Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


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werden sollen, so könnte man in Verlegenheiten absoluter Eindeutigkeitsformen einen Vergleich von eminenten Störungen charakteristischer Persönlichkeiten geben, wie dieselben schon in Urformen geistiger Kapazitätskuriositäten mehr oder weniger Bedeutung zum Ausdruck gebracht haben, ohne eine Weltumsichtigkeitsparallele in vollem Einklang von Individualitätzirkulationen der Zentralstätte der menschlichen Gesinnungsprinzipien den Einschlag in höhere Dimensionen seitens der Struktur männlicher und weiblicher Wesen zu demitieren. Spinozza und Nietzsche waren schon der konträren Meinung, daß Strahlen der ausgedehnten Zellenstaathormone keinerlei Anhalt geben, die Gehirn- und Seelengleichheiten gleichgeschalteter Pygmäen von Spannungszentralen einer Wechselwirkung unterliegt, die bei Pessimisten und Optimisten zu Tage treten und eine Klugheit bei den einen wie bei den anderen Charakterindividuen in Erscheinung treten lassen, die die Wissenschaft von heute immer vor ein unlösliches Problem stellen. Und so kann man nun ruhig annehmen, daß das Problem zur Erforschung, ob Optimismus die Schlußforderung zur Klugheit bindet, als gelöst und zwar als ungelöst erscheint.

      An einen Apotheker

      Sie waren einmal so unverschämt und schenkten mir 2 Schachteln Hellamon, gegen neuralgische Kopfschmerzen. Da ich momentan wieder so unverschämte Schmerzen habe, gestatte ich Ihnen, noch einmal so eine Unverschämtheit zu begehen. Sonst nichts Neues. In München hat es heute vormittag 11 Uhr vier Grad Kälte, wenn Sie es nicht glauben, schicke ich Ihnen ein Barometer.

      Das Erdbeben

      A.: So so, Sie haben von den letzten Erdstößen garnichts bemerkt?

      B.: Garnichts – ich bin nämlich Flieger.

      An einen Gratulanten

      Ein Berliner sandte an Karl Valentin ein Telegramm mit dem klaren Wunsch: »Fröhliche Weihnachten!« – Und Valentin antwortete:

       München, Weihnachten 1928.

       Lieber Wilhelm Schulze!

       Wenn ich nicht bestimmt wüßte, daß mich Ihr an mich gerichteter Brief, vielmehr gerichtetes Telegramm sehr gefreut hätte, würde ich mich darüber vielleicht geärgert haben, denn es hat, ohne Sie wenigstens zu beleidigen, vor und auch nach Ihnen schon Weihnachten gegeben, ein unblöder Mensch, für den Sie sich halten, wird, wenn er wirklich einem anderen fröhliche Weihnachten wünscht, unbedingt die Jahreszahl... hinter »Fröhliche Weihnachten« schreiben – da sonst der, der das Telegramm empfängt, sich es nicht enträtseln kann, welches Weihnachten der Entsender meint. Es wäre wohl absolut nicht mit großen Kosten verbunden gewesen, wenn Sie die vier Buchstaben 1928 beigefügt hätten, schon deshalb, weil uns dadurch stundenlanges Studieren erspart geblieben wäre. Daß Sie mit Ihrem schriftlichen Zuruf Weihnachten 1927 gemeint haben, dafür halte ich Sie zu fortschrittlich. Daß Sie 1930 gemeint haben, dafür halte ich Sie wieder zu rückständig ... Den goldenen Mittelweg sind Sie ja noch nie gegangen, das hat sich ja gezeigt, als Sie kürzlich vor ungefähr ... Schweigen wir lieber darüber. Es war Ihrerseits eine freundliche Schuftigkeit, mich nächtlicherweile mit einem Berliner Telegramm zu erschrecken. Mein erster Schreck war sofort: Um Gotteswillen, ein Engagement nach Berlin. Manch anderer Artist erschrickt, wenn er plötzlich ... kein Telegramm erhält. Sonst nichts Neues – Die Frau Wiesböck, die 6 Jahre in unserm Hause wohnte, ist ausgezogen, in die Ickstattstraße 19/3 ... Weil von da aus ihr Mann nicht so weit in die Fabrik hat. Es grüßt Sie, mit aller

       Herrlichkeit Ihr Karl Valentin Lisl Karlstadt

      Bei Benz

       Bekannte Kleinkunstbühne in München

      32 Jahre nach dem deutsch-französischen Kriege 1870/71, also im Jahre 1902, trat ich zum ersten Male bei Benz auf und gleich nach dem Auftreten sofort wieder ab. Mußte ich doch vor meinem Solo dem Herrn Besitzer Benz zuerst meine drei Vorträge vorsingen. Der Humorist Hermann Strebel war bei diesem Akt auch mit anwesend und als ich in meinem Zungenfertigkeitskouplet »Was man alles machen kann« – die Stelle passierte – »der Hafner macht den Hafen und das Kind, das macht hinein«, da schrie mich Direktor Benz an wie ein Feldwebel: »Was fällt Ihnen ein, bei meinem Elite-Publikum, solche Schweinereien usw.« Die anderen zwei Vorträge traute ich mir nun gar nicht mehr zu singen, denn ich hatte als Anfang schon das dezenteste herausgesucht. Es blieb also nur bei der Probe, aber ich war überglücklich, bei Benz wenigstens Probe gesungen zu haben, denn das war in der Münchner Artistenwelt schon ein Ereignis. Tatsächlich hatte das Haus Benz in ganz Deutschland einen Weltruf (alle ersten Kapazitäten wie Karl Maxstadt, Papa Geis und die ersten Berliner Varietéstars waren bei Benz engagiert).

      Im Jahre 1911 war ich abermals bei Benz engagiert und sollte da mit meiner neuesten Nummer als Schwerer Reiter mit dem Holzpferd ein einmonatliches Gastspiel geben. Bei den Proben am Nachmittag erblickte Papa Benz vor der Bühne meine große Trommel, die ich zum Auftreten benützte – er wäre beinahe aus der Haut geschlüpft – raus mit der großen Trommel aus meinem Haus, im Haus Benz eine große Trommel, das wäre ja eine Katastrophe. Die Trommel mußte weg. Zwischenzeit 1911-1919. Von 1919 bis heute – was wäre das Haus Benz ohne große Trommel, dem Symbol der Jazzmusik – aber so ändern sich die Zeiten. Zwei Monate lang sang und blies ich mit dem dicken Bombardon den Schweren Reiter zum allgemeinen Gaudium.

      Für 1. August 1914 war ich wieder bei Benz engagiert. Eine Revue »Im Lande der Kastanien« sollte einstudiert werden, mehrere Nachmittage wurde fest geprobt, bei der sechsten Szene, die im Parkett spielte, kam ich als spanischer Stierkämpfer auf einem Pferd aus Pappe geritten, zwei Pikkolos schlüpften in das Innere des Pferdes und trugen mich mit kühnen Sprüngen dem ebenso aus Pappe lebend dargestellten Stier entgegen – mitten im Kampfe ein Trommelwirbel aus der Ferne? ... Wir unterbrachen die Probe und eilten auf die Straße, da stand, von einigen Passanten umgeben, ein Trommler, der den schaurigen Wirbel geschlagen hatte, und neben ihm ein Sergeant, der folgendes vorlas: »Im Namen Seiner Majestät, König Ludwig III. von Bayern – Frankreich hat heute an Deutschland den Krieg erklärt usw.« Schweigend gingen wir in das Haus zurück, die Probe war aus und acht Tage später gingen schon mindestens zehn Männer aus dem Hause Benz hinaus und sangen mit Blumen geschmückt: »Ich hatt' einen Kameraden.« Vierzehn Tage nach Ausbruch des Krieges durfte, um den in der Heimat weilenden Artisten, Schauspielern usw. Verdienstmöglichkeit zu geben, wieder gespielt werden mit der Bedingung, zeitgemäße Darbietungen zu bringen. Jeder Theaterdirektor empfahl vaterländische, patriotische Darbietungen zu bringen. Auch ich mußte, obwohl es eigentlich von mir als Blödsinn-Interpret niemand gewohnt war, auch ernste Sachen bringen, so unter anderem eine Kriegsmoritat. Der Erfolg war groß und zwei Monate sang ich als Komiker traurige, ernste Vorträge. Da kam wieder ein Befehl von der Direktion, man soll den Humor walten lassen in schwerer Kriegszeit und die Menschen aufheitern mit lustigen Darbietungen und das war gut, haben wir es am besten erlebt, als wir bei 120 Lazarettvorstellungen den kranken, verwundeten Soldaten mit unseren humoristischen Darbietungen gute Dienste geleistet haben. Einige große Persönlichkeiten der Münchner Hofbühne trugen den kranken Soldaten blutige Schlachtgedichte vor und wir machten ihnen im Gegensatz, lustige, harmlose Späße vor, und da meinte ein Hauptmann im Marslazarett, indem er mir die Hand drückte: » Ihre Sachen sind die beste Medizin für unsere kranken Soldaten.«

      Noch etwas über Papa Benz selbst. – Ich frug einmal seinen ältesten Oberkellner: Wie kommt es, daß Herr Benz einen Tag so überaus freundlich ist mit mir und am andern Tag schaut er mich gar nicht an? – Ja, sagte er, das richtet sich ganz nach dem Geschäft. – Er war das Gegenteil von Hans Gruß – wenn Herr Direktor Gruß im Deutschen Theater lächelnd und lieb in die Garderobe kam, wußten wir bestimmt, daß das Theater leer war. Tobte er aber auf der Bühne wie ein Wilder, war ausverkauft. – Papa Benz war eine originelle Persönlichkeit, klein, dick, körperlich auf der Höhe, nur einen geistigen Defekt hatte er aufzuweisen, er hatte den Umbaufimmel. – 30 Jahre lang wurde umgebaut, mal außen, mal innen, bald war die Bühne in der Ecke, dann wieder in der Mitte, bald spielte die Musikkapelle