregung zu befühlen, durch leichten Druck mit dem Zeige- und dem Mittelfinger auf die betreffende Stelle. Ingo ist in solchen Augenblicken in einer anderen Welt, seine Gedanken kreisen dann nur noch um ein Thema: SEX. Sex mit Sportlerinnen, mit jungen Tennisspielerinnen, am besten sofort, gleich hier und jetzt auf der Stelle, oder eben nach dem Match - unter der Dusche! Ingo wäre gerne Trainer geworden, aber ihm fehlte die Selbstbeherrschung, seine Geilheit überwiegte. Schon als Jugendlicher trieb er sich auf Sportveranstaltungen in den Umkleideräumen von jungen Frauen herum - als Trainer getarnt. Er war ein Spanner, aber er hatte, trotzdem, immer mal wieder die Idee gehabt „tatsächlich“ Trainer zu werden. Allerdings, er wusste selbst, dass es nicht nur beim Training mit den Frauen geblieben wäre. Dafür war er zu gierig in seinen An- und seinen Absichten, sowie in seinen Veranlagungen und seiner Bereitschaft für junges Fleisch alles stehen und liegen zu lassen. Sein Sicherheitsdenken hielt ihn von derartigen spontanen Entschlüssen ab. Also genießt er seitdem nur noch das „Visuelle Fleisch“, er genießt, was ihn wirklich antörnt, und das ist das, was ihm der Bildschirm rund um die Uhr liefert - Fleisch, Fleisch, Fleisch. Beim Anschauen, beim geistigen Anfassen des Fleisches findet er einen Teil seiner Befriedigung. Aber Ingo hat auch noch eine andere Seite, denn... Ingo ist der deutsche Spießer schlechthin, schnell beleidigt, keinen großen Sinn für aktuellen Humor. Sprachlich, - nicht selten unverständlich für andere, bei seinen häufig, viel zu schnell hervorsprudelnden Wörtern, die er von sich gibt, wenn er aufgeregt ist - aus welchen Gründen auch immer? Ein bisschen zu neugierig ist er außerdem, allzu gerne hält er seine rote Schnapsnase in die falsche Windrichtung. Er hat ein seltsam, unglückliches Geschick dafür, Sachen (Gespräche anderer Gäste) aufzuschnappen, die ihn gar nicht betreffen. Die er dann allerdings, für sich, also gegen sich - gegen seine Person wertet. Dann, in solch, eigentlich, harmlosen Momenten, wird er säuerlich, pampig und plustert sich auf, ernst, nimmt ihn aufgrund dessen niemand mehr so richtig. Aber er lebt mit diesen Eigentümlichkeiten, diesen Gegensetzen, für sich gesehen, recht gut, so ist der Eindruck den er auf mich, und auf viele andere, nach wie vor, macht. Er ist im „Wesen“ Michael Jürf nicht unähnlich, seltsamerweise kommen beide, trotzdem, miteinander, besonders gut aus. Ein weiterer Dauergast der Kneipe und in der warmen Ecke ist: Jürgen Krohm, hierbei habe ich den Namen aus Gründen von eventuellen rechtlichen Schritten gegen mich, die unsere Gesetze erlauben, vorsichtshalber lieber geändert, schließlich will ich berühmt und reich werden. Jürgen Krohm ist ein alkoholkranker, schwachsinniger, hagerer Kollegenanscheißer, mit verkorksten Ansichten und erschreckenden Bildungslücken, die nicht unerheblich sind. Er sieht mit seinem kreisrunden Bart, der seine wulstigen Lippen deutlich