Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


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den Schlauch an, macht Feuer im Kamin, den Kessel anfassend): Er wird schon hoaß! – Also jetzt kommt d'Hauptsach. Wia jetzt der Kessel hoaß wird, also wenn sich der Dampf entwickelt, muß sofort der Wechsel aufgerieben werden, sonst z'reißts an Kessel und mir san alle beim Teufi!

      Wiggerl: Jessas Maria! Wo is denn der Wechsel?

      Kommandant: Ja dös woaß i aa net. Das steht alles ganz genau in der Gebrauchsanweisung drinna.

      Wiggerl: Also schnell! Gebrauchsanweisung her – Wer hat denn d'Gebrauchsanweisung? (Aufgeregt.) I habs net! –

      Kommandant: I aa net! (Aufgeregt) Kreuz Teufi nei, ich hab'n doch grad dag'habt den weißen Zettel da.

      Wiggerl: Den weißen Zettel hab i zum Feuermach'n herg'nomma.

      Kommandant: Jessas Maria g'fehlt is! hoazt der mit der Gebrauchsanweisung ein, jetzt is a Unglück fertig. (Schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.)

      Wiggerl: Laßt halt a neie Gebrauchsanweisung drucka. Oder holts an Hochwürden Herrn Pfarrer.

      Kommandant: Was versteht denn der Herr Pfarrer von'r a Dampfspritzn, wenn scho dös Unglück nimma zum Aufhalten ist, dann müssen wir auf unserm Posten bleiben, wie a Schiffskapitän auf sein Schiff, wenns untergeht. Mir san doch alle Männer, – jetzt reib i halt amol an Wechsel auf – gehts weg!

       (Alle schauen ängstlich aus den Ecken hervor.)

      Wiggerl: Daß d' fei net an falschen Wechsel aufreibst, sonst werst wegen Wechselfälschung no eigsperrt aa.

      Kommandant: Halts Mai, nur die Ruhe kanns machen, also das da is die Dampfuhr!

      Wiggerl: Wieviel is denn?

      Kommandant: Halt doch's Maul, Lehrbua saudummer, das is das Dampfpfeiferl!

       (Kommandant läßt das Pfeiferl ertönen.)

      Wiggerl: A fein – wiar a Lokomotiv!

      Kommandant: Dann is dös der Dampfwechsel, da gibts koan Zweifel! Jetzt reib i amol auf. (Reibt auf, Maschine läuft.)

      Wiggerl: A fein!!! Wunderbar – – –.

      Kommandant: Und der Haufa Dampf, wo scho drin ist. (Macht Deckel auf.) Jetzt läut i der Mannschaft, daß mit'n Schlauch komma. (Läutet – die Mannschaft kommt und arbeitet.) Freistehende Leiter aufstellen! (Geht ins Haus, schaut bei den Flammen Die Flammen sind aus gelbem Seidenpapier gemacht und werden von einem Ventilator bewegt. heraus.) Herrgott, is da hoaß herin, wie im Fegfeuer. Jetzt wär halt a frische Maß Bier recht. (Geht wieder aus dem Haus. Zu Wiggerl.) Wer hat denn die freistehende Leiter ans Haus gloant, na is doch koan freistehende Leiter mehr, a so a Leiter nimmt ma, ziehts nur ausananda (Wiggerl läßt die Leiter aus). Au! Au! Du hast mir d'Finger eizwickt! (Läuft dem Wiggerl nach, Wiggerl steigt auf die Leiter, Kommandant will auch hinaufsteigen. Wiggerl tritt dem Kommandant auf die Hand.)

      Kommandant: Au, au, Wiggerl geh runter, du stehst auf dem Ding droben.

      Wiggerl: Auf der Leiter?

      Kommandant: Naa, auf den –

      Wiggerl: Sprossen?

      Kommandant: Naa, auf meiner – – – mir fällt der Name nie ein, au, au, au, auf meiner Pratzen.

      Wiggerl: Jessas, dös hab i net gwußt.

      Kommandant: Ja hast du denn dös net gspürt?

      Wiggerl: Ja woher! Du hast es gspürt!

       (Kommandant geht rücklings und stößt mit dem Photograph zusammen.)

      Photograph: Guten Tag, meine Herrschaften! Verzeihen Sie, wenn ich störe. Ich bin Spezialphotograph der Illustrierten Zeitung. Ich mache speziell Spezial-Aufnahmen von aktuellen Ereignissen, wie Eisenbahnunglücke, Schiffszusammenstöße, Fliegerabstürze, Feuersbrünste, Hochzeitsfeierlichkeiten und sonstigen Unglücksfällen. Ich komme nirgend zu spät. Ich habe schon die größten Explosionskatastrophen drei Tage vorher aufgenommen. Gestatten Sie, daß ich von dem Feuer schnell eine Aufnahme mache. (Zu Wiggerl.) Verzeihen Sie, sind Sie der Herr Kommandant?

      Wiggerl: Nein, ich bin der Feuerwehrlehrbub. Ich bin nur der junge Spritzerl – Das is der Kommandant. Lach doch net so, der will mit dir reden, sags doch, daß du der Kommandant bist.

      Kommandant: Sie wünschen?

      Photograph: Ich möchte Herrn Kommandant nur fragen, ob ich von diesem Großfeuer eine Aufnahme machen kann?

      Kommandant: Ja natürlich! Was wollen S'?

      Photograph: Ich mein, ob ich das Feuer abnehmen kann.

      Kommandant: Ja, das können wir leider nicht verkaufen, das g'hört der Huberbäuerin.

      Photograph: Also, ich mach schnell eine Aufnahme – vielleicht möchten sich die Herren gruppieren?

      Kommandant: Ah, habts ös ghört, die Herren sollen alle krepieren!

      Photograph: Nehmen Sie bitte einmal alle eine Stellung ein – so, Sie daher – Sie dorthin – – – der Herr Kommandant lehnt sich vielleicht an die Dampfspritze an, das wird sich gut machen.

      Kommandant: Au! Au!

      Photograph: Haben Sie sich verbrannt?

      Kommandant: Gekühlt hab ich mich am Dampfkessel!

      Photograph: Vielleicht lehnen Sie sich hier an.

      Kommandant: Sakra, das draht sich.

      Photograph (gibt Stellung an): Also bitte, recht freundlich – 1 – 2 –

      Wiggerl: Halt, ich muß mich zuerst noch schneuzen.

      Photograph: Also jetzt 1 – 2 –

      Kommandant: Schneuzen muß sich der Lausbub unterm Photographieren!

      Photograph: Ach, jetzt haben Sie wieder gewackelt.

      Kommandant: Ja, 's Feuer wackelt ja auch.

      Photograph: Ja, kann man denn das Feuer nicht einen Moment aufhalten?

      Wiggerl: Natürlich, da brauch i bloß an Ventilator ausschalten. – (Schaltet aus.)

      Photograph: So ist's gut, also bitte, jetzt ganz ruhig.

      Kommandant: Naa, i mag nimma! (Geht vor zur Rampe – geht wieder zurück und sagt dem Wiggerl leise was ins Ohr.)

      Wiggerl: Ah, deswegen!

      Photograph: Warum will er denn nicht?

      Wiggerl: Er mag nicht, daß man ihm beim Photographieren zuschaut, jetzt geniert er sich, weil ihm die Leut im Parkett alle zuschau'n.

      Photograph: Was für Leut?

      Wiggerl: Das Theater-Publikum!

      Photograph: Das ist doch sehr einfach – da laß ma halt den Vorhang runter.

      Kommandant: Ja, dann mag ich! –

       Vorhang fällt.

      Zwangsvorstellungen